der Hitze zum Opfer fielen. In New-Uork sank gestern die Temperatur etwas und brachte den erschöpften Einwohnern einige Erfrischung. Doch dauert die Hitze in den Staaten weiter an. In Kansas zählte man gestern 38 Grad Celsius.
Slus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Wildbad, 12. Juni. Gestern fanden 2 Psorz- heimer Herren in der Nähe des Hornsees bei Kaltenbronn die Leiche eines besser gekleideten Touristen. Sie war schon stark in Verwesung übergegangen. Bei der Leiche lag Kochgeschirr und Browningpistole. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Selbstmord. Es wurde sofort gerichtliche Anzeige erstattet.
Calw, 10. Juni. Die hiesige Metzgergenossen. schast hat eine weitere Herabsetzung der Preise für Schweinefleisch eintreten lassen. Es kostet künftig 78 und 70 Pfennig.
Calw, 11. Juni. DieObstaussichten lassen sich nun abschätzen. Die Ernte in Birnen wird recht mager ausfallen, die kalte Nacht vom 2. auf 3. Mai hat ihnen sehr geschadet. Die Blüte ist erfroren oder sind die schon angesetzten Früchte wieder abgefallen; ebenso gering wird die Zwetschgenernte ausfallen, doch kommt es hier auf den Standort an; manche Bäume haben noch Früchte, bei anderen ist alles verschwunden. Gute Aussicht besteht bei den Aepfeln; eine starke Mittelernte ist zu erwarten.
Neuenbürg, 13. Juni. DemheutigenSchweine- markt waren 36 Stück Milchschweine zugeführt. Für das Paar wurden 34—38 ^ bezahlt.
Der Wert des heimischen Viehstandes.
Mit der Viehzählung vom 2. Dezember 1912 war auch eine Ermittlung des Verkaufswertes der Tiere (Pferde, Esel, Rindvieh, Schafe, Schweine und Ziegen) vorzunehmen. Das Geflügel wurde in seinem Wert nicht erhoben, aber festgeftellt, daß in erheblichem Maße eine Zunahme der wichtigsten Geflügel- gattung, der Hühner, vorhanden ist, so daß der neueste Bestand denjenigen des Jahres 1892 um 973 595 Stück, d. i. 50,2 °/o oder mehr als die Hälfte übertrifft. Der Wert des Viehstandes in 1000 ^ betrug für
1892 I960 1907 1812
Pferde 43 619,7 60380,4 68007,8 85 736,9
Esel, Maultiere — — — —
Maulesel 4,8 6,3 31,8 47,0
Rindvieh 188071,4 215498,3 282905,4 376437.5
Schafe 6424,8 6 563,3 7 388,4 35 029,2
Schweine 18 230,1 24 907,9 29 351,7 45 029,2
Ziegen 983,9 1504,2 2111,3 3565,2
Zusammen: 257 334,7 808 863,4 389 796,4 508 647,0
Die Werlfteigerung ist einesteils auf die Zunahme der Stückzahl, andernteils auf die allgemein aufwärts gerichtete Preisbewegung zurückzuführen, nicht zum wenigsten aber äuch auf die qualitative Verbesserung des Viehstandes. Nicht zu vergessen ist auch, daß die Werlfteigerung, die insbesondere auch das Fleischvieh erfahren hat, mit eine Ursache der starken Preissteigerung des Fleisches ist. Im Ob er amt Neuenbürg war der Verkaufswert der Pferde 825 450 des Rindviehs 3 649 460 der Esel,
Maultiere und Maulesel 200 ^ü, der Schafe 13 855 Mark, der Schweine 524 550 der Ziegen 46 705 Mark. Der Gesamtwert des Viehstandes betrug 5 060 220 o/lü; auf 2 Einwohner kommen 152 ^ Viehwert. Im ganzen Königreich war am 2. Dezember 1912 der Verkaufswert der Pferde 85 736956 Mark, des Rindviehs 376 437 454 der Esel 46 960 -/A. der Schafe 7 831 247 der Schweine 35 029 201 der Ziegen 3 565 227 ^ Der Gesamtwert betrug 508 647 045 auf 1 Einwohner kommen 209 Viehwert.
vermischtes»
Stuttgart, 11. Juni. Am Feuersee war ein Liebespärlein in Streit geraten. Beide nahmen sich den Zwist so zu Herzen, daß sie in lauten Jammer ausbrachen. Er tat so. als wenn er sich den Hals abschnriden wollte, und sie schrie: hebet mich, oder ich gehe ins Wasser. Das Publikum sah sich die Komödie eine Weile an und redete dann dem aufgeregten Menschenpaar mit mehr oder weniger Güte zu, bis beide den heldenmütigen Entschluß äußerten, vorläufig noch am Leben zu bleiben und sich sogar wieder zu vertragen.
Ein erfolgreiches Mittel gegen Heu- sieber. Von ärztlicher Seite wird geschrieben: Zwei Münchener Arrzte, Prof. Dr. Emmerich und Pros. Dr. Oskar Loew, haben eine sehr erfolgreiche Behandlungsmethode für das Heufieber herausgefunden. das bisher ärztliche Kunst wenig aussichtsreich zu bekämpfen bemüht war. Nach den Mitteilungen der beiden Aerzte darf man jetzt jedoch die erfolgreiche Behandlung des Heufiebers als gesichert ansehen. Ja sogar noch mehr, allen denen, die an dieser un angenehmen Irankheit leiden — und deren gibt es nicht wenige! — wird die tröstliche Gewißheit zuteil, daß sie auf völlige Heilung rechnen können, wenn sie die Behandlungsmethode der Münchner Aerzte in zweckentsprechender Weise durchführen. Man war schon mehrfach auf den Gedanken gekommen, das Heufieber mit Chlorkalzium zu bekämpfen, aber die gewünschten Erfolge blieben aus, weil man die Behandlungsdauer mit Chlorkalzium falsch angesttzt hatte. Das Ausbleiben der Heufieberanfälle und die endgültige Heilung tritt nur dann ein, wenn der Patient schon viele Monate vor der Heufieberzeit oder besser jahrelang täglich eine Dosis von 3 Gramm kristallisiertem Chlorkalzium zu sich nimmt. Die Lösung, von der man morgens, mittags und abends während des Essens einen Kaffeelöffel voll auf ein Viertel Glas Wasser oder in Kaffee und Suppen rinnehmen soll, setzt sich chemisch zusammen aus kristall. Chloicalcii pur. 100 und Aqua. 500. In keiner Weise steht zu befürchten, daß die tägliche Chlorkalziumzufuhr irgendwie dem Organismus schädlich sei. Im Gegenteil, sie erhöht die Gesundheit und kann für die Aenderung der Konstitution von höchstem Nutzen werden. Jeder Arzt wird es bestätigen, daß schon ein nur mehrwöchiger Chlorkalziumgebrauch die körperliche Leistungsfähigkeit erhöht, die Dauer und Tiefe des Schlafes verbessert und die Widerstandsfähigkeit gegen Infektionskrank
heiten heraufsetzt. Der Patient, der an Heufieber leidet und täglich die vorgeschriebene Dosis Chlorkalzium zu sich nimmt, beseitigt nicht nur damit radikal sein Leiden, sondern wird auch ein sich täglich steigerndes Wohlbefinden verspüren.
Die Maikäfer, die dieses Jahr schon im April massenhaft auftraten, waren in auffallend kurzer Zeit wieder verschwunden; nur in den Wäldern waren sie längere Zeit zu beobachten. Nach allgemeinen Beobachtungen sollen die Maikäfer von Jahr zu Jahr seltener werden. Man erklärt sich die Sache dadurch, daß jetzt die Maiküferbrut, die Engerlinge, ihr Fortkommen nicht mehr in dem früheren Maße finden. Die Ackerkrume werde durch die künstlichen Düngemittel mit schwefelsauren und salzhaltigen Substanzen durchsetzt, was die gefräßigen Larven nicht vertragen können, lieber den Rückgang der Maikäfer werden sich unsere Landwirte ebensowenjg grämen, wie die — Zeitungsredaktionen.
„Lu Lu Fado" heißt der neueste Mode Tanz, wenigstens behaupten das die Herren Tanzlehrer in den Großstädten. Mit dem Begriff „Modetanz" ist es jedoch nun eine besondere Sache, seitdem man gemeikt hat, daß die Priester Terpsichores ein hohes Interesse daran haben, alle Vierteljahre einen neuen Modetanz zu proklamieren. Der Tango hat sich nur kurze Zeit gehalten, die Furlana gehört gleichfalls der Vergangenheit an. der chinesische Ta-Tao, der hochpoetisch die „Bewegung sanfter Meereswellen wiederspiegeln" sollte, hat nur in einigen Zirkeln ein bescheidenes Dasein geführt, und wenn jetzt, kurz vor dem Sommer der Lu Lu Fado, angeblich eine portugiesische Errungenschaft, proklamiert wird, so darf man ihm einigermaßen skeptisch gegenüberftehen.
Bibeltexte in 450 Sprachen. Nach dem letzten Bericht der britischen und ausländischen Bibelgesellschaft ist die Bibel gegenwärtig in 450 verschiedenen Sprachen über die ganze Erde verbreitet. Innerhalb des letzten Jahres sind 9 neue Sprachen hinzugekommen: Das Markus-Evangelium ist in der Taungthu-Sprache, die im östlichen Bergland von Birma gesprochen wird, gedruckt worden; das Matthäus-Evangelium ist im Lisu- und Laka-Dialekt erschienen, zwei Sprachen, die von Bergvölkern in Südwest-China gesprochen werden; das LukaS- Evangelium ist in eine neue Papua-Sprache, Binan- dere, übertragen worden, und damit ist die Bibel auf Neu-Guinea in 16 Sprachen verbreitet. Zu den neuen Sprachen, denen die Bibel erschlossen wurde, gehört ferner die Omo Sprache, die in Neu-Mecklenburg im Bismarck-Archipel gesprochen wird. Vorläufig ist das Markus-Evangelium in diese Sprache übertragen worden. Für einen Stamm in Brilisch- Südafrrka wurde die Bibel in die Kipsigis-Sprache übersetzt, ferner in Luba-Lulua für ein Negervolk im belgischen Kongo und in Nyasa Nyaka für ein Volk am Nyasfa-See. Das Neue Testament liegt bereits in Esperanto vor. Die vollständige Bibel ist z. Zt. in 111 Sprachen vorhanden, das Neue Testament allein in 108 weiteren Sprachen, und in 231 anderen ist wenigstens 1 Buch des neuen Testaments erschienen. In den letzten Jahren wurden 60 neue Uebersetz- ungen von der Bibelgesellschaft ausgegeben.
Das Kren; non Seiten.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskänipfe.
Von Franz Wichmann.
85) (Nachdruck verboten.)
„Aber Ihr kommt ja von ihm her", fiel Pontifeser verwundert ein.
„Von ihm? — Ich komme von Verdings herab — und Oberhäuser muß hier sein."
„Er ist schon vor einer Stunde zu Euch hinanf- gestiegen, da er die Höhen für gefährdet hielt."
„Der Kommandant zu uns? — Ihr scherzt wohl?"
„Wenn er nicht zu finden ist", meinte Unterthinner, „so müssen wir in seinem Namen handeln."
Aber der Zellenwirt wollte sich nicht beruhigen. „Wißt Ihr, das ist znm Lachen", ries er bitter. „Ihr habt einen Kommandanten und wißt nicht, wo er steckt!"
„Es geht freilich kein Mann so ohne weiteres am Hellen Tage verloren", bemerkte Rautter, und seine Faust ballte sich. — „Wenn er-"
Unterthinner sprach den Gedanken ans. „Wenn er den Mut verloren hat, so ist er davongelansen. Ich habe ihm immer so ein Stücklein zngetraut. Er bat sich in Sicherheit gebracht, irgendwo in einem Keller verkrochen, damit ihn die Franzosen nicht finden!"
„Feigling!" knirschte der Zeilenwirt. „Und einen solchen machten wir zum Führer! Da ist es unsere Schuld, wenn wir verspielen."
Nazl verhehlte sich nicht, daß die Sache durch die Flucht Oberhansers eine noch schlimmere Wendung nahm. Uneinigkeit in diesem Augenblick mußte der Anfang vom Ende sein. „Wenn der Kommandant verschwunden", ries er, „so müssen wir einen neuen wählen. Die Führer sollen entscheiden."
„Du bist bereits dazu ernannt", fiel Rantter ein, „Du sollst es bleiben."
„Ich wurde nur znm Befehlshaber über diesen Posten gemacht", entgegnete Nazl rasch, „und will auf
ihm sterben, wenn es sein muß. Mehr aber vermag ich nicht und wähle darum den Zellenwirt von Villniß- nöß zu unseren Führer, zum kaiserlichen Kommandanten. Thnt Ihr wie ich?"
„Wir thnn es!" riefen alle Umstehenden, „der Zellenwirt sei unser Kommandant, er führe uns znm Siege!"
Aber plötzlich erstarb die lärmende Begeisterung in einem donnernden Prasseln, das tausendtönig das Echo der Berge weckte. In jähem Schrecken sahen die Männer sich an. Eine Salve von Büchsenkngeln war über ihre Köpfe hinweggesaust und hatte sich am altersgrauen Gestein der Ruine abgeplattet.
Im Nn waren die Waffen wieder ergriffen und alle standen auf ihren Posten hinter der verfallenden Mauer, unter dem Schutz von Wall und Schanzen.
Den Befehl über die kleine tapfere Mannschaft, welche die Thinnerbrücke schützte und die zuerst dem Tode geweiht schien, hatte ans seinen eigenen Wunsch der Wildmoier-Kaspar übernommen.
Anfangs, als er vor einigen Tagen plötzlich und unerwartet in die Reihen der Freiheitskämpfer getreten war, hatte man ihn mit Mißtrauen ausgenommen, aber er bewies einen solchen Eifer, sich nützlich zu machen, war so ganz verwandelt in seinem Wesen, das halb demütig, halb hoffnnngsfrendig, zugleich von einem erbitterten Haß gegen die Franzosen dnrchtränkt schien, daß bald niemand mehr an seinem ehrlichen Ernst zweifelte. Ein ungeheurer Frevel, der in den letzten Tagen bekannt geworden, hatte den Zorn und die Wut der Wenigen, ine sich bis zuletzt um die Landesfahne scharten, noch besonders vermehrt. Droben über der Thinncrbachschlncht hatte man den Herrgott vom Kreuz berabgeschossen gefunden. Solcher Verruchtheit war kein Kuid des Landes fähig, und wenn auch niemand die sckandthat gesehen, so tonnten sie doch mir Franzosen, die frechen Verächter von Kirche und Religion, verübt haben. Der Wildmoser hatte zu der Kunde geschwiegen, aber die dabeigestanden, wollten bemerkt haben, wie er vor Wut am ganzen Leibe gezittert und
totenbleich geworden war. Die Vorkehrungen aber, die er heute in der Schanze an der Thinnerbrücke getroffen, deuteten daraus hin, daß er entschlossen war, den gefährdeten Posten bis zum letztenBlntstropsen zu verteidigen.
Unermüdlich ermunterte er seine Schützen, den beim Kapnzinerkloster stehenden Franzosen keine Ruhe zu lassen und mit der größten Todesverachtung setzte er sich selbst dem feindlichen Feuer aus, um alle Bewegungen des Gegners beobachten zu können.
Eben hatte er wieder, die Büchse im Anschlag, sich über den vordersten Erdwall emporgerichtet, als er mit einem lauten Aufschrei die Waffe fallen ließ und, die Arme in die Lust werfend, in die Schanze znrücktanmelte. Eine feindliche Kugel hatte ihn in die Brust getroffen.
Schon wollten die zunächst Befindlichen hinzneilen, um dem schwerverwundeten zu helfen, als ein seltsamer Auftritt aller Aufmerksamkeit ans sich zog und für einen Augenblick sogar den Kampf mit dem Feinde vergessen ließ.
Ein junger Mensch mit knrzgeschorenem Haar und aschfahlem Gesicht, das nicht einmal die Aufregung zu röten vermochte, war von der Stadt her in die Schanze gestürzt. An seinen Arm klammerte sich weinend und zitternd ein schlankes Mädchen, das ihn vergeblich znrückznhalten suchte.
„Nein, Sepp, ich lasse Dich nicht!" beschwor sie ihn, „soll ich nur darum Dich wiedergefnnden haben, um Dich hier sterben zu sehen!"
Mit staunenden, fragenden Blicken maßen die Männer den Ankömmling.
„Gottes Wunder, das ist ja der Kastel-Sepp, der Sträfling — der Mörder!"
Mit sanfter Gewalt löste der Bursche, der die Worte vernommen, die Hände Regnlas von seinem Arm und trat vor die Schützen hin:
„Daß ich es nickt bin, weiß Gott im Himmel! Laßt mir einen Platz in Euren Reihen. Kein frevelhaft vergossenes Blut klebt an meinen Händen; wie jeder andere bin ich würdig, an Eurer 'Seite im Kampfe zu fallen." (Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag der L. Meeh'sche» Buchdruckeret de« Euzttiler« (Inhaber <L. E.onradi) in Neuenbürg.