begriffen und zeigt nunmehr einen Pegel st and von 5.11 Meter. In einigen am Seeufer gelegenen Häusern in Friedrichshafen wurden die Keller überschwemmt.
Stuttgart, 18. Juli. Auf dem heutigen Tafelobstmarkt war das Angebot in fast allen Obstarten sehr stark; alles kommt jetzt zusammen, Beeren-, Stein- und Kernobst, infolgedessen sind die Preise für keine Obstart hoch. Die Spätkirschen sind vorzüglich, besonders die schwarze große Täleskirsche vom Neuffener Tal. Die Auslands- konkurrenz wird stark fühlbar; große Mengen Birnen, Pflaumen und Aprikosen treffen täglich ein. Es kosteten Gartenerdbeeren 20—40 «A, Walderdbeeren 60 Stachel- beeren 7—9 Johannisbeeren 11—IS «4ü, Gartenhimbeeren 23—26 «4t, Waldhimbeeren 20 Heidelbeeren 18—20 ^t, Brombeeren 40 «4L, Kirschen 10— 20 «6, Weichseln 20—35 Birnen 15—18 «4L, Aprikosen 25—40 «4L, Pfirsiche 25—35 Aepfel 18-25 «4L, Pflaumen 20-30 «»4, grüne Nüsse 15 — 16 «4L je der Zentner.
Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart.
Gute und schlechte Kinderstube.
(Ein Bild aus der Gesundheiteausstellung.s
„Ein Kindesauge, ein Maientag,
Das sind zwei Himmelsgaben,
An denen ein Menschenherz sich mag
In Ewigkeit erlaben."
Das „Jahrhundert des Kindes" ist zum Schlagwort geworden. Etwas selbstgefällig nimmt diese Selbstbezeichnung unseres Zeitalters den Ruhm für sich in Anspruch, die Bedeutung des Kindes, die richtige Erkenntnis seiner Wesensart, eigentlich erst entdeckt zu haben. Seltsam steht dagegen der Vorwurf, den man eben gegenwärtig immer weiteren Schichten unseres Volkes machen zu müssen glaubt, daß sie förmlich kinderscheu geworden seien.
Wenn unsere Stuttgarter Ausstellung eine Anerkennung verdient, so ist es die: alles getan zu haben, um die Freude am Kind wieder zu erwecken, wo sie etwa zu schwinden drohte. Immer wieder kehrt das Auge des Beschauers zu dem herrlichen Kinderfries und seinen lieblichen Gruppen zurück, die eine Auslese der prächtigsten Gestalten vorführt, vom Jünglings- und Jungfrauenalter bis herab zu den Kleinen, die sich ans Knie des Vaters oder an die Brust der Mutter schmiegen. Oder was ist der „stramme Einjährige", dessen Bild mit berechtigtem Stolz unter der Galerie gezeigt wird, für ein Staatsbub, oder der zweijährige Junge, der so freundlich und lieb seine Zähne putzt!
Freilich die Freude am Kind hat zur ernsten Kehrseite die treue und gewissenhafte Fürsorge für das Kind. Die Ausstellungsgruppen, die darauf Hinweisen, sind besonders lehrreich und glücklich geraten. Mit frisch derbem Humor sind da in der volkstümlichen Abteilung vor allem ein gutes und ein schlechtes Kinderzimmer neben einander gestellt. Im einen ist das Fenster dicht geschlossen, daß weder Luft noch Licht herein kann. Die Luft ist bei 20 Grad Celsius überhitzt und schwül; die Tapete verraucht und feucht. Um den Ofen hängen die nassen, nur halb gewaschenen Windeln. Auf dem mit einer Bettvorlage belegten Tisch steht für die Mutier die angebrochene Bierflasche und für das Kind der ungespülte „Budel" mit dem „Schläuchle", an dem noch die Milchrefte der letzten Mahlzeit kleben. — Das andere Zimmer daneben ist nicht größer, auch nicht mit mehr Kosten eingerichtet, und doch welch ein Unterschied! Das offene Fenster gibt Luft und Licht und einen freundlichen Blick ins Freie. Wände und Boden sind peinlich sauber und die Windeln und die Wäsche von blendendem Weiß. Kein Wunder, wenn der Säugling drin, der eben aus dem Bade kommt, kräftig und vergnügt in die Welt sieht. DaS ist ein fröhlicher Anschauungsunterricht, der besser als viele Worte haftet.
Und dann die Beispiele und Gegenbeispiele: wie man das Kind kleidet, nährt, rein und warm hält und wie nicht; wie man seine Milch auf Temperatur und Geschmack prüft, was man ihm ohne Schaden zum Spielen gibt, und was man sich dagegen nicht anpreisen und aufhängen lassen darf, wann der Säugling lacht und wann er weint, das alles ist in Bild und Spruch einleuchtend und überzeugend vor Augen geführt. Auch das ist hübsch, daß im Vorbeigehen noch gezeigt wurde, wie auch das klassische Altertum und neben ihm die „wilden Völker" in ihrer Art Freude am Kind haben, wovon die sichtliche Liebe zeugt, mit der sie das Spielzeug ihrer Kleinen ausgestalteten. Jene Freude wird also wohl als Gemeingut der Menschheit gelten dürfen, das uneingeschränkt und unveräußerlicht in ihrem innersten Wesen verankert ist.
Wer durch diesen — trotz allen Gegenbeispielen — freundlichsten Teil der Ausstellung geht, dem geht das Herz auf: „Kinder sind Reichtum", und auch wo si: Mühe machen, machen sie Freude, ep.
Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Neuenbürg. 20. Juli. Dle seit Mittwoch hier einquartierten Ulmer Pioniere, die ganze 3. Kompagnie des Pionier-Bataillons Nr. 13 (Hauptmann Bösenberg) mit der vollständigen Bataillons- koprllr brachte uns rin außergewöhnlich buntbewegtes Leben. Jeden Morgen genau um ^/-6 Uhr rückt die noch durch Mannschaften von der 1. Kompagnie verstärkte Kompagnie zur Arbeit aus. Zur Mittagsstunde kehren die Pioniere wieder zurück und dies kriegerische Bild wiederholt sich je mittags 2 Uhr und abends 6 Uhr. Nach getaner Arbeit ist gut ruh'n. Die Soldaten begeben sich meist in Begleitung ihrer Quaitiergeber in die einzelnen Gastlokale, allwo auch musikalische Unterhaltung, die von Abteilungen der Kapelle dargebracht wird, stattfindet, während die ganze Kapelle stets über die Mittagszeit auf dem Marktplatz konzertiert. So gab auch das MusikkorpS am gestrigen Sonntag ein schönes Paradekonzert, das viel dankbare Zuhörer auf dem Marktplatz vereinigte. Welch großer Beliebtheit sich die vortreffliche Kapelle zu erfreuen hat, das zeigte sich alsdann deutlich bei ihrem großen Mllitärkonzert, zu dem sie für den Abend eingeladen harte. Der Besuch aus allen Kreisen der Einwohnerschaft war so groß, daß die weiten, reichlich 400 Personen fassenden Räume des Gasthauses z. Anker bis auf das letzte Plätzchen besetzt waren. Die Einwohnerschaft wollte ihr lebhaftes Interesse für die flotte Militärkapelle mit ihrem schneidigen Dirigenten, und auch zugleich ihre volle Sympathie und Dankbarkeit für die wackeren Pioniere zum Ausdruck bringen. Und Niemand hatte dies zu bereuen. Hr. Musikmeister Schumann hatte ein auserlesenes Programm ausgestellt. Er eröffnete mit einem flotten Marsch und mit der Ouvertüre zur Oper „Zampa" den Konzertabend. Fanden schon gleich diese ersten Nummern allseitigen lebhaften Beifall, so steigerte sich die Bewunderung des flotten Spiels des Orchesters von einem schönen Stück zum andern. Die Wiedergabe der „Fantasie aus Lohengrin" von R. Wagner, das Finale aus Lortzings „Undine", der Ouvertüre zu „Dichter und Bauer" und der „Erinnerung an Mozart" und von „Walters Preislied" aus R. Wagners „Meistersinger von Nürnberg" waren hervorragende Leistungen. Dem letzten Stück folgte als dankbare aufgenommene Dreingabe der schneidige Fanfarenmarsch, der, wie auch die Zugabe des Stücks mit dem Pseiskonzert den lebhaftesten Beifall auslöste. Auch das Potpourri „Studentenlieder" und der Marsch „Unter dem Reichsbanner" nötigte die Kapelle zu weiteren Dreingaben. Im Ganzen hat Hr. Musikmeister Schumann mit seiner trefflichen Kapelle gezeigt, daß sie auf musikalischer Höhe steht, so daß der allseitige Beifall und die uneingeschränkte Anerkennung für die hervorragenden Leistungen voll berechtigt ist. Zum Schluß des überaus gelungenen, genußreichen Konzerlabends gab es noch ein flottes Tänzchen, zu dem eine Abteilung der Kapelle aufspielte und das erst zu sehr vorgerückter Stunde sein Ende gefunden haben soll.
? Neuenbürg, 20. Juli. Heute früh 6.40Uhr überflog ein „Zeppelin" in stolzer Fahrt das obere Enztal. Das Luftschiff, das aus der Richtung Hrrrenalb, Dobel kam, war mit der Spitze stark nach oben gerichtet und schwebte in überaus ruhiger, majestätischer Fahrt, hell von der Sonne beschienen, dahin. Ist der Anblick eines Luftschiffes für uns Enztäler ja bald nichts neues mehr, so freut sich doch immer wieder jedermann, wenn er einen „Zeppelin" sieht, und jedem schlägt das Herz einen Augenblick schneller in der Brust. Wahrscheinlich handelt es sich um das in Baden-Oos stationierte Luftschiff. — Nachschr. Kurz nach 10 Uhr vormittags erschien „Z. 7" über der Stadt. Er kam über das Schloß her und fuhr in nicht sehr beträchtlicher Höhe, so daß er bei dem sonnigen Wetter einen prächtigen Anblick bot und „Z. 7" deutlich zu lesen war. direkt über das Haus der Druckerei des „Enztälers" gen Schwann-Conweiler-Marxzell weiter.
Neuenbürg. 18. Juli. Man weiß, daß die Erdbeeren schon lange im Ruf stehen, ein sehr wirksames Mittel gegen Gicht und chronisches Gliederreißen zu sein. Diese Wirkung der Erdbeere ist auf eine Art Salizylsäure, die in der köstlichen Frucht vorhanden ist, zurückzuführen. Bis in die letzten Jahre zeigten sich die Aerzte mit Bezug auf diese Salizylsäure recht skeptisch, aber ein glücklicher Zufall lieferte die Erklärung, die noch ausstand. Ein Chemiker hatte als gerichtlicher Sachverständiger Gelegenheit, Erdbeerkonserven, die von einer großen Pariser Konservenfabrik in den Handel gebracht wurden, näher zu untersuchen. Er fand in den
Konserven solche Mengen Salicylsäure. daß er gegen den Fabrikanten wegen Zuwiderhandlung gegen die Gesetze zum Schutz der Nahrungsmittel Anzeige erstattete. Der Fabrikant wurde darauf unter der Anschuldigung, ein Nahrungsmittel durch verbotene chemische Stoffe verfälscht zu haben, unter Anklage gestellt. Er erhob in entschiedenster Weise Einspruch gegen die Anklage und erbot sich, die Konserven unter der Aussicht von Sachverständigen herzuftellen. Ein berühmter Chemiker überwachte nun aufs Genaueste und Gewissenhafteste die neue Herstellung der Ecdbeerkonserven und war nicht wenig erstaunt, als er bald darauf in den Erdbeeren dieselben Sa- lizylmengen, wie in den vom Gericht beanstandeten Früchten vorfand; es war also ganz klar, daß die Salizylsäure aus den Früchten kam. Leuten, die an Gliederweh leiden, ist also der Genuß von Erdbeeren sehr zu empfehlen; es darf aber nicht vergessen werden, daß sie Lei Leuten, die eine besonders zarte Haut haben, oft eine Art Nesselausschlag Hervorrufen.
Bad Teinach. Das Jakobifest mit dem originellen Hahnentanz wird Heuer am Sonntag den 26. Juli gefeiert weiden. Das vielbesuchte Fest wird sich iw großen und ganzen in althergebrachter Weise abspielen. Um 3 Uhr nachmittags beginnt der Festzug — mit Vorreitern in Trachten, Fahnen, Vereinen, mehreren Musikkapellen in originellen Kostümen, der festlich geputzten Jugend, belebt durch Erwachsene und Kinder aus der näheren und ferneren Umgebung in den verschiedensten Trachten — beim Rathaus und bewegt sich durch die geschmückten Straßen zum Lindenplatz beim Badhotel. Dort wickelt sich das weitere abwechslungsreiche Programm ab. Die verschiedensten Spiele — Sacklaufen, Topfschlagen. Kistenschlupfen, Wett- und Hindernislaufen der Kleinen und Großen, um nur einiges herauszugreifen — werden hier den Schaulustigen vorgeführt und pflegen durch allerhand drollige Situationen große Beifalls- und Lachsalven auszulösen. Den Schluß der Spiele bildet als Hauptnummer der alte historische Hahnentanz. Am Spätnachmittag und Abend hält die tüchtige Kurkapelle in der Wandelhalle des Badhotels die musik- und tanzliebenden Gäste noch lange mit schönen, flotten Weisen munter. Man pflegt am Teinacher Jakobifest stets erst in spater Stunde auseinanderzugehen mit einem: „Es war wieder einmal sehr schön". Hoffentlich verstopft der himmlische Wettermacher am 26. Juli seine Regenschleusen und verbannt seine elektrischen Feuerwerkskörper und Donnerbüchsen in die Rumpelkammer — in langen Jahren hat er ja stets ein Einsehen gehabt — dann wird das Teinacher Fest seine alte Anziehungskraft wieder beweisen. Noch kein Besucher ist enttäuscht aus dem lieblichen Teinachtale heimgewandert und mancher Jakobigast ist schon zum glühenden Verehrer des idyllischen Schwarzwaldbades Teinach geworden.
Postscheckverkehr.
Die Teilnahme an dem seit einigen Jahren in Deutschland bestehenden Postscheckverkehr wird durch das neue Postscheckgesetz vom 1. Juli 1914 ab sehr erleichtert. Es empfiehlt sich deshalb für jeden, der einen nennenswerten Zahlungsverkehr hat, sich den Postscheckdienst zunutze zu machen. Die Vorteile des Postscheckverkehrs bestehen für den einzelnen darin, daß der Kontoinhaber bei Zahlungsleistungen weder auf die Post zu gehen braucht, um Postanweisungen aufzuliefern, noch andere Gänge zu diesem Zweck auszuführen hat. Auch hat er es nicht nötig, deshalb bares Geld bei sich in der Wohnung oder auf dem Büro bereit zu halten und aufzubewahren. Seine Postscheckgeldrr sind vielmehr vor Verlusten durch Diebstahl oder Feuer gesichert. Er weist seine Zahlungen einfach vom Schreibtisch aus an und läßt diese Aufträge dem Postscheckamt, das sein Konto führt, in einem gewöhnlichen Briefe zugehen, den er in den nächsten Briefkasten steckt. Wie die Erfahrung lehrt, kann der Kontoinhaber ferner damit rechnen, daß bei den Vorteilen, die seinen Schuldnern durch die bekannte blaue Zahlkarte geboten werden, die Rechnungen schneller als bisher bezahlt werden.
Was geschieht mit den Aufträgen? Beim Postscheckamt werden die für den Kontoinhaber ein- gtzgangenen Zahlkarten usw. seinem Konto gutge- schrieben, und die von ihm selbst ausgestellten Schecks usw. vom Konto abgebucht. Ueber alle Buchungen, die tagsüber auf seinem Konto stattfinden, erhält der Kontoinhaber am nächsten Morgen durch die Post kostenfrei einen Kontoauszug. Aus ihm ersieht er nicht nur, wie hoch sich nunmehr sein Guthaben stellt, sondern auch, wie seine Aufträge am Tage zuvor