werden die Obsternteaussichten in allen Obslarlen > von Tag zu Tag geringer. Wenn nicht bald Sonnenschein kommt, wird die Ernte 1914 trotz der anfänglichen besten Aussichten gering ausfallen.
Heilbronn, 11. Juni. Von der hiesigen Straf- kammer wurde die Witwe Lisette Belstner, die bis vor kurzem eine renommierte Weinwirtschaft in Weinsberg betrieb, die namentlich von Heil- bronnern stark besucht war. wegen drei Vergehen gegen das Weingesetz zu 110 Mk. Geldstrafe verurteilt. 3700 Liter Wein, welche die betriebsame Frau gestreckt hatte, wurden konfisziert.
Brackenheim, 13. Juni. In unseren besten Weinberglagen im Krapfen sind schon ziemlich blühende Trauben zu sehen. Der Weingärtner schaut jeden Tag sorgenvolleren Blicks zum Himmel, ob es denn nicht Sommer, anhaltender, warmer, trockener Sommer werden möge. Mit der Heuernte ist begonnen worden, in fieberhafter Arbeit müssen die spärlichen trockenen schönen Stunden ausgenützt werden.
Kirchheim u. T., 13. Juni. Zwischen den hiesigen Metzgermeiftern und ihrem früheren Lieferanten von Schlachtschweinen, Viehgroßhändler Wild aus Ebersbach, ist nunmehr der angekündigte scharfe Konkurrenzkampf zur Tatsache geworden. Letzterer hat im Zentrum der Stadt einen Laden gepachtet, in dem sämtliche Fleisch- und Wurstwaren zum Verkauf gelangen. Außerdem hat er mit der Leitung des Konsumvereins einen Vertrag auf Lieferung des gesamten Fleischbedarfs an dessen Mitglieder abgeschlossen. Die Schlachtungen erfolgen in dem modern eingerichteten Betrieb in Ebersbach, so daß Wild von dem im Besitz der Metzgergenossenschaft befindlichen hiesigen Schlachthaus vollständig unabhängig ist. Bisher wurde bei den hiesigen Metzgern bezahlt für Ochsenfleisch 94 Pfg., für Rindfleisch 90 Pfg., für Kalbfleisch 95 Pfg. und für Schweinefleisch 80 Pfg. pro Pfund. Die neue ^Firma hat laut Ausschreiben in der Tagespresse eine Reduktion um 10 Pfg. pro Pfund bei allen Fieischsorten ein« treten lassen und die einheimischen Metzger geben in derselben Nummer bekannt, daß sie nunmehr Ochsenfleisch zu 80 Pfg., Rindfleisch zu 75 Pfg.. Kalbfleisch zu 80 Pfg. und Schweinefleisch zu 65 Pfg. pro Pfund verkaufen.
Baiersbronn, 13. Juni. Gegen Mitternacht brach in dem Doppelhaus des Viehhändlers Joh. Georg Rothfuß und der Witwe des Bäckers Joh. Georg Finkbeiner Feuer aus. Die rasch herbeigeeilte Feuerwehr sah sofort, daß an eine Rettung des Hauses nicht zu denken mar und es ihre Aufgabe sei, die Nachbargebäude — das Gasthaus zur Linde und das alte Schulhaus — zu retten. Nach anstrengenden Bemühungen und dank der herrschenden Windstille gelang dies nach 2 Stunden und mit Hilfe von 6 Wasserstrahlen vollständig. Außer dem Vieh (abgesehen von einem Schwein und einigen Hennen) konnten die Besitzer nur das nackte Leben retten. Das Haus ist bis aus den Grund abgebrannt, die Eigentümer sind versichert. Aus dem brennenden Hause mußte ein todkrankes Mädchen, aus einem Nachbarhaus ein schwerkranker Mann geborgen werden.
Das Kren; van Zeven.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskümpfe.
Von Franz Wichmann.
(Nachdruck verboten )
Seine mannhafte Rede verfehlte ihren Eindruck nicht.
„Aber wie kommt Ihr hierher, haben sich die Thore Eures Kerkers geöffnet, hat mau Euch freigelassen?" klang es fragend durcheinander.
„Ich selbst habe mir den Weg in die Freiheit gesucht. Nicht länger hätte ich es ansgehalten in den gräßlichen Mauern, ohne in Verzweiflung und Wahnsinn zu fallen. Bei der in Brixen herrschenden Aufregung gaben die Wächter weniger acht als sonst - ick bin ihnen entsprungen und hierher geeilt. Lieber ein schneller, erlösender Tod im Kamvf, als langsam im Kerker sterben l"
Es war, wie er sagte. In atemlosem Lause ivar der Flüchtling nach Klausen geeilt, doch wie er au der Gams vorübergekommen, hatte er es nicht ansgehalten, er mußte hinein und die Wirtin nach ihrer Schweller fragen. Wie namenlos war seine freudige Ueber- raschnng, als er statt ihrer die Liebste selbst fand! Das Mädchen hatte eben zum ersten Mal wieder zu gehen versucht, und weinend lagen sich die beiden kurze, selige Minuten in den Armen. Aber als man sich das Nötigste mitgeteilt, ließ sich der Sepp nicht länger halten und blieb bei seinem Entschluß. Was hals es, wenn Giovanni Baratts der wahre Mörder ivar, niemand konnte seine That beweisen und der Welsche selbst oder seine Leiche waren ja spurlos verschwunden! Regula indessen wollte von dem allen nichts hören. Die Schmerzen ihrer kaum geheilten Wunde nicht achtend, hing sie sich an den Geliebten und ließ nicht von ihm, bis sie die Thinnerbrncke erreicht hatten.
„Laßt mir meinen Willen", fuhr der Kastel-Sevp fort, „mir bleibt nichts anderes, als zu sterben. Und wenn ich geralleu bin, so nehmt Euch der Regula an, bringt sie sicher in die Stadt zurück. Sie wird
> Aus StaSt, Bezirk unS Umgebung.
Vom Evang. Oberschulrat ist eine ständige Lehrstelle in Schwann dem Hauptlehrer Rothfuß in Oberreichenbach, in Eßlingen-Sulzgries dem Hauptlehrer Egger in Neuenbürg übertragen worden.
* Neuenbürg. 13. Juni. In den ersten Junitagen d. I. hielt der deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke seine 31. Jahresversammlung in Königsberg ab. Die Mitgliederzahl ist nunmehr auf 42 000 angewachsen. Neben den Abstinentenvereinen, deren Organ: „Die Abstinenz" jetzt im 13. Jahrgang allmonatlich erscheint, und neben den Blaukreuzvereinen, die sich seit 4 Jahren bei uns in Württemberg ihr Organ in dem „Blaukreuz-Boten" geschaffen haben, suchen die „Mäßigkeitsblätter", das Organ des Mäßig- keitsvereins. schon seit 31 Jahren aufklärend und werbend zu wirken. Besonders packend und volkstümlich geschrieben sind die jeder Nummer beigelegten „Blätter zum Weitergeben", die ebenfalls im „Mäßigkeitsverlag (Berlin)" erscheinen. Die Arbeit der „Mäßigkeitsvereine" — neben den „Enlhaltsam- keitsvereinen" — ist durchaus noch geboten, denn gerade die Erziehung der öffentlichen Meinung, die Beeinflussung der gesetzgebenden Faktoren, die Brechung der früher allmächtigen Trinksitten ist wesentlich das Verdienst der Mäßigkeitsvereine, und es bleibt ihnen wahrlich noch heute ein weites Feld der Betätigung. Der Jahresbeitrag der „Mitglieder" ist auf 2 der der „Anhänger" auf 50 festgesetzt. Die Mitglieder erhalten die grünen „Mäßigkeitsblätter" unentgeltlich durch die Geschäftsstelle zuzesandt. Anmeldungen nehmen entgegen der Kassier des Bezirksvereins, Pfarrer Goes-Engelsbrand, sowie der Vorsitzende Dekan Uhl-Neuenbürg.
Neuenbürg, 13. Juni. Im Grösseltal verunglückte gestern ein Automobil. Es überschlug sich an einer Wegbiegung. Drei Insassen wurden herausgeschleudert, blieben aber unverletzt. Das Auto ist vollständig verbrannt.
Neuenbürg, 13.Juni. (Stenographisches.) Wenn nicht alles trügt, wird in nächster Zeit die Entscheidung über dir deutsche Einheitsstenographie fallen. Der zur Sichtung bezw. Prüfung der ausgewählten Systementwürfe eingesetzte Unterausschuß hat am 25. April und am 20. Mai getagt. Die nächste Sitzung des aus 23 Vertretern der 9 größten deuischen stenographischen Schulen bestehenden sog. 23er-Ausschuffes wird nun am 19. und 20. Juni in Berlin stattfinden. Den Beschlüssen dieses Ausschusses sieht man in den Kreisen aller Systeme mit der größten Spannung entgegen, denn sie müssen eine Entscheidung nach der einen oder anderen Richtung bringen.
Wildbad, 13. Juni. Die Persönlichkeit des beim Wildsee aufgefundenen toten Touristen konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Die Leiche war schon ganz zum Skelett zerfallen. Der Kopf lag abgetrennt vom Körper. Der Leichnam wurde inzwischen auf dem Friedhof von Reichental, Amt Gernsbach, beerdigt, während die Kleider auf dem Rathause dort aufbewahrt wurden. Der Tote '
Euch den wahren Mörder nennen, den Elenden, der mir Glück und Leben zerstört hat!"
„Wie?" tönte eS erregt aus dem Kreise der Männer, Ihr kennt den Mörder?"
„Giovanni Baratts! Aber niemals werde ich meine Unschuld beweisen können!"
„Ihr werdet es — Ihr sollt und müßt es", klang plötzlich von der vorderen Schanze her eine matte, stöhnende Stimme, Gott hat gerichtet, hört mich an, ehe e? für immer zu spät ist."
Betroffen wandten sich alle um und blickten auf den in seinem Blute liegenden Wildmoser.
„Ihr, Kaspar, Ihr wißt darum, Ihr-?"
„Hört mich", bat noch einmal der Schwer- getroffeue, „der Himmel hat eS verhüten wollen, daß ick mit dem schrecklichen Geheimnis hinübergclie. Ihr kennt nur den einen Mörder, der andere — bin ich!" —
Emi'ctzl fuhren die Männer zurück: „Ihr hättet den Burgstallbofer erschlagen?"
„Ja und nein; mit eigener Hand gemordet Hab' ich ihn nicht, aber der andere that es um ei» Blntgeld für mich. Ich haßte den Sepp, weil die Regula ihn liebte, und ick wußte, daß der Verdacht der That ans ihn fallen würde. Ich wollte mich von dem Nebenbuhler befreien — und dann — der Hof meines Vaters war verschuldet — ich brauchte Geld und wenn der Bnrg- stallhoser tot war, fiel sein Haus, sein Vermögen zur Hälfte an das Mädchen und mit ihr an mich. Die Thar selbst zu begehen, war ich zu feige, aber der Welsche fand sich bereit. — Mag der Herr, vor dessen Angesicht ich heute noch stehen werde, mir vergeben, wie er es dem reuigen Schächer gethan hat. Ich danke ihm, daß er mein fluchbeladenes Dasein geendet hat. — Sepp, gieb mir — Deine — Hand — Du sollst — glücklich — werden — die — Re — g — erl — —" - seine Stimme brach, ein Schauer lies durch seinen Körper, die Augen traten weit ans ihren Höhlen, noch einmal suchte er sich ausznrichten, zu sprechen, doch in der durchschossenen Brust quoll es gurgelnd heraus, nur
> halte weder Uhr noch Geldbeutel, Ring oder Messer bei sich; ein gelber Rohrftock und Aluminiumkochgeschirr, sowie eine Browningpistole lagen unweit der Leiche, ebenso die Schnürschuhe, welche der Mann ausgezogen hatte.
^ Herrenalb, 15. Juni. Unter starker Teilnahme der Wander- und Schwarzwaldfreunde wurde gestern nachmittags auf freier Anhöhe über dem rechten Albufer bei Frauenalb die „Romeo-Ruhe", ein herrlicher Ausblick auf das obere Albtal mit den umgebenden Bergzügen, eingeweiht. Der sehr glücklich gewählte Platz trägt künftig den Namen des bekannten Karlsruher Humoristen Fritz Röm- hildt („Romeo"), welchem seitens des Bezirksvereins Herrenalb des Württ. Schwarzwaldvereins durch dessen Vorsitzenden Oberlehrer Fuchs die Ehrenmitgliedschaft übertragen wurde. Im Hotel Klosterhof schloß sich eine prächtig verlaufene Familienfeier an. Die Stiftung der Ruhebank erfolgte durch die Sektion Karlsruhe des bad. Schwarzwaldvereins mit einer ausgezeichneten Rede seines Vorstands, Professor Massinger.
Z. Grunbach, 15. Juni. Bei dem gestern in Effringen stattgefundenen Nagoldgausängerfest erhielt der Sängerbund Grunbach in Abteilung höherer Volksgesang unter ihrem Dirigenten Friedr. Neuhäuser-Pforzheim mit 187'/s Punkten den Io-Preis in Gestalt eines prachtvollen silbernen Pokals und einer goldenen Medaille.
Calw, 11. Juni. Erst vor wenigen Tagen ist hier ein schlecht behütetes Kind ertrunken. Nun ist auch der sechsjährige Knabe des Mechanikers Schwendemann vom eigenen Vater tot aus dem Kanal der Kratzenfabrik gezogen worden. Wie das Kind hineinfiel, ist nicht bekannt. Die Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg.
Pforzheim, 12. Juni. Zum bad. Militär! vereins-Landestag, der hier am 27. und 28. ds- staUfindet, wird auch Großherzog Friedrich erwartet. — Gegenwärtig geht das Bijouteriegeschäft hier wieder flotter. Die meisten Fabriken, die wöchentlich 1 oder 2 Tagei ausgesetzt halten, arbeiten wieder voll. Die Edelsteinhandlung Beraha und Landau ist in Konkurs gekommen. Es handelt sich um eine kleinere Firma. Der Schaden für den Platz ist nicht groß. Die Passiven dürften etwa 200 000 Mark betragen.
Pforzheim, 13. Juni. Heute vormittag ist der bekannte Bankdireklor des Pforzheim« Bankvereins, August Kayser, im 80. Lebensjahr an einer Lungenentzündung gestorben. Kayser. ein Junggeselle, war wohl der reichste Mann von Pforzheim, und ist bis vor wenigen Jahren auch der einflußreichste in wirtschaftlicher wie gemeinpolitischer Beziehung gewesen. Als Vertreter eines strengen Sparsystems auf dem Rathaus war er in den 80er Jahren allmächtig, was die damaligen Oberbürgermeister Groß und Kraatz sehr zu spüren hatten. Unter dem gewandten jetzigen Oberbürgermeister Habermehl nahm sein Einfluß nach und nach ab. Er half mit, das früher in Privatbesitz befindliche Gaswerk, das jetzt der Stadt eine reiche Einnahmequelle bietet, in städtischen Besitz zu bringen. Er
ein röckelnder Laut kam noch über seine Lippen und der Tod legte seine kalte Hand ans ihn. — Der Wild- moser-Kaspar halte geendet.
Erschüttert standen die Männer nm die Leiche.
Regula aber warf sich schluchzend an den Hals des Geliebten: „Sepp, Du bist gerettet, Deine Unschuld erwiesen, alle um uns her sind Zeugen, wir dürfen leben und glücklich werden!"
Der Klang ihrer Worte erstarb in dem Summen und Surren der Gewehrkugeln, die plötzlich wie ein Bienenschwarm über die Schanzen hinsausten.
Die Männer sahen sich an und ihre Blicke verstanden sich. Es wurde Ernst, der letzte Akt des blutigen Dramas sollte beginnen. Seit der Wildmoser gefallen, fehlte die Stimme des Führers, aber auch so kauerte jeder Schütze im Nn an seiner Schießscharte und die Büchsen der Tiroler erwiderten trotzig den tödlichen Gruß.
„Es muß sein, Regerl!" — Der Kastel-Sepp machte sich entschlossen ans den Armen des vor Glück und Angst weinenden Mädchens los. „Ich will ja nicht mehr kämpfen, um zu sterben, aber das Vaterland muß frei werden wie ich. Auch für Dich ist es zu spät, zu fliehen. Und sollte es Gottes Ratschluß sein, daß ich falle, so weiß ich — die treueste Liebe auf der Welt drückt mir die Äugen zu." —
Da erkannte sie, daß es vergebens war, seinen Entschluß zu brechen und angstgefoltert ließ sie ihn neben den anderen seinen Posten einnehmen.
Von allen Seiten blitzte es auf, Schuß um Schuß krachte ans den altmodischen Fenersteingewehren der Bauern, aber das vereinzelte unregelmäßige Feuer vermochte den gewaltigen Anvrall des Feindes nicht mehr gnfzulmlten. Die Geschosse der Tiroler wirkten auf die Masse der Franzosen nickt anders als schmerzliche Insektenstiche, die ein Roß quälen und ansscheuchen, bis es in wilden Sprüngen vorwärts zu traben beginnt.