Rom, 13. Aug. Oesterreich teilte Italien freund­schaftlich mit, daß es die montenegrinische Küste blockieren werde. Italien erhob keinen Einspruch.

Rom, 13. Aug. Ein englisches Geschwader ist zwischen Korfu und Patras gesichtet worden. Ein anderes englisches Geschwader, bestehend aus meh­reren Panzerschiffen und Torpedobooten, befindet sich auf der Höhe von Ankona.

England unterhält in Friedenszeiten ein ganz kleines Heer etwa 45 000 Mann so klein, daß es beim allgemeinen Streik der Eisenbahner und Minenarbeiter kaum genügen würde, um Not­dienst und Ordnungsdienst gleichzeitig zu versehen. Daß dieses stehende Heer durch Terrilorialtruppen und Miliz natürlich verzehnfacht werden kann, ist klar; allein im Ernstfall kann auf diese Kriegs­amateure kaum gerechnet werden.

Vom nächsten Wintersemester an werden russische, serbische und montenegrinische Staatsange­hörige zum Studium an den bayrischen Hochschulen nicht mehr zugelassen. Dieses Vorgehen verdient Nachahmung an allen deutschen Hochschulen.

Lörrach, 8 Aug. Einem hiesigen Geschäfts­mann wurde von der Stadtverwaltung das ganze Salzlager weggenommen, weil er für das Pfund um 10 Pfg. aufgeschlagen hatte. Die Stadt zahlte dem Kaufmann den vom Monopol festgesetzten Preis von 10 Pfg. Aehnliches wird aus Müllheim be­richtet, wo ein Kaufmann am Pfund Zucker um 12 Pfg. aufgeschlagen hat.

Württemberg.

Der Staatsminister der auswärtigen Ange­legenheiten (Verkehrsabteilung) v. Weizsäcker hat folgenden Erlaß bekannt gegeben:Deutschlands Waffenmacht ist zur Verteidigung des Vaterlandes und zur Schirmung unserer heiligsten Güter aufge­rufen worden. Fern von Haus und Familie treten unsere Krieger in den uns aufgezwungenen blutigen Streit. Das Feld-Post- und Telegraphen Personal hat die große Aufgabe, den Nachrichtendienst für das Heer pünktlich und sorgsam zu vermitteln, die Ver­teidiger des Vaterlandes mit ihren Lieben daheim in Verbindung zu erhalten und damit Hunderltau­senden Trost und Zuversicht zu bringen. Ich weiß, daß jeder von Ihnen seine Pflicht tun wird mit dem äußersten Aufgebot seiner Kraft. Möge das Werk Ihnen wohl gelingen!"

An die Gewerbetreibenden desLandes. Die Kgl. Zentralstelle erläßt folgende Bekanntmachung: Die Gewerbetreibenden ersuchen wir, sich durch die gegenwärtigen Verhältnisse nicht zu übereilten ge­schäftlichen Entschließungen Hinreißen zu lassen, die dem einzelnen wie der Gesamtheit nur schaden können. Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel ist bereit, wo immer sie kann, beratend und unterstützend ein- zugreifen und bittet daher, sich mit Wünschen, aber auch mit Anregungen zu gemeinnützigen Maßnahmen, die zur Erleichterung der wirtschaftlichen Lage dienen könnten, an sie zu wenden.

Stuttgart, 13. Aug. Das beim württember- gischen Kriegsminifterium eingerichtete Nachweise­bureau (Archivftraße 14) hat eine Reihe von An­fragen über Militärpersonen erhalten, die zwar in Württemberg geboren, aber nicht württembergischen Heereskontingenten angehören. Das Württ. Nach­weisebureau erhält direkte Nachrichten nur über An­gehörige des württembergischen Kontingents; die Weitersendung solcher Anfragen an die auswärtigen Nachweisebureaus verursacht unnötigen Zeitverlust. Es empfiehlt sich daher, Anfragen über nicht würt- tembergische Militärpersonen an die zuständigen aus­wärtigen Nachweisebureaus zu richten. Auch kann das Nachweisebureau Nachrichten ausschließlich über Verwundete, Kranke, Gefallene und Vermißte erhalten und erteilen, zu anderweitigen Auskünften ist das Bureau nicht zuständig und auch nicht befugt; tele­phonische Erkundigungen sind unzulässig.

Stuttgart, 13. August. Der erste größere Verwundetenzug traf heute mittag 12 Uhr auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein. Es waren ins­gesamt über 300 verwundete Soldaten, meist Badenser, die in der Schlacht bei Mülhausen sieg­reich gesochten haben. Unter den Verwundeten, die im Katharinenhospital. Olgaspital und in dem zu einem Lazarett eingerichteten Vereinshaus christlicher junger Männer untergebracht wurden, befinden sich auch 68 Franzosen.

Verwundete sind kein Schauspiel! Die Stuttgarter Polizei macht bekannt: Gestern ver­breitete sich gegen Abend das Gerücht, daß ein Verwundetentransport am Hauptbahnhof ankommen werde. Auf diese allerdings stark verfrühte Nachricht hin strömten Hunderte von Menschen, namentlich

geputzte Frauen und Mädchen, in Erwartung des Schauspiels zur unteren Königs- und Kronenstraße, wo sie sich gaffend aufstellten und möglichst nach vorn drängten, ohne von der Aufforderung der Schutzmannschaft, den Platz zu verlassen, irgendwie Notiz zu nehmen. Es wird jedermann dringend ersucht, diese Transporte, die sich nun häufiz wiever­holen werden, nicht als Sensation aufzufassen, aus solchen Anlässen keine Zusammenkünfte zu bilden, den Zügen auch nicht zu folgen, sondern ihnen durch angemessenes Betragen die schuldige Achtung zu erweisen und seiner Wege zu gehen.

'(Ohne Arzt). Die 6000 Einwohner zählende Gemeinde Trossingen ist seit Beginn des Krieges ohne Arzt, da alle Aerzte einberufen wurden. Ihr Krankenhaus hat sie als Kriegslazarett zur Verfügung gestellt. In ihrem Gesuche um Aushilfe gibt das Schultheißenamt bekannt, daß auch medizinische Examenskandidaten angestellt werden.

Stuttgart. 13. Aug. Ein Teil der Eisenbahn wird, wie bekannt, z. Zl. von Wärtern bewacht, die mit Schußwaffen versehen sind. Es besteht Veran­lassung darauf binzuwsisen. daß das Publikum sich ohne Gefahr den Bahnlinien nur an den Stellen nähern kann, die bestimmungsgemäß dem allgemeinen Verkehr freigegeben sind.

Stuttgart, 12. August. Das Rote Kreuz wendet sich wiederholt an den Wohltätigkeitssinn der Bürger; denn nicht nur das Kriegführen, sondern auch das Helfen im Krieg erfordert reichliche Grld- zuflüsse, zumal das Rote Kreuz verpflichtet ist, einen Teil seiner Einnahmen und seines Vermögens auch der Fürsorge für die Hinterbliebenen zuzuwenden. Vor allem aber verlangen die Einrichtungen der Lazarette außerordentlich große Mittel. Der Verband würrt. Metallindustrieller hat bereits die erhebliche Summe von 50 000 «/-il gestiftet. Man möge also die unangebrachte Zurückhaltung aufgeben und den 350 Sammelftellen des Roten Kreuzes die so not­wendigen Geldspenden zuführen.

(Gold gab ich für Eisen). Bei dem Bezirks­vertreter des Roten Kreuzes in Freudenstadt ist eine Wertsendung eingegangen, bestehend aus zwei gol­denen Trauringen und einem goldenen Armband, deren Erlös für die in Not zurückgebliebenen und Hinterbliebenen bestimmt ist, mit folgenden Begleit­worten:Nicht weil kein Gold mehr war im deut­schen Land, Streif ich den goldnen Reif von teurer Hand, Nein, daß der Geist, der hochgemute lebt. Der freudig Opfer bracht' vor hundert Jahren, Wie wirs in Tränen jauchzend heut erfahren. Ob auch im Abschiedsschmerz die Lippe bebt. Der Geist von 13 das soll Wort nnd Gabe weisen. Wenn heut wir sprechen:Gold gab ich für Eisen". Ein deut­sches Ehepaar."

Stuttgart. 12. Aug. Der Ausschuß des süd­westlichen Bürgervereins in Stuttgart hat beschlossen, in Anbetracht der ernsten Zeit von der Abhaltung der üblichen Herbstfeier anzusehrn. Die Kosten, die diese Feier in Höhe von gegen 150 «/-il alljährlich verursacht hat, werden diesmal in Höhe von je 50 Mark überwiesen dem Roten Kreuz, dem Stuttgarter Hilfsverein und dem Markuskirchengemeinderat zur Verfügung für bedürftige Angehörige seiner Parochie, namentlich solcher Familien, die durch Einberufung von Angehörigen zum Heeresdienst unterstützungs­bedürftig erscheinen.

Stuttgart, 12. Aug. Es wird vermutet, daß hier noch ziemlich viel Pferde untätig in den Ställen stehen, wogegen auf dem Lande großer Pferde- mange! herrscht und die Einbringung der Ernte dadurch sehr verzögert wird. Das Stadtschultheißen­amt Stuttgart erklärt sich zur Vermittlung vorüber­gehender Pferdeaushilfe bereit.

Stuttgart. 12. Aug. Zur Zeit weilen im Hotel Marquardt hier eine Anzahl amerikanischer Staatsbürger, meist deutscher Abstammung, die noch immer auf die Gelegenheit warten, über Holland in ihre Heimat zu kommen. Sie haben für das württem- bergische Rote Kreuz 4000 ^ gesammelt, wie sie überhaupt ausgesprochen deutsch-freundliches Ver­ständnis bekunden.

Das Bezirkskommando Ravensburg spricht öffentlich allen besten und aufrichtigsten Dank aus, die bei der bisherigen Ausführung der Mobil­machungsgeschäfte sich in aufopfernd selbstloser Weise freiwillig in seinen Dienst stellten und dadurch den glatten und raschen Verlauf der Mobilmachung wesentlich förderten. Besonders wird der unermüd­lichen Tätigkeit der Auto- und Kraftradfahrer, sowie des bereitwilligen Entgegenkommens der Presse gedacht. Auch die Dienste von Jungdeutschland werden nicht vergessen.

Rortweil, 12. August. Generaldirektor Dr.

Duttenhsser hat der hiesigen Bezirksvertretung des Württ. Landesvereins vom Roten Kreuz für Lazareltzwecke den Barbetrag von 2000 Mk. zur Verfügung gestellt und außerdem Gebäulichkeiten und Vorräte in Rollweil und Neunthausen zur Benützung angeboren.

Leonberg. 12. August. Ein älterer Landwirt fand am Montag mitten in einem Feld auf der Leonberger Markung mutterseelenallein einen Zjähr. Buben. Ec fragte das Kind, was es hier mache und bekam zur Antwort, es suche seinen Valer. Wer ist denn dein Vater, fragte der Landwirt. Er ist im Feld, antwortete das Kind. Aus weiteren Fragen ließ sich die Wohnung des Buben feststellen, und als er heimgebracht wurde, stellte sich heraus, daß der Vaier ausmarschiert ist. Das Kind halte gehört, der Vater müsse ins Feld und hatte ihn nun draußen auf dem Acker gefugt.

Oberndorf, 12 Aug. Die Wegnahme der vier von der Türkei angekauften Schiffe durch die Eng­länder bat die hiesige türkische Kommi'sion auf das schwerüe erbittert. Mit der am 23. Juli hier ein- getroff-nen türkischen Waffenkommiffion war gleich­zeitig eine große Abteilung von Marineoffizieren nach England gegangen, um die Schiffe zu über- nehmen und nach der Heimat zu bringen. Seither waren die Türken in banger Sorge, ob die Marine­kommission ihre Aufgaben werde ausführen können. Leider ist sie zu spät gekommen. England hat die zwei Dreadnoughts, mit denen die Türkei die russische Schwarzmeerflotte hätte in Schach halten können, kurzer Hand in seine Marine eingeteilt.

Waldsee. 12. August. Auch ein Zeichen der Liebe und Ergebenheit gegenüber dem Vaterland ist es, wenn ein zur Pension übergegangener 70jähriger Landpostbole Leopold Werner von hier, wegen Einrückens seines provisorischen Nachfolgers zum Militär nochmals den Dienst aushilfsweise über­nimmt und den weiten Weg HaifterkirchHittis- weilerHaidgau rc. den er schon nahezu 40 Jahre lang begangen, wieder mit festbepacktem Tornister hin und her zurücklegt.

Eßlingen, 12. Aug. Oberförster Preu in Ebingen ist gestern früh in Ludwigsburg, wohin er als Artilleriehauptmann der Reserve eingezogen war, und von wo aus er heute aus den Kriegsschauplatz abgegangen wäre, an einem Herzschlag verschieden.

Der Bezirksverein Stuttgart des Württ. Schwarzwaldvereins hat in seiner Mitglieder­versammlung einstimmig beschlossen, aus seiner Kasse 400 als Kriegsspende zu verwenden.

Der Aufsichtsrat der Remstal-Quellengesell­schaft hat einstimmig beschlossen, dem Heere und dem Roten Kreuze das Kurhaus seines Mineralbades in Beinstein mit gegen 35 Belten und sein freies Gelände beim Bade, falls Lazareltbaracken errichtet werden sollten, und die Heilbäder zur sofortigen Verfügung unentgeltlich zu stellen. Die Aerzte haben sich der edlen Sache ebenfalls zur Verfügung gestellt.

Maulbronn, 11. Aug. Kaum glaublich ist die Nachricht, daß Stadrschultheiß Bausch in der gestrigen Gemeinderatssitzung die Erklärung abge­geben hat. daß er sich bis 15. September in den Ruhestand begeben wolle. Selbstverständlich hat der Gemeinderat in Rücksicht auf die jetzige kriegerische Zeit hiezu seine Einwilligung nicht gegeben. (Brgrfrd.)

Leutkirch. 13. Aug. Ein hiesiger Malergehilfe hat sich aus Gram darüber, weil sein Gesuch um Aufnahme als Kriegsfreiwilliger abschlägig beschieden wurde, erschossen.

Ravensburg, 13. Aug. Mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage hat nun auch die Sozial­demokratie ihre für die Reichstagsersatzwahl im 17. Wahlkreis aufgestellte Kandidatur des Genossen Massatsch zurückgezogen und ihre Anhänger ersucht, sich der Stimme zu enthalten.

Heidenheim, 13. Aug. Die Getreideernte ist in vollstem Gange. Die Früchte sind recht schön. Ueberall melden sich Arbeitskräfte, die dem Land­mann seine Arbeit erleichtern und die zur Fahne einberufenen jüngeren Kräfte ersetzen.

Lkus StaSt» Bezirk unS Umgebung«

Neuenbürg, 12. Aug. Der Staatsanzeiger schreibt: Wie weggeblasen war in den letzten zwei Wochen der Parteistreit, von dem Deutschland zer­rissen schien. Verschwunden ist Zank und Hader. So soll es bleiben, in der inneren Gesinnung, in der Achtung jedes Volksgenossen, in der Erkennung und Betätigung dessen, daß vor dem Vaterlande alle gleich sind. Wie manche Schlacken sind ausge­stoßen worden. Die kleinliche Elfersucht, die Selbst­sucht und viele andere unerfreuliche Erscheinungen.