Haigerloch, 20. Juli. Am Sonntag abend wurde der Bienenstand des Landwirts Joseph Schullian angezündet und vollständig ver- nichtet. Der Bienenstand stand etwa '/2 Stunde von der Stadt entfernt, in günstiger Lage. Er hatte samt Bienen einen Wert von etwa 400 Mark. Der Geschädigte ist um so mehr zu bedauern, indem er seit über ein Jahr nervenkrank ist, nicht mehr gehen und nichts mehr verdienen kann und durch diese Büberei um seinen kleinen Notpfennig gebracht ist.

Das reizend am Radolfzeller See gelegene Schlößchen Mettnau, das einstige Besitztum Viktor v. Scheffels, seit einigen Jahren im Besitz des Spezialaugenarztes Dr. Brugger in Konstanz, ist von diesem durch Kauf an einen indischen Radjah um den Preis von 145 000 Mk. übergegangen. Der Inder beabsichtigt, die Besitzung mit allen modernen Bequemlichkeiten auszuftatten.

Vom oberen Murgtal. 28. Juli. Die Hei­delbeeren sind bei dem warmen Wetter der letzten Zeit rasch zur Reife gekommen, sodaß die Ernte bald beendet sein wird. Der Ertrag ist der mehr­fach erwähnte geringe gbblieben, so daß bei den hohen Preisen der Handel nach auswärts vollständig ins Stocken geraten ist. Die Preise bewegen sich zwischen 18 und 22 Pfg. pro Pfund, gegenwärtig werden für Brennheidelbeeren noch 18 Pfg. bezahlt. Leider sind auch die Aussichten für Preiselbeeren gleich null. Dagegen wird es eine reiche Himbeer- ernte geben, wenn die Witterung günstig bleibt.

Straßburg, 23. Juli. Nachdem am Samstag Abend und in der Nacht im ganzen Lande schwere Gewitter niedergegangen sind, ist die Jll mit samt ihren Nebenflüssen infolge der wolkenbruchartig nieder­gegangenen Wassermassen gestiegen. Auch der Rhein ist um etwa 15 Zentimeter gestiegen. Besonders schwere Wolkenbrüche haben in der Gegend zwischen Colmar und Straßburg gehaust, und die schweren und beinahe reifen Fruchtfelder bieten mit ihren niedergeschmetterten Halmen ein trostloses Bild. Hagel ist glücklicherweise nur vereinzelt gefallen. Besonders in unmittelbarer Nähe des Rheins im Ried und auf dem badische ? Ufer ist stellenweise ein großer Teil der Ernte vernichtet worden. Auch aus der ganzen Oftschweiz lauten die Nach lichten über gestern Nacht niedergegangene Wolkenbrüche keineswegs günstig.

Vom Schwarzwald, 23. Juli. Im ganzen Schwarzwald ist in den letzten 24 Stunden ein durchgreifender Wetterumschlag erfolgt. Am Diens­tag und Mittwoch abend haben sich über vielen Teilen des Gebirgs heftige Gewitter mir erheblichen Regen­güssen entladen, die eine starke Abkühlung brachten. Am Donnerstag früh lagen die Berge in dichtem Nebel und auf den Gebirgskämmen des badischen Schwarzwaldes war die Temperatur bis auf 7 Grad zurückgegangen. Besonders heftig waren die Gewitter im Wiesental, wo der Blitz auch mehrmals einschlug.

Bern, 23. Juli. Seit Donnerstag früh fällt im Hochgebirge wieder Neuschnee und zwar bis gegen 2000 m herab. Der großen Hitze der letzten Tage ist ein empfindlicher Temperatursturz gefolgt, der den Gebirgslagen über 2000 m bereits wieder Frostwetter brachte.

Würt tem berg.

Stuttgart, 23. Juli. Das Justizministerium beabsichtigt, wie in verschiedenen deutschen Bundes­staaten, so auch in Württemberg Bestimmungen zu erlassen, nach welchen den Vertretungen des Handels und Gewerbes, sowie der Landwirtschaft Abschriften aus den Schuldnerverzeichnissen der K. Amtsgerichte zur Verfügung gestellt werden sollen.

Stuttgart. 23. Juli. Wie verlautet, haben die bürgerlichen Kollegien in nichtöffentlicher Sitzung dieUebernahme des Wöchnerinnenheims in der Silberburgftraße auf die Stadt beschlossen. Das Heim war bisher Eigentum eines Vereins und wurde von Dr. Kleinertz geleitet. Die Stadt hat es seither mit einem Jahreszuschuß von 2000 Mk. unterstützt. Die Stadt soll das ganze Anwesen um 140 000 Mk. erworben haben.

Stuttgart, 23. Juli. Die Württemb. Meisterschaften in Leichtathletik finden am Sonntag, den 26. Juli 1914 im Stadion der Stutt­garter Ausstellung für Gesundheitspflege statt. Die Elite der württemb. Leichtathleten hat ihre Meldungen abgegeben. Die Leistungen, die hier geboten werden, werden sich weit über das Niveau eines lokalen Sportfestes erheben, da auch die vorjährigen Meister ihre Meisterschaften verteidigen werden. Die Wett­kämpfe finden ohne Vorkämpfe statt und beginnen pünktlich nachmittags ^/s5 Uhr.

Stuttgart, 23. Juli. Wie aus mehreren Städ­ten des Landes gemeldet wird, wurde am Sonntag abend da und dort ein Meteor beobachtet. Es wurde hier am Sonntag abend 11.10 Uhr als eine stark leuchtende grüne Kugel gesichtet, etwas schräge von West nach Süden fliegend mit zirka V 2 Meter gelblich-rötlichem Schweif und gleichzeitig starkem Aufleuchten in der Umgebung, was auf ein Zerbersten der Kugel schließen ließ.

Heilbronn. 23. Juli. DieHeilbronner Zeitung" erhält folgende Zuschrift von unterrichteter Seite:Am 30. August 1913 kehrte der damalige Stadlpfleger Burger aus den bekannten Gründen der Stadt den Rücken. Ec wandte sich nach der griechischen Hauptstadt in dem Wahne, daß er in Athen werde unbehelligt bleiben. Das war aber nicht der Fall. In den ersten Tagen des Oktober wurde die Verhaftung Burgers aus Athen gemeldet und sechs Wochen später am 22. November lag die amtliche Bestätigung vor, daß die Auslieferung erfolge. Em Ende des Jahres schrieb Burger in einem Pcivaibrief, daß er immer noch in Athen im Untersuchungsgefängnis sitze und beklagenswert schlecht behandelt würde. Im Januar dieses Jahres scheint dann der Transport nach Heilbronn begonnen zu haben. Heute schreiben wir Ende Juli und Burger ist immer noch nicht da. Es verlautete einmal, daß er an der italienisch-schweizerischen Grenze ange­kommen sei und von dort zu Fuß durch die Schweiz transportiert werden müßte. Das war an sich richtig, doch saß Burger wochen-, ja wie es scheint monate­lang an der Grenze in Brindisi, weil man offenbar seiner völlig vergessen hatte. Selbst vor Gericht wußte man nicht, wo Burger war. Erst auf eine Reklamation beim Auswärtigen Amt, die von hier aus auf eindringliche Klagen Burgers hin erfolgt war, erinnerte man sich des Unglückseligen und der Transport konnte weiter geben. Wenn Burger jetzt in kurzer Zeit hier eintreffen wird, dann ist er sieben Monate lang unterwegs gewesen, und er hat, noch ehe der Prozeß gegen ihn vor der Strafkammer beginnt, alle Bitterkeiten der griechischen, italienischen und schweizerischen Gefängnisse ausgekostet". Die Daten stimmen mit den Presseveröffentlichungen des vorigen Jahres überein; die ganze Darstellung dürfte dem wahren Sachverhalt entsprechen. Wäre Burger hier geblieben und wäre mannhaft zu seinen Taten gestanden, dann hätte er diese bitteren Erfahrungen nicht zu machen brauchen. Andererseits scheint im italienischen Polizeiwssen eine wunderbare Schlamperei zu herrschen.

Echterdingen. 22. Juli. Die auf den Fildern bestehenden Sauerkrautfabriken haben hier mit einem Grundkapital von 97 200 Mk. eine Ver« kaufszentralr gegründet, die den An- und Ver­kauf von Filder-Sauerkraut in die Hand nimmt. Dieses Vorgehen wird wohl wieder eine Genossen­schaft der Krautproduzenten, wie sie vor 2 Jahren bestand, sich aber wieder auflöste, ins Leben rufen.

Metzingen, 23. Juli. Gestern abend wurde unsere Markung wieder von einem großen Unwetter heimgesucht. Heftiger Hagel mit wolkenbruchartigen Niederschlägen setzte ein. Die Hagelkörner lagen an einigen Stellen und in den Weinbergen mehrere Zentimeter hoch. Viele Feldfrüchte, besonders Getreide, wurden vernichtet. Zahlreiche Obstbäume lagen entwurzelt am Boden oder sind ihrer Aeste beraubt worden. Ein von einer zahlreichen Familie bewohntes Haus mußie in der Nacht wegen Hochwassers geräumt werden. Der Gesamtschaden dürfte ganz erheblich sein. Durch den Hagelschlag vom 2. Juli ds. Js. wurden allein 300 Parzellen Weinberg beim Florian betroffen.

Geislingen, 23. Juli. Auch hier hat das gestern abend niedergegangene schwere Gewitter großen Schaden angerichtet. Die ungeheuren Wasser­massen, die sich in den Straßen stauten, drangen in die niedergelegenen Wohnungen, Scheuern und Stallungen ein. Die Hagelkörner, die in Größe von Hühnereiern fielen, vernichteten in Amstetten die ganze Ernte. Dort wurden auch Fensterscheiben und Dachplatten zertrümmert, an einem Hause allein 35 Scheiben.

Riedlin gen, 22. Juli. Der Bauwerkmeister Seitz bei der K. Ministerialabteilung für Straßen- und Wasserbau in Stuttgart war im Auftrag der Oberschwäbischen Ueberlandzentcale mit zwei Leuten in einem Kahn mit Vermessungsarbeiten am Wehr der Donaubrücke beschäftigt. Durch die Strömung wurde der Kahn über das Wehr gerissen und die Insassen herausgeworfen. Seitz ertrank, die beiden andern konnten gerettet werden.

Friedrichshafen, 23. Juli. Der erste Luft- schiffahrtskapilän der Zeppelinwerft, Kapitän Hacker, vollendete dieser Tage seine 700. Fahrt. In

1728 Stunden hat er in Zeppelinluftschiffen bis jetzt 85 000 Kilometer zurückgelegt.

VomBodensee, 23. Juli. Auf dem Besitztum des Grafen Zeppelin bei Emmishofen wurde kürzlich ein Einbruch verübt und aus dem Keller der ganze Vorrat an Flaschenwein gestohlen. Als der Graf vor einigen Tagen auf Besuch kam. wurde der Diebstahl von dem Hauswart entdeckt. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Vom Bodensee. 22. Juli. Der Fremden- strom, der sich bei der gegenwärtigen Bombenhitze an die Gestade des Bodensees ergießt, ist gewaltig. Frirdrichshafen, Meersburg und Konstanz wimmeln von Besuchern. Am Sonntag war Ausflug der Unteroffiziers-Vereinigung von Weingarten nach Konstanz, an der auch österreichische Unteroffiziere, der Konstanz« Miliiär- und Veteranenverein sich beteiligten. Das warme Wetter kommt Wein, Obst, Frucht und Hopfen sehr zu gute. Die Roggen­ernte, die einen guten Erfolg verspricht, hat begonnen.

Kus Staöt» Bezirk unS Umgebung.

Die II. evangelische Stadtpfarrstelle in Lieben­zell wurde dem Pfarrer Müller in Schöckingrn. Dekanats Leonberg, übertragen.

Wildbad. Im König!. Kurtheater wird kommenden Sonntag eine Nachmittagsvorstellung zu kleinen Preisen (30 1 ^ und 1.20 ^) für

Kinder und Erwachsene statlfinden, die auch von der Umgebung gut besucht zu werden verspricht, ist es doch eines der lieblichsten Märchen, welches zur Dar­stellung gelangt, nämlich GörnersSchneewittchen und die 7 Zwerge". Dasselbe hat bei seiner ersten Aufführung sich der allgemeinsten Anerkennung erfreuen dürfen und waren es namentlich die Kinder- Zwerg Szenen, welche das Helle Entzücken der Kinder und Kinderfreunde bildeten. Die Vorstellung beginnt um 3^/2 und endet um 5^/2 Uhr.' Sonntag abend wird das ZugstückDie Kinokönigin" zum erstenmal gegeben.

Calw, 23. Juli. Heute vormittag kurz vor 9 Uhr ging zwischen Neuhengstett und Möttlingen ein mit zwei Fliegern besetzter Aeroplan nieder. Die beiden Insassen waren Offiziere der 3. Flieger­kompagnie in Freiburg. Sie halten eine Notlandung vornehmen müssen, weil der Motor plötzlich versagt hatte. Bei der Landung erlitt das Flugzeug ver­schiedene Beschädigungen, so daß es abmontiert und mit der Bahn nach Freiburg zurückbefördert werden mußte.

Calw, 22. Juli. (Hans im Glück.) Ein hies. Kaufmannslehrling kaufte sich in einem Friseurqeschäft hier ein Lotterielos, das. wie sich bei der Ziehung ergab. 100 gewonnen hatte. Nun findet der Lehrling das Los nicht mehr. Jetzt ist das Unglück natürlich groß, denn 100 könnte ein Stift gut gebrauchen.

Ettlingen, 21. Juli. Wie derMittelbadische Courier" von gutunterrichteter Seite erfährt, ist in dem Prozeß der Witwe des Direktors Neumaier der Mannheimer Benzwerke gegen die Albtalbahn wegen des Zusammenstoßes des Neumaierschen Autos mit der Albtalbahn am Bahnübergang bei Rüppur das Urteil gefällt worden. Neumaier ist zu zwei Drittel, die Albtalbahn zu einem Drittel schuldig erklärt worden. (Bei dem Prozeß handelt es sich um den schweren Autounglücksfall, der sich bei Rüppur ereignet hatte. Das Auto des Direktors Neumaier war beim Straßenübergang von der Albtalbahn er­faßt und eine große Strecke geschleift worden. Sämtliche drei Insassen des Autos wurden auf der Stelle getötet.)

Entfernung von Reklametafeln aus dem Wald. Um den städtischen Wald von dem Rsklameunfug zu bewahren, hat die Waldinspektion Freudenstadt den Gemeinderat ersucht, jede Re­klametafel im Walde zu verbieten und schon ange­brachte entfernen zu lassen, gleichviel ob Erlaubnis gegeben worden ist oder nicht. Nur solche Tafeln sollen im Walde belassen werden, die lediglich als Wegweiser dienen. Diesem Ersuchen hat der Ge­meinderat schon längere Zeit entsprochen. Demgemäß und auf Grund von Bestimmungen der Bauordnung hat das Stadtschultheißenamt an einem Nachmittag 15 Tafeln entfernen lassen. Die Polizeibehörde wird berechtigt, alle Reklametafeln, auch auf Privateigen­tum, entfernen zu lassen. Eine neue große Tafel eines Autobesitzers an der Kniebisstraße wird eben­falls entfernt. Auch an die Straßenbauinspektion ist eine Einladung ergangen, an dem Kampf gegen den Reklameunfug an den Staatsstraßen teilzunehmen, so daß auch diese bald von den Geschmacklosigkeiten befreit sein werden. Zur Nachahmung allerseits empfohlen I