Bat bei Lebzeiten einige Stillungen gemach», u. a. das schöne Altersheim, und die Einwohnerschaft hofft nach s^nem Ableben auf weitere große Vermächtnisse aus einem außergewöhnlich großen Vermögen. Als Sobn des früheren Rappenwirts Kayser, der in der 40er Bewegung eine Rolle spielte, hier geboren, kam er mit 31 Jahren als demokratischer Abgeordneter in die 2. badische Kammer. Am 16. Dezbr. 1870 war er der einzige, der gegen das badische Militär, abkommen mit Preußen stimmte. Diese Abstimmung sekte seiner Abgeordnetenlaufbahn ein Ziel. 1877 brachte er. trotzdem er demokratisch war, die Abgeordnetenkandidatur des abgetretenen Ministers Jolly zugunsten des konservativen Holzhändlers Katz in Gernsbach zu Fall. 1872 gründete er mit einem Verwandten den jetzt blühenden Pforzheimer Bankverein der eine große Rolle im industriellen und Wirt chaftlichen Leben der Stadl spielt. Sein kommunalpolitischer, teilweise auch geschäftlicher Nachfolger dürfte sein Neffe, Bankvirektor Robert Kayser werden.
** Pforzheim, 14. Juni. Mehrere Gewitter zogen heute abend nach 7 Uhr, von wolkenbruchartigem Regen begleitet, über die Stadt. Der Blitz schlug u. a. in ein Bienenhaus auf dem Wallberg, das in Flammen aufging. Der Besitzer, Kabinett- Meister Karl Trautz, wurde durch den Blitz an Brust und Schulter verbrannt, so daß er in Lebensgefahr schwebt. — Morgen beginnen hier die Bürgerausschußwahlen, die, wie es scheint, keine großen Wellen werfen.
Dietlingen. 11. Juni. Das Volksschauspiel hat gestern wieder eine Vorstellung von Goethes Gütz von Berlichingen herausgebracht, die hohe Anerkennung verdient. Es ist erstaunlich, wie sich die Darsteller in die Rollen des Götz, des Georg, des Weislingen, Franz usw. hineingelebt haben. Auch Elisabeth und Maria verdienen uneingeschränkt! s Lob. Daß nicht sämtliche Rollen gleich vollkommen dargestellt werden, bedarf keiner weiteren Erklärung; das liegt in der Natur der Dinge. Aber nirgends fühlt man eine Störung; die Regie hat Außerordentliches geleistet. Die Darstellung sprüht von Leben. Die Jnnenszenen sind z. T. in offene Hallen verlegt, die die Schlösser umgeben, z. T. sind die Wände der Häuser verschiebbar. Der Angriff auf Götzens Burg bildet einen Glanzpunkt der Aufführung, dann die Hochzeit auf der Burg, der Einzug des Kaisers (in einer längeren Straßenreihe das Volk spalierbildend und die Hausbewohner an den Fenstern der oberen Stockwerke mit Tüchern winkend, ganz wie heutzutage) und noch vieles andere. Die Landsknechte, die Bauernhaufen, alles dies ist charakteristisch wiedergegeben. Der Zigeunertrupp ist nach unserem Geschmack etwas zu groß, aber das ist auch das einzige, was wir auszusehen wüßten. Kostüme und Ausstattung überhaupt sind großartig, Gesänge und Tänze tadellos, aber man denke nicht, daß der innere Gehalt des Stückes darüber zu kurz komme. Die Hauptcharaktere treten mächtig hervor. Noch an keiner Bühne hat uns der Tod Götzens so tief ergriffen. Wie in Dietlingen. Es ist jedermann zu raten, sich die Dietlinger Volksbühne anzusehen.
Vermischtes.
Neuenbürg. 10. Juni. Dem Gemüt der Kinder sollten Eltern und Erzieher jetzt in den schönen Tagen immer wieder einprägen: Glaubt nicht, daß der Schmetterling, der Käfer, den ihr an die Nadel spießt und der dabei nicht weint und , schreit, auch nichts empfindet. Könnte er weinen oder schreien, es würde euch gewiß das Herz zer- j reißen; es ist ihm aber die Sprache versagt. Darum ; horcht auf die leise Stimme in eurem Innern, auf I die Stimme des Mitleids!
Essin gen O/A. Aalen, 12. Juni. Schon seit Monaten geht das Gerücht, in unserer Gegend sei ein Geist zu sehen. Dieser Geist bildete denn auch das Tages- und noch mehr das Nachtgespräch. Tatsache ist. daß schon längere Zeit eine Lichterscheinung zu beobachten ist, deren Ursache noch nicht aufgeklärt ist, und die das Ziel mancher „Geisterbeschwörer" und mancher Neugieriger bildet. So haben sich vor kurzem an einem Abend mehrere, meist junge Leute aufgemacht, um den Geist aufzuspüren und zu beschwören, aber trotz des großen Radaus, den die Gesellschaft machte, wagte sich die „arme Seele" nicht an dir Oberfläche.
Die ersten Briefkasten wurden 1824 in Preußen eingeführt, nachdem der damalige General- Postmeister Nagler hierzu durch besondere Kabinettsorder des Königs Friedrich Wilhelm III. die Genehmigung erhalten hatte. Im Reichs-Postmuseum ist jetzt ein auf Grund alter Zeichnungen und Beschreibungen naturgetreu nachgebildetes Modell dieser ältesten preußischen Briefkasten ausgestellt worden. Sie bestanden damals noch aus Holz, waren weiß gestrichen und trugen auf der Vorderseite ein Plakat „Verhaltungsmaßregeln". Durch diese besondere Anweisung über die Benützung des Kastens sollte vermieden werden, daß andere als unfrankierte Briefe hineingelegt wurden. Denn alle zu frankierenden Briefe mußten damals noch am Postschalter abgegeben werden.
König Friedrich Wilhelm III. und der Schneider. König Friedrich Wilhelm III. liebte es, ganz allein durch die Straßen Berlins zu wandeln und sich mit den Bürgern zu unterhalten. So traf er einst einen jungen Mann, den er nach seinem Glauben fragte. Der Köniz war sehr verdutzt, als jener vergnügt erwiderte: „Ich glaube das, was mein Schneider auch glaubt." — „Und was glaubt der?" — „Daß er einmal die 10 Taler bekommt, die ich ihm noch schulde." — Der König lachte herzlich über diesen guten Scherz und schenkte seinem Begleiter sogleich 10 Taler, um seinen Schneider zu bezahlen. Der junge Mann aber hatte viel bessere Verwendung für das Geld und ließ seinen Schneider nach wie vor weiter warten. Nach kurzer Zeit traf der König den jungen Mann wieder. Zwar suchte dieser schleunigst, sich durch eine Nebenstraße zu „drücken", aber Friedrich Wilhelm hatte ihn schon längst erkannt und ließ ihn zurückholen. „Nun, junger Freund", fragte er, „habt Ihr Euren Schneider bezahlt?" — Majestät", lautete die unerwartete
Das Kreuz von Zehen.
Erzählung ans der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
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Von Franz
i i ch m a n n.
(Nachdruck verboten.)
. Ehe die Verteidiger wieder laden konnten, stand 1Aon das Dalmatiner Bataillon dicht vor den Schanzen. Ein kühner Anlauf — nnd sie waren genommen. Die Franzosen verschmähten es, ans so großer Nähe noch emmal zu feuern; was sich zur Wehr fetzte, wurde mit dem Bajonett niedcrgcstoßcn.
Die ihrer Deckung beraubten Schützen klommen in toller Flucht den Berg gegen Branzoll hinan, den eigenen Leuten droben mit ihren Körpern das sichere Ziel verdeckend.
Hinter einem umgcstnrzten Henwagen hatte Negnla VchiH vor den nmherschwirrenden Kugeln gesucht. Als der q-eind die Schanze erstieg nnd die Kameraden nach seiten anseinanderstoben, sprang der unverletzt gebliebene Kastel-Sepp an ihre Seite, nm das Mädchen mit i ein ein Leibe vor den Bajonettstichen der wütenden Soldaten zu decken.
Aber im Eifer der Verfolgung blieb das Paar Unbemerkt nnd im wallenden Nebel des Pnlverdamvfes Itnrmten die Franzosen an ihnen vorüber. Im nächsten -ungenblick befand sich kein Lebender mehr außer ihnen m oe^genommenen Schanze; die Liebenden waren allein.
L>epp sah, daß hier alles verloren, daß es zwecklos W. den Einzelnen war, dem Feinde zu folgen. Er widerstand den Bitten Regulas nicht länger und während e^den der Kampf weiter tobte, hob er die Geliebte, die ein zweites Mal zu Fuß nicht hätte znrück- können, auf seine Arme nnd trug sie untren ourcy den Kugelregen, der wie ein Wetterschaner über Schivester^ der Frag hinfegte, dem Hanse der
.. ?/ffn8s um Branzoll, die letzte Hochburg des Ans- Uvndes, herrschte jetzt kopflose Verwirrung. Mit be
laubendem Klange gellten Hörner nnd Trommeln durch das Kefild und von der Thiuucrbrücke her quoll es endlos empor, Kompagnie an Kompagnie, teils feuernd, teils die langen bajonettgekrönten Gewehre zum Angriff gesenkt.
Noch waren des Zellcnwirts Befehle nicht verständlich geworden, da waren auch schon der nahe Kapuziner-Hügel und der Fnchsberg genommen, nnd im Augenblick, als sich die Stnrmkolounen von neuem sammelten, nm auch mit dem letzten festen Bollwerk bei Branzoll anfznräumen, mußten der Zellenwirt, der Planklbaner, Unterthinner nnd Rantter fast Gemalt anwenden, nm ihre Lenic hinter den Schanzen von feiger Flucht znrückznhalten.
Mit starren, offenen Angen sah Nazl das Verderben den Berg heransdringen. Er fühlte, daß er dem Tod ins Antlitz blickte; aber diese Gewißheit hatte etwas Beruhigendes für ibn. Er wollte nicht mehr kämpfen: die Büchse entsank seinen Händen, er faltete sie zu inbrünstigem Gebet. In der nächsten Minute würde auch ibn die feindliche Kugel treffen. Droben waren im wilden Gelärm des Kampfes die Glocken verstummt, die heilige Handlung mußte vorüber, Verena dem Himmel geweiht sein. Nun war alles zu Ende und Ruhe im Grabe das Beste!
Da schreckte ihn die Stimme Rautters auf. „Pfui, Nazl, willst auch Du den Mut sinken lassen! Ein ehrlicher Tiroler stirbt lieber, als daß er sich ergiebt!"
Nazl ergriff mechanisch die zu Boden gefallene Waffe, die jener ihm in die Hand druckte.
„Auf, jede Kugel ist Goldes wert! Schau dorthin, wie nahe sie schon sind. Gleich werden wir ihnen in die tückischen Angen sehen."
Es bedurfte seiner Worte nicht mehr. Schon erschien das pulverdampfgeschwärzte Gesicht eines französischen Soldaten über dem niederen Steinwall, der an dieser Stelle den alten Turm umzog.
» Antwort, „ich konnte doch für 10 Taler meinen Glauben nicht wechseln."
Womit man früher Geld verdiente. Einen guten Einblick in die Art und Weise, wie man früher Geld verdiente, kann man aus alten Handelsregistern und den darin verzeichneten industriellen Gründungen gewinnen. Im Jahre 1720 wurden in England z. B. folgende Aktiengesellschaften gegründet: Ein Unternehmen, um Strandgut an der Irischen Küste aufzufischen; ein zweites zur Fabrikation von Oel aus Sonnenblumensamen; ein drittes, das den Import von schwarzen Eseln aus Spanien nach England betreiben wollte; ein viertes zur Ausbeutung eines kerpewum mobile und zuletzt eine Aktiengesellschaft für eine Erfindung, die „in kurzer Zeit gemacht werden wird". Und — sonderbarerweise — zu all diesen Unternehmungen, die uns heute recht schwindelhaft anmuten, floß Geld in Strömen herbei. Ein großer Teil ging allerdings auf Nimmerwiedersehen verloren, ein anderer jedoch rentierte sich ausgezeichnet. Ec wurde zwar nicht in den angekündigten Industriezweigen untergebracht, diese waren vielmehr nur Deckmittel, sondern wandelten meist in überseeische Anlagen und Unternehmungen. Die Menschen vor 200 Jahren haben also ebenso gut wie unsere Zeitgenossen die Finanzmanöoer verschiedenster Art gekannt.
Eine Stadt, in der kein Einwohner Schulden hat. Aus New-Dork wird der „Inf." geschrieben: Ein wahres Dorado muß das Städtchen Hermann in Gasconade County sein. 80 Jahre ist es her, daß der kleine Ort von Leutchen, die aus Philadelphia kamen, gegründet wurde. Betritt man heute das Weichbild des blitzsauberen, blühenden Gemeinwesens, so glaubt man sich unwillkürlich in eine der rieben, prächtigen Kleinstädte des deutschen Vaterlandes versetzt. Man fühlt hier eine Atmosphäre von solider Wohlhabenheit, den Geist eines aufstrebenden, arbeitsamen Bürgertums. Was hier deutsche Bürger geschaffen haben, verdient, nicht gering geachtet zu werden. Heute ist die Stadt Hermann ein Hauptsitz drr Weinproduktion geworden. 1600 Einwohner, alles rührige Deutsche, zählt sie bereits, und noch immer hört der Zustrom deutscher Landwirte, die in der Umgebung fruchtbare Farmen bearbeiten wollen, nicht auf. Aber nicht der reindeutsche Cha-akter dieses Städtchens inmitten echt amerikanischer Riesenstädte ist es, der Hermanns Ruf begründet hat, sondern der wohl einzig dastehende Umstand, daß es in der ganzen Stadt keinen einzigen verschuldeten Einwohner gibt. Völlig schuldenfrei gehen in diesem glücklichen Oertchen die Bewohner ihrer Beschäftigung nach. So kommt es auch, daß sich die finanziellen Verhältnisse der kleinen Gemeinde ! in großartigem Zustand befinden, der ihr gestattet, in sozialer Beziehung einen erfolgreichen Wettkampf ! mit den großen umliegenden Städten aufzunehmen, i Für die Ausbildung der städtischen Jugend sind ! vorsorglich reiche Geldmittel bereitgestellt, so daß sich » weit und breit die Schulen von Hermann eines ? ausgezeichneten Ansehens erfreuen. Die erstaunlichen » Fortschritte, die die Stadt mit den schuldenfreien Einwohnern von Jahr zu Jahr macht, geben sich
Da dachte Nazl nicht weiter nach, hob den schweren Schaft seiner Büchse nnd ließ den Kolben ans das Hanvt des Feindes niederschmettern, daß Helm und Kopf gespalten znrücktaninelten.
Nur wenig Publikum batte sich bei der schweren, angstvollen Zeit zu der heilige» Handlung im Kloster eiiigcsnnden, zumeist Frauen von LatzsvnS, und unter ihnen Verenas alte Mutter, die immerfort den Rosenkranz drehte nnd betete. Schon früh batte man die Leute in die Krenzkirche eingelassen, die Verwandten der jungen Himmelsbraut nahmen die wenigen Bänke in der Mitte ein, die übrigen standen andächtig an den Wänden entlang.
Der Pfarrer hielt eine erbauliche Predigt über die Trübsal, in der die Erdenkinder lebten, nnd pries den heiligen Frieden des Klosters. Dann öffneten sich geräuschlos die Thüren znm Benaal. Es war ein großer, hoher Raum mit hellbraunem Holzgetäsel, freundlich nnd licht, wie man ihn hinter den düsteren Planern kamn vermuten konnte. Durch die buntfarbigen, mächtigen Glassenstcr schweifte der Blick hinaus über Berge nnd Tbälcr auf die wilden Zacken der Dolomiten. Iem spielte das graue Licht des nebligen Wintcrtages schmerzlich verklärend und wehmütig durch die bemalten Scheiben, lieber dem mit künstlichen Blumen nnd Kerze» reich geschmückten Altar erhob sich das einzige große Gemälde des Raumes, eine kunstvollendete Darstellung der Anbetung des heiligen Herzen? Mariä.
Alle Nonnen waren bereits versammelt nnd lagen in stillem Gebet auf den Knieen, feierlich ernste, stnnime Gestalten, wie leblose Statuen ausgestellt zur Ebrc ibres Gottes. — Auf den Stufen des Altars stand die Aeblissin, in den mageren weißen Händen das rotsamtene Ordensbnch, mit kunstvollem Silbcrbeschlag nnd farbigen Einlegblumen verziert. Teils in lateinischer, teils in deutscher Svrache verlas sie mit eintönig kalter Stimme die Ordensregeln des heiligen Benediktus, wie die christlichen Gelübde: Armut, Keuschheit und Gehorsam. (Fortsetzung folgt./