reichen Kronprinzen und seiner tapferen Krieger. AuS- > bleiben der erwarteten Krieger, weil die Uniform der Soldaten vor dem Einzug umgelauscht werden mußte. 13. Juni: Einzug des Kronprinzen Wilhelm und seiner Krieger in Stuttgart.
Stuttgart, 8. Juni. (Zur Auflösung der sozialdemokratischen Jugend-Organisation.) Durch Verfügung der K. Kreisregierung Ludwigsburg wurde, wie bereits kurz gemeldet, der Verein Freie Jugendorganisation Stuttgart mit den ihm angegliederten Bezirksvereinen im Stadtdirektionsbezirk Stuttgart auf Grund des 8 2 des Vereinsgesetzes aufgelöst. In der Begründung dieses Schritts wird u. a. ausgeführt, daß die Freie Jugendorganisation nach ihren Satzungen als ein Verein im Sinne des Vereinsgesetzes anzusehen sei; dessen Tätigkeit beschränke sich aber nicht auf die Pflege der in den Satzungen als Vereinszweck angegebenen Aufgaben, die geistige und körperliche Entwicklung seiner Mitglieder zu fördern, vielmehr ginge aus den Kundgebungen des Vereins in Presse und Versammlungen wie auch aus der Veranstaltung von Gedächtnisfeiern für August Bebel und von Märzfeiern hervor, daß die Tätigkeit des Vereins vorwiegend politische Zwecke s umfasse. Neuerdings habe der Verein in sein Programm die von der Sozialdemokratie am 1. Mai gehaltene Versammlung zur Maifeier ausgenommen. Einen Beweis für die politische Betätigung des Vereins bildeten auch die Vorgänge auf dem Jugendtag der Freien Jugendorganisation in Eßlingen, auf dem der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Hildenbrand die Mitglieder als Rekruten der Sozialdemokratie ansprach und sie ermahnte, die Arbeit der älteren Genossen fortzusetzen. Der politische Charakter werde auch besonders bestätigt durch die Stellungnahme der sozialdemokratischen Partei Stuttgarts und ihrer Presse zu der Freien Jugendorganisation.
Heilbronn, 6. Juni. In den Städten kommt es ab und zu mal vor, daß ganz faule Schüler, die fortgesetzt „hinter die Schule" gehen, durch die Polizei zur Schule gebracht werden müssen, was glücklicherweise auf dem Lande ein seltenes Vorkommnis darstellt. Hier in Heilbronn z. B. mußten im vergangenen Jahr nicht weniger als 326 Schulversäumnisse polizeilich bestraft werden und 14 Volksschüler, 3 Fortbildungsschüler und 1 Gewerbeschüler mußten wegen fortgesetzten unentschuldigten Fehlens durch Schutzleute zur Schule gebracht werden.
Trossingen, 8. Juni. Am Samstag und Sonntag wurde hier das 13. Gauliederfest des Württ. Schwarzwaldgau-Sängerbundes abgehalten, womit das 50 jährige Jubiläum des Männergesangvereins Harmontr-Trossingen verbunden war. An dem Wrttsingen während des Sonntags beteiligten sich 14 Gauvereine und 1 Verein außer Gau. Nach der Hauptprobe für die Gesamtchöre begann das Preissingen um 10 Uhr morgens. Daran schloß sich ein Festessen, bei dem an Stelle des verstorbenen Geheimrats v. Mauser der als Fest- prüsident fungierende zweite Gauvorsitzende, Rektor Schmidt-Rottweil das Königshoch ausbrachte. An den Feftzug schloß sich die Prrisverteilung an.
Das Kreuz von Seberr.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
Von Franz Wichmann.
^ (Nachdruck Verbote».)
Doch mit dem ersten Rausch verflog auch die tolle -rreudc über den unverdienten Erfolg. Mit Bangen sah man täglich der Rückkehr der Franzosen entgegen, die kommen muhten, um grimmige Vergeltung zu üben. Nur für den Augenblick fühlte man sich noch sicher.
Das Armeekorps des Generals Baraguap d'Hilliers, das von Linz bis Bozen staffelweise ausgestellt war, batte durch die unerwarteten Volksaufstände in Klausen, Brixen nnd Brnneck seine Verbindung verloren. Umsonst entsendete der Divisionsgeneral Severoli von Bozen nacheinander mehrere Rekognoszierung? - Detachements. Sie konnten im Thale nicht vorrücken, da der ganze Kuntersweg durch Verhaue gesperrt und überdies die Brücke bei Blumau von den Rebellen abgebrochen war. So blieb nichts übrig, als den Weg über das Wald- nnd schlnchtenreiche Hochplateau des Ritten zu nehmen. Aber auch hier kamen die Soldaten nur langsam weiter und muhten sich, überall bedrängt und aufgehalten, in steter Gefahr von Hinterhalten, zuletzt wieder nach der Stadt zurückziehen.
In Klausen herrschte unterdessen von Seiten der Aufständischen eine rege Thätigkeit. Freilich war die Masse der Landesvcrteidiger bedenklich znsammen- geschmolzen; denn die meisten hatten es vorgezogen, einstweilen wieder zu Weib und Kind heimzukehren nnd daheim zu warten, bis eine ernstlich drohende Gefahr sie von neuem riefe. Aber Oberhäuser hatte sich plötzlich verwandelt. Er wollte nichts mehr von Frieden und Ergebung wissen, wohl, weil er wußte, daß sein Leben, wenn er jetzt in die Hände des erbitterten Feindes fiel, verwirkt war. Hatten ihn doch die zurückgebliebenen wildesten und händelsüchtigsten Elemente des Landvolks
Fabrikdirektor Willy Hohn« stiftete für den Schwarz- , waldgau-Sängerbund eine Fahne. Zu Ehren des langjährigen Gauvorsitzenden Geheimrats v. Mauser war nach dem Wellsingen eine eindrucksvolle Gedächtnisfeier abgehalten worden, an der die Kapelle des 14. Pionierbataillons durch einen Trauerchoral mitwirkte; ein Massenchor sang das Lied „Stumm schläft der Sänger" und Rektor Schmidt-Rottweil hielt die Gedächtnisrede.
Stuttgart. 9. Juni. Auf dem heutigen Großmarkt war der Durchschnittspreis für Kirschen 16 bis 26 Pfg. per Pfund. Preftlinge kosteten bei reichlicher Zufuhr 25—45 Pfg. per Pfund.
lLandeSProduktenbörse Stuttgart). Bericht vom 9. Juni. Aus dem Weltmärkte sind in der abgelaufenen Woche die Preise wegen günstigerer Beurteilung der kommenden amerikanischen Ernte ziemlich unverändert geblieben. Dagegen sind die Preise auf den inländischen Märkten infolge schwacher Vorräte in die Höhe gegangen. Die Witterung war wieder regnerisch und kalt. Anhaltend warmes Wetter wäre für den Saatenstand dringend erwünscht. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 33.75 bis 34.75 Nr. 1: 32.75 biS 83.25 Nr. 2: 3l.75 bis 32.25 Nr. 3: 30.25 bis 81.25 Nr. 4: 28.75 bis 27.75 Kleie 9.50 bis 10.- «« (ohne Sack netto Kasse.)
Aus StaSt» Bezirk uns Umgebung.
Neuenbürg, 9. Juni. Das langandauernde Regenwetter hat unter den Obftzüchtern große Mutlosigkeit hervorgerufen. Nach einer Mitteilung der Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung soll die Frühkirschenernte größtenteils verloren sein; auch die Erdbeeren fangen schon an zu faulen, besonders di« nicht unterlegten. Die Birnen sind zum großen Teil abgefallen und Aepfel stocken bedenklich.
Pforzheim. In einer Goldwarenfabrik wollte eine verheiratete Arbeiterin aus einer Flasche des Prinzipals trinken, in der sie Cognak vermutete, wogegen sie aber eine giftige Flüssigkeit erwischte. Sie wurde ins Spital verbracht.
Gernsbach, 7. Juni. Der Bürgerausschuß beschloß, sich mit 259 000 Mk. an dem Bau der elektrischen Bahn Baden-Gernsbach zu beteiligen. Der Beschluß wurde einstimmig gefaßt.
Zurückziehen einesAuftrages. Will man einen schriftlich erteilten Auftrag zurückziehen, so ist dies nur dann rechtsgültig, wenn diese Mitteilung vor (telegraphisch) oder mindestens gleichzeitig mit der Ordre eintrifft. Ist dies aber nicht der Fall, so gilt der Auftrag als gegeben. Es steht dem Besteller zwar frei, seinen Auftrag als etwa unter irrtümlichen Voraussetzungen Gegebenes anzufechten — was er beweisen müßte — doch befreit ihn dies nicht von einer etwaigen Schadenersatzpflicht, die der Lieferant geltend macht. Die Höhe des Schadenersatzanspruches dürste wohl meist einer Vereinbarung unterliegen; sachlich ist er berechtigt zu einer Ersatz- ! forderung, die dem Nutzen bei Ausführung des Auf- ! träges gleichgekommen wäre. Dir Beurteilung der ! aufgeworfenen Frage stützt sich auf 8 130 BGB.
' Hiernach wird eine Willenserklärung wirksam in dem - Zeitpunkte, in dem sie einem anderen zugeht. Sie ! wird nicht wirksam, wenn ihm vor oder gleichzeitig mit ihr ein Widerruf zugeht.
vermischtes.
Ottenbronn, OA. Calw. 9. Juni. Der Bauer Kuk hier erhielt von einem Mutterschwrin eine» Wurf Ferkel mit 25 Stück. Von diesem Schwein stammen drei Würfe mit zusammen 55 Ferkel.
Oberndorf, 9. Juni. Die Note „Geographie nicht genügend" stellte sich vor dem hiesigen Schöffengericht ein Weinhändler und Wirt vom Lande aus. Er wollte von einem Traubenexportgeschäft am Bodensee Tyroler Trauben bestellt haben, dieses aber schickte ihm mit der ausdrücklichen Angabe, daß es Tyroler Trauben um den billigen Preis nicht liefern könnte. Trauben „von der Insel Kephalonia bei Griechenland". Daß diese Insel kein Bestandteil von Tyrol ist, will der Besteller nicht gewußt haben, er habe eben „gute Ware" gewollt. Darum hat er diesen griechischen Jnselwein für Tyroler verkauft. Diese geographische Unkenntnis mußte er mit 3 Mk. büßen, wozu noch 12 Mk. kommen, die ihm das Schöffengericht wegen ebenfalls mangelnder Note in der Buchführung als Strafe auferlegte.
Vom Fingernagel. Ich habe einen Freund, der die Menschen nur nach dem Aussehen ihrer Fingernägel beurteilt. Noch nie, so behauptet er wenigstens, hat ihn dieser Gradmesser der Bildung und des Charakters betrogen. Mag dem sein, wie man wolle, jedenfalls mußte ich ihm recht geben, wenn er seinen Kindern gegenüber in diesem Punkt unerbittlich streng war. Was finden sich da nicht für gefährliche Gesellen unter dem Schmutz, der sich als „Trauerrand" uni« den Nagel schiebt! Bei einer wissenschaftlichen Untersuchung konnte man unter 100 Kindern nicht weniger als 21 feftftellen, die mit gefährlichen Tuberkelbazillen behaftet waren. Bedenkt man nun. wie häufig kleine Kinder an den Fingern lutschen, dann versteht man. welche ungeheure Gefahr für die Gesundheit hier Unreinlichkeit und Unachtsamkeit bildet. Wenig bekannt ist übrigens, daß sich in dem Wachstum der Nägel das Befinden des Körpers ebenso getreu wiederspiegelt. wie die wechselnde Witterung aus den Jahresringen der Bäume fest- gestellt werden kann. Gesundheitsstörungen und Stockungen in der Gesamtentwicklung wirken derart auf die Fingernägel, daß querlaufende Verdickungen entstehen. Der Nagel wird rauh wie die Außenfläche von Muscheln.
Literarisches.
Schnlvtteruot. Aus der Rechtspraxis des Schuldners. In 8 Tagen unpfändbar — der geprellte Gläubiger und anderes aus „Hilfe in Zahlungsverlegenheiten". Von Dr. jur. Ed. Karlemeyer. Preis Mk. 1.— (Porto 10 Pfg.) Verlagsanftalt E. Abigt, Wiesbaden.
Die Not des verfolgten Schuldners ist ein dunkles Kapitel im wirtschaftlichen Leben. Gibt es doch hartherzige Gläubiger, die eS oft nicht zulassen wollen, daß der Schuldner wieder in die Höhe kommt, die ihm das Letzte nehmen, um ihn daran zu hindern. Da sucht und findet nun der Schuldner die Lücken im Gesetz, um sich den Verfolgungen seines Gläubigers erfolgreich zu entziehen urd greift auch vielsach zu untauglichen und für ihn gefährlichen Maßnahmen. Dies alles ist in dieser Schrift dargestellt, die auch Formular» und Vertragsbeispiele enthält.
kurz nach dem Abzug der Franzosen zum Vorstand der schnell konstituierten Stadtkommandantschaft erwählt, und obwohl er wußte, daß damit die ganze Schwere der Verantwortung für das Geschehene mff - auf seiner Person lastete, hatte er sich d. - schließen können, die ihm so sehr schmek - neue Würde abzulehneu. Nun verlieh ihm die Sorge um Leben und Sicherheit eine bisher nicht gekannte Energie, und es kam ihm alles darauf an, die Stadt so zu befestigen, daß ein siegreiches Vordringen des Feindes durch den Engpaß auf lange hinaus unmöglich gemacht wurde.
Der Ort selbst mit seinen schwachen Mauern war gegen den Angriff eines wohlorganisierten nnd starken Gegners mit zusammengewürfelten Bauernhaufen nicht zu halten, zumal auf die Bürger kein Verlaß war. Jndeffen bot sich in den Ruinen des Schlosses Branzoll ein Punkt, der das Thal absperrte, die Thinnerbrücke beherrschte und zugleich die Stadt überragte. Hier ließ der Lottoschreiber auf den Rat Nazls in aller Eile starke Erdschanzen aufwerfen und die Brücken über den Eisack und den Thinnerbach durch feste Barrikaden verrammeln.
Dagegen hatten die Proklamationen, die er im Namen Gottes und des Kaisers zur Fortsetzung der Landesverteidigung überall in den Dörfern anschlagen lieb, kaum einen Erfolg. Die Bauern zogen sich immer mehr von der Bewegung zurück, nur schwache Zuzüge kamen noch vom Lande herein. Das meiste war wüstes, verwegenes Gesindel, das keinem Befehl gehorchte, Wilderer und Schmuggler, die sonst das Licht des Tages scheuten und den Kampf nur liebten, weil er ihnen Beute versprach.
Und dabei mehrten sich stündlich die bedrohlichen Nachrichten. Am Abend des vierten Dezember war es Oberhäuser nicht mehr zweifelhaft, daß in nächster Zeit ein energischer Vorstoß der Franzosen gegen seine Stellung zu erwarten war. Entlaufene Gefangene
brachten ihm von Bozen die Meldung, daß das ganze Korps Severolis, an 2500 Alaun stark, sich zum Aufbruch rüste und vielleicht schon am folgenden Tage Klausen erreiche. Jetzt galt es höchste Eile.
Nazi, der eben mit dem Kommandanten in der „Gams" saß, als die schlimme Kunde kam, sah, wie der Krämer erblaßte. Er wußte, daß es ernst wurde und er freute sich fast darüber: hegte er doch die letzte Hoffnung, daß, wenn es zu spät lein sollte, Verena dem Leben zu retten, ihm doch ein schöner Heldentod be- schieden werde an dem Tage, da sie den Schleier nahm.
Noch ani späten Abend wurden Eilboten nach allen Dörfern thalaus und thalab, sowie auf die Höhen des Mittelgebirges entsendet, um die Landesverteidiger herbeizurnsen. Während der ganzen Nacht saßen die Führer in den Wirtschaften und erwarteten den Erfolg ihrer Botschaften. Aber die meisten Meldungen lauteten betrübend. Viele Landleute rieten jetzt, die Waffen niederzulegen nnd nur wenige leisteten dem Ruf Folge. In kleinen vereinzelten Trupps, schlecht bewaffnet und mißmutig, stiegen sie von den Bergen nieder, um sich in der Frühe ans dem freien Platz der Frag zu sammeln.
ES war gegen sieben Uhr morgens und der Tag dämmerte kauin, als Oberhäuser, begleitet von seinen Getreuen, die „Gams" verließ, um die Scharen zu mustern. Immer langsamer wurde sein Schritt, je näher er dem Sammelplatz kam: deutlich lag schwere Besorgnis auf seinen bleichen Wangen und am liebsten schien er sich von dem Posten fortzuwünschen, den man ihm anvertraut.
Als man den Platz erreicht, blieben auch die anderen erschrocken stehen. Es war in der Tbat ein entmutigender Anblick. Nur ein paar hundert Bauern hatten sich eingefunden, eine Handvoll Leute, die kaum hinreichte, die Verschanzungen an der Brücke genügend zu besetzen. Nicht einmal alle waren mit Büchsen bewaffnet, viele trugen nur Knüppel, Sensen und halb verrostete Säbel. Was sollte man mit diesem Häuslein einem französischen Korps von mehreren Tausend Kriegern gegenüber beginnen! (Fortsetzung folgt.)
Druck und Verlag der L. Meeh'sche» Buchdruckeret de- Enztälers (Inhaber G. L.onradi) in Neuenbürg.