Liturgie in das allgemeine Kirchengebet folgendes Gebet eingeführt werde: „Allmächtiger, barmherziger Gvti l Herr der Heerscharen! Wir bitten Dich in Demut um Deinen allmächtigen Beistand für unser deutsches Vaterland Segne die gesamte deutsche Kriegsmacht, führe uns zum Sieg und gib uns Gnade, daß wir auch gegen unsere Feinde uns als Christen erweisen. Laß uns bald zu einem die Ehre und die Unabhängigkeit Deutschlands dauernd verbürgen« den Frieden gelangen!"
Württemberg.
Stuttgart. 14. Aug. Der König hat verfügt, daß das aus 26. September festgesetzte landwirtschaftliche Hauptfest unterbleibt.
Stuttgart. 14. Aug. Die Königin hat heute den Verwundeten im Ludwigfpital. die aus der Schlacht von Mülhausen teils schwere, teils leichtere Verletzungen davontrugen, einen Besuch abgestatlet. Auch das Gioßherzogspaar von Baden hat seinen Landsleuten Grüße übermitteln lassen.
Stuttgart, 13. Aug. Dem Vernehmen nach wurden in letzter Zeit im Salzkleinhandel an verschiedenen Orten des Landes höhere Preise als bisher verlangt. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß seitens der Württemberg. Salinen eine Erhöhung der Salzpreise weder erfolgt noch beabsichtigt ist und daß diese bis auf weiteres Salz in genügender Menge zur Verfügung stellen können.
Stuttgart, 13. Aug. Gestern abend traf hier ein Transport gefangener Elsässer ein, der nach der Rotebühlkaserne verbracht wurde. Sie sollen aus der Mühlhausener Gegend stammen und französische Truppen gegenüber den unseren begünstigt haben. Auch ein Pfarrer befand sich darunter.
Stuttgart, 14. Aug. Gestern mittag traf ein größerer Transport von etwa 400 deutschen und 100 französischen Verwundeten vom Kriegsschauplatz hier ein, der von den Sanitätskolonnen Stuttgart, Berg. Cannstatt, Untertürkheim und Vaihingen a. d. F., sowie von militärischen Sanitäts- mannschaften und denen der hiesigen Feuerwehr unter Leitung von Generaloberarzt Dr. v. Göz und Geh. Hofrat Herrmann in Empfang genommen und nach den verschiedenen Hospitälern geleitet wurde. Die Transportarbeiten gingen glatt von statten und erbrachten den besten Beweis von der vorzüglichen Ausbildung und Bereitschaft der gesamten Mannschaften.
Asperg, 14. Aug. Gestern früh ^/s5 Uhr sind hier 303 Mann französische Gefangene vom Kriegsschauplatz bei Mühlhausen angekommen. Sie wurden in die Strafanstalt Hohenasperg, wo die Strafgefangenen größtenteils abgeführt worden sind, eingelieferr. Der Durchmarsch der Franzosen, unter denen sich viele schwächliche Gestalten befanden, löste unter der hiesigen Einwohnerschaft freudige Begeiste- rung aus.
Bückingen, 14. August. Die 4 Kinder des Metallschleifers Georg Reichert waren allein zu Hause zurückgeblieben. Das ältere Mädchen wollte auf dem Spirituskocher Milch wärmen und goß aus der Flasche Spiritus nach, wodurch eine Explosion entstand. Die Kleider des 13jährigen Mädchens und die seines 1jährigen Brüderchens fingen Feuer. Das jüngere Kind ist gestorben, das Mädchen liegt hoffnungslos darnieder.
Brackenheim. 14. Aug. Die Frau eines in den Krieg gezogenen Landwehrmannes übergab dem Roten Kreuz ihr Sparkassenbuch mit 100 Mk. Die hiesige Ortsgruppe des Roten Kreuzes hat zwei Schulsäle für praktische Näh- und Strickarbeit ein- gerichtet. Die Geldsammlungen haben jetzt schon eine Höhe von 1200 Mk. erreicht.
Slus StaSt» Bez irk u nS Umgebung.
Neuenbürg, 15. August. (Fahrplan betr.) Von heute Samstag ab verkehrt der Lokalzug Nr. 22 Pforzheim ab 12.30 Uhr nachts.
Neuenbürg an 1.07 „ „
Wilobad an 2.01 „ morgens
nicht mehr. Dagegen fährt der Lokalzug Nr. 38 Pforzheim ab 4.30 Uhr morgens,
Neuenbürg an 5.07 „ „ ,
„ ab 5.12 „
Wildbad an 6.01 „ „
Cs ist also der Mitternachtszug 12.30 auf morgens 4.30 verlegt. — Wie wir hören, sei eine Aenderung des Fahrplans, welche wieder eine Vermehrung der Züge auf unserer Enzbahn bringen soll, nicht vor Ende der nächsten Woche zu erwarten.
Neuenbürg. 15. Aug. Schon wieder ist ein Krirgsvrteran vom Jahr 1870/71 zur großen Armee abberufen worden. Es ist der überall wertgeschätzte
k !
' pens. Sensenschmied Fritz Bosch, der als alter Artillerist an den Schlachten bei Wörth und Sedan und an der Belagerung von Paris teilgenommen hat. Nach einem beschwerlichen, mit viel Geduld und Ergebung getragenen Leiden ist er nun im Alter von 68 Jahren verschieden. Seine Beerdigung findet am morgigen Sonntag nachmittag statt.
Neuenbüra, 15. Aug. Ein Bild, das jetzt aktuelles Interesse bietet, nämlich die Ansicht der Festung Belforl und Umgebung zur Zeit der Belagerung im 1870er Krieg, ist uns von der Familie Josef Koch hier zur Verfügung gestellt. Wir haben das in altem Rahmen befindliche Bild einstweilen in einem Schaufenster unsrer Buchhandlung ausgestellt. bis die seit Tagen mit Spannung erwarteten neuesten Nachrichten von dem dortigen Kriegsschauplatz eintreffen werden. — Es ist eine unheimliche Ruhe vor dem Sturm!
Nagold, 14 Aug. Die Opferwilligkeit zeigt sich auch in unserer Stadl in schöner Weise. Die Militärzüge, welche in den letzten Tagen die hiesige Bahnstation durchfuhren, winden von Frauen und Kindern erwartet, welche den Soldaten zahlreiche Liebesgaben, wie Erfrischungen. Speisen. Zigarren und dergleichen schenkten. Das Töchterlein des hies. Staatsstraßenmeisters übergab dem Roten Kreuz sein Sparkassenbüchlein mit 75 ^ Inhalt.
Neuenbürg. 15. Aug. Dem heutigen Schweinemarkt waren 16 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 9—13 bezahlt.
Neuenbürg. 12. Aug. (Die Presse und der Krieg) Nicht die im Interesse der Kriegsführung beobachtete korrekte Zurückhaltung der Presse hinsichtlich des mannigfachen Verlangens eines auf Nachrichten drängenden Publikums ist es. was den Blättern zur Jetztzeit ihre Aufgabe erschwert. Die Ursachen sind ganz realer Natur. Die Einberufung hat die Verleger des Personals teilweise beraubt, sodaß in fast allen Druckereibetrieben ganz empfindliche Lücken entstanden sind. Bei der gänzlichen Unmöglichkeit, Ersatz zu bekommen, müssen alle verfügbaren Kräfte angespannt werden. Von verschiedenen Blättern ist bereits der Ausfall der Unter- haltungsblätter und anderer Beilagen angekündigt worden. Viele Blätter erscheinen außerdem in beschränktem Umfang und manche kündigen Verkleinerungen an. Dis Nachrichten treffen jetzt bei den überall beschränkten Bahn- und Postoerbindungen später und sehr unregelmäßig ein und doch muß die Herstellung und Versendung der Zeitungen gerade wegen des auf das Mindestmaß beschränkten Fahrplans, der Postverbindungen und Bestellgänge früher als zuvor bewerkstelligt werden. So muß z. B. unser Blatt, das für die Postorte Wildbad, Calmbach, Höfen bisher immer mit dem 3 Uhr-Zug Beförderung fand, seit Beschränkung des Fahrplans, da in der Zeit von 1 Uhr mittags bis 9 Uhr abends kein Zug talaufwärts verkehrt, schon vor 1 Uhr mittags zur Post geliefert sein, wenn es die w. Abonnenten in den gen. Talorten noch am Tage der Ausgabe erhalten sollen, auch schon deswegen, weil der letzte Bestellgang schon jeweils um 2 Uhr bzw. 5 Uhr stattfindet. Wir tun unser Möglichstes, um den vielen Wünschen Rechnung zu tragen. So haben wir in den letzten 14 Tagen die Postexemplare des „Enztälers" sür die obengen. Talorte, wie für Langenbrand und Schömberg, welche Postverbindung mit Höfen haben, ebenso für Enzklösterle rc , das von Wildbad aus bedient wird, wenn um 1 Uhr noch nicht fertiggestellt, durch radfahrende Schüler, die sich uns zur Verfügung gestellt haben, befördert. Was die übrigen Postorte betrifft, so sind wir leider außer Stande, dafür zu sorgen, daß unser Blatt noch am Tage der Ausgabe überall durch die Post bestellt wird, wenn z. B. wie in Birkenfeld der letzte Bestrllgang durch die Briefträger schon jeweils um 2 Uhr mittags ausgeführt wird, also zu einer Zeit, da doch unsere Zeitung noch nicht dort sein kann, weil sie erst mit dem einzigen um 5 Uhr nach Pforzheim verkehrenden Nachmittagszug Beförderung finden kann. Man sollte meinen, daß daselbst der einzige Nachmittagsbestellgang so eingerichtet würde, daß nicht alle mit dem 5 Uhr-Zug eintreffenden Postsachen auf dem dortigen Postamt über Nacht liegen bleiben, bis sie alsdann erst am andern Morgen zur Bestellung gelangen. Unter solchen Umstünden müssen wir in all diesen Fällen verspätetster Bestellung des Blattes um Nachsicht bitten, da der Fehler nicht bei uns liegt. Wir werden bemüht bleiben, bei Versendung unseres Blattes auf die schnellste Besörderungsmöglichkeit Rücksicht zu nehmen; ebenso werden wir, wie bisher, auch künftig die einlaufendrn wichtigsten Nachrichten event. durch Ausgabe von Extrablättern verbreiten, obwohl die
gegenwärtige Zeit infolge der allgemeinen Geschäfts, stockung eine sehr empfindliche Verminderung der bezahlten Inserate, dagegen aber eine be- Nächtliche Vermehrung der unentgeltlich aufzunehmenden Bekanntmachungen gebracht hak. Wenn dem Zeitungsverleger schon dadurch größere Opfer auferlegt sind, so entstehen ihm durch den Bezug des telegraphischen und telephonischen Nach- richtendienstes sehr bedeutende Mehrkosten, die sich noch erheblich steigern, wenn auch für die Herstellung der Zeitung und der Extrablätter — neben dem Papiermehrverbrauch —^noch besondere Auslagen für Ueberzeitarbeit des Druckereipersonals dazu kommen. Wenn weiter nebenbei an die Tatsache erinnert wird, daß durch die ohnehin billigen Abonne- mentspreise die Herstellungskosten einer Zeitung nicht gedeckt werden, so mag die Berechtigung zu vorstehendem Hinweis gegeben sein. Wir werden aber in voller Erkennung der Aufgaben der Presse, wie oben ausgesührt, bei Einlauf von wichtigeren Meldungen das Opfer der Herausgabe von Extrablättern bringen, dabei gerne der Hoffnung Ausdruck gebend, daß das Publikum unserem harten Dienst und Bestreben. nur zuverlässige Kriegsnachrichten in raschester Zeit zu verbreiten. Verständnis und wohlwollende Anerkennung entgegenbringen möge. — Schließlich bitten wir noch die HH. Ortsvorsteher, welche die neuesten Nachrichten durchs Telephon von uns einholen, um sie durch Anschlägen an den Rathäusern bekannt zu geben, stets den Vermerk: „Telegramme an den „Enzläler" beizusetzen.
Redaktion und Verlag des „Enztälers".
Neuenbürg, 13. August 1914.
kmsillß des Krieges ans strsM, fällige Schulde« «xd Im«gs»«ll-reämg.
Da hierüber im Geschäftsleben vielfach Unklarheit besteht, haben wir für unsere Leser im folgenden die in üen letzten Tagen ergangenen Bestimmungen zusammrngestellt:
Eine Partei ist zur Fahne einberufe«.
I. Sämtliche Rechtsstreitigkeiteu, gleichviel, ob sie bei den Gerichten bereits anhängig sind, oder erst anhängig werden, sind ohne weiteres unterbrochen. d. h. das Verfahren steht still, es kann
> weder eine Klage erhoben, noch eine Verhandlung abgehalten werden. Dies gilt auch für das Mahn- verfahren, so daß also gegen einen Ausmarschierten weder ein Zahlungs- noch ein Vollstreckungsbefehl erlassen werden darf. Hievon gibt es nur eine wichtige Ausnahme, nämlich den Fall, daß ein Ausmarschierter durch einen Prozeßbevollmächtigten (z. B. Rechtsanwalt, Rechtsagent, Inkassogeschäft) vertreten ist oder einen anderen zur Wahrnehmung seiner Rechte berufenen Vertreter hat (z. B. Vater oder Vormund eines minderjährigen Einberufenen. Prokurist oder Handlungsbevollmächtigter eines Kaufmanns u. a.) In diesen Fällen läuft das Verfahren weiter, diese Vertreter, die unter Umständen Schwierigkeiten bei der sachgemäßen Vertretung ihrer im Feld stehenden Schutzbefohlenen haben, können aber jederzeit ohne Darlegung eines Grundes beim Gericht die Aussetzung des Verfahrens bis nach dem Krieg beantragen. Hat das Gericht die Aussetzung verfügt, müssen auch in diesen Sachen gerichtliche Termine unterbleiben. Das Gesetz gibt aber dem Einberufenen in allen Fällen die Handhabe, ein solches unterbrochenes oder ausgesetzies Verfahren durch Antrag bei Gericht auch während des Krieges wieder in Lauf zu setzen, z, B. wenn er ein besonderes Interesse an schleuniger Erledigung eines Rechtsstreites hat.
Kein Grund für die Unterbrechung oder Aussetzung eines Prozesses ist der Umstand, daß der Prozeßbevollmächtigte einer Partei im Felde steht, wohl aber der Fall, daß der gesetzliche Vertreter einer Partei (Vater, Vormund) ausmarschiert ist.
II. Zwangsvollstreckungen gegen Einberufene ist dadurch ein wirksamer Riegel vorgeschoben, daß zwar die Pfändung, nicht aber die Zwangsversteigerung beweglicher körperlicher Sachen zulässig ist. Die Zwangsversteigerung von Grundstücken darf überhaupt nicht angeordnet werden, ein Konkurs in das Vermögen eines Ausmarschierten kann nur auf dessen Antrag eröffnet werden; war er schon vor dem Ausmarsch eröffnet, so muß das Gericht auf Antrag des Einberufenen das Verfahren wieder aussetzen.
III. Einer Schädigung des Gläubigers durch Ablauf von Verjähruugs- und Ausschlußfristen ist dadurch wirksam begegnet, daß zu Gunsten Ein-