Aus StaSt, Bez irk u ns Umgebung. !
Inkrafttreten postalischer Neuerungen. Am 1. Juli trat die neue Postscheckordnnng in Kraft. Die alten Zahlkarten können vom Publikum ! weiter benutzt werden; von den Postanstalten werden von jetzt ab nur die neuen Zahlkarten ausgegeben.
— Von heute an ist sodann im deutschen Verkehr dem Aufgeber mehrerer telegraphischer Postanweisungen an den gleichen Empfänger gestattet, bis zum Betrag von 3000 ^ nur eine einzige Postanweisung zu verwenden. Durch diese Zusammenfassung eines größeren Betrages wird Schreibarbeit erspart und das Ueberwrisungstelegramm kürzer und billiger.
Neuenbürg, 1. Juli. Der „Norddeutsche Lloyd" Bremen veranstaltet für die Mitglieder des Deutschen Flottenvereins vom 4,-11. August ds. Js. seine 10. Sonderfahrt nach der Wasserkante. Die Reise geht von Stuttgart mit Extrazug nach Bremen, wo ein Tag der Besichtigung der Stadt gewidmet wird. Der Besuch von Bremerhaven, des Trockendocks, Besichtigung, Diner und Uebernachten an Bord des Schnelldampfers „Kaiser Wilhelm II.", Fahrt nach Helgoland und Brunsbüttel. In der Stadt Kiel wird Aufenthalt genommen, ein Tag ist ! einem Ausflug nach dem Ostseebad Labon und der Besichtigung der dortigen Rettungsraketenstation gewidmet. Auch der Kaiser Wilhemls-Kanal wird besucht. Von Kiel aus wird die Fahrt nach Hamburg angetreten, und die große Hafen- und Handelsstadt eingehend besichtigt. Für den 11. August ist ein Besuch in Friedrichsruh im Mausoleum des verewigten Fürsten Bismarck festgesetzt. Die Rückfahrt von Hamburg unternehmen die Teilnehmer nach Belieben. Der Preis für die Fahrt beträgt per Person ab Stuttgart bis Hamburg und Friedrichsruh einschließlich 105 Mk. Angeschlossen werden kann eine Fahrt nach Dänemark und Schweden, 12. bis 20. August zum Besuch der baltischen Ausstellung in Malmö. Alle weitere Auskunft erteilt Passagebureau Rominger-Stuttgart; in Neuenbürg die Agentur: M. Lutz-Weiß.
Calw. 1. Juli. In einer von der Handwerkerkammer Reutlingen veranstalteten Versammlung der Schuhmachermeister von Stadt und Land hielt Handwerkskammersekretär Hermann einen Vortrag über „Die Notwendigkeit der Fachorganisation im Schuhmacherhandwerk". Nach einer kurzen Erörterung brachte der Vorsitzende Fritz Reichert-Calw, den Antrag auf Errichtung einer Freien Schuhmacherinnung zur Abstimmung. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Zur Aufnahme in die Innung meldeten sich sofort 30 Meister an.
Calw, 3, Juli. In Deckenpfronn schlug der Blitz gestern abend in ein von 4 Familien bewohntes Haus, das sofort in Flammen stand. Die Bewohner konnten sich nur mit Mühe retten, Bei dem eng gebauten Häuserkomplex war große Gefahr für ein Umsichgreifen des Feuers vorhanden.
Nagold. Die Vereinigten Deckenfabriken Calw, Aktiengesellschaft, Sitz in Calw, Zweigniederlassung in Nagold, hat in ihrer Generalversammlung das
„So. Ueber deine Gefühle scheinst du im Klaren. ! Deine weitere Ansicht?" i
„Dieses anbetungswürdige Geschöpf zu erlösen."
„Heiraten?"
Dörnberg nickte.
In Halbachs folgender Frage lag etwas Rauhes:
»Ihr habt euch bereits ausgesprochen? Deine!
Neigung wird erwidert?" >
Dörnbergs Blicke schweiften zum Fenster hinaus !
ins Weite.
„Halb und halb. Jedenfalls glaube ich sicher zu sein, daß meine Werbung gern gesehen wird", gab er weich, in Gedanken versunken, zurück.
Halbach sprang auf. Beide Hände auf die Schultern seines Freundes legend, klang aus seinen Worten aufrichtige Besorgnis.
„Nimm mir's nicht übel, Felix, mach' keine Dummheiten. Deine Ellern sind tot. Du bist unabhängig. Gewiß. Aber ich war immer so ein bischen Mentor für dich. Denke an deine Karriere
— bedenke, daß du nichts, wenigstens so gut wie nichts, von der Familie, den Verhältnissen, der Vergangenheit dieser verführerischen Fremden weißt, daß du ihren Charakter noch gar nicht kennen und beurteilen kannst. Du bist warmherzig — enthusiastisch
— Menschenkenntnis ist deine schwache Seite — man kann dich leicht hintergehen. Na, na, Alter, brause nicht auf. Die Freundschaft hat ihre Rechte."
„Gut, daß du mich daran erinnerst, sonst —" Hub Dörnberg erregt an. Er brach ab ab und fuhr ruhiger fort: „Ich danke dir, Kurt. Von deinem Standpunkt aus mögen deine Warnungen, dein Mißtrauen '
Grundkapital um 300000 ^ auf 1800 000 mittels Ausgabe von 300 neuen, auf den Inhaber lautenden Aktien zum Nennwert von je 1000^ dividendenberechtigt vom 1. Januar 1915 an erhöht.
Nagold, 3. Juli. Der Jagdpächter Luz hatte das in hiesiger Gegend seltene Glück, einen großen Hirsch zu erlegen. Das Tier wog über 2 Zentner. Wahrscheinlich ist es aus den tiefer im Schwarzwald gelegenen Staatsforstungen zu uns gekommen.
Neuenbürg, 4.Juni. Dem heutigen Schweinemarkt waren 31 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 27—32 bezahlt.
Vermischtes.
Die blühende Linde. Wenn längst jedem Baume die Blüte entfallen ist, wenn die Kirschen reifen, dann beginnt der Lindenbaum sich zu einem blühenden Strauße zu entfalten, auf dem es von vielen Tausenden Bienen summt und schwirrt. Und die Leute der alten Schule beeilen sich, die Lindenblüte zu sammeln, die nach der Volksheilkunde nächst dem Hollunder den besten schweißtreibenden Tee liefert. „Sie haben ganz recht", sagte der bekannte Pfarrer Kneipp, „und mögen nur treu und konservativ bleiben." Von jeher ist uns Deutschen kein Baum so ans Herz gewachsen wie die Linde. Unter ihrem schirmenden Blätterdach suchten unsere Altvordern Schutz beim Gewitter; nach einem Gewitterregen ließ man sich hier von den herabfallenden Tropfen benetzen. Lindenblätter, um den Kopf gewickelt, vertreiben da Kopfweh, Lindenasche, auf den Acker gestreut, schützt vor Ungeziefer. Lindenbast bildete ein vorzügliches Schutzmittel gegen den Zauberspuk der Hexen. So ist von jeher eine Linde inmitten eines Dorfes der Bewohner Stolz gewesen. Auf den Steinbättken ringsum versammelten sich die Alten zu ihren Beratungen, dort verbrachte die Jugend ihre Feierstunden jmit Gesang und Tanz, dort ertönten die Weisen, die sich zu Volksliedern gebildet haben, dort fanden sich auch die Liebenden zu trautem Gespräch und süßem Kosen und gestanden einander, wie es ihnen ums Herz war. Kein Baum erinnert uns so an das, was sich in unseren Jugendjahren in der Heimat abgespielt hat, und wir fühlen es dem Dichter nach, wenn er singt: „O Lindenduft, o Lindenbaum, ihr mahnt mich wie ein Kindertraum, wo ich euch immer finde. Die Linden lieb' ich überaus, es stand ja meines Vaters Haus im Schatten einer Linde."
Der Durst im Sommer. In der heißen Jahreszeit ist es eine heikle Sache um die Stillung des Durstes, und es werden viele Fehler dabei gemacht, die oft böse Folgen haben. Daher dürften einige gut gemeinte Winke, zumal von sachkundiger Seite, allen durstigen Seelen willkommen sein. Da ist zunächst die Hauptfrage: Wieviel sollen wir trinken? Das ist schwer zu beantworten. Im allgemeinen soll man so wenig wie möglich trinken. Man gebe nicht jeder durstigen Regung nach, und man wird finden, daß man auch dann auskommen kann und jedenfalls weniger Schweiß vergießt. Allerdings wird man gut tun, auch seine Nahrung
gerechtfertigt sein. Aber halt, da fällt mir ein, wie wäre es, wenn du selbst sähest, dich selbst überzeugtest — wenn ich dich den Damen van der Staar vorstellte!
„Ich verlange nichts besseres. Eben wollte ich dich darum bitten", stimmte Halbach zu.
„Morgen soll ein Ausflug in die Berge, auf die Uoedors äe unternommen werden. Obgleich die Damen Bekanntschaften zu machen vermeiden — du bildest eine Ausnahme, du mußt mit von der Partie sein. Ich nehme es auf mich."
Er sah nach seiner Uhr und schloß eilig:
„Jetzt entschuldige mich — ich muß fort." Er holte Stock und Hut.
„Dienst? In Villa Dubochet?" fragte Halbach lächelnd.
Der andere nickte und verließ das Zimmer. —
Es war Dörnbergs, eines schwärmerischen Naturfreundes, Idee gewesen, am späten Nachmittag die Uoebm's äo hinanzufahren und im Gasthof, der diesen über 2000 w hohen Gipfel krönt, zu übernachten, um des andern Morgens den Sonnenaufgang inmitten der Alpenwelt genießen zu können. Auch Frau Lersen hatte sich unvermutet angeschloßen. Man traf sie zufällig in der Zahnradbahn, die den Berg hinanklimmt. Wie von selbst verstand es sich, daß Halbach seine Aufmerksamkeit zwischen Frau van der Staar und Frau Lersen teilte, während sich Dörnberg fast ausschließlich mit Edith beschäftigte.
Im Berghotel erhielt jeder der Freunde ein Schlafkabinett angewiesen, welche beide durch ein in der Mitte liegendes Wohnzimmer verbunden waren.
> so einzurichten, daß das Durstgefühl nicht übermäßig gesteigert wird. Scharf gesalzene oder gepfefferte, stark gewürzte Speisen sind möglichst zu vermeiden, aber auch die Zufuhr von fetter Nahrung ist herabzusetzen. weil das Fett bei seiner Zerlegung im Körper reichlich Wärme erzeugt. Mageres Fleisch, Reis und Gemüse, leichte Mehlspeisen und Brot bilden die besten Grundlagen für die Nahrung zur heißen Jahreszeit. — Der Genuß von Getränken, die eine niedrigere Temperatur als 10 Grad Celsius haben und demnach kälter als gewöhnliches Trinkwasser sind, kann sehr leicht ernste Verdauungsstörungen nach sich ziehen und die Neigung zu derartigen Krankheiten sehr fördern. Es sei daher nachdrücklichft vor dem Genuß solcher eiskalter Getränke gewarnt.
Hitzschlag — auch Sonnenstich genannt — kommt bei anstrengenden Märschen in großer Hitze nicht selten vor. Wird jemand vom Hitzschlag befallen, so bringe man den Kranken bis zur Ankunft des rasch herbeizurufenden Arztes möglichst an einen schattigen und kühlen Ort. entferne alle beengenden Kleidungsstücke, lagere ihn mit erhöhtem Oberkörper und sorge dafür, daß möglichst wenige Menschen um ihn herumstehen, um den Zutritt guter Luft nicht zu behindern. Man wasche den Kopf und Brust, oder schlage ihn, wenn möglich, in nasse Tücher und flöße ihm nach und nach reichlich Wasser zu. Atmet der Kranke nicht gehörig, so ist die künstliche Atmung einzuleiten, wie dies beim Scheintod durch Ertrinken ausgeführt wird. — Während dieses alles geschieht, muß dem Kranken fortwährend frische Luft zugefächelt werden, auch reibe man ihm, um die Blutbewegungen anzuregen, Hände uud Füße. Kommt er wieder zu sich, so ist das wiedererwachende Leben, wenn es von neuem zu erlöschen drohen sollte, durch Anwendung von starken Riechmitteln, wie Salmiakgeist und andere äußere Reize, Senfteige usw. möglichst zu erhalten. Ein bald eintretender Schlaf ist verdächtig und muß jedenfalls genau überwacht werden. Die weiter erforderlichen Maßnahmen sind vom Arzte zu bestimmen.
An E-
Die letzten Sonnenstrahlen fallen Durch dichtes Blätterwerk Und über baumgekrönten Hallen Verschwimmt der ferne Berg.
Die Abenddämmerung senkt sich nieder, Leis' rauscht der rasche Fluß;
Das Abendglöcklein hallet wieder Tief an des Berges Fuß.
Nun überglänzt den Himmel droben Der Sterne heil'ge Schar,
Bald liegt auch Tal und Berg umwoben Vom Mondschein silbern-klar.
Ringsum ein Zauber, stilles Träumen Zieht in die Seele ein Den Horizont die Berg' umsäumen — Ach, ich gedenke dein.
Nach dem gemeinschaftlich eingenommenen Abendessen trennte man sich zeitig, um nicht schwer dem Weckruf am kommenden Morgen Folge leisten zu können.
Halbach und Dörnberg saßen noch lange plaudernd in ihrem Wohnzimmer zusammen, ehe sie die Lagerstätten aufsuchten Letzterer war ungemein begierig gewesen, in Erfahrung zu bringen, welchen Eindruck sein Freund von den Damen empfangen hatte. Und dieser legte sich in der Mitteilung seiner Meinung durchaus keinen Zwang auf.
„Myfru van der Staar? Eine unsympathische, um nicht zu sagen, unleidliche Person. So weit bisher zu beurteilen, ebenso boshaft und herzlos, wie herrschsüchtig und launenhaft — mit gewöhnlichen Gesinnungen". Ohne weitere Einleitung, ganz von selbst, habe sie ihm, Halbach, erklärt, wenn sein Freund, der Absichten auf ihre Nichte zu haben scheine, sich rinbilde, diese habe Vermögen, oder sie werde ihr eine Mitgift oder Aussteuer geben, so irre er sich. Wie sie geht und steht, müsse er sie in diesem Falle nehmen. Und auf seinen Einwurf hin, sie, die Tante scheine doch recht vermögend zu sein, habe diese erwidert: das wäre schon richtig, aber damit hätte doch die Nichte nichts zu tun; sie hoffe, während ihrer Lebenszeit selbst noch möglichst viel vom Kapital zu verzehren; ob später etwas übrig bleiben werde, sei höchst fraglich; auch könne sie ja ihr Vermögen hinterlassen, wem sie wolle; vielleicht heirate sie selbst noch einmal. Dabei sei sie in ein hämisches Lachen ausgebrochen, so daß alle Zähne ihres falschen Gebisses sichtbar geworden wären.
— (Fortsetzung folgt.) —
Druck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enztälers. — Verantwortlicher Redakteur C. Meeh in Neuenbürg.