Der Bund der Deutschen in Böhmen beging am Samstag und Sonntag in Warnsdorf die Jubelfeier seines 30jährigen Bestehens.
In Paris begann am Montag die Schwurgerichtsverhandlung gegen Frau Caillaux wegen Ermordung des „Figaro"-Direktors G§ston Calmette. Uebrigens wurde gegen das bekannte Pariser Blatt „Temps" das Strafverfahren wegen vorzeitiger Veröffentlichung der Anklageschrift des Oberstaatsanwaltes gegen Frau Caillaux eingeleitet.
Puerto Mexiko. 21. Juli. Huerta mit Gattin und 3 Töchtern, sowie Blanquet mit Gattin uid Tochter begaben sich gestern nachmittag als Gäste an Bord des deutschen Kreuzers „Dresden", der um 7.30 Uhr nach Kingston (Jamaika) abfuhr.
Der bisherige Präsident von Mexiko, Huerta, ist nach seiner Abdankung in dem Hasen Puerto Mexiko eingetroffen. Von dort aus beabsichtigte er, sich mit seiner Familie und mehreren seiner näheren Anhänger nach Jamaika einzuschiffen. — Kaum hat Carbajal die provisorische Präsidentschaft der Republik Mexiko übernommen, so ist in diesem Lande schon wieder eine Revolution ausgebrochen. Ihre Führer sind die Generäle Ocozco und Cardenas.
In Amerika hat der Warinesekretär des Präsidenten Wilson die Order veröffentlicht, daß nach dem 1. Juli ds. Js. auf allen Schiffen und Stationen der amerikanischen Marine alle alkoholischen Getränke verboten sein sollen. Die Armee wird vielleicht ähnlich verordnen.
Wür ttEM berg.
Stuttgart, 20. Juli. Die „Württ. Presse- Korrespondenz" meldet: In den letzten Tagen haben im Finanzministerium die sogenannten Etats- Konferenzen, ein Zusammentritt von Vertretern der Departements, ihren Abschluß gefunden. Der Finanzminister, welcher den Vorsitz führte, legte die Finanzlage dar und mahnte in ernsten Worten zur Zurückhaltung bei den Ausgaben. Es scheint auf allen Seiten der beste Wille zur Sparsamkeit vorhanden und damit die Hoffnung begründet zu sein, daß es gelingt, ohne Steuererhöhung auszukommen. Auf manche Hoffnung wird freilich verzichtet und manche Wünsche werden für eine spätere Zeit zurückgestellt werden müssen. Gleichwohl scheint htenach im ganzen die Finanzlage beim Württ. Staat keine ungünstige zu sein.
Stuttgart, 20. Juli. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker hat sich zum Sommerurlaub in die Schweiz, Kultminister Dr. v. Habermaas in den badischen Schwarzwald begeben.
Stuttgart, 30. Juli. Am Sonntag, den 2. August wird bei genügender Beteiligung von Stuttgart nach Wildbad ein Extrazug mit ermäßigtem Fahrpreis für hin und zurück ausgeführt. Jedermann kann sich beteiligen. Die Abfahrt in Stuttgart erfolgt um 5.40 Uhr vorm., die Abfahrt in Wildbad 9.51 Uhr abends. In Stuttgart kommt der Sonderzug um 11.37 Uhr wieder an.
Stuttgart, 20. Juli. Heute vormittag 1/28 Uhr erschien der zurzeit in Baden-Oos stationierte militärische Luftkreuzer „Z. 7", der uns vor einigen Tagen schon nachts ^3 Uhr mit einem Besuche beehrte, über der Stadt. Der Luftkreuzer umkreiste mehreremale die Ausstellung, mit der er auch in lebhaftem Funkenverkehr stand. Die Fahrt kam über den Schwarzwald und ging zunächst Waiblingen zu ins Remstal weiter. Dort machte er kehrt und flog alsdann über Vaihingen a. d. Enz Baden-Baden zu.
Stuttgart, 22. Juli. Der verstorbene Privatier Karl Oppel hier hat der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Württemberg ein Vermächtnis von 25000 Mk. für 50 wohltätige Anstalten und Vereine zukommen lassen.
ep. Stuttgart, 17. Juli. (Eine Heimat- spende.) Da und dort sind im evangel. Deutschland schon jetzt Vorbereitungen im Gang, um die Feier des im Jahre 1917 zu begehenden 400jährigen Gedächtnisses der Reformation in würdiger Weise zu gestalten. Einer Anregung der letzten Landessynode folgend, hat gestern in Stuttgart eine vorberatende Versammlung stattgefunden, in der beschlossen wurde, eine Heimatspende für bedürftige evangel. Gemeinden zu Kirchen- und Gemeindehausbauten ins Leben zu rufen. Der Gedanke hat bereits auf verschiedenen Seiten, bei denen die Notlage mancher Gemeinden unserer eigenen Heimat bekannt ist, lebhaften Widerhall gefunden, und es hat sich unter dem Vorsitz des Präsidenten der evangel. Landessynode. Dr. v. Haffner-Stuttgart, ein vorläufiges Komitee gebildet, das die weiteren Schritte vorbereitet. Die
Württ. Rentenanftalt hat sich bereit erklärt, die Hauptsammelstelle für die Spende zu bilden.
Mergentheim. 21. Juli. (Hundert Jahre Gnad bei Gott). Vierzehn Tage vor Vollendung des hundertsten Lebensjahres verschied am Sonntag abend Frau Hofmann Witwe. Noch bis' vor kurzem war sie körperlich und besonders geistig rüstig und schon schickte man sich hier an, den Jubeltag der Greisin entsprechens zu feiern, da kam auch zu ihr. spät, aber doch noch zu früh, der stille Gast.
Kus StaSt» Bezirk uns Umgebung.
* Neuenbürg. 21. Juli. Die seit 1. Oktober v. Js. erledigt gewesene Pfarrei Schömberg wird, wie wir vernehmen, auf 3. S-ptember ds. Js. wieder besetzt werden. Der seitherige Pfarrer in Schlat, Dekanats Göppingen, Gotthilf Supper, ist auf die Stelle ernannt.
Neuenbürg, 21. Juli. Gestern tagte hier die Amts Versammlung. Von den Beschlüssen sind die folgenden von allgemeinem Interesse. In den Bezirksrat wurden gewählt die HH. Stadtschultheiß Stirn-Neuenbürg, Bätzner-Wildbad, Grüb-Herrenalb, Sägwerksbesitzer Commerell- Höfen, Schultheiß a. D. Häberlen-Calmbach und Schultheiß Holzschuh-Birkenfeld; als Stellvertreter die HH. Schültheiß Köhler-Loffenau, Rentschler- Langenbrand. Gerbrreibesitzer Metzger sen Neuenbürg und Bankdireklor Ulmer-Wildbad. Die ärztliche Leitung des Brzirkskrankenhauses wurde Hrn. vr. weck, Henzler übertragen; außerdem soll ein weiterer Arzt am Krankenhaus angestellt werden, der zugleich für eine Reihe von Gemeinden neben Hrn. vr. weä, Happoldt Distriktsarzt werden soll. Die Erweiterung des Bezirkskrankenhauses wurde beschlossen; hiebei handelt es sich im wesentlichen um die Erstellung eines zweistöckigen Anbaues zur Aufnahme einer Jsolierableilung für ansteckende Krankheiten und weiterer Personalräume, sowie um die Ausdehnung und Verlegung der bestehenden Dampfheizungsanlage. Zu den Kosten des Straßenbaues Unterrreichenbach—Bieselsberg—Schwarzenberg und der Verbesserung der Kapfenhardter Mühlsteige wurden Amtskörperschaftsbeiträge verwilligt; desgleichen für den Gehweg an der Liebenzeller Straße in Schömberg. Die neue Umgehungsstraße bei letzterem Ort wurde als Bezirksstraße anerkannt. Zur Beschaffung der Mittel für mehrere Straßenbaukosten wurde die Aufnahme einer Schuld von entsprechender Höhe beschlossen. Mittelst Aenderung der Satzung der Oberamtssparkasse wurde die Erhöhung der Einlagehöchstbeträge von 5000 auf 10 000 ^ für einzelne Personen und Familien, von 10 000 auf 20 000 ^ für öffentliche Körperschaften usw. ermöglicht; auch soll an die Stelle der halbmonatlichen die tägliche Verzinsung treten. Die Oberamtssparkasse soll, um in Fällen eines außerordentlichen Geldbedarfs die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu haben, in ein Kreditver- hältnis zu der Reichsbank treten. Der Anschluß der Oberamtssparkasse an den Württ. Giroverband wurde abgelehnt. Dem Antrag der früheren Bezirkskrankenkasse auf Uebernahme der Beitragsanteile der unständig Beschäftigten zur Allgemeinen Ortskrankenkasse wurde nicht entsprochen. Zum Vollzug des Körperschaftspensionsgesetzes vom 7. Mai 1914 wurden im Hinblick auf die Krankenfürsorge für die Angestellten der Amtskörperschaft, auf das Verhältnis der Pensionsversicherung zur Invaliden- und Hinterbliebenen-Versicherung. sowie auf die sog. Alterszulagen der amtskörperschaftlichen Straßenwärter bestimmte Grundsätze aufgestellt. Die Kosten der amtlichen Desinfektionen durch die Bezirksdesinfektoren sollen vom 1. Juli ds. Js. an nach einheitlichen Pauschgebühren (3 bis zu 2 Räumen, für jeden weiteren Raum gleichfalls 3 -^) berechnet werden. Die Amtskörperschaftsrechnungen für 1912 wurden abgehört und anerkannt. Der Voranschlag der Amtskörperschaft für 1914 wurde festgestellt; die Einnahmen betragen 100 100 die Ausgaben 220 100 die Unzulänglichkeit 120 000 ^ Diese soll teils durch Ueber- schüsse der Oberamtssparkasse im Jahr 1913 mit 6500 teils durch eine Umlage von 113 500 (gegenüber dem Vorjahr mehr 5500 °/A) gedeckt werden.
Neuenbürg, 22. Juli. Heute vormittag ließ sich der etwa 26 Jahre alte Goldarbeiter Oskar Bleiholder m selbstmörderischer Absicht vom Zug 961, dessen Abfahrtszeit in Neuenbürg um 10.52 Uhr ist, überfahren. Der Unglückliche war sofort tot.
Neuenbürg. 22. Juli. Heute vormittag haben uns die seit 15. ds. hier einquartierten Pioniere wieder verlassen, nachdem sie ihre „WaldÜbung«, die ihnen gestellte Aufgabe, die Erstellung des Fußwegs von der mittleren Sensenfabrik bis zum Größelbach aufs beste erfüllt haben. Die ganzen Wegarbeiten wurden von ihnen genau in 5'/, Tagen ausgeführt. Die wackeren Pioniere haben sich damit hier ein bleibendes Andenken geschaffen. Dasselbe gilt für die nach Langenbrand bezw. Dennach abbeorderte Abteilung der Pioniere welche sich ihrer Aufgabe der Versetzung des Aussichtsturms von einer Höhe zur andern in ebenso mühevoller wie sachkundiger Arbeit entledigt hat. Die hiesige 3. Kompagnie des Bataillons Nr. 13 steht unter dem Kommando von Hauptmann Bösenberg, ein liebenswürdiger, vortrefflicher Offizier. Der Bataillons-Kommandeur. Major Langen straß, hat sich am Sonntag hier eingefunden. um die von den Pionieren ausgeführten Uebungsarbeiten hier und in Langenbrand und Dennach einer genauen Besichtigung zu unterziehen. Heute sammelt sich sein ganzes Bataillon in Pforzheim. allwo die 1. und 2. Kompagnie per Bahn von Ulm eintriffl, während die 3. und 4. Kompagnie, welch' letztere die Wegarbeiten im Monbachtal aus- geführt hat, von hier bezw. von Liebenzell anmarschiert. Von Pforzheim aus begibt sich alsdann das ganze Bataillon zu Pionierübungen nach Kehl-Straßburg, wo die 1.. 2. und 4. Kompagnie und das Musikkorps in der Kaserne der 19er Pioniere (beim Kehler Tor in Straßburg) einquartiert wird, während die hier einquartiert gewesene 3. Kompagnie bürgerliche Quartiere in Kehl bezieht. Das 19. Pionierbataillon befindet sich zur Zeit auf dem Uebungrplatz bei Bitsch, und so ist seine Kaserne für die Aufnahme der Ulmer Kameraden frei geworden. Wir wünschen unseren Pionieren auch für die Uebungen auf dem Rheinstrom einen gleich schönen Erfolg und glücklichen Verlauf ihrer dortigen Uebungen. wie wir uns solchen hier erfreuen dürfen. — Am gestrigen Dienstag abend fand auf Einladung unseres Schwarzwaldvereinsvorstands Bozenhardt eine kleine Feierbei der am neuen „Pionierweg" neu errichteten Waldhütte statt, die sich zu einer allgemeinen, gemütlichen gestaltete. Nachdem die Pioniermannschaften und die vielen herbeigekommenen Gäste sich aus Freund Schumachers zugeführtem Restaurationswagen mit Bier. Wurst- und Schinkenbrolwaren gut versorgt hatten, sprachen von einem besonders errichteten Podium aus als erster Redner Hr. Kommerzienrat Gesell-Pforzheim, der den wärmsten Dank der Pforzheimer für die Ausführung des von den Pforz- heimern längst gewünschten Weges abftattete. Hr. Vorstand Bozenhardt gab in begeisterten Worten eine kurze Schilderung der Geschichte und der Entstehung des nun so herrlich vollendeten Werks, das nur mit Hilfe der wackeren Pioniere möglich gewesen und von ihnen in 5tägiger strammer Arbeit ausgeführt worden, so schneidig und rasch, daß man kaum * mit Schauen nachgekommen sei. Er sprach den Pionieren, ihren Offizieren und Unteroffizieren namens des Schwarzwaldvereins den wärmsten Dank aus und ließ seine schneidige, von Patriotismus getragene Rede ausklingen in einem von allen Seiten begeistert und dankbar aufgenommenen Hoch auf die deutsche Armee mit ihrem obersten Kriegsherrn, Kaiser Wilhelm und auf unfern Landesherrn König Wilhelm. Hr. Stadtschultheiß Stirn betrat hierauf das Podium, um dem Pionierbataillon, das sich durch die schöne Weganlage den Dank der Einwohnerschaft gesichert habe, den herzlichsten Dank auszusprechen. Hr. Haupimann Bösenberg ließ, in der festen Ueberzeugung, daß seine Pioniere der Einwohnerschaft von Neuenbürg eine dankbare Erinnerung bewahren, die Stadt Neuenbürg, ihre Einwohner. ihren Stadtschultheißen und Hrn. Apotheker Bozenhardt hochleben. Es war eine gemütliche Feier vom herrlichsten Sommerwetter, das manchem fast zu warm war und deshalb auch viel Durst verursachte, begünstigt. Die treffliche Pionierkapelle spielte wieder ihre schönsten Weisen und es bildete sich an dem Waldabhang ein buntes Lagerleben, dem die sehr zahlreich vertretene Damenschaft einen besonderen Reiz verlieh. Inmitten der in echter Soldatenstimmung befindlichen Pioniere sprach noch Hr. Sägwerkbesitzer Louis Wagner von Ernstmühl- Hirsau, selbst ehemaliger Pionier, in trefflichen Worten zu den Pionieren, indem er seiner herzlichen Freude Ausdruck gab, daß die Pioniere solch' schönes Werk vollbracht und dafür die verdiente Anerkennung erhalten haben. Diese Leistungen seien aber nur möglich gewesen unter der Leitung solch tüchtiger Offiziere und Unteroffiziere. Er forderte deshalb die Pioniere auf, auf ihren Hrn. Hauptmann Bösenberg