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Reue »bürg, Mittwoch den 22. Zuli 1914.
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Berlin. SO. Juli. In den Gewässern rings um Groß-Berlin sind gestern nicht weniger als acht Personen beim Baden ertrunken, darunter auch der Leutnant der Reserve Freiherr v. Ziegler aus Wilmersdorf.
Hamburg, 20. Juli. Auf der Werft von Blohm u. Voß geriet heute nachmittag die hölzerne Unterstützung eines für Rechnung der Werft in Bau befindlichen Docks in Brand. Bisher hat man einen Nieterjungen tot aufgefunden, der sich nicht mehr retten konnte. 11 Mann find verletzt worden, anscheinend keiner lebensgefährlich. 7 von ihnen wurden im Krankenhaus behalten. Die Entstehungs- ursache des Feuers hat sich noch nicht ermitteln lassen.
Dortmund. 20. Juli. Heute nacht fuhr em mit sieben Personen besetztes Automobil auf einer abschüssigen Straße in der Nähr von Dortmund auf einen Baum. Sämtliche Insassen wurden schwer verletzt. Der Bäcker Willy Gabel ist seinen Verletzungen erlegen.
Das Automobil des Leipziger Vertreters der Continental-Pneumatik A.-G. Gibson überschlug sich vor dem Bahnübergang bei Waldkirch in Sachsen infolge Versagens der Bremse. Der Chauffeur wurde getötet. Gibson wurde schwer, seine Frau und 2 Kinder, sowie 2 weitere Insassen leicht verletzt.
Oppeln, 19. Juli. Von einem schweren Schick- salsschlage wurde die Familie des Fleischermeisters Bertzik betroffen. Seine vier Kinder befanden sich mit der Erzieherin in der Sommerfrische in Carls- ruhe (Oberschlesien). Am Donnerstag sammelten sie Pilze im Walde, nach deren Genuß alle fünf erkrankten und am Freitag verstärken.
In dem Dorfe Haan in der Rheinprovinz sind etwa 70 Personen an Fleischvergiftung erkrankt. Die Untersuchung stellte fest, daß das beschlagnahmte Fleisch Ruhrbazillen enthielt.
In Trier wollte ein mit vier Damen besetzter Kraftwagen des Landgerichtspräsidenten Wette einer taubstummen Frau ausweichen, faßte diese jedoch und verletzte sie tödlich. Durch das starke Bremsen fuhr der Wagen auf den Gehweg und überrannte einen Sergeanten, der beide Beine brach.
Kostenfreie Unterrichtskurse zur Erlernung der englischen und französischen Sprache, einfachen und doppelten Buchführung, Wechsellehre, Handels-Korrespondenz. Rechnen und Stenographie finden in diesem Semester an der Handelsschule Reil statt. Auswärtige erhalten den Unterricht nach genauer Anleitung schriftlich. Freie Wahl der einzelnen Fächer. Kostenfreie Ueberwachung aller Ar- beiten durch tüchtige Fachlehrer. Am Schluß eines jeden Faches ist eine Prüfung, worauf die Schüler ein Zeugnis erhalten. Die zum Unterricht nötigen Lehrmittel hat sich jeder Teilnehmer selbst zu beschaffen. Weitere Kosten als Porto entstehen nicht. Anfragen, unter Beifügung des Portos, sind an das Sekretariat der Handelsschule Reil, Inh. G. Jahn, Berlin ^V, Bülowstr. 29, zu richten.
Wien, 20. Juli. Gestern fand in Polnisch- Ostrau eine tschechische Protestversammlung gegen die letzten Vorfälle in Troppau und Katherein statt. In überaus scharfen Reden wurde Mmwirtschaftlichen Boykott gegen die Deutschen aufgefordert. Nach der Versammlung zogen die Teilnehmer, etwa 1000 an der Zahl, nach Mährisch- Ostrau, wo sie gegen die Deutschen eine Kundgebung veranstalteten. Die Tschechen durchbrachen die Gendarmeriekette und wollten gegen die Deutschen losstürmen. Es gelang jedoch der Gendarmerie die Tschechen abzudrängen und die Ruhe wiederherzustellen. Auch in Wittkowitz demonstrierten tschechische Sokols, wobei sie einige Fensterscheiben durch Eteivwürfe zertrümmerten.
Wien. 21. Juli. Der angebliche Milan Bu- parsky. der seiner Zeit einer Wiener Dame durch falsche Vorspiegelungen 80 000 Kronen entlockte, ist verhaftet worden. Bei der polizeilichen Untersuchung stellte es sich heraus, daß er einer Witwe ihr Ge- samlve,mögen von 137000 Kronen durch Heirats
versprechungen herausgelockt hatte. Die Witwe verübte nach Verlust des Vermögens Selbstmord.
Mährisch-Ostrau. 21. Juli. Gestern fuhr ein Auto gegen eine Telegraphenftange, wobei die Insassen gegen einen herankommenden Zug geschleudert wurden. Dem Chauffeur wurde der Kopf vom Rumpfe getrennt, eine zweite Person wurde vom Zug überfahren und getötet, zwei andere wurden schwer verletzt.
Nizza, 20. Juli. In der Villa des hiesigen österreichischen Generalkonsuls Jellinek brach gestern abend ein Brand aus. Trotzdem die Feuerwehr sofort zur Stelle war, ist die Villa fast vollständig niedergebrannt. Der Schaden wird auf 100 000 Franken geschätzt.
Millionenvermächtnis. Der Ehrenbürger der Stadt Asch (Böhmen), Gustav Geibel, vermachte der Stadt in seinem Testament 6 Millionen Kronen, ausgedehnte Wälder, sowie ihm gehörige Häuser, die nach dem Tode der jetzigen Besitzer an die Stadt fallen. G. hatte bereits vor 2 Jahren der Stadt 2 Millionen Kronen vermacht. Außerdem hat der Verstorbene 200 000 Kronen für eine Lungenheilstätte gestiftet.
Eine sehr teure Briefmarke erwarb dieser Tage der belgische Senator Graf de Ramaix, der eine der schönsten und vollständigsten Briefmarkensammlungen der Welt besitzt. Er bezahlte nämlich für eine alte Briefmarke der englischen Kolonie Jsle of Maurice den Preis von 14 000 Franken. Von dieser Briefmarke soll es überhaupt nur 24 Exemplare geben.
Der Eiffelturm in Paris ist neu angestrichen worden. Zum fünften Male machte er Toilette. 1889, 1894, 1900 und 1907 wurde er in ein bronzenes oder silbernes Gewand gehüllt. Diesmal bekam er ein „tangofarbenes", nämlich orangenes Kleid übergeworfen. Es bedurfte dafür 30 000 KZ Farbe. 50 Maler und drei Monate Arbeit. Die zu bezahlende Rechnung beträgt 100 000 Franken.
Caftellamare di Stabia, 19. Juli. Während eines heftigen Gewitters in der Umgebung der Stadt schlug der Blitz in eine Fabrik für Feuerwerkskörper ein. Das Gebäude wurde in die Luft gesprengt. Alle Personen, die sich darin befanden, wurden unter den Trümmern begraben. Sechs Leichen sind bisher geborgen worden.
Im Alpen Hochland ist seit einigen Tagen ganz plötzlich wieder Winterwetter eingetreten. Besonders im bayerischen Hochgebirge sind große Schnee- Massen niedergegangen. Auf dem Gipfel der Zugspitze ist innerhalb zweier Tage ein voller Meter Neuschnee gefallen, so daß die totale Schneedecke auf dem Platachferner, wo die amtlichen Messungen vorgenommen wnrden, wieder nahezu 450 Zentimeter erreicht. Auch auf dem Eäntis und Simplon ist Neuschnee gefallen.
In Podolien (Südwest-Rußland) ist die Cholera ausgebrochen. Seit dem Ausbruche der Seuche sind an ihr bislang im ganzen 30 Personen erkrankt und 14 gestorben.
Die Zahl der Aerzte in Europa. Die Zahl der Aerzte, die in Europa die Praxis ausüben, ist nach Ausweis einer jüngst veröffentlichten Statistik auf rund 200 000 zu berechnen. Davon entfällt der Hauptanteil auf England, das 48000 Aerzte zählt, von denen 18 000 in London wohnen. Es folgen Frankreich mit 32 000, Deutschland mit 26000, Italien mit 24000, Rußland mit 13 000, Oesterreich mit 18 000, Belgien mit 12000 und Spanien mit 8 000 Aerzten. In den Rest teilen sich in entsprechendem Verhältnis die übrigen europäischen Länder.
Eine Schweizerreise ohne Besuch der Rigi, der Königin der Schweizer Berge, gewährt keine vollkommene Befriedigung. Bevor man aber die Rigifahrt antritt, tut man gut, sich gratis und franko von der Elektrischen Arth Rigi-Bahn in Goldau den illustrierten Rigisührer, nebst Fahrplan. Rigi-Panorama und Rigikarte kommen zu lassen. Dann wird man vor manchen Enttäuschungen und viel Aerger bewahrt, die ein falsch ausgesührter Rigibesuch fast immer im Gefolge hat. Auch ist es in diesem Jahre besonders dringend zu empfehlen, den
Rigibesuch vor dem Besuche der Schweizerischen Landesausstellung in Bern auszuführen und dementsprechend seine Reiseroute einzurichten, also z. B. Schaffhausen-Zürich'Goldau-Rigi-Luzern-Bern oder Konstanz (resp. Friedrichshafen oder Lindau) und mit der Bodensee-Toggenburgbahn über Rappers- wil-Goldau-Rigi-Luzern nach Bern. Wer diesem Rate folgt, wird von seiner Schweizerreise einen vollen Genuß und eine bleibende schöne Erinnerung haben.
K. v. rr.
Württemberg.
Stuttgart, 20. Juli. Die bürgerlichen Kollegien haben sich über die Erhöhung der Hundesteuer von 20 auf 30 Mk. für den ersten Hund eines Besitzers und auf 40 Mk. für den zweiten geeinigt. Die erhöhten Sätze der Steuer sollen vom 1. April 1915 an in Kraft treten.
Stuttgart, 20. Juli. Die Erhebung des Bestandes der Deutschen Turnerschaft am 1. Januar 1914 gibt ein schönes Bild fortschreitender Entwicklung. Im Turnfestjahre 1913 wuchs die Gesamtzahl aller Vereinsangehörigen um 98 097 von 1315 461 auf 1413 558, und zwar die Zahl der über 14 Jahre alten männlichen Vereinsangehörigen um 64 645 von 1 123 536 auf 1188181, die der Frauen um 7244 von 68148 auf 75 392, die der Knaben um 20 303 von 90 548 auf 110 851 und die der Mädchen um 5905 von 33 229 auf 39134. Die Gesamtzahl der Jugendlichen bis zum 20. Lebensjahre beträgt 405 265. Ins Heer eingetreten find 49651, das sind 9302 mehr als im Vorjahre. Die Zahl der zur deutschen Turnerschaft gehörenden Vereine stieg um 540 von 10 951 auf 11491.
Freudenstadt, 20. Juli. In den Tagen vom 7. bis 10. September wird große Einquartierung in unsere Stadt wie in Dornstetten, Aach, Dietersweiler, Glatten, Neuneck, Loßburg und anderen Orten einziehen. Insgesamt sind 289 Offiziere. 5650 Mann. 1729 Pferde vorgesehen. Die Brigademanöver finden vom 7. bis 10. bezw. 11. September durchweg im Gelände, in der Gegend von Freudenstadt statt. Am 21. und 22. September manöveriert das württemb. gegen das badische Armeekorps. An diesen Manövern werden auch eine Fliegerabteilung mit 4 Flugzeugen aus Freiburg i. B. und das Luftschiff „Z. 7" aus Baden-Oos teilnehmen. Am 22. und 23. September erfolgt die Rückkehr der Stäbe und Fußtruppen in die Garnisonen. Die berittenen Truppen werden erst am 27. September in ihren Standorten eintreffen.
(LandeSprodukten-Srse Stuttgart). Bericht vom 20. Juli. Die Stimmung auf dem Getreidemarkte war in der abgelaufenen Woche nicht einheitlich. In der ersten Hälfte war man flau, da Amerika anhaltend äußerst günstige Ernteberichte meldete; in den letzten Tagen trat jedoch eine wesentliche Befestigung ein, ausgehend von Rußland, daS große Klagen über Dürre und geringen Ausfall der Ernte führt. Das Geschäft war etwas lebhafter; größere Posten, in der Hauptsache amerikanischer Weizen, wurden wiederum auf spätere Lieferung gehandelt. Die Berichte über die Ernteaussichten von Deutschland, insbesondere auch von Württemberg, lauten nach wie vor günstig. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack Mehl Nr. 0: 83.— bis 33.50 Nr. 0/l: 82.— bis 32.50 ^!t, Nr. 1: 31.— bis 31.50 Nr. 2: 30.— ^ bis 80.50 ^t, Nr. 3: 29.— bis 29.50 Nr. 4: 25.50 bis 26.— Kleie 10.— ^ bis 10.50 °kt (ohne Sack netto Kasse.)
Stuttgart, 21. Juli. (Vom Obstmarkt.) Auf dem heutigen Großmarkt waren die Preise: Himbeeren 23—26 2 ?, Johannisbeeren 12—15 Stachelbeeren 7—8 Heidelbeeren 20 Pfirsiche 20—35 ^>, Aprikosen 25—35 2 s per Pfund. Kirschen gehen zu Ende.
Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart.
Stuttgart, 20. Juli. (Am vergangenen Samstag und Sonntag über 40 000 Personen in der Stuttgarter Ausstellung für Gesundheitspflege.) Der Samstag und vor allem der Sonntag brachten der Ausstellung einen wirklichen Massenbesuch. Die am Donnerstag ausgefallene Festbeleuchtung wurde am Samstag veranstaltet, und zwar in ganz bedeutend erweiterter Form, so daß sie das Entzücken sämtlicher Ausftellungsbesucher hervorrief. Im Siadtgarten waren ganz neue Licht- effekte erzeugt worden, und auch die Kanzleistraße innerhalb der Ausstellung zeigte sich in einem lichtreichen Festgewande. Eine besondere Weihe erhielt