und das Hauptvereinsfest des Württ. Schwarz- rvaldvereins in Freudenstadt stattfinden und damit verbunden die Einweihung des König Wilhelmsturmes auf dem Rinkenberg bei Baiersbronn.
Neuenbürg, 11. Juni. Der „Grenzer" schreibt: Nach trostlos unfreundlichen Regentagen zeigt sich heute endlich wieder einmal dir Sonne, ob schon für längere Zeit, wer weiß eZ. denn vor Eintritt beständiger Witterung muß wohl noch der heutige „Reif weggewaschen" werden. Aber die Aussichten für besseres Wetter sind nicht ungünstig. Die Erfahrung und die Wetterftalistik lehren, daß kalten und unfreundlichen Frühlingen desto schönere Sommer zu folgen pflegen. Die Meteorologen halten die Wetterlage, d'e bisher herrschte, das westliche Hochdruckgebiet mit dem Tiefdruckgebiet im Osten und dem Kern über Finnland, sogar für derart, daß sie schönes Wetter für längere Zeit ziemlich sicher verspricht. Auch Stadtpfarrer Schmucker, der die Regenperiode überraschend gut vochergesagt hat — eine Prognose, die wir der Einfachheit halber dem Papierkorb anvertraut halten — prophezeit von der Mitte des Monats an bis gegen Ende sonnige, sehr warme Tage. — Auf den Fronleichnamstag beziehen sich zwei Wetterregeln. Die eine heißt: „Fällt auf die Fronleichnamsprozession Regen, so regnet es 40 Tage allerwegen" und die andere: „Auf Fronleichnam licht und klar, folget ein gar gutes Jahr".
Nagold. 11. Juni. Der Waldmeister Schlotter von Obertalheim ist über Baumwurzeln gestürzt und einen steilen Hang hinunter in die Steinach gefallen. Dort lag er mit dem Kopf fast ganz im Wasser hilflos da. Ein zufällig des Wegs kommender Bürger konnte den Waldmeister, der nahe daran war zu ertrinken, aus seiner üblen Lage befreien.
Gündringen. Am Freitag abend gegen 6 Uhr wurde auf Veranlassung der Eisenbahnbetriebsinspektion ein Probealarm der freiwilligen Sanitätskolonne Calw veranstaltet. Die Idee des Alarms war, daß der Personenzug 917 (ab Nagold 4.09 Uhr) in Gündringen entgleist sei, wobei es mehrere Leicht- und Schwerverwundete gegeben habe. Die Sanitätskolonnr eilte mit bereitgestelltem Zug in Schnellzugsgeschwindigkeit nach Gündringen, wo Herr Medizinalrat Dr. Fricker, der Bahnarzt von Nagold, die ärztliche Uebung leitete. Von der Belriebswerkstätte in Freudenftadt war ein Hilfswazen beordert worden und von Tübingen eilte mit Ertrazug ein Arztwagen herbei. Die Uebung fand im Beisein des Eisenbahnbetriebsinspektors Thoma und Eisenbahnbauinspektors Cailloud von Calw, Oberbaurats Stahl von der Generaldirektion Stuttgart und Bau- inspektors Schober, Vorstand der Werkstälteninspektion Tübingen statt, und verlief glatt und ruhig, so daß die Gewähr gegeben ist, daß auch bei einem Ernstfall die nötige Hilfe sofort wirkungsvoll und schnell eingreift.
Pforzheim, 10. Juni. Die Konkursanmeldung in Sachen der insolventen Banlfirma Greb u. Frühauf ist wieder zurückgezogen worden, nachdem es gestern in letzter Stunde gelungen ist, auch die letzten noch dem Vergleich Widerstrebenden zur Zustimmung zu veranlassen.
** Feldrennach, 9. Juni. Der heutige Vieh- > markt war befahren mit 101 Kühen und Kalbinnen, , 19 Ochsen und Stiere, 62 Rinder. 15 Kälber, zus. j 197 Stück Handel ziemlich lebhaft bei gedrückten ! Preisen. f
Calw, 10. Juni. Auf den heutigen Vieh- ! und Schweinemarkt waren zugeführt 13 Pferde ^ und 407 Stück Rindvieh. Verkauft wurden von j letzteren 204 Der Handel war flau. Unter dem verkauften Vieh waren: 1 Fairen (320 ^l). 40 Ochsen und Stiere (550—770 85 Kühe (300
bis 490 -^l) 70 Kalbeln und Jungvieh (150—500 Mark) und 8 Kälber (90—110 ^) je das Stück. ! — Auf dem Schweinemarkt betrug die Zufuhr 454 Milchschweine und 136 Läufer; elftere galten 25 bis 42 letztere 50—95 je das Paar. Der größte Teil der Zufuhr ist umgesetzt worden; sie war bis jetzt die stärkste in diesem Jahre. :
vermischtes.
Stuttgart, 6. Juni. (Der Dümmste im Saal.) Von einem berühmten Gelehrten, der seine ^ Kindertage in einem kleinen Landstädlchen verbrachte, weiß eine Londoner Wochenschrift eine hübsche kleine Geschichte zu erzählen. Der Forscher hatte schon längst versprochen, den Stätten seiner Kindheit einen , Besuch abzustatten und dabei in dem Orte einen Vortrag zugunsten einer der Wohlfahrtseimichtungen der Gemeinde zu Hallen. Endlich kam er dazu, das alte Versprechen einzulösen, der Vortrag fand statt. Als er nach Beendigung seiner Vorlesung mit einer Anzahl jener Herren sprach, die den Abend arrangiert hatten, beglückwünschte man den Meister der Wissen- , schaff und dankte ihm. Vor allem aber, so hob i einer der Herren bewundernd hervor, sei es geradezu großartig, in wie meisterhafter und klarer Weise der j Forscher es verstanden habe, sein schwieriges Thema > der im Durchschnitt nicht gerade hochgebildeten Zu- ^ Hörerschaft anschaulich zu machen. „Ach", meinte ' der Gelehrte erklärend, „sehen Sie, ich blicke bei ^ meinem Vortrag in solchen Fällen immer den Zu- ! Hörer an, der mir das am wenigsten intelligente i Gesicht zu haben scheint. Und nun erkläre ich die Sache so lange und genau, bis ich an jenem Gesichte ablese, daß der Mann es verstanden hat". Einen Augenblick später betrat der Herr Bürgermeister den s Raum und ging auf den Gelehrten zu. „Oh, Sie j glauben nicht, welche Freude Sie mir heute abend ! bereitet haben. Während des ganzen Vortrages hatte ! ich das Gefühl, als blickten Sie nur mich an und ^ als sprächen Sie nur zu mir". z
Bin Genosse, nenne mich du! Folgende i kleine Episode trug sich vor einigen Tagen in der j Wohnung eines Berliner Stadtvaters zu, der der ! sozialdemokratischen Partei angehört und Arzt ist. ! In den Wohnräumen dieses Herrn beherrschte zu § der Zeit ein Malermeister mit seinem Gehilfen die Situation, um die Zimmer einer gründlichen Neuerung zu unterziehen. Eines Tages will sich der Herr Doktor von dem Fortschritt der Arbeiten persönlich überzeugen und richtet dabei an einen der auf der l schaffenden Rubensjünger die Frage: Ach, hören ^
Sie mal, wann werden Sie mit diesem Zimmer fertig werden?" Einen Augenblick unterbricht der Gehilfe seine Arbeit, und von oben herab tönt die leutselige Antwort: „Ick bin Genosse, zu mir kannst« Du sagen!" Was der also aufgeklärte Herr Genosse darauf erwidert hat. entzieht sich leider unserer Kenntnis ....
Das erste Heiratsinserat erschien, soweit sich feststellen läßt, im Mai 1812 im „Leipziger Jntelligenzblatt" und ging von vier jungen Mädchen aus. Das Gesuch lautete: „Bier honette, hübsche Mädchen von 18 bis 24 Jahren, katholischer Religion, guter Erziehung, vom Lande, wovon jede gleich gegen 3000 Thaler Heiratsgut erhält, wünschen in einer größeren Stadl durch Heirath bald Versorgung zu finden. Sie versprechen, gute Hauswirthinnen zu werden, sind j-der Wirtschaft gewachsen und sehen mehr auf Grfch'ck.ichkeit und Rechtschaffenheit, als auf Vermögen. Das Nähere können nicht über 40 Jahre alte Subjecte, die mit keinem leiblichen Gebrechen behaftet sind, schriftlich mit der Aufschrift: „Suchet, so werdet Ihr finden", im Verlags Comptoir des „Jntelligenzblattes", Petersstraße Nr. 33, erfahren. Daß dabei strenges Stillschweigen beobachtet wird, versteht sich von selbst." Auf dieses Gesuch liefen über 20 Anerbietungen ein. Ob sich jedoch geeignete „Subjekte" fanden, meldet die Historie nicht.
Lctzrc Nachrlclrtcn u» LcrcgmmMs
Berlin. 11. Juni. Der Großherzog von Mecklenburg-Strelih ist heute abend um 8.17 Uhr gestorben.
Lens, 11. Juni. In einem Minenschacht in Courrieres ist eine Brück« aus Eisenbeton infolge einer durch Regengüsse verursachten Bodensenkung zusammengebrochen. 8 Arbeiter wurden mitgerissen, von denen einer getötet, 2 schwer und 5 leicht verletzt wurden.
WorausficHEcye Witterung.
Der Hochdruck im Norden hat sich nach Schottland ausgebreitet. Ueber Rorddeutschland besteht eine Senkung, die uns Trübung, Gewitterneigung, mäßig warmes Wetter und später Aufheiterung bringen wird.
RLklametrik.
MkenkikeiMfe
öie beske liiienmilrkseife
! von LerLmeru» L Lo,, Rackebeul, ttr »rt», veiü, k»»r l gyZ bt«>ä««r »eiiSaio r,mt< i Ltüclc so ktz. 0b-r»u ru k»b»a.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me eh, für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conradr in Neuenbürg.
Das Kren; von Sekerr.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
Von Franz Wichmann.
(Nachdruck verboten.)
Auch Nazl, der von Kampsbegierde brannte, sah ein, daß es nur ein Ringen der Verzweiflung sein werde, dessen Ansgang nicht zweifelhaft sein tonnte. Doch der einmal begonnene Kampf mußte zu Ende geführt werden und die versammelten Leute schienen wenigstens, wie er, zum äußersten entschlossen. Eine freudige Stimmung ergriff die Menge, als er die Ehrensaline von Latzfons im Morgenwinde flattern ließ und der wackere Rantter und Nnterthinner sich an ihre Seite stellten. Laute Jauchzer und Jubelrufe erklangen, die Hüte wurden geschwenkt, als inan der Führer ansichtig ward; die Verwegensten ließen mit wilden Gebärden die schweren Büchsen um ihre Köpfe kreisen.
In diesem Augenblick brach sich ein großer, starkknochiger Mann Bahn durch die Menge und fragte nach dem Kommandanten.
„Der Planklbaner von Velthnrns!" lief es durch die Reihen. Er war bekannt als einer der erbittertsten Franzosenfeinde.
„Loisl, wo kommt Ihr her?" fragte Oberhäuser, ihm zögernd die Hand reichend. „Wir haben Euch schon lange mit Mannschaft erwartet und nun findet Ihr Euch allem ein." —
„Doch mit dem Haß von Hunderten!" sagte der Bauer, die Brauen zusammenziehend. „Was ist Euch denn, Kommandant, Ihr zittert ja —"
„Ich ", erwiderte Oberhäuser verlegen — „es ist wohl die Kälte des Morgens, wir haben die ganze Nackr gewacht, Planklbaner —"
Der andere fiel ihm in die Rede. „Nennt mich nicht so. Ich habe nichts zu bauen, nichts mehr aus der Welt als meine Rache. Sie haben mir alles genommen. Gestern ist mein Haus in Flammen anf- gegangen."
„Sie sind dort droben angekommen, in Velthnrns?"
„Hat Euch niemand die Nachricht gebracht? Eine starke Abteilung rückte von Brixen herauf. Ihr mußtet das Schießen hören, die Brandröte am Himmel sehen! Mein Weib haben sie mit sich sortgeschleppt, die Kinder irren weinend im Gebirge nrnh^r. Ich war ihnen als einer der Führer genannt woHen, darum vertilgten sie das Heim meiner Väter voin. Erdboden, und darum bin ich hier, furchtbare AUechrmng mit ihnen zu halten. Stellt mich in die vorderste Reihe, Ihr sollt es nicht bereuen, Komniandafit!"
Ein zorniges Murmeln lies durch die Menge und alle Gesichter zeigten den Ausdruck finsterer Entschlossenheit.
Oberhansers Gedanken schienen sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Angestrengt horchte er in die Ferne. Es war, als ob den fahlgrauen Nebel, der noch das Eisackthal verhüllte, ein dumpfes, unbestimmtes Geräusch durchzittere, in leisen, kaum hörbaren Schwingungen ,drang es herüber — schwacher Trommelwirbel. Der Feind war im Anmarsch!
Der Kommandant warf einPi schnellen, ängstlich prüfenden Blick ans seine Begleiter. Aber in ihren Mienen prägte sich nichts von der Entdeckung aus, die er soeben gemacht — und ein flüchtiger Strahl der Freude schien sein blasses Gesicht zu erhellen.
„Was sagt Ihr, Planklbaner", wandte er sich an diesen, „sie stehen in Velthnrns und wollen uns von den Höhen her angreifen?"
„Sie werden bereits im Marsch sein, während die anderen von Süden durch das Thal heranziehen."
„Unten werden wir leicht mit ihnen fertig", meinte Rantter, „da rennen sie sich den Kopf an unseren Schanzen ein; aber droben —"
„Er hat recht", fiel Oberhäuser hastig ein, unser Erfolg hängt an den Höhen. Dringen sie bei Seben vor, so ist unsere Stellung nicht zu halten. Da oben ist der wichtigste Punkt und dort soll mein Platz sein. Wy sind die Leute von Pardell und Verdings?" Er blickte im Kreise umher, in dem tiefes Schweigen herrschte.
„Sie rüsten sich ans den Höhen zum Kampfe", meinte der Planklbaner entschuldigend,
„Sie thun recht? dort oben nützen sie mehr wie hier. Ich will ans der Stelle hinauf und dort die Verteidigung leiten."
„Ihr, Kommandant, Ihr wolltet - schickt lieber mich , sagte Nazl erstaunt.
„Nichts da, mich ruft die größere Gefahr. Ihr alle bleibt hier, und Dir, Nazl, übergebe ich das Kommando auf Branzoll, während ich —"
Er sprach nicht zu Ende. Ganz deutlich dröhnte der Trommelwirbel der anrückenden feindlichen Kolonne herüber. Erschrocken horchten alle auf und ließen für einen Augenblick Oberhäuser außer acht, der in der nächsten Minute bereits in einer engen Gasse verschwunden war.
Nazl Pontifeser stand einen Moment wie betäubt. Ihm war der wichtigste Posten anvertraut, der für den Schlüssel des ganzen Thales galt; das war so gut wie das Kommando selbst, Kamps und Sieg lagen in seiner Hand, und es war die höchste Zeit, daß er handelte, denn schon hörte man die Signalhörner des nahenden Feindes dumpf durch den allmählich an den Höhen emporgnalmenden Nebel klingen. — Da die Mücke nicht zu halten war, ließ Nazl ohne Zögern alle verfügbaren Mannschaften aus der Ttadt abrücken und setzte sich mit ihnen auf der Höhe von Branzoll fest, während am Thinnerbach hinter den Erdwerken verborgen, nur eme schwache Schar znrückblieb, um, so lange es ging/den Uebergang zu verteidigen. (Fortsetzung folgt.)