die nötigen Fonds fehlten und eine große Macht des amerikanischen Kontinents offenkundig die Rebellen beschützt habe. Dieser Schutz habe seinen Höhepunkt erreicht in dem empörenden Vorgehen der amerika­nischen Flotte in Veraccuz gerade in dem Augen­blick, als die Revolution niedergeschlagen gewesen sei. Huerta weist weiter die Behauptung zurück, daß bei ihm persönliche Interessen vorherrschend ge­wesen seien. Seine Abdankung sei ein Beweis dafür, daß das Interesse des Staates sein erster Gedanke gewesen sei. Später erschien Huerta in seinem Lieblings Casö, gefolgt von einer ungeheuren Menschen­menge, die Hochrufe auf ihn ausbrachte. Viele schüttelten ihm die Hand, umarmten und küßten ihn. Vor Rührung überwältigt, erhob Huerta sein Glas und sagte:Dies soll hier mein letzter Toast sein. Es lebe der neue Präsident von Mexiko!" Die Straßen waren bis zur späten Stunde voll von Menschen. Doch kam es zu keinen Ruhestörungen. Bevor Huerta die Stadt verließ, stattete er dem neuen Präsidenten im Palast einen Besuch ab und sprach ihm seine Glückwünsche aus. Gestern nacht hat er mit Blanquez die Stadt Mexiko ver­lassen. Sie bestiegen den Zug einige Meilen außer­halb der Stadt. Man nimmt an, daß sie sich nach Puerto Mexiko begeben. Fast alle Mitglieder des bisherigen Kabinetts, mehrere Generale und hohe Beamte hatten bereits gestern nachmittag vor Huerta die Hauptstadt verlassen. Der Minister des Aeußern, Carbajal, hat gestern abend den Eid als Prä­sident von Mexiko vor den versammelten Ab­geordneten abgelegt. General Villa ist in Juarez angekommen, um dort Munition zu kaufen. Er hofft, seine ganze Armee binnen 8 Tagen auf dem Marsch gegen die Hauptstadt zu sehen.

Mexiko, 16. Juli. Nachdem Präsident Huerta gestern den Antrag zu seiner Abdankung unter­breitet hatte, beauftragte das Ministerium des Aeußeren eine Kommission mit der Erstellung eines Berichts, der entscheiden soll, ob die Ab­dankung anzunehmen ist oder nicht. Die Ab­geordneten und die Besucher der Tribünen riefen bei dieser Meldung:Hoch Huerta!"

Mexiko, 16. Juli. Der Minister des Aeußeren Carbräha hat gestern den Eid als Präsident von Mexiko verfassungsgemäß abgelegt, worauf er sich unter den begeisterten Rufen der Menge in den Nationalpalast begab.

Washington, 16. Juli. Die Abdankung Huer­tas wird in den amtlichen Kreisen als der erste wirk­liche Schritt zur baldigen Lösung der mexikanischen Frage betrachtet, obwohl die Konstitutionalisten er­klärt haben, sie würden Carbahal nicht anerkennen, und obwohl auch die Vereinigten Staaten ihn nicht anerkennen wollen. Wie es hier heißt, wird die neue Regierung nur solange am Ruder bleiben, bis hin­reichende Abmachung für den Einzug Carranzas in die Hauptstadt getroffen worden sind.

Veracruz, 16. Juli. Der deutsche Kreuzer Dresden" und der englische KreuzerBristol" sind von hier nach Puerto Mexiko in See gegangen.

Paris, 16. Juli. Jsadora Duncan, die erst den tragischen Tod ihrer beiden Kinder zu beklagen hatte, ist gestern von neuem dadurch heim­gesucht worden, daß ihre Tanzschule im Pavillon de Bellevue völlig ausbrannte. Die kleinen Schüler­innen konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.

Mailand, 15. Juli. Bei Porto Mauritio in Ligurien ist in der Nähe des Forts Monresci und Nava ein zum Artillerie-Transport dienendes Auto mit fünf Soldaten in einen über 100 m liefen Abgrund gestürzt. Vermutlich sind alle tot. Die Leichen konnten noch nicht geborgen werden.

Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist in vielen Gegenden Südrußlands die Hitze bis auf 40 Grad ü,. gestiegen und wirkt verheerend, nicht nur auf die Vegetation und das Getreide, sondern auch auf die Haustiere, die infolge von Hitzschlägen zusammenbrechen. Ueberall brennen Wälder und Dorfmoore.

Petersburg. 16. Juli. In der Nähe des Nikolausbahnhoss brannten 25 Wohnhäuser nieder; dadurch sind 1000 Menschen ohne Obdach, vier Leichen wurden bereits aus den Trümmern gezogen.

Antwerpen, 15. Juli. Einem Diamanten­händler sind während der Fahrt Amsterdam-Ant­werpen Diamanten im Werte von 200000 Mk. gestohlen worden.

Tiflis, 16. Januar. Eine Räuberbande über­fiel die Kreditanstalt der Stadt Gori und raubte 13000 Rubel. Die zu Hilfe gerufene Polizei erschoß zwei Räuber und nahm ihnen die Beute wieder ab. Von den Polizisten sind vier Mann verwundet worden.

Württemberg.

Stuttgart, 15. Juli. Heute nacht wurde laut Staatsanzeiger" das Schillerdenkmal vor dem Hoftheater mit Tinte bespritzt. Die Gleichmäßigkeit der Tintenflecken läßt darauf schließen, daß die Tat mit einem Pinsel ausgeführt wurde. Die Besudelung erstreck! sich schräg über den Faltenwurf des Mantels auf eine Länge von ca. 80 em, eine Breite von ca. 70 em.

Stuttgart, 13. Juli. (18. Deutsches Bundes - Schießen Stuttgart 1915.) Nach einem Beschluß des Haupt-Ausschusses erstreckt sich die Dauer des Festes auf 3 Wochen (Vor-, Haupt- und Nachwoche); hierfür sind die Tage vom 11 . Juli bis incl. 1 . August n. Js. vorgesehen. Der Festplatz- Ausschuß. dessen Vorsitz Gemeinderat Dr. Dollivger übernommen hat und dem als 2 . Vorsitzender Gemeinderat Jul. Bihl und als Schriftführer Stadt- pfleger Bürkle zur Seite stehen, hat sich inzwischen auch konstituiert. Die Aufgabe dieses Ausschusses wird es sein, durch Schaffung eines großzügigen Vergnügungsparkes das Vergnügungsbedürfnis so großer Volksmengen, wie sie bei Schützenfesten zusammenströmen, in jeder Beziehung zu befriedigen.

Stuttgart, 16. Juli. Seit gestern nachmittag ist der Kassendiener Konrad Wohlleben, geboren am 2. Januar 1878 in Nürnberg, der bisher in Botnang wohnte und bei einer hiesigen Firma in Stellung war, mit 12 000 Mk. barem Geld abgängig. Es fehlt jede Spur von ihm. Sachdienliche Mit­teilungen werden an die städtische Polizeidirektion erbeten.

Stuttgart, 15. Juli. Das Unwetter der letzten Tage hat noch ein weiteres Opfer gefordert. Im OA. Münsingen wurde während eines Gewitters am Montag der 28 jährige Sohn des Gemeinderats I. G. Enderle von Feldstetten, der unter einem Gebüsch Schutz vor dem Regen gesucht hatte, vom Blitz getroffen und gelötet. Seine Schwester wurde gleichfalls getroffen, aber nur leichter verletzt. Im OA. Gerabronn sind die 3 Scheuern des Guts­besitzers Völm und des Georg Horlacher, sowie des Johann Kraft in dem Weiler Binselberg durch Blitzschlag zerstört worden. Maschinen und Wagen sind mitverbrannt. Im OA. Crailsheim wurde das Wohn- und Oekonomiegebäude des Landwirts Brenner in Weipertshosen durch Blitzschlag eingeäschert. In Ellrichshausen mußte der Schnellzug von Nürn­berg wegen des Hochwassers */s Stunde lang anhalten. Eine Lokomotive, die von Crailsheim abging, konnte nur bis zum Wegübergang beim Fallbuck fahren. Im OA. Tuttlingen schlug der Blitz in das Doppelhaus des Peter Hermann und des Benjamin Greiner in Nendingen ohne zu zünden. Glücklicher­weise wurde von acht im Wohnzimmer befindlichen Kindern keines getroffen, obwohl die Tapeten von der Wand gerissen und Löcher durchgeschlagen wurden. Im OA. Münsingen schlug der Blitz in das Armenhaus in Dapfen und nahm seinen Weg durch das Kamin in die Küche, wo eine am Herd beschäftigte Frau getroffen und verletzt wurde. Im OA. Neckarsulm wurde während eines schweren Ge­witters die 40 Jahre alte Frau des Franz Decker in Oedheim, die unter einer Weide Schutz vor dem Unwetter gesucht hatte, vom Blitz gelötet. Die Frau des Uhrmachers Mosthaf wurde gleichfalls vom Blitze getroffen und schwer verletzt. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Im OA. Welzheim wurde eine 70 jährige Frau von Adelstetten beim Beerrnsuchen im Walde vom Blitz erschlagen. In Stetten ob Rottweil wurde während eines Ge­witters der 15 Jahre alte Karl Bantle auf dem Felde vom Blitz erschlagen. Im OA. Schorn­dorf wurde auf dem Felde in der Nähe von Schornbach eine Frau, die mit ihrem Hund unter einem Baum Schutz vor dem Regen gesucht hatte, vom Blitz getötet; auch der Hund wurde erschlagen.

Ludwigsburg, 14. Juli. Der Verband württ. Schreinermeister hielt unter dem Vorsitz von Hofschreinermeister Kriech-Sluttgart seinen Vrrbandstag hier ab, dem als Vertreter der Zentral­stelle Prof. Dr. Zwiesele anwohnte. Nach dem Geschäftsbericht zählt der Verband über 1000 Mit­glieder. Für das württ. Handwerkererholungsheim wurden bis jetzt 500 Mk. gesammelt. Die Abhalt­ung von Kalkulationskursen im Lande wird geplant, lieber das Submissionswesen und die Submissions­ämter berichtete der Vorsitzende. Die nächstjährige Tagung wird in Reutlingen gehalten.

Mühlacker, 14. Juli. Der alte Eisen­bahnerverband hielt in den letzten Tagen seinen 15. Verbandstag unter zahlreicher Beteiligung hier ab. An den Verhandlungen nahmen etwa 140 Delegierte teil. In der Vertreterversammlung, die »

von Landtagsabg. Fischer mit einem Hoch auf de» König eröffnet wurde, hielten Begrüßungsansprachen Schultheiß Händle, die Landtagsabg. Maier-Blau- beuren, Schaible-Nagold, Keil-Ludwigsburg. Reichstagsabg. Keinalh und Arbeitersekcrtär Varn­halt-Ulm. Nach dem Jahresbericht hat das Jahr 1913 mit 1300 Neuaufnahmen den Abgang der Mitglieder um etwa 900 überstiegen, wozu noch weitere 500 Mitglieder im ersten Halbjahr 1914 kommen, so daß der Verband jetzt 7600 Mitglieder zählt. Im ersten Halbjahr 1914 wurde ein Ver- mögenszuwachs von 6300 Mk. erzielt. Die Berat­ungen erstreckten sich auf eine Reihe dienstlicher Angelegenheiten; so wurde die Neueinsührung der Dienst- und Ruhezeiten in möglichster Bälde und allgemein gewünscht, sowie die Verringerung der Lohnklassen. Die Erbauung eines Erholungsheims wurde aufgegeben; der Bauplatz in Langenargen soll verkauft werden. Der Anschluß an die deutschen Gewerkvereine wurde bestätigt und zum Ort der nächstjährigen Tagung Reutlingen gewählt. Land- tagsabg. Fischer erklärte als Verbandssekretär, daß er eine Ausnützung des Verbandes für Zwecke der Partei, der er angehöre, ablehne. Am Festzug nahmen etwa 2500 Mitglieder teil. Nach der Enthüllung der neuen Fahnen der Obmannschaften Calw II und Nagold hielt Landtagsabg. Fischer dir Festrede.

Freuden st ad t. Das Stadtschultheißenamt er­läßt folgende Bekanntmachung betr. Autoverkehr: Den Führern von Kraftfahrzeugen werden, nachdem schon des öfteren Klagen über Belästigung des Publikums durch Geräusch, Rauch, Dampf und üblen Geruch geführt worden sind, in nachstehendem die einschlägigen Bestimmungen der Verkehrsvorschriften (Ausf.-Vorschr. des Bundesrats vom 3. Febr. 1910) in Erinnerung gebracht:Der Führer ist insbesondere verpflichtet, dafür Sorge zu tragen, daß eine nach der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs vermeidbare Entwicklung von Geräusch. Rauch, Dampf und üblem Geruch in keinem Falle eintritt. Das Oeffnen etwa vorhandener Auspuffklappen ist verboten". Zuwider­handlungen werden unnachsichtlich zur Anzeige gebracht.

Ulm, 14. Juli. Mit Vorliebe wird, wie es scheint, unsere Donaubrücke von Lebensüberdrüs­sigen oder solchen, die es sein wollen, als Sprungbrett ins Ungewisse gewählt. Gestern abend wollte wiederum ein Mann diesen Sprung wagen. Vorsichtigerweise warf er aber erst Schuhe, Strümpfe, Rock und Weste voraus, und bis er selbst Nachfolgen wollte, nahm sich die Polizei seiner an. Der Vorgang verursachte einen großen Auflauf.

Ulm, 16. Juli. In dem Dorfe Neenstetten hat sich der 69jährige Uhrmacher Klemmer von Langenau mit Dynamit getötet. Die Leiche wurde furchtbar verstümmelt.

Hofen a. N., 16. Juli. Gestern abend er­eignete sich ein schwerer Unglücksfall. Ein zwölf­jähriger Junge wollte in eine brennende Lampe Benzin nachgießen, damit sie besser brennen sollte. Die Lampe explodierte und verwundete den Jungen an der Brust so schrecklich, daß er sofort mit dem Sanitätswagen ins Bezirkskrankenhaus überführt werden mußte, wo er schwer darniederliegt. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Oehringen, 16. Juli. Daß die Hohenloher Gegend ein ausgezeichnetes Klima hat, dafür enthält das Privatier Kollmar'sche Haus hier sprechende Beweise. Dessen 7 Bewohner, 3 Ehepaare und 1 einzelne Dame, haben zusammen bei guter bis ausgezeichneter Gesundheit und Rüstigkeit das statt­liche Alter von 516 Jahren.

Murrhardt, 16. Juli. Heute nacht gerieten in der Ortschaft Spiegelberg der 72 Jahre alte Maurer Christian Rau und sein 36 jähriger Sohn im Rausch in einen Wortwechsel, in dessen Verlauf der betrunkene Vater seinen betrunkenen Sohn er­stochen hat. Der Mörder wurde festgenommen und vorläufig nach Murrhardt verbracht. Nüchtern geworden, bereute er seine Tat tief. Beide, Vater und Sohn, hatten den ganzen Tag über dem Alkohol stark zugesprochen. Es ist schon öfters vorgekommen, daß die Söhne des Rau ihren Vater, wenn er be­trunken nach Hause kam, geschlagen haben.

Vom Bodensee, 15. Juli. Die heurige Obst­ernte am See dürfte je nach Lage gut bis mittel im allgemeinen und je nach Obstsorten ganz be­friedigend ausfallen. Da unsere Gegend in der Blütezeit ziemlich voran ist, so hatten bis zum Eintritt der regnerischen Witterung Früh- und Mittelfrüh­sorten alle verblüht. Ebenso sind die Erträge der ganz späten Sorten gesichert. Sorten dagegen, die mit der Blüte in die lange Regenzeit fielen, stehen fast leer. Steinobst verspricht einen durchweg guten Ertrag, desgleichen Garten- und Waldbeeren.