Denlscher versicherte bei seiner Ankunst in Köln, in Paris sei alles entgeistert. Männer und Frauen weinen laut. Die Menge rief: Wir wollen keinen Krieg I"

Washington. 5 Aug. Nach hier vorliegenden Meldungen ging heule der PanzerkreuzerKennedy" von New-Dark mit über 5 Millionen Dollars, die für die in Not gerarenen europäischen Amerikaner bestimmt sind, in See.

Koblenz. 3. August. Der Kommandierende General erläßt eine eindringliche Warnung vor der Verbreitung unwahrer und der Unterlage ent­behrender Gerüchte. Solche Gerüchte waren u. a., daß an der Grenze gestern ein heftiger Kampf stattgefunden hätte, in dem das 68. Infanterie- Regiment schwere Verluste gehabt hätte, daß mehrere Spione auf dem Ehrenbieitstein erschossen worden seien, daß mehrere hundert Gefangene gemacht, am Koblenzer Bahnhof angekomwen und auf den Ebren- breitftein gebracht worden seien, daß die Jäger- Brigade in Trier gegen eine französische Kavallerie- Brigade schwere Kämpfe gehabt habe, bei der diese Brigade aufgerieben worden sei, und Aehnliches mehr. An allem dem sei kein wahres Wort. Die Gerüchte seien aber geeignet, die Bevölkerung zu beunruhigen. Der Kommandierende General warnt vor der Verbreitung irgendwelcher falscher Nachrichten. Ihre Urheber würden zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie bekannt werden. Das 8 Armee­korps stehe mit der 16. Division in dauernder Fern­sprechverbindung und sei über alles einwandfrei unterrichtet.

Berlin, 4. Aug. Die planmäßig für den 14 und 15. Aug. festgesetzte Ziehung der 2. Klasse der Preußisch-Süddeutschen Klasfenlotterie wird bis auf weiteres verschoben. Der Beginn dieser Ziehung wird seinerzeit bekanntgegeben.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Aug. Der Kommandierende General von Fabeck erläßt folgende Mahnung: Es hat sich zu wiederholten Malen gezeigt, daß un­begründete Gerüchte das Publikum in ganz unnötige Sorge und in eine Aufregung getrieben haben, welche höchst bedauerliche Ausschreitungen, meist gegen Un­schuldige zur Folge hatte.

Ich fordere daher die Einwohnerschaft auf, vor allem ihre Ruhe, ihre Würde und ihr Selbstvertrauen zu wahren und nicht bei jedem unkontrollierbaren Gerücht den Kopf zu verlieren.

Die getroffenen militärischen und polizeilichen Maßnahmen haben sich bis jetzt in jeder Weise be­währt, fodaß die Einwohnerschaft auch fernerhin in jeder Beziehung ruhig bleiben kann.

Stuttgart. 6. August. Heute mittag hatte sich das Grenadierregiment Königin Olga in der Rotebühlkaserne zum Abschied aufgestellt. Punkt 5 Uhr erschien der König, um in einer tief zu Herzen gehenden Ansprache von den Grenadieren Abschied zu nehmen. Es hatten sich auch der Kriegsminister von Marchtaler, der kommandierende General von Fabeck und Herzog Urach von Württemberg eingefunden. Feldprobst von Blum und Prälat Mangold sprachen Gebete. Eine große Anzahl Schwestern vom Roten Kreuz hatte sich ebenfalls im Hofe eingefunden.

Stuttgart, 5. Aug. Die Generaldirektion der Posten und Telegraphen teilt mit:An dem auch in die Presse übergegangenen Gerücht, daß zwei feindliche Spione versucht haben, die Ferndrähte auf dem hiesigen Hauptpostgebäude zu durchschneiden und daß der eine von ihnen heruntergeschosfen, der andere verhaftet worden sei, ist kein wahres Wort. Zum Schutz des Hauptpostgebäudes sind umfassende Vorkehrungen getroffen." Daraus mag man ersehen, wie vorsichtig man den ganz bestimmt auftretenden Gerüchten gegenüber sich verhalten muß.

Stuttgart, 4. Aug. Der Württ. Landesverein vom Roten Kreuz benötigt für die Pflege der Kriegsverwundeten bedeutend größere Mittel, als ihm bis jetzt zur Verfügung stehen und erläßt deshalb einen Aufruf zur Zeichnung von Gaben. Der ge­schlossene Lazareitzug mit 30 Wagen wird vom 20. Mobilmachungstag ab zu Transportzwecken bereit stehen. Daheim wie draußen im Felde hat der Verein seine Lazarette einzurichten und zu unterhalten.

Stuttgart, 4. August. (Mithilfe bei den Ernlearbeiten.) Da durch die Einberufung einer großen Zabl von in der Landwirtschaft tätigen Männern es vielfach an ausreichenden Arbeitskräften für die Erntearbeiten fehlt, richtet das Ministerium des Innern an Arbeiter und Arbeiterinnen die in Städten, Jndustrieorten usw. entbehrlich sind, die

Bitte, sich für die Mitwirkung bei den Erntearbeiten zur Verfügung zu stellen und sich bei den Arbeits­ämtern und den Arbeitsnachweisen der Wander- arbeilsstältsn zu melden. Die Landwirte werden ersucht, ihren Bedarf an Arbeitskräften bei den Oberämtern anzumelden. Fahrpreisermäßigung für die Beförderung von Erntearbeitern ist in Aussicht genommen.

Stuttgart, 5. Aug. Auf Anregung des Königs haben sämtliche Ortsschulbehörden die ört­lichen Schulleitungen ermächtigt, auch über den ordentlichen Umfang der Ferien hinaus den Unter­richt insolange einzustellen, als dies durch die Rück­sicht auf die Erntearbeiten, bei den Gewerbe- und Handelsschulen auch durch die Rücksicht auf andere durch den Kriegszustand bedingte Bedürfnisse geboten erscheint. Zugleich sind die örtlichen Schulleitungen veranlaßt worden, die schulpflichtigen Kinder nicht Landwirtschaft treibender Eltern zur freiwilligen Beteiligung an den Erntearbeiten aufzurufen.

Stuttgart. 5. August. (Verkehr mit Kleingeld.) Bei der Reichsbank wurden in den letzten Tagen allein ä'/r Millionen Silber und 12 Millionen 20 Mk Noten verausgabt, ein Beweis, in welcher Weise in letzter Zeit der Verkehr mit kleinen Zahl­ungsmitteln ausgestattel worden ist.

Stuttgart. 4. Aug. Dieser Tage sollte das Rudolf Sophien st ist ber der Wildparkstation seiner Bestimmung übergeben werden. Nunmehr ist das Stift von der Verwaliungskommission durch den Vorsitzenden, Minister des Innern v Fleischhauer, dem Kriegsministerium über die Kciegsdauer für Lazarettzwecke zur Verfügung gestellt worden.

Stuttgart, 6. August. Die Liederhalle als Lazarett. Die Liederhalle wird in den näch­sten Tagen in Lazaret Nr. 3 umgewandelt; sie soll mindestens 320 Betten ausnehmen und unter der Leitung von Professor Dr. Ernst Müller stehen.

Stuttgart, 5 August. Alle in der Stadt ver­breiteten Gerüchte über Versuche der Vergiftung der städt. Wasserleitungen entbehren vollständig der Be­gründung. Die städt Wasferversorgungseinrichlungen stehen seit Beginn der Mobilmachung unter dauern­der Bewachung. Verunreinigungen oder Störungen dieser Einrichtungen haben nicht stattgesunden. Ge­genüber derartigen und den vielen anderen grund­losen Gerüchten muß die Einwohnerschaft die nötige Ruhe bewahren und den Kopf nicht verlieren. Es liegt kein Anlaß zu derart schweren Beunruhigungen vor.

Die erste Sammlung des Ortsausschusses des Roten Kreuzes ergab in Stuttgart sofort gegen 60 000 Mark.

Stuttgart, 6. Aug. Die Erlaubnis zum Bezug von Benzin erteilt von jetzt ab die stell­vertretende Intendantur, Neckarstraße 186.

Stuttgart, 6. Aug. Der wegen seiner deutsch­feindlichen Haltung bekannte Reichstagsabgeordnete Wetterlo, dessen Blatt, derNouvelliste", verboten worden ist, ist in die Schweiz abgereist.

Stuttgart, 5. Aug. Ein geradezu großartiges Beispiel praktischer und sinniger Opferwilligkeit hat ein einfacher Mann aus dem Volk, der Hausdiener eines hiesigen Hotels, gegeben. Zur Fahne ein­berufen überbrachte er der Hauptsammelstelle des Roten Kreuzes sein Sparkassenbuch und stellte dessen ganzen Betrag von 550 Mk. der guten Sache zur Verfügung, da er jetzt keine bessere Verwendung dafür habe und damit für die Pflege der verwun­deten Soldaten sein Teil beisteuern wolle.

Stuttgart, 5. Aug. Lebensmittelwucher wollte einer vom Lande treiben. Für eine Mark wollte er 78 Eier geben. Das Publikum wußte diese Forderung wohl zu würdigen. Es verprügelte den Menschen gehörig und wie's dann schon so geht, wurden dabei sämtliche Eier des Bauern, wohl au die hundert Stück, einfach zerdrückt. Ein gutes Geschäft. Die Geschichte ist auf dem Münchner Viktualienmarkt passiert.

Stuttgart, 4. Aug. Ein erfreuliches Zeichen für die Rückkehr der Besonnenheit ist der Umstand, daß bei der Städt. Sparkasse gestern 321714 Mk. einbezahlt und nur 164 306 Mk. erhoben worden sind.

Stuttgart. 6. Aug. Die Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914 wird auf Befehl des Generalkommandos in den nächsten Tagen geschlossen, da die Gewerbehalle und die umliegenden Bauten für Lazarettzwecke benötigt werden. Die Ausstellung ist heute zum letzten Male dem allge­meinen Besuch zugänglich gegen ein ermäßigtes Eintrittsgeld von 50 Pfg. pro Person. Die gesamten Einnahmen des letzten Tages werden dem Hilfs­ausschuß zur Unterstützung von Angehörigen der unter die Fahne Gerufenen überwiesen.

Stuttgart. 6. August. Das Generalkommando

wünscht die sofortige Verbreitung nachstehender Ex, klärung:Das von einigen Stellen verbreitete Ge- rücht, daß Italien den Krieg an Oesterreich erklärt habe und an die Seile Frankreichs getreten sei, ist unwahr und erfunden."

Ulm, 5. August. Nach einem Anschlag des Gouvernements haben die Ausländer bis morgen abend 8 Uhr die Festung zu verlassen. Unter Spionageverdacht wurden 176 Personen verhaftet von denen 147 wieder in Freiheit gesetzt wurden' Bei 29 schwebt das Verfahren.

Ulm, 5. August. (Die Früchte der Kriegsnot.) Auf dem Ratbaus wurde heute auf Anregung des Oberbürgermeisters v. Wagner ein Verein zur Linderung der Kriegsübel gegründet, an dessen Spitze der Gouverneur siebt. Der Verein hat sich zur Auf­gabe gestellt, durchziehende Truppen zu erfrischen und auszustatten. hiesige Familien, die durch den Krieg ihres Ernährers beraubt sind, zu unterstützen, auf den Verkauf von Lebensmitieln einzuwirken und die öffentlichen Sicherheitsorgane zu verstärken.

Stuttgart, 5. August. (Beschäftigungslos gewor­dene Italiener) Hier, in Heilbronn und Weingarten soll eine größere Anzahl beschäftigungslos gewordener Italiener untergebracht und ihnen Arbeitsgelegen­heit gegeben werden. In den seither von Kanzleien der Verkehrsanstalten innegehabten Häusern am Kö­nigstor wurden bereits einige hundert italienische Arbeiter eirquartiert. Die braunen Söhne des Südens begrüßten die ins Feld ziehenden deutschen Soldaten mit lebhaften Eovivarufen.

Heilbronn. 4. Aug. Auf Veranlassung von Reg.Rat Mögling, O.B.M. I)r. Göbel und E. v. Marchialer hat sich hier ein Ausschuß gebildet, um das Los der Soldaten und ihrer Familien nach Möglichkeit zu erleichtern. Aus allen Kreisen der Bevölkerung traten zahlreiche Helfer in die gebildeten 7 Gruppen ein. Die Lehrerschaft stellte sich u. a. vollzählig zur Verfügung.

Hohenheim, 5. Aug. Die Instrumente der Erdbebenwarte registrierten in der vergangenen Nacht um 12 Uhr 11 Minuten ein außerordentlich starkes Fernbeben mit einer Herdentfernung von etwa 6300 Kilometer, voraussichtlich Zentralasien.

Ordnung muß seinl Nicht schwerer machen! Zufolge militärischer Weisung wurde vom Stadtschultheißenamt Freudenstadt das Ansammeln der halbwüchsigen Jugend auf den Straßen strengstens untersagt. Eine andere Bekanntmachung ersuchte die zum Kriegsdienst einberufenen Mannschaften dringend, ihre Angehöiigen nicht auf die Sammel­plätze und Bahnhöfe mitzunehmen.

Geißlingen, 6. Aug. Die Württembergische Metallwarenfabrik, die über 4000 Arbeiter beschäftigt, hat ihre Werkstätten bis zur Beendigung der Mobil­machung geschlossen. Nachher soll die Arbeit wieder ausgenommen werden, aber wahrscheinlich nur auf kürzere Dauer und mit beschränkter Arbeitszeit.

Oberndorf, 6. Aug. Die im Juli eingetroffene türkische Waffenkommission kann ihre Arbeiten hier nicht aufnehmen. Die Waffenfabrik steht nur dem deutschen Militär zur Verfügung und hat ihre Maschinen für das deutsche Modell einzurichten. Vor einem Jahre dürften schwerlich fremde Aufträge in Angriff genommen werden können. Die türkische Kommission wünscht möglichst bald wieder nach Hause zu kommen, wo inzwischen auch die Mobilisierung angeordnet worden ist, aber es sind ihr alle Wege versperrt. Die Mitglieder sprechen ihre Verwunderung über den glatten Verlauf der deutschen Mobilisierung aus.

Wasseralfingen, 5. Aug. Einem in der Nähe des Friedhofs stehenden Wachtposten entlud sich das Gewehr und der Schuß verstümmelte einem in der Nähe stehenden 15jährigen Knaben den linken Fuß vollständig.

Vom oberen Neckar. 5. Aug. (Der Zar im Kinderurteil.) Reden da vor meinem Hause zwei 5 jährige Knirps vom Kriege. Voll Entrüstung und kindlichem Eifer meinte der eine:Der Zar soll sich nur net bei eis (uns) sehe lau! Sonscht gohts em schlecht, den mache mer glei hei (hin) Es muß tief im Volke die russische Verrälerei sich eingefressen haben, wenn die jüngste Jugend sich in dieser Weise vernehmen läßt.

Einbringung der Ernte. Wir haben bereits die Anregung gegeben, die Einbringung der Ernte zu sichern. Nunmehr hat auch das württembergische Ministerium des Innern dahingehende Bestimmungen erlassen Es richiet an die Arbeiter und Arbeiterin­nen, die in Städten und Jndustrieorten entbehrlich sind, die Bitte, sich bei den Erntearbeiten zur Ver-