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93.

Neuenbürg, Moutag den 15. Juni 1914.

72. Jahrgang.

RunSichau«

Heeresleitung und Presse. Wie das preußische Kriegsministerium, das abweichend von der bisherigen Uebung in diesen Tagen dem Vorwärts" zwei Berichtigungen zu Artikeln aus der Feder des früheren Artillerieobersten Gädke sandle, geht jetzt auch das bayerische Kriegs- Ministerium gegen sozialdemokratische Blätter, die die Armee angreifen, vor. Gegen den politischen Redakteur derFränkischen Volkstribüne" in Bay­reuth ist eine Anklage wegen Beleidigung der Armes erhoben worden. Dieser Presseprozeß ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Staatsanwalt­schaft nicht gegen den verantwortlichen Redakteur, sondern im Widerspruch mit dem Pressegesetz gegen den politischen Redakteur die Anklage erhoben hat. ' Köln, 13. Juni. Der Schwabentag am Rhein, den der Württemberger-Verein gemeinschaftlich mit der Deutschen Werkbund-Ausftellung ver­anstaltet, beginnt Samstag den 27. Juni mit einem Begrüßungskommers in der Festhalle der Ausstellung, bei dem der Stuttgarter Lehrergesangverein in einer Chorstärke von über 150 Sängern, Gustav Schwegel- baur aus Stuttgart und bewährte Solisten Mit­wirken werden. Sonntag findet vormittags ein Fest­akt im Fefthaus statt, dem voraussichtlich die Fürstin zu Wied. Pauline, Prinzessin von Württemberg, Protektorin des Württemberger Vereins, beiwohnen wird. Nachmittags besichtigen die Teilnehmer unter Führung die Ausstellung. Montag vorm, weitere Besichtigung der Ausstellung. Nachmittags sollen die Sehenswürdigkeiten der Stadt Köln unter Führung von Vereinsmitgliedern in Augenschein genommen werden.

Karlsruhe, 13. Juni. Der Stadtrat hat zum 25 jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers im vorigen Jahr beschlossen, alljährlich einen angemessenen Betrag zu Ehrengaben an bedürftige Vete­ranen aus der Stadlkasse zur Verfügung zu stellen. Für das laufende Jahr sollen am Geburtstag des Großherzogs, dem 9. Juli, 10 000 Mk. verteilt werden.

Hofheim (im Ried bei Worms), 13. Juni. Früher Alarm erschreckte heute morgen kurz nach 4 Uhr die Bewohner des Ortes. Aus dem Hause des Bäckermeisters Back drang Rauch. Als die Feuerwehr die verschlossene Tür geöffnet hatte und in das Haus eindrang, fand sie den Bäckermeister mit eingeschlagenem Schädel als Leiche vor dem Backofen liegen. Beim weiteren Vordringen in das Familienschlafzimmer fand man zwei Töchter im Alter von 15 und 20 Jahren aufs schwerste verletzt mit Beil- und Stichwunden am Kopf, während die Frau ganz verkohlt im Bette lag. Als mutmaßlichen Täter bezeichnet man den seit längerer Zeit dort in Arbeit stehenden, aus Westhofen gebürtigen Bäckergehilfen, der nach der Tat entfloh. Die ganze Einwohnerschaft ist am Schauplatz der Tat versammelt. Frauen wurden ohnmächtig. Die beiden Töchter sind inzwischen im Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Da in dem Hause keine Barmittel gefunden wurden, so wird Raubmord vermutet. Der Bäckergeselle Floersch, der als Täter bei dem Mord in Betracht kommt, ist in seinem Heimatsdorf Monzernheim festgenommen worden. Er gibt zu. bei dem Bäckermeister in Dienst gestanden zu haben, leugnet jedoch die Tat. Er wurde ins Amtsgefängnis gebracht.

Kassel, 13. Juni. Ein zu fünf Jahren Zucht­haus verurteilter Sträfling hat an dem Fenster seiner Zelle zwei Eisenstangen entfernt und sprang von20MeterHöhe herab und verschwand spurlos.

Mainz, 13. Juni. Auf der Strecke Odenwald- Alzey hat sich gestern nachmittag bei der Station Selzen ein Unglück ereignet. 2 Landbewohnerinnen, die wegen des Unwetters ihre Röcke über den Kopf geschlagen hatten, gerieten auf dem Bahngeleise unter

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einen Zug und wurden überfahren. Ein 22 Jahre altes Mädchen wurde sofort getötet und eine andere Frau so schwer verletzt, daß sie kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.

Gießen, 13. Juni. In ganz Oberhessen haben vorgestern zahlreiche Gewitter getobt und sehr viel Schaden angerichtet. Bei Alsfeld wurde die Auto­mobilpost nach Neustadt in einen Graben gespült und ein Milchfuhrwerk fortgeschwemmt. Der Blitz fuhr in der Nähe des Dorfes Geißlitz bei Geln­hausen in eine Schar spielende Kinder und tötete einen Knaben. In der Umgebung von Frankfurt a. M. herrschen andauernd Gewitter mit heftigen Regengüssen. An mehreren Orten hat der Blitz ge­zündet und Gebäude und Ställe eingeäschert. Bäume sind in vielen Gegenden völlig entwurzelt und fort­geschwemmt worden.

Paris, 13. Juni. Nachdem Präsident Poin- earö sich heute vormittag mit den Präsidenten der Kammer und des Senats besprochen hatte, berief er heute nachmittag Vi viani zu sich, den er wieder bat, die Kabinettsbildung zu übernehmen. Viviani sagte im Prinzip zu und versprach, bis heute abend dem Präsidenten Bescheid zu geben. Er hatte eine längere Unterredung mit Combes; mit letzterem wurde aber auch diesmal keine Einigung erzielt, da Combes das Versprechen der zweijährigen Dienstzeit und der Durchführung des Programms von Pau verlangte. Im Lauf des Nachmittags hatte Bio-an: - dann Besprechungen mir einer Anzahl von Politikern, meistens mit Männern, mit denen er schon bei seinem ersten Versuch der Kabinettsbildung vor dem Kabinett Ribot verhandelt hatte. Die Unterhandlungen mit den einzelnen Persönlichkeiten waren bis zum Abend beendet. Um 6 Uhr abends begab sich Viviani zum Präsidenten der Republik, um ihm über den Erfolg seiner Bemühung zu berichten.

Paris, 13. Juni. Das Kabinett Viviani ist endgültig in folgender Weise konstituiert worden: Präsidium und Aeußeres: Viviani, Finanzen: Noulens, Krieg: Messimy, Marine: Gauthier, Kolonien: Raynaud. Von den Mitgliedern des neuen Kabinetts Viviani haben fünf, und zwar Viviani, Malvy, Augagneur, Raynaud und Renault, gegen die 3 jährige Dienstzeit gestimmt. Der neue Kriegsminister Messimy hat, wie bekannt, als Deputierter während der Debatte über das Drei­jahrgesetz einen Antrag auf eine dreißigmonatige Dienstzeit eingebracht, aber schließlich für das Drei­jahrgesetz gestimmt.

Athen, 13. Juni. Die griechische Regierung hat der Pforte eine Note zugestellt, die in der be­stimmtesten Form die sofortige Einstellung der Verfolgung aller in der Türkei lebenden Griechen verlangt und vollen Ersatz des Schadens reklamiert, welchen griechische Bewohner bis jetzt durch die Verfolgung erlitten. Dieser kategorischen Forderung wird durch kriegerische Vorbereitung kräftiger Hochdruck gegeben.

Athen, 12. Juni. Griechenland stellte der Türkei wegen der Vertreibung der Griechen aus türkischem Gebiete ein U! timatum zu. Die Marine­reservesoldaten des Jahrganges 1908 wurden mobil gemacht. Die Erbitterung gegen die Türkei ist ständig im Steigen begriffen, da die Griechenver­folgungen trotz aller Versprechungen von offizieller türkischer Seite fortdauern. Zehn Schiffe verließen gestern den Piräus, um die griechischen Flüchtlinge aus Kleinasien nach Griechenland und zwar den größten Teil nach Saloniki zu befördern. Auf den Inseln Chios und Mythilene befinden sich insgesamt 10 000. 40 000 Flüchtlinge haben bisher Kleinasien verlassen.

Konstantin opel, 12. Juni. Aus bester griechischer diplomatischer Quelle verlautet, daß der griechische Gesandte dem Großwesir mündlich erklärt hat, daß die Beziehungen zwischen Griechen­

land und der Türkei einen gefährlichen Charakter annehmen würden, falls die irregulären türkischen Truppen, die Aiwali einschlöffen, in die Stadt ein drin gen und sich dort unliebsame Vorfälle ereignen sollten.

Budapest, 13. Juni. Wie der amtliche Saaten­standsbericht vom 6. Juni feststellt, ist infolge der ausgiebigen Niederschläge und des günstigen Wetters eine allgemeine Besserung der Halmfrüchte ringetreten. Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben versprechen ein gutmittleres Erträgnis.

Württemberg.

> Pfingstverkehr auf der Eisenbahn. (Amt- ! liche Mitteilung). In der Zeit von Pfingstsamstag ^ bis Pfingstdienstag sind auf den Stationen der würt- ! tembergischen Staatseisenbahnen 1098187 Fahrkarten ! ausgegeben worden mit einer Gesamteinnahme von ^ 944839 Mark. Gegenüber dem Vorjahr betrug die ! Zahl der ausgegebenen Fahrkarten mehr 165079 i Stück und der Erlös hieraus mehr 158 460 Mark, j Stuttgart. (Warnung). Bei der polizeilichen - Behandlung von Anzeigen über Fahrraddiebstähle : konnte immer wieder die Wahrnehmung gemacht l werden, daß die Fahrräder vor Gebäuden, in Hof- z räumen usw. ohne jede Sicherungsmaßnahme oder ! Aufsicht ausgestellt werden. Es wird deshalb empfoh­len, die Räder beim Abstellen durch Ketten. Schlösser , sd-r dergleichen zu sperren, damit ein Wegnehmen ? erschwert ist.

z Stuttgart, 12. Juni. Die Vereinigung i Stuttgarter Hotelbesitzer hielt unter dem j Vorsitz von Hotelier Banzhaf eine Sitzung, in der l darüber geklagt wurde, daß zum Schaden des Stutt- ! zarter Hotelgewerbes zurzeit planmäßig das Gerücht ! verbreitet werde, daß die Stuttgarter Hotels seit ^ Eröffnung der Gesundheitsausstellung ständig besetzt ! seien. Das trifft nicht zu. Die Stuttgarter Hotels sind bisher sehr wohl imstande gewesen, den Fremden- ström bequem aufzunehmen. Eine Kommission wurde beauftragt, mit statistischem Material bei den maß­gebenden Stellen vorstellig zu werden.

Stuttgart. 14. Juni. Bei dem starken Un- weiter, das heute gegen Abend über die Stadt zog, fuhr gerade ein Straßenbahnwagen in der Nähe des Diakoniffenhauses durch die Rosenbergstraße. Plötzlich erfolgte ein ungewöhnlich heftiger Donner­schlag und der Straßenbahnwagen kam zum Stehen. Die Insassen stiegen aus und waren anscheinend ebenso wie der Führer und der Schaffner unverletzt. Der Wagen wurde untersucht und setzte nach einiger Zeit ohne Fahrgäste seine Fahrt fort. Man nimmt an. daß der Blitz durch die Leitung in den Wagen gefahren war, aber durch die Sicherungen unschädlich gemacht wurde.

Stuttgart. 13. Juni. Heute Samstag vor- mittag kurz nach 6 Uhr entlud sich über Stuttgart ein Äolkenbruch. der besonders in den tiefer gelegenen Teilen der Stadt plötzliche und nicht unbedeutende Ueberschwemmungen heroorrief. denn das Wasser schoß in breiten Strömen die Bergstraßen herunter, und die Dohlen waren nicht im Stande, die gewaltigen Wassermaffen rasch genug zu schlucken. Nachdem es etwa 20 Minuten lang wie mit Kübeln geschüttet halte, ließ das Unwetter nach und die Wasser begannen sich zu verlaufen.

Stuttgart, 13. Juni. Die Zentraloermittlungs­stelle für Obstverwertung schildert die Lage auf dem Obstmarkt wie folgt: Die Zufuhr in Kirschen, etwa 500 Körbe, war heute sehr schnell zu festen Preisen geräumt. In Erdbeeren waren mehrere Tausend Körbe zugefahren. Die Preise fielen rasch, die Ab­nahme war zögernd. Das anhaltende Regenwetter verdirbt viele reife Früchte und verhindert die Be­fruchtung der Nachblüten. Für nächste Woche dürfte ein weiteres Sinken der Erdbeerpreise zu erwarten sein. Die Kirschenpreise bleiben fest. Im übrigen