Ereignisse hier unterzubringendrn Straßburgern eine freundliche Aufnahme seitens der Einwohnerschaft der Stadt Stuttgart zuteil wird.

Stuttgart. 21. Aug. Im Laufe des gestrigen Tags kamen hier drei Sanitätszüge an, der erste in der Frühe, die zwei anderen gegen abend. Der erste Zug brachte ungefähr 150 Verwundete vom französischen Urberfall auf Schirmeck. die beiden an­deren Sanitätszüge brachten von G-rmersheim 250 Verwundete, worunter ungefäbr 100 übel zugerichtete Franzosen, die von bayrischen Landwehrleuten geführt wu.den. Die deutschen Verwunderen wurden mit großem Hurra empfangen.

Ravensburg. 21. August. Bei der heutigen Reichstagsersatzwahl im 17. württ. Reichstags­wahlkreis (Tettnang—Ravensburg—Saulgau—Ried­lingen) wurden von 30 564 Wahlberechtigten 14056 Stimmen abgegeben. Davon erhielt der von der Zentrumspartei aufgestellte Kandidat Landessekretär Stiegele 13 494. Gutsbesitzer Adorno-Kaltenberg erhielt 544 Stimmen. Bekanntlich haben die Natio­nalliberalen und die Sozialdemokraten mit Rücksicht auf die gegenwärtigen kriegerischen Zeiten ihre Kan­didatur zurückgezogen.

Heilbronn, 19. Aug. Das an der Oftstraße gelegene Sägewerk Hubmann wurde heute abend b/i9 Uhr von einer Feuersbrunst heimgesucht, die wie verlautet, in der Kesselanlage entstanden sein soll. Große Holzvorräte sind dem Feuer zum Opfer gefallen. Auch einige Bäume wurden durch den Brand vernichtet. Glücklicherweise waren die der Firma in Auftrag gegebenen Armeelieferungen schon abgrliefert.

Vom Zabergäu, 18. Aug. Die Nachrichten über den Stand unserer Ernte lauten infolge der guten Witterung durchweg günstig. Das Orhmd, das diese Woche eingebracht werden wird, hat einen ergiebigen und guten Ertrag aufzuweisen. Der Haber liegt unter Dach und ist vorzüglich gediehen. An Kartoffeln ist ein reicher Segen zu erwarten, und die Weinberge stehen gesund und prächtig da. Vor einigen Tagen konnten bereits reife Trauben ein­geheimst werden.

Oberndorf. 21. Aug. Die seit einiger Zeit hier weilende türkische Waffenkommission, die aus 2 Hauplleuten, 4 Leutnants und 8 Unteroffizieren und Soldaten bestand, ist gestern, nachdem sie in dringender Weise heimgerusen worden war. von hier abgereist. Ihre Rückfahrt geht über Oesterreich und Rumänien. Die Türkei batte der Waffenfabrik einen Auftrag für rund 200000 Mausergewehre erstattet. — Der Betrieb der hiesigen Waffenfabrik wird, nachdem Arbeiter aus Schwenningen und Schram- berg die Lucken der zahlreichen einberufenen Arbeiter ausgefüllt haben, in nächster Zeit wied-r mit der vollen Arbeiterzahl durchgeführt werden können.

Tuttlingen, 21. Aug. Von zuverlässiger Seite wurde dem „Grenzboten" mit der Bitte um Auf­nahme folgendes mitgeteilt: Ein hiesiger Privatier und Hausbesitzer hat einem Landwehrmann, der seit mehreren Tagen bei ihm einquartiert ist, erllärt. er solle sich um ein anderes Quartier sehen, da kein Platz mehr für ihn vorhanden sei! — Kommentar überflüssig! Doch eine Frage: Wie heißt der Patriot?

Transporte von Kriegsgefangenen. Die Bahnhofskommandanturen und Bahnhofsvorsteher sind angewiesen worden, dafür zu sorgen, daß un­verwundeten Kriegsgefangenen (gleichgültig ob Offi­ziere oder Mannschaften) freiwillige Liebesgaben unter keinen Umständen gegeben werden. Die Bahn­höfe. auf denen Kriegsgefangenentransporte längeren Aufenthalt haben, sind abzusperren, so daß ein Ver­kehr zwischen dem Publikum und den Kriegs­gefangenen nicht statifinden kann.

Liebesgaben. Das Rote Kreuz teilt mit: Man hört vielfach die Ansicht aussprechen, daß die vom Landesverein vom Roten Kreuz gesammelten Liebesgaben usw. den im Felde stehenden gemeinen Soldaten nicht zukommen. Die Folge ist, daß in mancher Gemeinde für die eigenen Soldaten ge­sammelt wird, um diesen von Zeit zu Zeit Liebes­gaben zukommen zu lassen. Zur Aufklärung sei demgegenüber festgestellt, daß diese Auffassung durch­aus irrig ist. Selbstverständlich wird es in der nächsten Zeit nicht möglich sein, Liebesgaben an bestimmte Personen oder an bestimmte Truppenteile zu übersenden. Man mag sich aber bei dem Ge­danken beruhigen, daß die großen Liebesgaben- Senduugen des Roten Kreuzes gleichmäßig an alle im Felde Stehenden zur Verteilung gelangen.

Steuerfrei. In Württemberg sind die Mili­tär-Einkommen aller Angehörigen des aktiven Heeres

und der aktiven Marine während der Zugehörigkeit zu einem in der Kriegsformation befindlichen Teil des Heeres und der Marine von der Einkommen­steuer befreit.

Ein guter Vorschlag. Die Bezirksschul­ämter machen die Arbeitslehrerinnen darauf aufmerk­sam, daß es sich angesichts des großen Bedürfnisses unbedingt guter Fußbekleidung für unsere braven Krieger empfehle, die oberen Jahrgänge der Mädchen jetzt bloß mit Stricken von Socken zu beschäftigen. Genaues Einhalten des Lehrplans werde daher zur Zeit nicht verlangt.

6us Sta-t, Bezirk UN- Amgehung,

Neuenbürg, 22. Äug. Zwischen Rhein und Weichsel ist im Gebiet des Deutschen Reichs der öffentliche Güterverkehr unbeschränkt wieder zugelassen, ebenso nach der Schweiz und tucch die Schweiz nach Italien, soweit Ausfuhrverbote nicht bestehen. Durchführung der Mililärtransporte geht allen Zügen des öffentlichen Verkehrs vor.

Neuenbürg, 22. Aug. Der Bezirksverein Neuenbürg des Württemberg. Schwarzwaldvereins hat dem Roten Kreuz heute die Summe von 200 Mk. für Familienfürsorge der Bezirksangehörigen überwiesen.

Neuenbürg. Eine hiesige Familie erhielt von einem jungen Kriegsmann eine Feldpostkarte, in welcher es u. a. heißt: „Sendet mir an m. Adresse Schokolade, denn diese hält einen auf dem Damm, im übrigen ist die Kost augenblicklich knapp, man muß eben enger schnallen."

Neuenbürg, 21. Aug. Leider war der Him­mel etwas bedeckt, io daß die Sonnenfinsternis, die von mittags 12.13 Uhr bis 2.37 Uhr während des Durchgangs des Neumonds zwilchen Sonne und Erde dauerte, nur teilweise beobachtet werden konnte. Zeigte sich dem mrt geschwärzten Glasscheiben ge­schützten Auge bald nach 1 Uhr auf kurze Zeit die Mondsichel auf der leuchtenden Sonnenscherbe, so verdeckte von 2 Uhr ab eine graue Wolkenschicht alle „Aussicht". Die Temperatur betrug während der ganzen Zeit 20 Grad.

** Pforzheim, 21. Aug. Der Bürgeraus­schuß bewilligte gestern abend die Mittel zur Her­stellung der Kanalisierung verschiedener Straßen, um ! den zahlreichen männlichen Arbeitslosen Beschäf­tigung zu gewähren, bis neue Arbeiten vorbereitet sind. Arbeitslos sind nach jüngster Zählung 4420 männliche Arbeiter/ von denen ' allein 3542' der Edelmetallindustrie angehören. Auch der Arbeit­geberverband für die Goldwarenindustrie beschloß gestern abend, neben 10 000 Mk. für das Rote Kreuz 40 000 Mk. in zwei Raten zur Unterstützung be­schäftigungsloser Arbeiter zur Verfügung zu stellen.

Keine Lieferfristen für die Eisenbahn mehr. Mil Rücksicht auf die jetzige militärische Inanspruchnahme der Eisenbahnen werden auf Grund des Z 6 Abs. 4 der Eifenbahnverkehrsordnung für den zugelasfenen Privatverkebr bis auf weiteres sämtliche Lieferfristen dieser Ordnung außer Kraft gesetzt. Ebenso wird die Vorschrift in Z 6 Abs. 5 über die Veröffentlichung der Tarife insoweit außer Kraft gesetzt, als es sich um die Vorschriften der Tarife über Lieferfristen.und Gestellung offener oder > bedeckter Wagen handelt. Die Änderungen treten ^ sofort in Kraft.

! Telegramme an den „Enztäler".

Den 21. August 1914, mittags 4 Uhr.

Berlin. (W.T.B.) Unter der Führ, ung des Kronprinzen von Bayer» habe» Truppen aller deutsche« Stämme gestern in Schlachten zwischen Metz und de« Vogesen einen Sieg erkämpft. Der mit starken Kräften in Lothringen vordringende Feind wurde auf der ganzen Linie nnter schweren Verluste« geworfen. Viele Tausende Gefangene und zahlreiche Geschütze sind ihnen abgeuommeu worden. Der Gesamtersolg läßt sich «och nicht über­sehen, da das Schlachtfeld einen größeren Raum einnimmt, als in den Kämpfen von 1870 71 und unsere gesamte Armee in Anspruch nahm. Unsere Truppe«, beseelt von unaufhaltsamem Drang «ach vorwärts, folge» dem Feind und setzen de» Kamps auch heute fort.

Drn 22. August, vorm, Uhr.

Berlin. (W.T.B.) Die von ««seren Trnppeu zwischen Metz und de« Vogesen geschlagene« sranzösische« Truppen waren verfolgt worden. Der Rückzug der Fra«, zose» artete in eine Flucht aus. Bisher wurde« mehr als 10000 Gefangene fest, gestellt und mehr als SO Geschütze erobert. Die Stärke der geschlagenen feindliche« Kräfte ist auf mehr als 8 Armeekorps festgestellt worden.

Latste Nachrichten u»

Berlin. 21- Aug. (W.T.B-) Die Ostsee steil Wiederholle Rekognoszierungen unserer Kriegsstreil- kräfle bis hinauf zum Finnischen Meerbusen haben den Beweis erbracht, daß in der Ostsee kein feindliches Fahrzeug zu sehen sei. Der neu tralen Schiffahrt droht also auch in der Ostsee südlich vom Finnischen Meerbusen keine Gefahr.

Berlin, 21. Aug. Die Nachricht von den großen Siegen der Deutschen bei Metz rief in der hiesigen Bevölkerung ungeheuren Jubel hervor. Alle öffentlichen sowie zahlreiche private Gebäude und Geschäfte haben geflaggt. Neben der deutschen Reichsflagge sieht man viele österreichische, bayerische und preußische Fahnen. Gegen abend zogen größere Gruppen unter Absingen patriotischer Lieder durch die Straßen. Zur Feier des Sieges fällt am Samstag der Unterricht in den Schulen aus.

München, 21. Aug (W.T.B ) Die Kunde von den großen Siegen, die unsere tapferen Truppen unter der Führung des Kronprinzen Rupprecht gestern erfochten haben, rief bei der Bevölkerung große Begeisterung hervor. Taufende zogen zum Wiltelsbacher Palais, um dem König Huldigungen darzubringen. Der König dankte herzlich für die Ovationen und sagte: Ich bin stolz, daß mein Sohn an der Spitze seiner tapferen Truppen so schöne Erfolge errungen hat. Das war aber erst der Anfang. Wir haben noch schwere Kämpfe vor uns. Ich vertraue der Tüchtigkeit des deutschen Heeres, daß es auch diese überwindet, mögen auch der Feinde noch so viele sein. Die Menge erwiderte mit brausenden Hochrufen auf den König, die »-Königin,-den Kronprinzen, den deutschen Kaiser und den Kaiser von Oesterreich.

Stuttgart, 21. Aug. Die Nachricht von dem großen Sieg bei Metz wurde hier mit ungeheurer Begeisterung ausgenommen. Um 4 Uhr wurde die Meldung bekannt. Mil Hurrarufen wurde der beaeistsrten Stimmung Ausdruck verliehen. Ueberall hofft man voll froher Zuversicht, daß es unseren tapferen Truppen beschieden sein werde, den beiden schönen Erfolgen von Brüssel und Metz weitere ebenso schöne und bedeutende hinzuzufügen.

Berlin, 21. Aug.' Nach hier aus Buenos Aires vorliegenden Nachrichten fangen daselbst nach einigen Tagen der Bestürzung die Geschäfte wieder langsam an und die Situation ist ruhiger. Nur der Branco Francais in Rio de la Plata ist geschloffen.

Den 22. Aug., mittags ffsl Uhr.

Stuttgart. In der amtlichen württ. Verlust­liste Nr. 2 sind vom Jnf.-Regiment 126 folgende Namen aus dem Bezirk Neuenbürg enthalten: Musketier Ernst Regelmann, Birkenfeld, gefallen, Brustschuß; Musketier Eugen Riexinger aus Neuen­bürg vermißt; Musketier Aug. Grüner II, Bernbach, verwundet; Musketier Karl Seyfried, Calmbach, leicht verwundet; Schuß ins Bein; Gefreiter Aug. Zimmermann, Bernbach, leicht verwundet; Musketier Wilh. Schlecht, Bernbach, gefallen; Musketier Hein­rich Stengel aus Loffenau, schwer verwundet am Kopf.

Morausftchtkich« Mittelung.

Unter der Fortdauer des Hochdrucks über Mitteleuropa ist für Samstag und Sonntag weiterhin trockenes und warmes, jedoch mit einzelnen Gewittern verbundenes Wetter zu erwarten.

Briefkasten d. Red.

K-, Abg. Ihre Erwiderung auf das Eingesandte in Nro. 133 d. Bl. kann heute wegen allzugroßen Stoffandrangs am heutigen Vormittag keine Aufnahme mehr finden, nmß- also auf das nächste Blatt verschoben werden.