Madrid, 13. Juli. Der gestrige Slierkampf hat zwei tödliche Unfälle gehabt. Bei einem Slierkampf hatte ein Stier einen Degen, der ihm im Nacken saß, so heftig von sich abgeschüttelt, daß die Waffe in den Zuschauerraum flog und einen Zuschauer tödlich verletzte. Bei einem anderen Kampf nahm ein Stier einen mexikanischen Stierkämpfer auf die Hörner, schleuderte ihn zu Boden und verletzte ihn so schwer, daß er wenige Minuten darauf starb. Bei einem Stierkampf in der Nähe von Marseille ereignete sich ein tödlicher Unfall, indem ein Stierkämpfer von einem wildgewordenen Stier auf die Hörner genommen und zu Boden geworfen wurde.
Die kleine Stadt Selbak bei Frederikstad in Norwegen ist durch eine furchtbare Feuersbrunst zum großen Teil zerstört worden, über 60 Häuser sind niedergebrannt, darunter das Polizeihaus, die Bank, die Apotheke und eine Schule, 6 Geschäfte und 2 Schlächtereien. Etwa 1000 Menschen sind obdachlos, doch ist niemand ums Leben gekommen. Zur Unterstützung der Feuerwehr ist Militär requiriert worden. Der Materialschaden wird auf über 1 Million Mark geschätzt.
Eine neue Revolte fand kürzlich unter 1400 Gefangenen des Newyorker Arbeitshauses statt. Sie wurden mit Knüppeln zurückgeschlagen. Alle Insassen wurden bei Sasser und Brot in Einzelhaft gebracht.
Württemberg.
Ulm, 13. Juli. Vier Bierbrauer der Umgebung waren wegen Verwendung von sogen. Bier- oder Zuckercouleur zur Bierbereitung und drei Kaufleute von hier wegen Lieferung des Mittels an die Brauer angeklagt. Die Biercouleur, deren Handel und Verwendung zur Bierbereitung verboten ist, wurde an die Abnehmer in Fässern geliefert, die zur Vermeidung einer Entdeckung als „Schmieröl" oder „Zylinderöl" deklariert waren. Das Mittel dient dazu, dem Biere eine dunklere Färbung zu geben, wodurch beim Konsumenten der Anschein erweckt wird, daß er es mit einem besonders kräftig und malzreich eingesottenen Bier zu tun habe. Einer der angeklagten Bierbrauer gab an, daß er es mit dem Mittel zu nichts gebracht habe, ein anderer hat aber aus mißratenem „Hellem" ein ganz „vorzügliches" Dunkles gemacht. Die beiden Kaufleute, die das Färbemittel verkauften, wurden von der Strafkammer zu 40 und 60 Mk., der Reisende, der es verstellte, zu 15 Mk. Geldstrafe verurteilt. Ein Bierbrauereibesitzer, der schon früher wegen Verwendung von Saccharin eine Strafe von 600 Mk. erhalten hatte, bekam 200 Mk., die anderen 10, 15 und 20 Mk. Geldstrafe.
Vaihingen a. E., 11. Juli. Ein altes Gewerbe unserer Stadt sind die Gerber, aber sie waren ebenso wie die noch vor 50 Jahren betriebene Wolltuch- und Litzenschuhfabrikation zurückgegangen. Damals gab es zwischen 100 und 200 Gruben hier, jede Grube gefüllt mit Fellen und Häuten im Durchschnittswerte von 3000 Gulden. Das gab ein stattliches Kapital und die Betriebe waren steuer-
wie ein schlafendes Kind. Der Professor drückte seine Daumen sanft auf die Augäpfel. Die vibrierenden Lider schlossen sich. Ihr Kopf sank auf die Brust herab.
Der ganze Saal harrte in lautloser Spannung des Kommenden.
Nach einigen Augenblicken:
„Sie schlafen. Aber Ihr Schlaf wird noch fester werden, so tief wie möglich sein."
„Ich werde fest, so tief wie möglich schlafen."
Wie ein schwaches Echo von fern her klang die Antwort.
Nun wandte sich der berühmte Kliniker den Richtern zu. Er gab seiner Genugtuung Ausdruck, sich in seiner Voraussetzung nicht getäuscht zu haben. Die Einschläferung habe über alles Erwarten leicht bewerkstelligt werden können, und in so schneller Zeit, wie er es selten beobachtet. Nachdem er in knapper Weise das Wesen des Hypnotismus beleuchtet und den Standpunkt erläutert hatte, den die heutige Wissenschaft der hypnotischen Beeinflussung gegenüber — der Suggestion — einnimmt, führte er für deren Tragweite einige wissenschaftlich festgestellten Tatsachen an, die er zum Teil seiner eigenen Erfahrung entnahm.
Ans seine Aufforderung hin überzeugten sich die Aerzte und din Richter von der eingetretenen Katalepsie — der Starrsucht — der Eingeschläferten. Schob man die Augenlider in die Höhe, so zeigten sich die Augäpfel verdreht. Die Gefühllosigkeit war vollständig. Einer der Aerzte stach wiederholt mit einer Nadel in den entblößten Unterarm, ohne daß
> kräftig. Nun lebt die Gerberei als Fabrikbetrieb I wieder auf: Die württemb. Lederwerke Bür kle u. Cie. haben einen gewaltigen Fabrikneubau erstellt, der demnächst seine Pforten öffnen wird, um manchem Verdienst zu bieten und der Stadtgemeinde eine neue nicht unbedeutende Steuerquelle zu werden.
Tettnang, 11. Juli. Aus dem württemb. Bodenseegebiet werden voraussichtlich bedeutende Mengen des bekannten vorzüglichen Tafel-Wirtschaft s- und Mostobstes auf den Markt kommen, insbesondere Tafeläpfel in den besten Handelssorten waggonweise. Zum erstenmal sind in diesem Jahr von den Obstbauvereinen des Bodenseegebiets Obst- börsen eingerichtet worden, für Tettnang ab 15. Sept. je Dienstags und Donnerstags, für Ravensburg ab 1. Juli je Mittwochs und Samstags, für Friedrichshafen jeden Freitag. Es sind besondere Börsenordnungen und Schiedsgerichte im Einvernehmen mit den Stadtverwaltungen durch die Obstbauvereine aufgestellt. Besonders dem Großhandel soll hier bequeme Gelegenheit zur Deckung des Bedarfs geboten werden.
(LandeSProduktenbSrse Stuttgart). Bericht vom 13. Juli. Die Stimmung auf dem Getreidemarlte hat sich in abgelausener Woche für spätere Sichten etwas ruhiger gestaltet, da die amenkanischen Terminbörsen niedrigere Notierungen meldeten und die Saatenstandsberichte Deutschlands anhaltend recht günstig lauten. — Greifbare Ware dagegen blieb gesucht, die Forderungen hierfür sind auch nicht billiger. — Das Geschäft war schleppend, und da in letzter Zeit graste Mengen verlaust wurden, wollen die Käufer die weitere Entwicklung des Geschäftes und der Ernte abwarten. Der Mehlabsatz unserer Mühlen läßt viel zu wünschen übrig. — Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 33.— bis 33.5» Nr. 0/1: 82.— ^ bis 32.50 ^L, Nr. l: 3l.— bis 81.50 «4L, Nr. 2: 80.— bis 30.50 Nr. 3: 29.— bis 29.50 Nr. 4: 25.50 bis 26.— Kleie 10 — bis 10.50 (ohne Sack netto Kasse.)
Stuttgart, 14. Juli. (Vom Obstmarkt.) Auf dem heutigen Grostmarlt waren die Preise: Kirschen 10 -20 Himbeeren 22—26 Johannisbeeren 14—16 Stachelbeeren 7—9 -s, Heidelbeeren 17 -18 hiesige Pfirsiche 35 ^ per Pfund. Starke Zufuhr, rege Kauflust.
Vergnügungsreise nach London.
Sommer 1914.
Für des Reifens und der Sprache Unkundige, sowie auch für Damen, die allein stehen oder welche ans diesen oder jenen Gründen nicht zusammen mit ihrem Mann reisen können, ist es in allen Fällen schwierig, sich zu einer Reise ins Ausland zu enlschliehen. Vielfach ist ein mit in die Wagschale fallender Grund die Unsicherheit wegen der vorzusehenden Auslagen. Wenn dieses für Reisen im Ausland im allgemeinen gilt, so gilt es noch viel mehr für England, wo Land und Leute sich so sehr von uns unterscheiden, unter vielen Tausenden kaum einer unsere Sprache spricht und die ungeheuren Gröstenverhältnisse der Metropole, ihre Verkehrsverhältnisse, ihre Eigenart für die meisten dort nicht bekannten allerhand Gefahren und Schwierigkeiten vermuten lassen, welche in ihm schon den Gedanken nicht auskommen lassen, auch einmal dahin zu gehen. Und doch birgt gerade die englische Hauptstadt in sich eine ungeheure Menge des Interessanten und Lehrreichen, so viele wunderbare Schön- heiten der Natur und der Kunst. Die nähere und weitere Umgebung bietet für den Besucher, der im allgemeinen nur von den grauen, undurchdringlichen Rebeln, dem Nuß der Fabrikschlöte Englands gehört hat, daß man einem Teil davon mit Recht den Namen „Garten von England" beigelegt hat. Wahrlich, all das ist wohl der Mühe wert, gesehen zu werden. Verschiedene meiner Freunde haben
dieser die leiseste Zuckung machte. Der Professor strich mit der Hand über den anderen Arm; er war steif und unbeweglich, wie von Eifer.
! „Es ist außer allem Zweifel," redete er die Richter ! an, „daß das junge Wädchan schon häufiger in diesen Zustand versetzt worden ist. Der Hypnotiseur erlangt dann oft über sein wiederholt hypnotisiertes Objekt eine derartige Gewalt, daß es nur seines festen Willens und seines Blickes bedarf, um dasselbe völlig unvermutet in den tiefen Schlafzustand des Somnambulismus zu versetzen. Zweifellos ist es aber auch, daß man dem Fräulein vor dem jedesmaligen Erwachen die Suggestion gegeben haben wird, alles Gesagte und Getane zu vergessen. Lassen Sie mich den Versuch machen, die Erinnerung in ihr wachzurufen an das, was sie in ihrer früheren Hypnose getan hat. Die Fälle sind konstatiert, freilich vereinzelt, die Suggestion des Vergessens zu überwinden und dem Hypnotisierten das Erinnerungsvermögen an frühere hypnotische Verrichtungen zurückzugeben."
Mit weicher Stimme redete er die Schlafende an:
„Sie befinden sich im Hotel auf den Iloelieis clo Ms. Sie sind im Zimmer, das Sie mit Ihrer Tante bewohnten. Es ist Nacht."
„Es ist Nacht," kam es sanft von des Mädchens Lippen.
„Erinnern Sie sich, was Sie in jener Nacht getan haben?"
»Ich ging zu Bett."
„Erinnern Sie sich besser, erinnern Sie sich deutlicher. Es geschah noch etwas anderes."
I mich schon seit einigen Jahren gebeten, einmal eine Gesell, schastsreise nach England zu organisieren, und nachdem unsere Pfingsltour mit 85 Teilnehmern mir die große Be- friedigung gebracht hat, daß ich von seiten der Teilnehmer nur Anerkennung und Dank entgegennehmen durste, habe ich mich entschlossen, dieses Jahr bei genügender Beteiligung eine Reise nach London zu veranstalten, an welcher sich nach Belieben ein Besuch der Insel Wight mit ihren Seebädern, einer der schönsten Gegenden, welche England auszuweisen hat, anschließen wird. Ich habe schon einige Vorbereitungen dazu getroffen, so daß ich, sobald wir über den Zeitpunkt klar sind, welcher den Interessenten passend sein wird, ein festes Programm mit bestimmten Preisangaben zusammenstellen kann. Gesagt sei heute schon, daß ein etwa 6 tägiger Ausenthalt in London selbst vorzusehen sein wird, nach welchem, da die Heimreise nicht geschlossen vor sich gehen muß, diejenigen Teilnehmer, welche nur über diese Zeit verfügen, die Heimreise antreten, während die andern, welche die prächtigen Naturschönheiten von Englands Süden, den Hasen von Southampton und die herrliche Insel Wight (Cowes re.) besuchen wollen, die Reise noch einige Tage sortsetzen, ebenfalls nach einem ganz bestimmten Programm. Aus dem Heimwege werde ich Vorkehrungen treffen, daß diejenigen Teilnehmer, welche noch einige Zeit ein Seebad besuchen wollen, in dem schönsten der Seebäder, Ostende, geeignete Unterkunft finden, wo sie die kräftigende Wohltat eines Seebades gleichzeitig mit den mannigfachen Zerstreu, ungen und Darbietungen, wie sie in Ostende einzig zur Verfügung stehen, genießen können. Was die Preise an- betrifft, so werden sie sich im Verhältnis in denselben Grenzen halten, wie meine früheren Reisen. Einen kleinen Vergleich möchte ich heranziehen: Unsere diesjährige Pfingstreise, welche 6 Tage dauerte, kostete -16 82.— ad Romanshorn. Nach einem mir vorliegenden Prospekt verlangt ein Reise, bureau für säst dieselbe Reise, nur mit weniger Bequemlich. keit ftir die Reisenden zusammengestellt, allerdings 2 Tage länger dauernd, den Preis von <4L 205.—. Dabei waren wir Gäste eines Hotels allerersten Ranges. Manche Leute haben ein gewisses Aber vor den Gesellschaftsreisen, zum Teil wohl berechtigt. Die großen Vorzüge dieser Art des Reifens wissen solche zu schätzen, welche schon derartige gut gelungene Reisen mitgemacht haben. Sie sind mannigfaltig: Man ist aller Sorgen um Hotel und Fahrplan, Fahrkarte und Trinkgeld enthoben, kann ruhig im fremden Lande reisen, man hat, was einem beim Alleinreisen häufig fehlt, jederzeit Anschluß an Mitreisende, die man sich unter der Gesellschaft nach Belieben auswählen kann; wenn richtig geführt, sieht man das, was das Interessanteste, Wichtigste und Schönste ist, während es beim Alleinreisen häufig dem Zufall überlassen bleibt, was man sieht und dazu oft mit großem Auswand an Zeit und Geld. Freilich gehört als Hauplmoment dazu, daß der Führer der Reise im richtigen gesellschaftlichen Verhältnis zu den Reiseteilnehmern steht. Er darf nicht ein Angestellter einer Firma, sondern er soll der Mittelpunkt sein, um den sich die Reisegesellschaft in kleineren, zusammenpassenden Gruppen sammelt. Ob ich mit dieser Ansicht das Richtige treffe, darüber mögen sich Interessenten informieren durch eine Anfrage bei solchen, welche sich mir schon anvertraut haben.
Kirchheim-Teck, 4. Juli 1914.
Direktor Ah eimer.
Wie rasch eine gesunde Idee sich manchmal Bahn bricht, beweist die Schaffung der Kausmannserhol. ungsheime. Kaum 3 Jahre ist es her. daß von Wiesbaden der erste Aufruf erging, und jetzt ist es schon so weit, daß im badischen Schwarzwald das siebte Erholungsheim eröffnet werden konnte. Wie wir hören, sollen jetzt Schritte getan werde», um die Mittel zur Errichtung eines weiteren Heimes in Württemberg zu beschaffen. Die alte schwäbische Firma C. H. Knorr A.-G. in Heilbronn, die bekannte Hafermehl-, Maccaroni- und Suppenwürfel-Fabrik, „der Suppen-Knorr", hat den Anfang gemacht, indem sie anläßlich ihrer diesjährigen Gewinnverteilung — schon zum zweitenmal — -4L 500».— für den guten Zweck stiftete. Die anderen Schwaben werden nicht Zurückbleiben wollen, aber auch Gaben aus dem übrigen Deutschland sind herzlich willkommen. Also »vivant se- quentes!"
Nach kurzer Pause flüsterte sie:
„Vollkommen — gänzlich vergessen."
„Das galt für damals. Jetzt sollen sie sich erinnern. Denken sii nach. Strengen sie sich an."
Der Professor sprach lauter und eindringlicher. Die Schlafende stieß ächzende, unartikulierte Töne aus. Als sei sie unwillig und widerstrebend.
„Sie müssen sich entsinnen. Sie sind davon entbunden, vollkommen, gänzlich vergessen zu haben. Hören Sie — es ist aufgehoben, es existiert nicht, dieses vollkommene, gänzliche Vergessen."
Sie schien nachzudenken. Der suggerierte Gedanke, der vorgefaßte Ideen antraf, hatte große Schwierigkeiten zu überwinden, um sich festzusetzen.
„Existiert nicht. Vollkommenes, gänzliches Vergessen," lispelte sie endlich.
Sie schien eine neue Idee zu fassen, die langsam, aber sicher vordrang.
„Sie erinnern sich jetzt des ganzen Vorganges genau, auf das deutlichste! Sie wissen, was Sie in jener Nacht taten. Sie werden wieder genau dasselbe jetzt tun."
Dies energisch sagend, trat er einen Schritt zurück.
— (Fortsetzung folgt.) —
sBeim Friseurs „Mensch, was erzählen Sie mir für grausige Mordgeschichten, während Sie mir die Haare schneiden?" — „Das erleichtert mir die Arbeit, die Haare stehen Ihnen so schön zu Berge."
Druck und Verlag der C. Merh'schen Buchdruckerei des Enztälers. — Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.