Erscheint
Montag, Mittwoch, Freitag »nd Samstag.
vierteljLhrl.: jn Neuenbürg ^ 1.35. Durch die Post bezogen: im Vrts- «nd Nachbar, srts-Verkehr ^ 1.30. im sonstigen inländ. Verkehr ^ I>40; hiezu je 20 ^ Bestellgeld«
8»«nn»ment- nehmen olle ^«stanstalten rnrd Postboten jederzeit entgegen.
Der «nztäler.
klnzsigsr kür Sas Enztal unS Umgebung.
Amtsblatt kür Sen Oberamtsbezirk Neuenbürg.
Kuzei-enpreis:
die 5gespaltene Zeile oder deren Raum 12 »f, bei Auskunstserteilung durch die Lxxed. 15 Reklamen die 3gesp. Zeile 25 «f.
Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.
Fernsprecher Nr. 4.
^IL 130.
Neuenbürg, Samstag de« 15. August 1014
72. Jahrgang.
Der Krieg.
Der überall in deutschen Landen jubelnd begrüßten Siegeskunde von der Erstürmung der starken belgischen Heftung Lüttich durch die deutschen Truppen ist eine weitere Nachricht von amtlicher deutscher Seite über diese glänzende Waffentat nackgefolgt. Sie besagt, daß die Festung Lüttich fest in deutschen Händen sei, und daß der Feind große? Verluste erlitten babe. Der Abtransport von 3060 i bis 4000 kriegsgefangenen Belgiern nach Deutschland babe bereits begonnen. Die Deutschen hätten in j Lüttich ein Mertel der gesamten belgischen Armee gegen sich gehabt. — Da die belgische Armee auf Kriegsfuß, die Bürgergarde eingerechnet, etwa 240000 Mann zählt, so mußten also in Lüttich rund 60000 Mann im Kampfe gegen die Deutschen gestanden haben.
Entsetzliche Einzelheiten werden allmählich über die Leiden der Deutschen in Antwerpen bekannt, es wurde unter ihnen von entmenschten Horden ein barbarisches Gemetzel veranstaltet, wie es schlimmer in Zeiten mit noch nicht so hoch entwickelter Kultur nicht vorgekommen ist! Auck in Brüssel sollen schwere Ausschreitungen gegen die Deutschen verübt worden sein. Gegen die belgischen Bestien in Menschengestalt wird es wohl seitens der deutschen Truppen keinen Pardon geben'!
In Frankreich weist man nicht nur Deutsche - und Oesterreicher in rigoroser Weise aus. sondern ! auch Italiener und Rumänen. Speziell sollen in ! den letzten Tagen allein gegen 80 000 Italiener, j überwiegend Arbeiter, aus Frankreich ausgewiesen S worden sein. Auch zahlreiche Rumänen wurden aus- - gewiesen und zwar vielfach unter Mißhandlungen.
Straßburg, 13. Aug. Aus dem Oberelsaß, aus dem die Franzosen durch die Schlacht bei Mühlhausen vertrieben worden sind, mehren sich die Nachrichten, wonach die Franzosen die elsaß-lothringische Bevölkerung brutal behandelt und einen wahren Vandalismus entfaltet haben. In erfreulichem Gegensatz hierzu steht die Behandlung französischer Kriegsgefangener durch die deutschen Truppen und die Bevölkerung. Ein hier eingetroffener großer Trupp von Gefangenen wurde bewirtet. Die Ausrüstung der Franzosen erwies sich als völlig mangelhaft. Ueber Forbach in Lothringen warf ein französischer Flieger Proklamationen an die Elsaß-Lothringer herab, worin die Bevölkerung aufgefordert wird, in die französische Armee einzutreten.
Die Eroberung Lüttichs durch die Deutschen hat in Rom und Italien überhaupt einen tiefen Eindruck gemacht, besonders da italienischerseits die Eiegeskunde von Lüttich zuerst angezweifelt worden t war. Einstweilen liegen jedoch noch keine Anzeichen - vor. daß sich Italien durch die Kunde von dieser! glänzenden deutschen Waffentat endlich veranlaßt fühlen könnte, seine Neutralität aufzugeben und offen j an die Seite seiner Verbündeten Deutschland und f Oesterreich-Ungarn zu treten. j
Amsterdam, 13. Aug. Das „Allg. Handels- i blatt" meldet: Der niederländische Dampfer „Alcor" - ist nicht, wie anfänglich angenommen wurde, infolge f eines Unglücks untergegangen, sondern, wie sich jetzt herausstellt, von der russischen Flotte in der Ostsee zum Sinken gebracht worden. Die Mutmaßung ist gerechtfertigt, daß die Russen das Schiff für irgend einen Zweck brauchten und es alsdann einfach Wegnahmen, um es, nachdem die Mannschaft in Sicherheit gebracht war, sinken zu lassen.
Zar Nikolaus II. empfing im Winterpalais zu Petersburg die Mitglieder der beiden Häuser des russischen Parlaments, der Reichsduma und des Reichsrates und richtete an sie eine „patriotische" Ansprache. Sie verdreht die Tatsachen vollständig und ist höchstens dadurch bemerkenswert, daß sich j der Zar in dieser Kundgebung offen zum pan- '
slavistischen Gedanken bekennt. Dem Empfang folgte die Schlußsitzung der Reichsduma nach, in welcher der russische Minister des Auswärtigen Sassonow eine mit Ausfällen und Beschuldigungen gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn gespickte Rede hielt. Weiter versuchte Sassonow. den Zaren wegen seiner hinterlistigen Haltung gegenüber dem deutschen Kaiser zu rechtfertigen.
Es stand zu erwarten,, daß die Engländer bei ihrem Kriege gegen Deutschland zunächst die deutschen Kolonien angreifen würden. Dies ist nun tatsächlich geschehen. Eine starke englische Truppenabteilung von der Goldküfte besetzte Lome, die Hauptstadt von Togo, der kleinsten, aber blühendsten der deutschen Kolonien in Afrika. Noch vorher hatte sich der stellvertretende Gouverneur der Kolonie Togo mit der ihm zur Verfügung stehenden kleinen Polizeitruppe und den waffenfähigen Weißen in das Hinterland der Kolonie zurückgezogen. Auch der Hafen von Daressalam ist von den Engländern angegriffen worden.
Berlin, 14. Aug. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Bekanntmachung betr. die Abtretung und Pfändung der Forderungen an die Kriegskasse aus der Ueberlassung von Pferden, Fahrzeugen und Geschirren sowie eine Bekanntmachung betr. ausländische Wechsel.
Wien, 13. Aug. Die amtliche „Wiener Zeitg." veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, worin die Regierung ermächtigt wird, den Straßenverkauf von Sonderausgaben der Zeitungen an besondere Bedingungen zu knüpfen. Um für die Zwecke der Kriegs - fürsorge neue Mittel zu beschaffen, wird von jedem Exemplar einer solchen Sonderausgabe eine Abgabe von 2 Hellern erhoben.
Zu den französischen Lügennachrichten, die schon vor Ausbruch des Krieges verbreitet wurden, gehörte auch die Nieldung verschiedener Zeitungen, in Deutschland sei die Revolution ausgebrochen. Ein in Grenobel befindlicher Münchner hatte, wie die „Münchner N. N." berichteten, einen derartigen Anschlag gelesen und daraufhin sofort die Heimreise angetreten. Auch die letzten in der Schweiz noch eingetroffenen französischen Blätter tischten ihren Lesern solche Märchen aus, teilweise sogar mit dem Zusatz, daß der Kaiser das Opfer eines Attentats geworden sei. .
Was die Kriegsgefangenen sagen. Der „Straßburger Post" bot sich bei einem Transport französischer Kriegsgefangener Gelegenheit, mit einem Chargierten zu sprechen. Rückhaltlos äußerte sich der Mann über die französische Armer und faßte sein Urteil über die schon eingetretenen und seiner Ansicht nach noch kommenden Mißerfolge Frankreichs in einem mißmutigen „Pas archipret" zusammen. Eine Illustration zu dieser Behauptung bietet es, wenn man hört, daß diese hier gespeisten 110 Infanteristen zumeist ohne Patronentaschen ins Feld gerückt waren und einfach die Patronenkartons sich mit Schnüren um den Leib banden. Wenn es überall so aussieht, hätten die französischen Parlamentarier noch nicht einmal schwarz genug gesehen, die sich, wie der Senator Humbert, so tadelnd über die militärische Ausrüstung äußerten.
Den Ungeduldigen. Diejenigen, die vielleicht die Schweigsamkeit der militärischen Behörden nicht recht zu würdigen wissen, werden von der „Köln. Volksztg." an ein Wort aus berufenem Munde erinnert. „Man erfährt aber auch gar nichts", beklagte sich einer der Kriegsgäste im Feldzug 1866 bei Moltke, der darauf lächelnd erwiderte: „Ich danke Ihnen namens meiner Offiziere; es ist das beste Kompliment, das dem Generalstabe gemacht werden kann."
- Wiesbaden, 10. Aug. Von einem Herrn und einer Dame, die aus London zurückgekehrt sind, wird der „Rhein. Volksztg." mitgeteilt, daß dort große Menschenmengen vor das königliche Schloß
gezogen seien und gerufen hätten: „Wir wollen keinen Krieg!"
Frankfurt a. M., 14. Aug. Die Sammlung für die Kriegsfürsorge hat mehr als 1 Million ergeben.
Aachen. 13. August. Der Landkreis Aachen bewilligte 150000 Mk. für Kriegszwecke und überließ sie dem Roten Kreuz. Der Eschweiler Bergwerks« verein stiftete dem Roten Krem 8000 Mk.
Straßburg, 14. Aug. Unter lebhaftem Beifall der Bevölkerung hat man gestern 4 französische Geschütze vor dem Kaiserpalais aufgestellt. Von den 12 bei Mühlhausen eroberten Feldgeschützen sind 6 nach Berlin unterwegs.
Straßburg. 14. Aug. Am Donnerstag nach- - mittag gegen 5 Uhr kamen d'e 99er aus dem Ober- I elsaß zurück, wo sie an dem großen Treffen von I Mülhausen nicht mehr hatten teilnehmen können und brachten die ersten Äegestrophäen, nämlich 4 vom II. Bataillon des württ. Regiments 126 eroberte französische Feldgeschütze mit. Von Hochrufen begleitet gings unter klingendem Spiel vom Bahnhof zum Kaiserpalast, wo die Kanonen mit der Mündung nach der Universität aufgestellt wurden. Der Gouverneur Generalleutnant v. Eberhardt berichtete in markigen Worten von den tapferen Württembergern, die diese Trophäen erbeutet hätten und die er den andern Truppen als Vorbild hinstellen könne; in der Nähe von Sennbeim seien sie vom II. Bataillon des 126. Infanterieregiments erobert worden. Aus kräftigen Münnerkehlen erscholl am Schluß der Ansprache des Gouverneurs ein dreifaches Hurra und neugierig drängle sich die Menge an die 4 Feldkanonen, sorgsam jede Schramme prüfend. Bald waren auch soldatische Fachleute zur Stelle, die die Geschütze als veraltet erklärten, aber den Verschluß als anscheinend praktisch bezeichneten. Helle Freude erweckten diese ersten Siegestrophäen und Alt und Jung drängte sich in Hellen Haufen um die erbeuteten Geschütze. Manch Hoch wurde auf die braven 126er ausgebracht und jedes Auge leuchtete auf vor stiller Freude bei diesen ersten greifbaren Zeichen des deutschen Sieges. Das. > Deutsche Reich und besonders Straßburg darf stolz' sein auf seine tapferen Württembergs.
Bremen, 14. Aug. Der Nordd. Lloyd hat vom Tage der Mobilmachung an seine gesamten neuen großen Bahnhofsanlagen in Bremen dem j Roten Kreuz für Lazarett-, Verpflegungs- und sonstige ! Zwecke zur Verfügung gestellt. -Die Anlagen sind ganz besonders dafür geeignet und werden bislang dazu benutzt, die Lebensmittel, die für die durchziehenden Truppen bestimmt sind und in großer , Menge eintreffen, zu sammeln und den Truppen f bei der Durchfahrt auszuhändigen. Dann wird j mit der Einrichtung von Lazaretten begonnen. Für j alle diese Zwecke eignen sich die Anlagen ganz be- ! sonders. Die erste Sammlung zum Besten des i Roten Kreuzes hat in Bremen die Summe von 629 000 Mk. ergeben.
Berlin, 13. Aug. „Kosakenpferde zu sehen,
! Eintritt 10 ^s", war mit Kreide an einen Wagen i geschrieben, der gestern mit einem Pserdetransport I durch Berlin kam. Es handelte sich dabei um die ^ ersten Kosakenpserde. Die typischen kleinen Halb« blütler mit dem russischen Gestütsbrande über den Schultern standen furchtsam zwischen den großen knochigen ostpreußischen Genossen.
Berlin. 14. Aug. Ein zur Zeit in Berlin weilender Amerikaner hat für Hinterbliebene deutscher Soldaten 20 000 Mk. gestiftet, um seiner Sympathie für Deutschland Ausdruck zu geben.
Das deutsche Kriegsgebet.
> Der Kaiser hat. dem „Deutsch. Kur." zufolge, den ? preuß. Oberkirchenrat ermächtigt, anzuordnen, daß
> vom nächsten Sonntag ab in allen öffentlichen Gottesdiensten während der Dauer des Krieges bei der