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113.

Neuenbürg, Freitag den 17. Juli 1914.

72. Jahrgang.

RunSlchau.

Berlin, 1s. Juli. Der Kaiser hat den Prin­zen Heinrich von Preußen mit seiner persönlichen Vertretung bei der Eröffnung des Panamakanals beauftragt. Den Prinzen wird ein Geschwader von drei Kriegsschiffen begleiten.

Frankfurt a. M., 15. Juli. Der König von Italien hat die Einladung, als Gast des deutschen Kaisers in Schloß Homburg die diesjährigen Kaiser Manöver mitzumachen, angenommen. Nach Meldungen hiesiger Blätter aus Bad Homburg soll eine Zusammenkunft der Dreibundfürsten geplant gewesen sein, die aber durch die Mordtat in Serajewo in Frage gestellt sei. Immerhin sei es nicht ausgeschlossen, daß auch eine fürstliche Persönlichkeit aus Oesterreich zu den Manövern komme.

Am 14. Juli waren 5 Jahre verflossen, seitdem Herr v. Bethmann-Hollweg zum Reichskanzler ernannt wurde. An demselben Tage wurde der damalige preußische Handelsminister Dr. Delbrück als Nachfolger Bethmann-Hollwegs Staatssekretär des Innern; sein Nachfolger als Handelsminister wurde Dr. Sydow, der als Reichsschatzsekretär durch den vorherigen Unterstaatssekretär im Reichs­amt des Innern, Wermuth, ersetzt wurde.

Berlin, 16. Juli. Zu Ehren der alten Artil­leristen des württembergischen Heeres, die aus Bremerhaven von dem dort abgehaltenen deut­schen Artilleristentages hier eingetroffen waren, fand gestern abend im Krtegerveremshaus ein von den Landsleuten der alten Soldaten veranstalteter Kom­mers statt.

Berlin. 14. Juli. In dem heutigen Landes­verratsprozeß gegen den Feldwebel Pohl wurde von dem Kriegsgericht der Berliner Kommandantur folgendes Urteil gefällt: Pohl wird wegen Ver­gehens gegen das Spionagegesetz vom 3. Juli 1893 und wegen Bestechung zu einer Gesamtstrafe von 15 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehr­verlust, Zulässigkeit von Polizeiaufsicht und Ausstoßung aus dem Heer verurteilt. Die bei dem Angeklagten Vorgefundenen 500 Mark werden dem Staat für verfallen erklärt. Zu dem sensationellen Prozeß waren Vertreter des Großen Generalstabs und des Reichsmarineamts erschienen.

Berlin, 14. Juli. Ueber Fälle von Hitz- schlägen beim Grenadierregiment Nr. 12 in Frankfurt a. d. O., dessen Kommandeur be­kanntlich Oberst v. Reuter ist, waren gestern in Berlin stark übertriebene Nachrichten verbreitet. Demgegenüber wird nun vom Regiment selbst mit­geteilt: Am Samstag sind bei einer Felddienstübung infolge plötzlich eintretender großer Hitze eine größere Anzahl von Leuten aus dem Glied« getreten. Ein Einjährig-Freiwilliger, der nach der Uebung bis zur Kaserne zurückmarschiert war, erlitt einen Hitzschlag. dem er in der Nacht erlegen ist. Zwei andere Leute wurden ins Lazarett gebracht, doch befinden sie sich bereits außer Gefahr. Die Soldaten, die aus dem Glieds getreten waren, mußten mit Wagen in die Stadt zurückgebracht werden, das mag den Eindruck hervorgerufen haben, als seien so viele Mann krank geworden.

Berlin, 15. Juli. Beim 3. Gardefeld­artillerie-Regiment, das sich zurzeit in Döberitz befindet, ereignete sich gestern ein schwerer Unfall. Sechs Mann erlitten bei einer Schießübung innere Verletzungen. Man war gerade damit beschäftigt, einen Pulverreft zur Abgabe fertig zu machen als ...Etz ^ die Pulvermenge fuhr und diese entzündete. Sechs Mann der Bedienung erlitten im M'chi und an den Händen Brandwunden. Vier Mann wurden so schwer verletzt, daß sie ins Lazarett gebracht werden mußten.

Berlin, 16. Juli. Im ersten und zweiten Viertel vieles Jahres sind aus der Landeskirche innerhalb

Preußens 682 Personen ausgetreten. Die Austritts­bewegung zeigt gegen den gleichen Zeitraum des Vor­jahres einen Rückgang von 50 Prozent. Uebertritte von der mosaischen Religion zur evangelischen haben im gleichen Zeitraum 18 stattgefunden.

Die Erinnerungen an das Wort Zabern und alle die Aufregungen, die seinerzeit daran knüpften, sind dieser Tage wieder aufgefrischt worden durch die Brandmarkung eines der schlimmsten elsässischen Brunnenvergifter, des Hrn. Waltz, alias Haust, der vom Reichsgericht einen Monat Gefängnis er­hielt, weil er die Verhetzung geschäftsmäßig betrieben hatte. Der mutige Herr hat die Kaution von 25 000 Mk.. die seine Freunde für ihn gestellt hatten, verfallen lassen und ist in sein geliebtes Frankreich entflohen.Mich haste gesehen" telegraphierte er nach Colmar. Er ist ein lebendiger Beweis dafür, wie verfehlt all die Versöhnungspolitik in den Reichs­landen war und weß Geisteskind die Elemente sind, die uns den Zabernrummel angefacht haben.Sau- schwobe" undDreckschwobe" werden die Deutschen geschimpft und da gibt es immer nochrichtig ge­borene" Schwaben, die sich der Leute, die aus ihrem Stammesnamen ein Schimpfwort machen, aus lauter politischer Einseitigkeit anzunehmen vermögen!

Barmen, 15. Juli. Ein 24jährigerAushilfs- schreiber der Kölner Reichsbanknebenstelle Köln- Nippes hat die hiesige Reichsbanknebenstelle mit Hilfe eines Gutscheinformulars, auf dem er die Unterschrift des Vorstandes gefälscht hatte, um 45 000 Mark betrogen. Der junge Mann hat sich dann auf dem Imperator nach Amerika eingeschifft. Es ist durch Funkspruch dafür gesorgt worden, daß er bei seiner Ankunft in New-Aork verhaftet wird.

Duisburg, 16. Juli. Eine durch Blitz ver­ursachte Feuersbrunst zerstörte das Elektrizitäts­werk der Thyssenschen Gewerkschaft Deutscher Kaiser. Das Stahlwerk ist infolgedessen ohne Strom. Der Schaden wird auf 250 000 Mk. geschätzt.

Geyer (im Erzgebirge), 15. Juli. Durch einen Blitzschlag ist das Rathaus in Brand gesetzt und bis auf die Mauern eingeäschert worden.

Im Verlauf der letzten beiden Wochen sind allein in der Nähe von Hochemmerich neunPersonen beim Baden im offenen Rhein ertrunken. Am Sonntag ertranken fünf Personen. In Duis­burg wollte ein 12jähriger Volksschüler ein sechs­jähriges Mädchen, das an eine tiefe Stelle geraten war, retten und ertrank dabei selbst, während das Mädchen gerettet werden konnte. Ferner er­tranken dort ein italienischer Arbeiter und ein Gärtner­gehilfe aus Wesel beim Baden im Rhein. Damit ist die Zahl der in den letzten Tagen am Nieder­rhein beim Baden Verunglückten aufsiebzehn gestiegen.

Konstanz. 16. Juli. Die große Hitze hat auch am Bodensee zwei Todesfälle verursacht; beim Einsteigen in den Eisenbahnzug brach der Kaufmann Ganter auf dem Trittbrett, von einem Hitzschlag getroffen, tot zusammen. Ferner wurde in Uttwil ein Fischer im Boot vom Hitzschlag getroffen und tot ans Land gebracht.

Oppen au, 14. Juli. Zu dem schweren Autounglück am Kniebis wird derBadischen Presse" noch mitgeteilt, daß die Schuld an dem Unfall das unsinnige Fahrtempo trägt. Ingenieur Arbogast (nach einer anderen Meldung saß Frau Arbogast am Steuer) nahm die Kurve nicht zu kurz, sondern an der äußeren Wandung der Straße. Da platzte der Hintere linke Gummireif, das Auto schleuderte 2 mal und warf die 3 Insassen heraus. Der Fahrgast flog im weiten Bogen auf den Straßen­damm, während die Eheleute Arbogast auf der Straße lagen, die Frau mit zerschmetterter Hirnschale. Arbogast hatte schwere Unterleibsverletzungen und einen Schädelbruch. Das Auto blieb dann auf der Straße stehen. Der Fahrgast sagte selbst aus, daß das zu rasche Fahren die Schuld an dem Unfall trage.

München, 15. Juli. Von Ehrwald aus unternahm der Kaufmann Haunig aus München mit einem Begleiter eine Besteigung der Zugspitze. Beim Anstieg ist einer der beiden Herren gestürzt und das Seil, das beide verband, wurde an einem Steine entzweigeschnitten. Haunig stürzte sehr tief ab. Eine Expedition hat von dem Körper des Verunglückten, der vollständig zerschmettert zu sein scheint, nur einzelne Teile gefunden.

Berlin, 16. Juli. Die Ermittelungen, die die politische Polizei im Anschluß an die Haussuchungen bei verschiedenen serbischen Studenten vor­genommen hat, haben ergeben, daß diese Studenten Mitglieder eines Vereins sind, der über ganz Europa verbreitet ist. Der Zentralpunkt, nach dem sich dieser Verein richtet, ist anscheinend in Belgrad. Solche Vereine bestehen in Deutschland, Frankreich und Italien. Sie verfolgen das serbische Nationalinteresse.

Wien. 16. Juli. Der albanische Gesandte SurejaBeyFlora teilt mit. er habe einen Brief des Fürsten Wilhelm erhalten, den dieser in gedrückter Stimmung geschrieben habe. Er habe aber darin mit keinem Wort die Erwähnung getan, abzudanken. Der Fürst und die Fürstin werden vielmehr in Durazzo bleiben.

Wien, 15. Juli. DieNeue Freie Presse" meldet aus Durazzo: Die Epiroten stehen etwa 10 Stunden von Valona entfernt. die albanischen Aufständischen etwa 30 Stunden. Die Munitions­nachschübe werden von Janina über Argyrokastro von griechischen Militär-Automobilen unter griechischer Flagge geleitet.

Durazzo, 15. Juli. Gestern wurde ein großer Landstrich zwischen Valona und dem Strand längs der Straße von etwa 12 000 Flüchtlingen besetzt, die auf dem Weg von Koritza nach Berat aus Furcht vor den Epiroten zu den Auf­ständischen übergegangen waren.

Paris, 14. Juli. DerPetit Parisien" erhält folgende Depesche aus Belgrad: Hier erhält sich mit Hartnäckigkeit das Gerücht, daß der russische Gesandte Herr von Hartwig, der vor 3 Tagen im Gebäude der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft plötzlich starb, vergiftet worden sein soll Dieses Gerücht hat große Aufregung, besonders in den unteren Schichten der Bevölkerung hervorgerufen. Die serbische ZeitungLa Tribuna" beschuldigt Oesterreich-Ungarn in aller Form. Herrn v. Hartwig ermordet zu haben. Eine andere Zeitung behauptet, daß sehr wichtige Dokumente, die Hartwig bei sich geführt hätte, auf der österreichisch-ungarischen Ge­sandtschaft verschwunden seien.

Paris, 16. Juli. Der Gedanke des Besuchs des Zaren für den Herbst d. I. scheint noch nicht aufgegeben worden zu sein. Es heißt, daß der Zar an den Manövern bei Epinal teilnehmen und 48 Stun­den in Paris weilen werde.

Madrid, 16. Juli. Die Sozialdemokraten ganz Spaniens bereiten einen Generalstreik vor. der aber nur einen Tag dauern soll. Er bildet die Einsprache gegen den Feldzug in Marokko, andererseits aber die Generalprobe auf die Mo­bilisierung der Arbeiter.

Als der Sekretär für Schottland, Mc. Kinnon Wood, gestern vormittag aus seiner Londoner Woh­nung trat, griffen ihn zwei Anhängerinnen derFrauen­stim mr echt s an und peitschten ihn. Die Frauen sind verhaftet worden.

Mexiko, 16. Juli. Amtlich wird mitgeteilt, daß Präsident Huerta dem Kongreß gestern nach­mittag 4 Uhr seine Abdankung unterbreitet habe. Die Abgeordneten und die Besucher der Tribüne riefen: Hoch Huerta als die Abdankungsakte ver­lesen wurde. Di« Abdankung wurde vom Kongreß mit 121 gegen 17 Stimmen angenommen. In der Botschaft über seinen Rücktritt hebt Huerta seine An­strengungen hervor, den Frieden herbeizuführen, sowie die Schwierigkeiten, denen er dabei begegnete, da