RunSschau.

Die finanzielle und wirtschaftliche Stärke der kriegsühreuden Parteien.

In dem ungeheuren Kriege, welcher infolge der Haß, Neid- und Banditenpolitik unserer Gegner über Europa und auch über unser geliebtes Vaterland hereingebrochen ist, werden nicht nur die Waffen und die Tapferkeit der Soldaten, sondern auch die finanziellen und wirtschaftlichen Mittel der krieg- führenden Parteien entscheiden, denn nach einem alten Erfahrungssatze braucht man zum Führen eines Krieges viel Geld und immer wieder Geld und immer wieder Geld. Nun ist aber in jedem Kriege und zumal in dem Weltkriege, der jetzt Europa heimsucht, jede kriegführende Macht in der Haupt­sache auf ihre eigene finanzielle und wirtschaftliche Kraft angewiesen, denn das Ausland wird jetzt sich hüten, sein Geld an eine kriegführende Macht zu verborgen. Da hat es nun ein gütiges Geschick ge­fügt, daß Deutschland mit außerordentlich großen finanziellen Machtmitteln in den Krieg zieht, neben den 5 Millionen Soldaten, welche Deutschland in , erster Linie den Feinden entgegenwnft, helfen auch 5 Milliarden Mark den großen Krieg unterstützen. Der Reichstag hat diese riesenhafte Kriegsanleihe glatt bewilligt, und die deutsche Reichsbank und die übrigen deutschen Banken nebst der deutschen Kapita- listenwelt werden diese Mittel beschaffen. Es ist nur zu wünschen, daß das Publikum keine unnütze Furcht im Geldverkehre zeigt, dann wird Deutschland seine finanzielle Stärke auch in diesem schrecklichen Kriege zeigen. Nicht so gut wie in Deutschland sind die finanziellen Verhältnisse in Oesterreich. Ungarn, aber Oesterreich-Ungarn befindet sich doch auch in noch günstigen finanziellen Verhältnissen, denn Oesterreich-Ungarn konnte in der letzten Zeit aus laufenden Einnahmen Staatsschulden tilgen. Der zweite Bundesgenosse Deutschlands, Italien, blickt auch auf recht gute finanzielle Verhältnisse, denn Italien konnte den Zinsfuß für seine Staatsanleihen durch die sogenannte Konvertierung vermindern und damit seine gesamten finanziellen Kräfte heben. Von unfern Gegnern steht England infolge seiner Sonder­stellung in der Welt finanziell am kräftigsten da, dagegen zeigen aber die beiden anderen Gegner Deutschlands, Rußland und Frankreich, notorische finanzielle Schwächen. Niemand hätte es früher für möglich gehalten, daß die Finanzen Frankreichs in den letzten Jahren so schwach geworden sind, daß die französischen Banken sich bei dem Ausbruche des Krieges in einem Zustande einer großen Angst und Panik befinden. Es kommt mit daher, weil Frank­reich zuviel Geld im Auslande, zumal in Rußland und Südamerika festgelegt hat, und weil sich Frank­reichs innere nationale Arbeit im Bezug auf Industrie und Handel nicht entwickelt hat, wie es in Deutsch­land in so großartiger Weise der Fall ist. Von Deutschlands drittem Gegner, von Rußland, hat man die Ueberzeugung, daß Rußland aus eigenen Mitteln die ungeheuren Kosten eines großen Krieges nicht lange aufbringen kann, denn Rußland befindet sich schon lange in dem Zustande eines verschleierten Staatsbankerottes, den es nur durch fortwährende Anleihen bei Frankreich hintenan halten konnte." Der Krieg kann also in Rußland in einem vollständigen finanziellen Zusammenbruche endigen. Nach der Bemessung der finanziellen und wirtschaftlichen Kräfte liegt also die Stärke auch bei dem Dreibund Deutsch­lands, Oesterreich-Ungarns und Italiens und nicht bei dem Dreiverbände Frankreichs, Rußlands und Englands. Mag diese hochwichtige Tatsache auch dazu beitragen, unserer gerechten Sache den Sieg zu verleihen!_

Aus Bühl schreiben dieBad. Nachr.": Trotz der lobenswerten Mahnungen der Presse, keine amt­lich nicht verbürgten Gerüchte zu verbreiten, muß man doch auch in hiesiger Stadt immer wieder von solchen hören, sowohl über Kriegsereigniffe im all­gemeinen, als über einzelne Personen, die im Felde stehen. Mehrfach find deswegen bereits einzelne amtliche Warnungen erteilt worden. Das Großh. Bezirksamt teilt nunmehr mit. daß, wenn dieser unwürdige und gefährliche Unfug nicht aufhört, jeder solche Schwätzer unnachsichtlich sofortige Einsperrung als Ordnungsstrafe zu erwarten hat. Die Ver­breitung solcher Gerüchte kann aber auch weiter unter die Strafbestimmungen des Kriegszustandes fallen, die als Bekanntmachung des kommandierenden Generals des 14. Armeekorps öffentlich angeschlagen sind; dann haben die Täter Gefängnisstrafen bis zu einem Jahr, eventuell noch höhere Strafen zu er­

warten." Wir geben diese Notiz als Warnung auch für das hiesige und auswärtige Publikum weiter.

Warnung. Die Truppen, die nach dem west­lichen Kriegsschauplatz ziehen, seien darauf aufmerk­sam gemacht, daß in Frankreich die Häuser vielfach Falltüren nach dem Keller haben, und zwar oft mehrere in einem Bau. Auf diese Weise wurde 1870/71 unseren braven Kriegern mancher Hinter­halt gelegt, der, dem Auge entzogen, im Keller lauerte. Auch vor den Wandschränken sei gewarnt. Es gibt in jedem Haus sichtbare Wandschränke, aber auch, dem hinterhältigen Wesen der Franzosen an­gepaßt. viele versteckte Hohlräume. Und dann mögen sich die Krieger auch vor den offenen Vorräten und vor der Absynthflasche, die in jedem Haus zu finden ist, hüten. Die Angehörigen unserer Krieger mögen diese Warnung der im Feld Stehenden übermitteln. Diese Warnung sollte von allen Blättern nach­gedruckt werden.

Der Weltkrieg.

Schon ist entfacht der Weltenbrand!

Welch' unheilschwang're Wolke Schwebt über Dir, mein deutsches Land, Mein heißgeliebtes Vaterland'

Und über Deinem Volke!

Im Westen fängt der gail'sche Hahn,

Wie schwoll der Kamm ihm wieder,

Gar fürchterlich zu krähen an.

Wie sträubt sich wiederum bergan.

Voll Kampflust sein Gefieder.

Umsonst war unser redlich Müh'n Den Nachbar zu versöhnen Nur auf Revanche ging sein Sinn.

Sein ganzes Tun und Streben hin Und frech uns zu verhöhnen.

Der Dschendelmän aus Albion Läßt auch sein Banner flattern.

Der Pfeffersack berechnet schon Wie er dereinst als Judaslohn Das Beste mög ergattern.

Schnöd hat der neid'ge Nimmersatt Zersprengt des Blutes Bande,

Es brenne seine schwarze Tat Ihm auf der Seele, sein Verrat.

Fluch ihm und ew'ge Schande!!

Schon trottet auch von Osten her.

Zu dem Konzert als Dritter,

Uns zu erdrücken plump und schwer.

Der sogenannte nord'sche Bär,

Der tück'sche Moskauiter.

Anstatt der Arglist und dem Trug Gewissenhaft zu wehren.

Verfolgt er zinisch Recht und Fug,

Obschon er mehr hätt' als genüg Vor seiner Tür zu kehren.

Auch Zaunköniglein Nikita Beliebt es nachzuflöten:

Nur keine Angst! Bin auch noch da.

Und euch mit meiner Hilfe nah.

Wenn ihr in großen Nöten.

Nun Väterchen magst ruhig sein Und mach dir keine Sorgen,

Greift Nik. mit seiner Macht erst ein,

Dann lichten sich der Feinde Reihn Wie bist Du wohl geborgen! I I?

Solch Potentätchen mancherlei Noch wären aufzuzählen.

Die sich voll Gift und ohne Scheu Erkühnen, frech den deutschen Leu,

Wie Pinscher, anzubellen.

Wohlan! zeigt ihnen deutsche Art l Wie stets; den noblen Vettern,

Ums deutsche Banner treu Euch schart.

Der Einheit Kitt, er wird erst hart Und fest in Kriegeswettern

Drauf nun, in Gottes Namen drauf.

Daß rings die Splitter fliegen.

Zög' alles gegen uns zu Haus Gar Teufel aus der Höll herauf:

Wir sterben oder siegen"III Höfen. Sch.

vermischtes.

Backnang, 19. Aug. Ein hiesiger Landwehr­mann wurde bereits zweimal eingezogen, aber jedesmal wieder entlassen, weil keine Hosen zu finden waren, die groß genug waren, seines Körpers umfangreiche Rundung zu bedecken. Wer erinnert sich da nicht an die Geschichte vom Rößleswirt von Cannstatt.

E bißle Deitsch kenne se scho". Man schreibt uns: Während meines Bahnhofdienstes be- wiatete ich einige brave Württemberger, die auf der Durchreise hier waren. Da zeigte mir einer der Tapferen, die schon eine Schlacht hinter sich hatten, zwei erbeutete Schimmel. In der Unterhaltung über die Pferde meinte der Württemberger:Ha, jo, in de erschte Tag Hab i mei Gschäft g'hett mit dene Heilandsakrament, se hawe mi nett verstände, jetzt gehts scho besser, e bißle Deitsch kenne se scho."

Von unseren Ulanen. Ein junger preußischer Offizier berichtet demTagblatt für Litauen": Ein Ulan steht ganz allein auf Posten; sein Pferd hatte er in einem Garten stehen. Er hatte nur noch fünf Patronen. Da kommt eine russische Kosakenpatrouille von sechs Mann auf ihn zu. Er bleibt ruhig stehen und schießt, abgesessen natürlich. Er schießt den ersten runter, den zweiten, den dritten, den vierten. Die russischen Kerls haben nun bemerkt, daß er nur ein einziger ist. Sie wollen ihn also angreifen. Er schießt mit seiner letzten Kugel auf das Pferd eines der beiden, so daß der Russe unter das Pferd kommt; den letzten sticht er tot. Als der unter dem Pferd Liegende hervorgekrabbelt ist und auf ihn losgeht, sagt der brave Ulan (ein Rekrut übrigens):Da ich keine Patrone mehr habe, muß ich dich totftechenl" Gesagt, getan I Der Mann ist sofort zum Unter­offizier befördert und zum Eisernen Kreuz vorge­schlagen worden.

Poincarö und Deimling. In Straßburger Osfizierkreisen erzählt man sich den folgenden kleinen Scherz: Nach der Schlacht bei Mühlhausen sandte der Präsident der französischen Republik, Poineare, eine telegraphische Anfrage an den kommandierenden General v. Deimling, ob er ihm nicht 50 000 Paar Stiefeln für die Armee Frankreichs liefern könne. Deimling telegraphierte darauf umgehend zurück: Stiefeln nicht, aber Wichsei"

Detlev von Liliencron als Prophet. Detlev von Liliencron, der Mitstreiter von 1870/71, pro­phezeit in seinem GedichtCicinnatus" in allep Deutlichkeit den jetzt ausgebrochenen Krieg Deutsch­lands mit Ost und West. Seine Verse, die er Cincinnatus" in den Mund gelegt, lauten:

Doch ruft mich der Kaiser in Not und Gefahr,

Ich entstürze dem Haus, mit gesträubtem Haar.

Bin um ihn, wenn er von Feinden umdrängt.

Bis wieder die Streitaxt am Nagel hängt.

Muß das Vaterland rangvoll die Sturmflaggen hissen: Ho heida! die Klinge den Scheiden entrissen.

Und droht es von Osten und dräuht es von West. Wir schlachten den Bären, den Hahn uns zum Fest. Fällt neidisch uns an auch die ganze Welt,

Sie lernt uns schon kennen, der Angriff zerschellt!"

Möge die Prophezeihung des Dichters, die aus dem stolzen Selbstvertrauen des deutschen Offizier­standes erwachsen ist, schnell und ganz wahr werden!

Sonntagsgedanken (22. August).

Deutsches Gewissen.

ep. In aufgedrungener Notwehr mit reinem Ge­wissen und reiner Hand ergreifen wir das Schwert.

Kaiser Wilhelm, 4. August 1914.

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Nur eine Schmach weiß ich auf dieser Erde. Und die heißt Unrecht tun. Grillparzer.

-st H

Uns Deutsche hat keine Tugend so hoch gerühmt und. wie ich glaube, bisher so hoch erhoben und erhalten, als daß man uns für treue, wahrhaftige, beständige Leute gehalten, die da haben Ja Ja, Nein Nein sein lassen, wie des viel Historien und , Bücher Zeugen sind. Wir Deutschen haben noch rin Fünklein von der selben alten Tugend, daß wir uns noch ein wenig schämen und nicht gerne Lügner heißen, nicht dazu lachen, wie die Welschen und Griechen oder einen Scherz damit treiben.

Martin Luther.

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Ob sie dem Licht den Sieg mißgönnen.

Die Nacht wird's nicht bezwingen können,

Solang' der Feldruf der Jugend heißt:

Hie deutsches Gewissen und deutscher Geist!

Paul Heyse-

Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztälers. Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.