Wertung im allgemeinen für Aepfel gut bis mittel. Die günstige Witterung der letzten Woche hat vieles gerettet. Die Frühblüher kamen diesmal viel günstiger durch, als die Spätblüher, weil die Blütezeit der letzteren in eine anhaltende Regenperiode fiel. Die Ernte wird voraussichtlich in ein und demselben Gebiet ganz verschieden ausfallen. Vollernte wird ebensowenig gemeldet als vollständige Mißernte. In Birnen könnte in einzelnen Gegenden der eigene Bedarf gedeckt weiden; besonders gut haben die Formbäume angesetzt. In den vom Frost im vorigen Jahr stark befallenen Gebieten ist die geringste Ernte zu erwarten. Zwetschgen. Pflaumen, Reineclauden, Mirabellen, Pfirsiche und Aprikosen versprechen fast überall gute Erträge, soweit die Bäume nicht durch Raupenfraß geschädigt wurden. Das Beerenobst ist gleichfalls recht ergiebig, auch die Waldbeeren lassen sich gut an. Die Erdbeerenernte geht zu Ende, sie hat vollauf befriedigt. Walnüsse versprechen gute Erträge. — Die Berichte aus dem Deutschen Reich lauten sehr unterschiedlich. Die Kirschenernte war fast überall ergiebiger als bei uns; Baden hat große Mengen hierher geliefert. In Aepfeln ist nirgends Vollernte zu erhoffen, einzelne Gebiete melden jedoch über mittel. Die Fröste vom 1.—3. Mai, die hierzulande nur ganz vereinzelt geschadet hatten, haben in ganz Norddeutschland viele Hoffnungen zu nichte gemacht. Dies gilt auch für die Waldbeeren in den Gebieten, die für den Stuttgarter Markt in Betracht kommen. Vom Ausland liegen bis jetzt nur spärliche Nachrichten vor.
Tübingen, 4. Juli. Aus Anlaß der heutigen 400 Jahrfeier des Tübinger Vertrags trug die Stadt reichen Flaggenschmuck. Die Teilnehmer. Vertreter der Regierung und der Stände, wurden am Bahnhof von der Tübinger Stadtgarde und Vertrtern der Stadt eingeholt. Im festlich geschmückten Rathaussaal fand der Begrüßungsakt statt, an dem die Minister Dr. v. Fleischhauer, Dr. v. Weizsäcker, Dr. v. Schmidlin, Dr. v. Habermaas und Dr. v. Pistorius, die Präsidenten v. Kraut und Dr. v. Kiene, Minister a. D. v. Pischek und andere Mitglieder der beide Ständekammern, insgesammt etwa 90 Gäste, teilnahmen. Oberbürgermeister Hausse! ergriff als erster Redner das Wort und betonte in seiner Begrüßungsansprache, daß es für die Stadt eine hohe Ehre und Freude sei, die Gäste bei der heutigen überaus sympathischen Gedächnisfeier begrüßen zu dürfen. Der Tübinger Vertrag glänze noch immer wie ein Stern in der Nacht aus der Vergangenheit in die Gegenwart herüber. Tübingen bleibe mit den Vorgängen vor 400 Jahren aufs engste verbunden und hier spüre man auch den Puls schlagen der heutigen Fürst und Volk betreffenden Feier. Der Oberbürgermeister überreichte sodann den Gästen die von der Stadt znr Erinnerung an die Feier gestiftete Plakette und beglückwünschte die Stadtgarde zum 400 jährigen Jubiläum. Die Teilnehmer begaben sich sodann zum Schloß, in disfen Rittersaal der eigentliche Festakt stattfand. Ministerpräsident
Dir schwarze Perle.
Novelle von A. von Eremit.
4) —— (Nachdruck verboten).
Halbach fuhr fort: „Daß sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht und sich verblüffend offenherzig gibt, ist die einzige anerkennenswerte Eigenschaft, die ich an ihr entdecken konnte. Im übrigen ist sie vom Putzteufel und von einer blödsinnigen Gefallsucht besessen. Und die Summen, die sie für Juwelen ausgibt, müssen einfach fabelhaft sein und leicht zum Ruin führen. In der Beziehung scheint sie mir nicht ganz richtig im Oberstübchen".
Edith? Eine Schönheit. Ohne Frage. Aber zusammengebrochen, erstarrt unter der Tyrannei der Tante, die sie knöchelt und peinigt, wie und wo sie nur kann. Das sei ja leicht zu beobachten. Manchmal erwecke sie in ihm den Eindruck der Dulderin, der seelisch schwer Leidenden; zu Zeiten lagere aber wieder eine solch' gleichgültige marmorne Ruhe auf dem Madonnengesicht, als wandere ihr Geist in anderen Regionen, als sei sie eine Hülle ohne Seele.
„Summa Summarum", — Halbach band seine Krawatte ab und legte sie auf den Tisch — „die f Damen van der Staar haben für mich — und ich - bilde mir ein, in dieser Beziehung eine feine Nase ! zu besitzen — wie soll ich sagen — etwas „Un- i heimliches". Die abstoßende Alle mit ihrer lächer- - lichen, geradezu anormalen Prunksucht, und das ! Fräulein — ist ein Engel, wenigstens äußerlich, ganz sicher, aber ein rätselhafter, ein geistesabwesender — oder —" Halbach brach ab. j
Dr. v. Weizsäcker übermittelte die Grüße des Königs und dessen lebhaftes Interesse an der Erinnerungs- feier. Er hob die Verdienste der Stadt um das Zustandekommen der heutigen Feier hervor und dankte der Stadt im Namen des Staatsminifteriums für ihre Anregung. Vor 100 Jahren wäre es für Regierung Stände nicht so einfach gewesen, zu einer Feier wie der heutigen zusammenzukommen, da damals der Streit um das alte Recht das Land bewegte. Der Minister wies auf die Unterschiede zwischen den damaligen Ansprüchen des alten Landstandes und den heutigen ständischen Aufgaben, auf die damaligen und heutigen Aufgaben der Staats- regierung hin. In dem Verhältnis von Fürst und Land, wie es heut bestehe, ruhe die besondere Kraft Württembergs heule und für alle Zukunft. Mit einer weiteren Ansprache des Präsidenten der Zweiten Kammer. v. Kraut, und mit einer geistvollen Festrede des Kanzlers der Universität, Staatsrats Prof. Dr. v. Rümelin, erreichte die Feier ihr Ende. An den Festakt schloß sich ein Festmahl an, bei dem Vizepräsident Dr. v. Kiene den Königstoast ausbrachte, Minister Dr. v. Fleischhauer sprach auf die Landstände, Staatsrat v. Kern auf die Stadt Tübingen, Abg. Liesching auf das Wücttemberger Land und Volk, Rektor Prof. Dr. Fuchs auf die Förderung der Universität durch Regierung und Landtag. Nach einer Rundfahrt durch die Stadt reichte die Universität im Botanischen Garten den Gästen einen Imbiß. Eine Festbeleuchtung am Abend bildete den Abschluß des festlichen Tages.
Eßlingen, 5. Juli. Das fünfzigjährige Jubiläum der württ. Volkspartei zu feiern, batten sich die Parteigenossen und -freunde aus allen Teilen des Landes und außerhalb der schwarzroten Grenzpfähle, vorab die volksparteilichen Abgeordneten, , zahlreich eingefunden. Die Stadt hatte zu Ehren ^ der Gäste Flaggenschmuck angelegt. Die Feier wurde i vormittags eingeleitet mit einem Konzert auf der Maille, an das sich in Kugels Saal das Festessen anschloß. Hier entbot Rechtsanwalt Hartmann- Eßlingen den Willkommgruß, während Gemeinderat Schwarz der Gründer der Volkspartei gedachte; Graveur Haag-Frankfurt überbrachte die Grüße aus Frankfurt. Prof. Weidenreich aus Elsaß- Lothringen und Landtagsabgeordneter Dr. Muser- Offenburg aus Baden. Karl Haußmann-Stuttgart erinnerte an die Anteilnahme der Stuttgarter bei der Gründung der Volkspariei in Eßlingen. Unter Vsrantritt der Musik ging es dann auf die „Burg", wo Rechtsanwalt Hartmann nochmals namens der Stadt Eßlingen die Gäste begrüßte und ihnen für ihr Erscheinen in herzlichen Worten dankte. Hier hielten weitere Ansprachen Oberbürgermeister Dr. v. Mülberger und der Parteivorsitzende Dr. Elsaß. Reichstagsabgeordneter v. Payer gab in glänzender Festrede einen geschäftlichen Rückblick. Redakteur Junge-Frankfurt überbrachte die Grüße der Frankfurter Zeitung. Weiter sprachen noch Rechtsanwalt Levi. Reichstagsabgeordneter Haußmann, Chefredakteur Dr. Heuß und Landtagsabg. Fischer. '
„Nun?" fragte Dörnberg gespannt, der schweigend I zugehört hatte. !
„Nichts, mein Alter. Ein dummer Gedanke, der nicht ausgesprochen zu werden verdient. Na, Fort- i setzung folgt morgen. Ich werde da noch einige kleine Daumschrauben anzusetzen verstehen und meine Eindrücke vervollständigen. Also: nichts für ungut, Felix. Ich mußte dir doch ungeschminkt das sagen, was" ich empfinde. Ich bin höllisch müde. Und bei Sonnenaufgang heißt es auf dem Posten sein".
Mit diesen Worten knüpfte er Kragen und Manschetten ab, die er neben die Krawatte legte, und ging seinem Schlafzimmer zu.
Dörnberg war in tiefes Brüten versunken. Er entsann sich nicht, wie viel Zeit verflossen sein konnte, als ihn dröhnender Donner aus seinen Gedanken auffahren ließ. Der Schein der Blitzstrahlen leuchtete grell durch die Fenster. Krachende Schläge folgten ! einander, und klatschender Regen floß an den Scheiben ! herab. Im Zimmer lastete eine schwüle Lust. Er öffnete die Tür. >
Im Hause war es lebendig, man hörte gehen i und sprechen, allerlei Geräusche erwachter und eiliger Menschen. Verschiedene notdürftig gekleidete, vermummte Gestalten huschten auf dem Gange an der offenen Zimmertür vorüber. Auch das Stubenmädchen der Etage. Dörnberg hielt sie an. Er fragte nach ! den Damen van der Staar. Sie habe sie nicht ge- ! sehen, wahrscheinlich seien sie auf ihrem Zimmer, j antwortete das Mädchen. Dörnberg war beruhigt. ! Er hatte gefürchtet, Edith sei ängstlich, vielleicht auf ! dem Gang, warte seiner. >
Nachdem das Gewitter nachgelassen und sich ver-
Tüb in gen. 4. Juli. Dem ehemaligen Konr- Mandanten der hiesigen Stadtgarde zu Pferd, Güter- beförderer Friedrich Gottschick, wurde die Verdienstmedaille des Kronordens und dem derzeitigen Kommandanten dieser Garde, Metzgerobermeister Karl Weidle in Tübingen, die Verdienstmedaille des Friedrichsordens verliehen.
Heilbronn, 3. Juli. Die Errichtung eines Ausstellungsgebäudes ist hier geplant. Der Gemeinde- rat hat beschlossen. Pläne und Kostenvoranschläge ausarbeiten zn lassen. — Das hiesige Sladttheater hat die erste Spielzeit mit einem Defizit von 1900 abgeschlossen.
Heilbronn, 4. Juli. Wegen des fingierten Raubanfalls in der Postagenlur in Freudental t am 1. April d. I. wurde der Postagent Geißel, s der den Üeberfall vorgetäuscht hatte, um Eingriffe j in die Postkasse zu verdecken, wegen Amtsunter. ' schlagung vom hiesigen Schwurgericht zu 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis verurteilt.
Oßweil. 4. Jul. Heute morgen um 6 Uhr wurde hier der etwa 60 Jahre alte Schlosser Rudolf Ried aus Heilbronn mit einer Felghaue er- schlagen. Als Täter kommt der 53 jährige Friedr. Rilling aus Weil im Schönbuch in Betracht, der flüchtig ist. Riedt wurde ins Bezirkskrankenhaus verbracht, wo er nach einer halben Stunde starb. Der Totschlag trug sich in einem Hause gegen Neckar- wsihingen zu. Gegen 6 Uhr hörte die Hausfrau im Hause Streit. Als sie in das Zimmer hineinkam, das die beiden gemeinsam bewohnten, fand sie Riedt im Bette liegend mit einer Wunde am Kopf. Der Verletzte starb dann im Krankenhaus Ludwigsburg. Der Mörder soll sich nach der Tat in einer Wirtschaft geäußert haben, „er habe einen tot- geschlagen". Der Täter ist flüchtig geworden und i konnte noch nicht festgenommen werden.
' Besigheim, 4. Juli. (Der Lohn einer braven Tat.) Die Reisenden des Berliner Tagesschnellzuges, der hier vorgestern dank der Geistesgegenwart des Lokomotivführers einem schweren Unglück entgangen, haben auf der Weilerfahrt nach Heilbronn für den Lokomotivführer eine Sammlung veranstaltet und ihm in Heilbronn in Gegenwart des Bahnmeisters das Ergebnis überreicht.
Freudenstadt, 3. Juli. In der gestrigen Sitzung des Gemeinderats wurde mitgeteilt, daß die Metzgerinnung ihren seit Jahren schwebenden Prozeß wegen Befreiung von der Gebäudesteuer gewonnen hat, so daß die Stadlpflege die vom Jahre 1908 an vereinnahmten 1680 wieder zurückzahlen muß.
Künzelsau, 5. Juli. Der Gemeindeverband Elektrizitätswerk Hohenlohe-Oehringen hat um 300000 Mark das Elektrizitätswerk samt Gebäulichkeiten und Gütern von Karl Winter hier gekauft. Ferner hat der Verband um 90 000 Mark die Kundschaft der Horlacherfchen Aumühle, aber ohne das Werk gekauft und den Verkäufer verpflichtet, auch weiterhin Kraft an die Gesellschaft zu liefern.
Weingarten. 3. Juli. Die seitherigen Angehörigen des Infanterie-Regiments Kaiser
I zogen hatte, schloß er die Tür. Als er dann einen 1 Augenblick zu Halbach ins Zimmer trat, mußte er lächeln. Dieser schien den Aufruhr der Elemente > völlig verschlafen zu haben. Seine vernehmlichen Schnarchtöne bewiesen es.
III.
In der Frühe des anderen Morgens befand sich das ganze Berghotel in Erregung. Der hin und her eilende Wirt forderte von seinen Bediensteten, deren Mienen Bestürzung verrieten, die Schlüssel ihrer Kommoden und Schränke, Koffer und Körbe. Unter den tuschelnden, in Gruppen zusammenstehenden Gästen lief die Neuigkeit um und wurde eifrig besprochen: Ein Diebstahl sei verübt worden.
Kurt Halbach war eine auffallend schöne, schwarze Perle, die, als Krawattennadel gefaßt, einen Wert von mehreren tausend Mark besaß, gestohlen worden. Sie rührte von seiner verstorbenen Mutter her, zu deren Hochzeitsgeschenken sie gezählt hatte.
Eben betrat der Wirt das kleine Wohnzimmer der Freunde. Er meldete, daß die sorgfältige Durchforschung sämtlicher, von dem Dienstpersonal bewohnten Räume resultatlos verlaufen sei. Jetzt, wo er sich in dieser Beziehung sicher glaubte, vertrat er die Meinung, daß einer seiner Angestellten — erprobte und zuverlässige Leute — unmöglich einer solchen Tat fähig gewesen sein könne. Aber natürlich wäre ihm der Vorfall im höchsten Grade peinlich. Und so fragte er denn zum so und so vielten Male:
„Könnte die Perle vielleicht doch nicht verloren oder verlegt sein?"
— (Fortsetzung folgt.) —