richten vermag. Reichs- und landesgesetzliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Schädlings — schon bei der Einfuhr — werden seine Eindämmung am ehesten bezwecken.
Alten steig. (Marktpreise.) Dinkel 7.50 ^ Gerste 9.50 Roggen 10.25 Welschkorn 9.— — Viktualienpreise: 1 Pfd. Butter
90 ^s. 2 Eier 15
vermischtes
Ei« Jubiläum -es Holzpapieres.
Es sind jetzt Dreivierteljahrhundert vergangen, daß einem Deutschen, dem Weber Gottlob Keller in Oberschlefien, eine Erfindung gelang, die von außerordentlicher Bedeutung werden sollte: die Herstellung des ersten Holzpapieres. Die Art, wie ihm diese wichtige Leistung gelang, ist ein interessanter Beitrag zu der Geschichte der Erfindungen und zugleich zu dem traurigen Kapitel vom Erfinderlos, den die „Holzwelt" wieder in die Erinnerung ruft. Es war im Jahre 1839, als Keller durch einen ihm zufällig vor die Augen gekommenen Aufsatz, der die Notwendigkeit der Ersetzung der Haderlumpen in der Papierfabrikation durch einen Rohstoff betonte, auf den Gedanken kam, eine neue Art der Papierbereitung zu finden, durch die der steigende Papierbedarf gedeckt werden könnte. Eine naturwissenschaftliche Beobachtung, die er gerade damals machte, führte ihn auf den richtigen Weg; er hatte bei der Untersuchung eines Wespennestes festgestellt, daß die Wespen die papierdünnen Wände ihrer Nester aus Holzfasern bauen, die sie an Kiefern abnagen stnd dann aneinanderkleben. So kam Keller auf die Idee, die Holzfasern zu verwenden, und stellte Ver- illche darüber an, welchem chemischen und mechanischen Prozeß sie unterworfen sein müßten. Das Kochen Von Sägespähnen in einer Sodalauge hatte keinen Erfolg, weil einfache Siedehitze nicht genügt, um die Fasern bloßzulegen, sondern ein starker Dampfdruck dazu notwendig ist, wie wir heute wissen. Er unternahm es deshalb, die Fasern durch Schleifen des Holzes mittels eines harten körnigen Steines zu gewinnen, und begann seine Versuche mit einem gewöhnlichen Schleifstein, den er in Wasser laufen ließ. Mit der einen Hand drehte er den Stein, mit der andern Hand preßte er das Holz dagegen, und siehe da! sein Versuch gelang.
Im Prinzip ist diese primitive Methode auch bei den heutigen technisch so hochentwickelten Verfahre« noch dieselbe geblieben: das im Schleiftrog befindliche Wasser nahm nach langem Schleifen das Aussehen eines dicker und dicker werdenden Breies an, und endlich sammelte sich das abgeschliffene Holz als weiße Fasernmasse, die sich am Boden festsetzte und haften blieb, als das Wasser abgegossen wurde. Keller quirlte dann nach einigen Stunden die Fasernmasse kräftig durcheinander, und dabei spritzte eine kleine Megne auf ein darunter liegendes Tuch heraus, wo sie sich flach ausbreitete. Das Tuch sog schnell den überflüssigen Wassergehalt in sich auf, und der zurückbleibende Teil der Masse nahm nach und nach
das Aussehen von feuchtem Papier an. Nachdem Keller diese kleine Menge kräftig ausgepreßt und ! dann getrocknet hatte, hielt er ein und zwar nur wenige ! Millimeter im Durchmesser betragendes und technisch s unvollkommenes, aber doch immerhin das erste i Stückchen Holzpapier in der Hand. Der kluge i Weber baute dann die also gemachte Erfindung weiter i aus, verbesserte seine Werkzeuge und brachte einen im Wassertroge laufenden Schleifstein mit einer Dreh- ! bank in Verbindung. An diesem Schleifstein schliff s nun seine Frau den Fasernstoff, und so ließen sich ^ größere Massen schneller erzeugen. Keller verfertigte j einen großen Schöpfrahmen aus Messingdraht mit ! siebartigem Boden, schnitt Filze zum Trocknen und z Auspressen aus einem alten Tuchrock und schuf dann ! noch für das Auspressen eins sinnreiche, ziemlich ; komplizierte Vorrichtung. Nunmehr erhielt er un- ! verqleichlich bessere Papierbogen und suchte, seine j Erfindung zu verwerten. Da er des Tags am Web- ! stuhl stehen mußte, um seinen Lebensunterhalt zu er- ! werben, konnte er nur Nachts an seinen Vorrichtungen ! arbeiten; doch stellte er auf diese Weise mit seiner ! Frau eine große Menge Holzschliff her und schaffte ^ ihn in die Papiermühle von Alt Chemnitz, wo der i Schliff, mit einem Drittel Hadernstoff vermischt, zu s Papier geformt wurde. So entstanden 6 Ries großes > Schreibpapier, die teilweise zum Druck des Franken- ! berger Kreisblatts verwendet wurden. Aber den - Lohn seiner Erfindung sollte Keller nicht mehr ernten. ' Es gelang ihm nicht. Kapital zur Ausnützung seiner Methode zu erhalten; er selbst verlor sein ganzes Hab und Gut dabei und starb in den dürftigsten Verhältnissen, während andere einen riesigen Nutzen aus seiner Erfindung zogen.
Eine waghalsige Wette im Flugapparat. Aus Wien wird gemeldet: Auf dem Flugfelde . Aspern wurde eine Wette abgeschlossen, die der Pilot Konschel glänzend gewann. Er hatte gewettet, l sich selbst während seines Fluges ohne jede Beihilfe ! zu rasieren. Der Weltpreis betrug 500 Kronen. ! Zahlreiche Sportsleute wohnten der Austragung bei. ! Konschel bestieg seinen Apparat, stieg dann bis zu s 1000 Meter Höhe auf und während er den Flugplatz ) wiederholt umkreiste, seifte er sich ein und rasierte ) sich. Er bediente, da er beide Hände zum Rasieren l brauchte, inzwischen die Steuerung mit den Beinen. ! Der Apparat flog ziemlich stabil. !
Versicherung gegen Untreue und Verlust der Schönheit. Praktisch sind die Amerikaner, man muß es ihnen lassen. Der Versicherung gegen Entlobung ist jetzt eine Versicherung gegen Untreue gefolgt; dem geknickten Gatten, der grausam enttäuschten Gattin wird eine hübsche Summe ausgehändigt, die sowohl für die Kosten der Scheidung, als auch für eine Reise, die Vergessen bringen kann, s ausreicht. Dieselbe Versicherungsgesellschaft versichert auch gegen den Verlust der Schönheit. Für Schauspielerinnen. Sängerinnen usw. ist die Sache tatsächlich sehr praktisch, da auch Teil-Versicherungen gegen Haarausfall, Magerkeit, Ausfallen der Zähne und gegen Runzeln abgeschlossen werden können. ^
Kostbare Wohlgerüche. Wenn man von teuren Parfüms spricht, so ist man stets geneigt in der Hauptsache dabei an jenes, beinahe sagenhafte Rosenöl zu denken, das unter Beobachtung der äußersten Vorsichtsmaßregeln aus den Rosengärten von Schiras in Persien gewonnen wird. In der Tat stellt sich ein Kilogramm dieser starkduftenden Essenz durchschnittlich auf einen Preis von 2500 ^ Aber dem Fachmann sind Parfümessenzen bekannt die diesen Preis als lächerlich gering erscheinen lassem Um z. B. ein Kilogramm einer Essenz von Reseda zu gewinnen, ist eine Destillation von ungefähr 33 000 Kilogramm Resedablütrn notwendig, die im ganzen ungefähr einem Preis von 30000 ^ entsprechen. Doch gibt es noch einen Geruchextrakt, der in seinem Werts weit über dieser Essenz steht. Um ein Kilogramm feinster Veilchenessenz zu erhalten muß man die gleiche Menge von Veilchen, wie oben bei den Reseda, einer sorgfältigen Behandlung und Destillation unterziehen. Dabei stellt sich das Kilo Veilchen durchschnittlich dem Fabrikanten auf 3 so daß also der Preis der schließlich gewonnenen Essenz für das Kilo nicht weniger als 100000 ^ kostet. Die Flüssigkeit, die bei diesem Verfahren gewonnen wird, hat eine häßliche grünlichgelbe Färbung und besitzt einen überaus starken und durchdringenden Geruch, der nur ganz en fernt an ein duftendes Veilchen erinnert. Erst durch starke Verdünnung mit Alkohol (im Verhältnis (1:60 000) erhält man ein Parfüm, das den wirklichen Duft der verwendeten Blume besitzt und alle auf chemisch-künstlichem Wege hergestellten Parfüms weit übertrifft. Dank dieser enormen Verdünnung wird es auch möglich, ein Produkt anzufertigen, das für den Verbraucher einen annehmbaren Preis hat. Aber man bedenke, wie weit im Wert jenes berühmte Rosenöl nunmehr zmückfteht.
Neue Fensterscheiben. Wie aus New- Dork geschrieben wird, hat man dort ein neues Mittel zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse in den Schulräumen gesunden. Anstelle von Gläsern hat man in die Fensterrahmen äußerst feingesponnene und vollkommen durchsichtige Wollschleier gespannt, so daß einerseits genau wie beim Glasfenster der Staub abgehalten wird, in die Zimmer einzudringen, daß aber auch zugleich, was beim Glasfenster nicht möglich ist, die Lust ungehindert ein- und austreten kann. Die Erfahrungen, welche man schon in den ersten Wochen mit dieser neuen Einrichtung machte, haben den New-Aorker Magistrat veranlaßt, die neuen Fenster in größerem Umfange einzuführen.
(Gut gegeben.) „Na, Toni, dö Kuah hast aber schö rausg'futtert, bei dir möchl' i a in der Pfleg' sei!" „Nix z' macha, Herr Adjunkt, i versteh' mi bloß auf die Kuhzucht, mit dö Ochsen kann i net umgeh'n!"
jAusgeschlossen.s Die spiritistische Sitzung hat begonnen. „Pst, füll", flüstert das Medium, „ich höre das zarte Klopfen Ihrer Frau". Das Opfer: „Zartes Klopfen? Das ist nicht meine Frau".
Das Kreuz von Kekerr.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpse.
Von Franz Wichmann.
45) (Nachdruck verbalen.)
Der Wundarzt vermochte vor Ueberraschnng lange keine Worte zu finden. „Ein Mörder also, nicht nur ein Verräter! Und Gott lieh mich fein Leben reiten. Seine Wege sind wunderbar. Wo aber ist der Sepp?"
„Nack Brixen. Er hat sich von neuem den Richtern gestellt, die versprochen haben, seinen Prozeß sogleich wieder auszunehmen und vor aller Welt seine Unschuld darznthun."
„Ter Himmel schenke dem Armen alles Glück der Erde nach so schweren und langen Leiden. Aber Baratto — ich kann es noch immer nickst fassen — entflohen, nachdem er kaum genesen mar —"
„Ja, und ohne ein Wort des Dankes für mich, für Dich, der Du ihm das Leben gerettet hast. Nichts als Flüche und Verwünschungen gegen seinen Bruder kamen in den letzten Tagen über seine Lippen; ich fürchte, erwirb sich rächen und der Haß hat ihn so ohne Tank davongetrieben."
„Ter Nazl mag sich hüten. Ich aber brauche den Dank des Mörders nicht und habe ihn nicht verdient. Wenn ich ihn rettete, lhat ich es um Götter- Willen und für mich selber."
Die junge Witwe sah ihn betroffen an; der Doktor aber fuhr fort: „Jetzt weiß ich, daß Gott mir verziehen und mein Gebet erhört har; denn für ein Leben, das ich zu früh enden lieb, Hab' ich ein anderes, schon verlorenes erhalten."
„Ich verstehe Dich nicht."
„Glanb's wohl. Und darum sollst Du jetzt alles wissen."
„So komm' mit mir. Die Magd kann einstweilen drinnen bedienen, und hier braucht uns niemand beieinander stehen zu sehen."
Sie zog ihn fort auf die Kammer, in der sie Giovanni lange Wochen gepflegt.
Als sie die Thür geschlossen, blieb der Wundarzt vor ihr stehen.
„Willst Du noch immer ins Kloster gehen, Sepha?"
Sie schlug den Blick zu Boden. „Um den Frieden zu finden — ja."
„Und wenn Du ihn an meiner Seite finden könntest?"
„An Deiner Seite!" Es klang wie ein Jauchzen aus ihrer Stimme und doch traute sie ihren Ohren nicht. „Hast Du nicht immer gesagt, wir könnten nur Freunde sein?"
„So lange der Schatten zwischen uns stand. Jetzt ist er gewichen, ich darf wieder leben und lieben."
„Welch' ein Schatten?"
„Der Deines seligen Mannes!"
„Du sprichst in Rätseln. War ich nach seinem Tode nicht frei wie zuvor?"
„Ich aber hatte die Freiheit meines Gewissens eingebüßt." Er zog die kaum Widerstrebende aus seinen Schoß.
„Weißt Du auch, daß der Gamswirt noch länger hätte leben können, wenn nicht ich —"
„Um Gottes millen", fuhr sie ans, „Du hast —"
„Ich habe, von seinen Leiden erschüttert, sein Dasein vor der Zeit geendet. Zwei, drei Tage wohl Hütte er
noch gelebt, wenn ich ihm nicht die Tropfen gegeben, die ihn sauft hinüberschlummern ließen."
„Ich sehe kein Unrecht darin", sagte Sepha aufatmend; „er duldete unmenschlich und Du hattest nur Mitleid mit ihm."
„Ich glaubte es auch. Aber da, als er tot vor mir lag, befiel mich plötzlich eine fürchterliche Angst. ,W,ar nicht der Böse mächtig in mir gewesen, hatte ich wirklich ans reinem Erbarmen gehandelt und nicht im Gedanken an Dich, die ich liebte?"
„Michael!"
„Ja, Sepha, liebte, wie in den ersten Jahren hoffnnngsfroher Jugendzeit! Ich hatte einen schritt gewagt, den kein Arzt thnn darf, und schwere Zweifel an meiner Reinheit wurden in mir wach. , Darum mied ich Dich seit jener Stunde und floh vor Deinem Herzen, das sich mir anss neue erschließen wollte."
„Darum?" flüsterte sie. „Nein, Michael, Du bist rein und schuldlos, ich glaube an Dich!"
„Das habe ich mir in bitteren Seelengualen auch gesagt und konnte es doch nicht glauben." Er druckte warm ihre Hand. „Der Menschen Leben steht in Gottes Hand; wir dürren es nicht aulasteu."
„So meinst Du, Gott könne fordern, daß wir die Leiden unseres Nächsten grausam verlängern?"
„Wer kennt seinen Willen? Kein Leidender bat noch je gesagt: dies ist der rechte Augenblick, Mt wm ich sterben, sei offen, Sepha, hättest Du lagen tonnen, nun ist es genug, mach' ein Ende?"
„Ich — o nein --!" erwiderte sie schaudernd.
„Siehst Tn! Und wenn ich auch meine That mit Mitleid entschuldige.", wollte, immer wieder rief es m mir: Tie Selbstsucht, Deine Liebe war es, die Dich dazu trieb!" (Fortsetzung folgt.)
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