der Slaatsministrr des Innern im Staatsanzeiger den üblichen Bericht an den König. Darnach hat die Summe der im Jahr 1913 für die erledigten Brandfälle dieses Jahres und für die Rückstände von 1912 verwilligten Brandentschädigungen betragen 5 490 485 somit 489 640 mehr als im Jahre 1912. Die Schäden der im Jahre 1913 entstandenen Brandfälle belaufen sich auf 5 730 387 ^ Der Ueberschuß der heurigen Brandschadensumlage über die entstandenen Schäden hat es ermöglicht, nicht bloß den Rest der im Jahre 1911 eingetretenen Unzulänglichkeiten mit 326 384 zu ergänzen, sondern den Reservefonds um weitere 361694 zu verstärken. Brandfälle mit Gebäudeschaden sind im Jahre 1913: 1394 (worunter 298 infolge Blitzschlags) entstanden, durch welche 627 Gebäude zerstört und 1582 beschädigt, auch 2050 Eigentümer betroffen wurden. Die Zahl der Brandfälle übersteigt diejenige des Borjahres um 38. was auf die Steigerung der Blitzschläge von 203 auf 298 zurückzuführen ist, und überragt sogar die bisherige Höchstzahl von 1384 im Jahr 1911 noch um 10 Brandfälle.
Stuttgart. 5. Juni. Der Saatenstand in Württemberg zu Anfang dieses Monats ist nach den Mitteilungen des Kgl. Statistischen Landesamts folgender: An Wintergetreide zeigt sich vielfach Rost; Winterroggen hat sich durch Schlagregen teilweise gelagert. Das Sommergetreide ist stark mit Unkraut (besonders Hederich) durchwachsen; späte Sommersaaten haben schwachen Stand. Die Kartoffeln sind in der Entwicklung zurück und in den rauheren Gegenden noch nicht aufgegangen. Die Futtergrwächse stehen im allgemeinen befriedigend, mit Ausnahme nasser Talwiesen, auf welchen das sogen. Bodengras fehlt. Mit der Heuernte wird demnächst begonnen werden. Die Obstbäume, deren hervorragend schöne Blüte eine reiche Ernte erhoffen ließ, haben durch die ungünstige Maiwitterung fast überall notgelitten, denn dadurch wurde die Blüte zu lange hingezogen und das Auftreten von Schädlingen (Apfelblütenstecher, Raupen, Schorfkrankheit) befördert. Im allgemeinen stehen in den Tälern die Obftbäume besser als in den Höhenlagen. Im Landesdurchschnitt ist nach dem jetzigen Stand in Aepfeln immerhin ein mittlerer bis guter Ertrag, in Birnen dagegen, welche von Anfang an wenig erhoffen ließen, ein kaum mittlerer Ertrag zu erwarten. Die Weinberge hatten zu Anfang Mai viele Gescheine angesetzi; doch litten sie ebenfalls durch die ungünstige Witterung not, und da und dort zeigt sich bereits die Blattfallkrankheit. Warme, trockene Witterung wäre für die Weinberge, aber auch für alle übrigen Gewächse sehr erwünscht.
Nürtingen, 5. Juni. (Ende gut, alles gut.) Die am Dienstag geschloffene Kunstausstellung hat sich nicht nur vom künstlerischen Standpunkt aus vorzüglich bewährt, sondern auch einen finanziell befriedigenden Erfolg erzielt. Im Hinblick auf den stattlichen Ueberschuß, der dem Bezirksausschuß für Volksbildung, dem Urheber der Ausstellung, als Grundstock zugewiesen werden kann, brauchten die Garantiezeichner nicht in Anspruch genommen zu werden.
> Ulm. 5. Juni. In Wiblingen wurden auf der j Rückseite eines Hauses wertvolle alte Gemälde : entdeckt.
6p. Anläßlich ihrer Verbandstagung waren die Vertreter der deutschen Tierschutzvereine zum Grafen Zeppelin, dem langjährigen Vorstand und nunmehrigen Ehrenvorstand des würlt. Tierschutzvereins nach Friedrichshafen geladen und aufs ! freundlichste empfangen worden. Bei der Einladung hatten einige auswärtige Herren dem großen Erfinder in begeisterten Worten ihren Dank zum Ausdruck ! gebracht. Seine Antwort auf diese Ansprachen schloß s Zeppelin: „Das, was von mir gesagt wurde, hat in ! mir das Bewußtsein wachgerufen, wie weit ich hinter
> dem zurückstehe, was man von mir hält; aber daß j auch das. was ich etwa sein und leisten dürste, reine
Gnade Gottes ist. Ich möchte das betonen." Dieses schlichte Wort, das so sympathisch von dem oft auf- j dringlichen Selbstgefühl mancher „Größen" absticht,
> zeigt aufs Neue die bescheidene und vornehme Art j des bedeutenden Mannes.
I Stuttgart, 6. Juni. Auf dem Tafelobst- ^ markt war heute die Zufuhr in Erdbeeren ganz , bedeutend, die Nachfrage gut. Die Kirschenzufuhr ! konnte der Nachfrage nicht genügen. Italienische ' Kirschen sind nicht hierher, sondern nach Norddeutsch- j land geleitet worden, da dort noch höhere Preise be- s zahlt werden. Nach den Mitteilungen der Zentral- ! Vermittlungsstelle für Obftoerwertung kosteten heute ! Gartenerdbeeren 30—45 Mk.. Walderdbeeren 90— 100 Mk.; grüne Stachelbeeren 15—16 Mk., Kirschen 17—28 Mk., Spargel 55—70 Mk. je der Zentner.
Der Viehbestand in Württemberg.
Nachdem die beiden ersten Reichsviehzählunzen am 10. Januar 1873 und 10. Januar 1883 stattgefunden haben, ist durch Bundesratsbeschluß vom 7. Juli 1892 angeordnrt worden, daß alle 10 Jahre, erstmals am 1. Dezember 1892, eine allgemeine umfassende, sogenannte große Viehzählung vorgenommen werden solle. Dem entsprechend ist am 1. Dezember 1892 die erste große Reichsviehzählung erfolgt. Nachdem die für 1902 fällig gewesene große Reichsoiehzählung wegen der Neuregelung der wirtschaftlichen Verhältnisse durch Zolltarif und Handelsverträge bereits am 1. Dezember 1900 statt- gesunden hatte, wurde wiederum eine solche angeordnet auf 2. Dezember 1912. Die Zahlen für 1912 sind für Pferde 116115 (für 1900 112103), für Esel, Maultiere und Maulesel 219 (79), für Rindvieh 1068 612 (1021452), für Schafe 214 081 (316 346), für Schweine 482 221 (514121), für Ziegen 112 412 (82 631), für Gänse 193 685 (237 556), für Enten 140 529 (181 531), für Hühner 2 912 920 (2 479 777), für Truthühner 3828 (4388), für Bienenstöcke 166 319 (150 886).
Das Oberamt Neuenbürg zählte am 2. Dez. 1912 an Pferden 762, an Maultieren und Mauleseln 0, an Eseln 1, an Rmdoieh 8273, an Schafen 276, an Schweinen 5950, an Ziegen 1251. an Gänsen 289, Enten 474, Hühner 38 817, Trut- hühner 31, an Bienenstöcken 2734. An Haus-
schlachtungen wurden vom 1. Dezember 1911 bis 30. November 1912 vorgenommen von Rind- vieh 16, Schafen 15, Schweinen 2516 und Ziegen 57.
Der pferdereichste Kreis ist der Neckarkreis mit 47 234 Stück, dann folgt der Donaukreis mit 25 176, der Jagstkreis mit 24186, der Schwarzwaldkreis mit 19 519. Dabei sind die Militärpferde eingerechnet. Am meisten Rindvieh hat der Donaukreis mit 379 995 Stück. Es folgt der Jagstkreis mit 281869, der Schwarzwaldkreis mit 226 432 und der Neckarkreis mit 180 316. Die Schafhaltung ist am stärksten im Donaukreis mit 63 598, worauf der Jagstkreis kommt mit 61407, der Schwarzwaldkreis mit 46 148 und der Neckarkreis mit 42 928. Schweine sind am häufigsten verirrten im Donaukreis mit 153 208, der Jagstkreis zählt 130 332, der Schwarz, waldkreis 112 116, der Neckarkreis 86565. Die Ziegen herrschen vor im Neckarkceis 40 606. im Schwarzwaldkreis sind es 33 572, im Donaukreis 19 438, im Jagstkreis 18 526. Gänse gibt es 65 552 im Neckalkreis. 48 787 im Jagstkreis, 47 342 im Donaukreis und 32 004 im Schw^arzwaldkreis. Enten wurden gezählt im Donaukreis 47 637, im Neckarkreis 36 697, im Schwarzwaldkreis 33 484, im Jagstkreis 22 711. Die Bienenzucht ist am stärksten im Donaukieis mit 52 23l Stöcken, der Jagstkreis zählt 43 304, der Schwarzwaldkreis 41317, der Neckarkreis 29 467. Die Schweinehaltung, die am 2. Dez. 1912 gegenüber der Zählung von 1900 einen merklichen Rückgang zeigte, 31900 Stücken, schnellte bei der kleinen Zählung am 1. Dez. 1913 auf 583 672 hinauf.
Sus StaSt» Bezirk uns Umgebung.
-X- Neuenbürg, 8. Juni. Vergangenen Donnerstag hatten sich die Sänger des Liederkranzes zusammengefunden, um mit ihrem hochverdienten Sangesbruder Gottlob Rempfer vor seinem Weggang nach Pfullingen, wohin er als Leiter einer Druckereifiliale berufen worden ist, noch einmal in gemütlichem Kreise zusammenzusein. In ihm verliert der Verein einen überaus eifrigen, tüchtigen, für die Ziele des deutschen Männergesangs begeisterten Sänger. Durch das Vertrauen seiner Sangesfreunde zum Schriftführer berufen, hat er dieses wichtige Amt mit seltener Pünktlichkeit und Sachkenntnis versehen; was er hier wie bei den mancherlei Veranstaltungen und Aufführungen, welch letzteren er vermöge seiner kernigen, urwüchsigen Art oftmals eine ganz besondere Note aufzudrücken vermochte, geleistet hat, ist für immer in die Annalen des Liederkranzes eingetragen. Der Verein ließ es sich darum nicht nehmen, den Scheidenden durch Verabreichung des goldenen Sängerrings zu ehren, und bei der von Männer- und Sologesängen verschönerten Abschiedsfeier kam in einer ganzen Reihe von Ansprachen die Liebe und Dankbarkeit, welche er in 17 jähriger Vereinstätigkeit sich zu erwerben verstanden hat, zu beredtem Ausdruck. Auch in weiteren Kreisen hinterläßt Hr. Rempfer als Vorstand des Enzgausängerbundes, als warmer Freund der Turnsache wie als geschickter Schreibtechniker von ausgesprochenem Geschmack und edlem Formensinn
Das Kren; non Zeven.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
Von Franz Wichmanu.
(Nachdruck Verbote».)
„Ja, wozu haben wir sie denn ergriffen?"
„Das Ziel ist nicht erreicht: darum, wem sein Leben lieb ist, der soll die Waffen aölegen und verbergen. Ich stehe für nichts."
Und während Nazi in Wut und Schmerz bitter auflachte, entfernte er sich hastig. Die Mutlosigkeit des Kommandanten wirkte wie ein tödliches Gift lähmend auf alle, die seine Worte gehört, und blitzschnell verbreitete sich die Kunde in der Menge. Der Widerstand war plötzlich erloschen, die losen Haufen verloren jeden Zusammenhalt und ungehindert ritten die feindlichen Reiter in die Stadt ein.
Unweit der Pfarrkirche stellte sich die glänzende Schar in geschlossenen Gliedern auf, umdrängt von den staunenden Bauern, die sie mit finsteren Blicken betrachteten, aber keinen Angriff mehr wagten. Auch als die stark gelichtete Mannschaft von der Thinnerbriicke heranzog, um sich mit den Reitern zu vereinigen, wich in den Gassen alles zurück, und man begnügte sich wie am Morgen mit Fluchen, Drohen und Spotten.
Gegen Abend endlich kam Bewegung in die regungslos dastehende Truppe. Fußvolk und Reiter setzten ffch gegen Grießbrnck zur Wohnung des Kommandanten in Bewegung. Es war kein Zweifel, man erwartete dort auf der Thalstraßc die Ankunft des Hanptkorps von Brvren. Diese Gewißheit scheuchte auch die letzten Hansen oer Aufständischen von den Straßen. Die meisten beeilten sich, ihre Waffen in die Wolinnngen zu schaffen und zu verbergen, um dann nach einiger Zeit wieder wie harmlose Marktbefficher in den Wirtschaften zn erscheinen.
Auch Oberhäuser hatte schleunigst die äußeren Zeichen seiner Macht abgelegt: im dunkle» Gehrock, den runden Filzhnt tief in die Stirne gedrückt, konnte man
ihn: nur den behäbigen Kleinkrämer ansehen, der am laugen Tische des Nößlwirts mit anderen Spießbürgern die aufregenden Unfälle des Tages in gedämpftem Tone zu besprechen schien.
Plötzlich schnellte er auf und suchte den Hut noch fester ins Gesicht zu ziehen, aber der hochgewachsene Mann, der die Hand schwer auf seine Schulter gelegt hatte, schien seine Furcht nicht zn bemerken und flüsterte: „Kommandant, Gott und alle Heiligen sind mit uns!"
„Sprecht nicht so laut", gab jener erblassend zurück, „es sind ein paar fremde Gesichter hier am Tisch und man kann nicht wissen — wenn in der nächsten Stunde die Franzosen —"
„lieber alle Berge sind —"
„Bist Du von Sinnen, Nazi!"
„Auge und Ohr sind gesund und mit beiden habe ich's wahrgenommen."
„Undenkbar!"
„Nicht so undenkbar, als daß Ihr, wir alle sie entkommen lassen, entkommen nach Brixen, nm von dort Hilfe gegen uns zn holen!"
„Und die Reiter?" fragte Oberhäuser ganz laut, in der Ueberraschung jede Vorsicht vergessend, „auch sie — so rede doch!"
„Sie fliehen so gut wie die anderen. Ich lag selbst in Grießbrnck hinter einer Mauer verborgen. Da Hab' ich alles mitangesehen. Unter dem Schatten, der Stille der Nacht brachen sie auf mit Mann und Roß. Selbst das Geschütz nahmen sie mit und die Reiter deckten die Wagen. Die Hufe ihrer Pferde waren mit Werg umwickelt: lautlos schob sich der lange, schweigende Zug durch die Finsternis. Jetzt ist es klar, die Reiter waren nur geschickt, nm »ns zn schrecken und die hart bedrängte Besatzung zn befreien. Aber kein Heer ist ihnen gefolgt."
„Pest und Tod!" fuhr Oberhäuser auf, „so soll man sie verfolgen, sie niederwersen, die Feiglinge. Keiner von ihnen darf nach Brixen gelangen!"
Aber diesmal war es Pontifeser, der seinen Eifer
dämpfte. „Zn spät",sagte er,„nlleunsereLentesind zerstreut. Bis man wieder bewaffnet und bereit zum Marschieren ist, sind sie weit fort. Wir holen sie nimmer ein."
Während er noch sprach, drängten Unterthinner und Rautter zur Thür herein. Ihre Gesichter strahlten vor wilder Freude; das ungeahnte Ereignis wirkte wie ein feuriger Wein auf alle Gemüter.
„Wir haben gesiegt", rief Unterthinner noch auf der Schwelle, „der Feind ist geflohen!"
„Die Stadt ist unser", schrie Rautter, „die Thore sind geschloffen, kein Franzose ist in den Mauern!"
„Gerächt!" murmelte Nazl. Aber er fühlte sich unbefriedigt. Dieser Sieg, den ihnen der Himmel ohm Kampf in den Schoß geworfen, konnte ihn nicht freuen Das war nicht die Rache, die er gesucht. Und der Tag, an dem mit Verena? Einsegnung sein Erdenglnö für immer zerrinnen sollte, kam näher und näher.
Erst als gegen Abend verhältnismäßige Ruhe in Städtchen eingetreten war, wurde es der Gamswirtir möglich, auf die erhaltene Botschaft hin der Schweste: zu Hilfe zu eilen. Zwei Knechte mit einer Tragbahv folgten ihr, nm die Verwundete nach dem Wirtshaus hinunterznschaffen.
Auf der Ruine von Branzoll hatten sich bereit! Frauen und Mädchen aus den nächstgelegenen Häuser: eingefunden und sich der armen Regula angenommen Seit die Hoffnung wieder in ihrer Brust erwacht war fühlte sie fast keine Schmerzen mehr und der Gedanki daß in die Verzweiflungsnackt des unglücklichen Sep,' bald ein erster, wenn auch noch matter Rettnngsschimme fallen sollte, stimmte sie fast fröhlich. Dock hier nute allen den neugierig sie nmdrängenden Menschen wollt sie die furchtbare Entdeckung, die der Zufall sie bati machen lassen, nicht verraten. Nur den Grund ibn selisamen Berkleidung, die Geschichte ihrer glückliche Flucht erzählte sie der erstaunten Schwester. Dan half ihr Lcpha mit den Knechten in die Bahre nn rasch trugen die kräftigen Männer die leichte Last zr „Gams" hinab. (Fortsetzung folgt.)