fahrungen aus seinem Amtsleben mit einem Hoch auf die Vorsitzenden der bürgerlichen und kirchlichen Kollegien. Auch hier bildete dann unser nach der alten Melodie gemeinsam gesungenes Leiblied: „Im schönsten Wiesengrunde" den schönen Schluß. Ein paar Verse, die bei der Feier laut wurden, mögen zusammenfassend zum eigentlichen Festgegenstand zurückleiten:
Nun steht er fest gegründet Der Bau, so schön und echt,
Drin seine Schule findet Das künftige Geschlecht.
Was zwischen stillen Wänden Die Meister uns erdacht,
Ist von viel fleih'gen Händen Nunmehr zum Stand gebracht.
Ein Haus voll Licht und Klarheit So hoch und hell und weit —
Zum Tempel aller Wahrheit Sei's fortan uns geweiht!
Ein Haus, drin man verspüret
Der Schönheit reinen Hauch, !
Still an das Herz uns rühret:
Sei rein und schön Du auch! !
Ein Haus, das gut geraten !
Vom Grunde bis zum Dach,
Mahnt laut: Was kann Dir schaden, s
Kommst Du dem Guten nach? j
Es nehme uns're Jugend . Nun auf in seine Hut!
Es selbst Vorbild der Tugend:
Sei wahr, sei rein, sei gut!
Daß von dem edlen Samen,
Der hier in Dich gehäust,
Dereinst in Gottes Namen
Die Frucht des Lebens reift. O. k.
Neuenbürg. Zur Kranken- und In- i validen Versicherung gibt ein Sachverständiger ! „1,2." im Amtsblatt für Nagold folgenden Beitrag: ^ Es scheint im Bezirk vielfach die Meinung verbreitet ! zu sein, daß Söhne, die im Geschäft ihrer Eltern ! arbeiten, allgemein vom Zwang zur reichsgesetzlichen ^ Kranken- und Invalidenversicherung entbunden sind, j Dies ist unrichtig. Die Lersicherungspflicht liegt in j der Regel dann vor, wenn der Sohn für seine i Arbeitsleistungen ein Entgelt erhält, das dem Verhältnis von Leistung und Gegenleistung entspricht und welches über die auf der gesetzlichen Unterhaltspflicht beruhende Darreichung der Lebensnotdurft hinausgeht. Ein solches Arbeitsverhältnis wird immer anzunehmen sein, wenn der Sohn ein gewisses Alter erreicht hat und neben freiem Unterhalt bare Vergütungen (Wochen- oder Monatslohn rc.) erhält. Die Reichsversicherungsordnung kennt eine Befreiung der Haussöhne von der Versicherung nur, wenn es sich um Lehrlinge handelt. Die in Betracht kommenden Arbeitgeber werden gut daran tun. ihrer Anmeldepflicht nachzukommen, wenn sie eine Bestrafung durch das K. Versicherungsamt vermeiden wollen.
Emmingen. OA. Nagold, 5. Juni. (Uebermut oder Verbrechen?) Eine große Aufregung entstand im Ort. als ein Stromer ein zweijähriges Mädchen seinen Geschwistern aus dem Wagen nahm und mit dem Kinde auf dem Arm dem Wald zueilte. Eine
beherzte Frau riß dem Burschen das Kind aber weg und brachte es zurück. Der Kerl entkam.
Ettlingen, 3. Juni. Nach dem Rechenschaftsbericht der bad. Lokaleisenbahnen A.-G. (Albtal- bahn) werden wieder 1 Prozent Dividende verteilt für das verflossene Geschäftsjahr. Die Betriebseinnahmen sind mit Ausnahme der Linie Neckarbischofs- heim—Hüffenhardt gestiegen. Die Gesamteinnahmen betrugen 1417 803 (i. V. 1 321365 Die
Gesamtausgaben einschließlich Rücklagen 986 198 -Äiü (917 720 so daß sich ein Betriebsüberschuß von 431 605 (403 545 ergibt. Davon entfallen
auf die Albtalbahn 331 576 ^1.
** Feldrennach, 5. Juni. Der nächste Vieh- markt findet hier statt am nächsten Dienstag. Der Viehaustrieb der hiesigen Märkte ist immer stark und da auch die Zahl der Kaufenden stets groß ist. liegt ein starker Besuch im Interesse von Verkäufer und Käufer.
Neuenbürg, 6. Juni. Dem heutigen Schweinemarkt waren 44 Stück Milchschweine zugeführt, von denen nur 8 Stück verkauft wurden, da Käufer fehlten. Für das Paar wurden 34—38 ^ bezahlt.
Vermischtem
Gmünd. 2. Juni. Eine Reise kostet Geld Diese papierene Wahrheit kam auch einem kleinen. ! hiesigen Fabrikanten in den Sinn, als er erfuhr, daß ! sein einstiger Kompagnon mit einem größeren Verein ! eine Pfingstreise ins Salzkammergebiet anzutreten § beabsichtigte. Er hatte den Reiselustigen in der letzten ! Zeit mehrfach erfolglos pfänden lassen. Und doch ! wollte dieser jetzt eine kostspielige Vergnügungsreise i machen. Da stimmte etwas nicht, und der Fabrikant gab dem Gerichtsvollzieher einen Wink. Am Freitag abend war die Reisegesellschaft am Bahnhof versammelt. wo sich noch viel Publikum zum Abschied > eingefunden hatte. Da kam ganz zuletzt noch fein > gebügelt und gestriegelt ein eleganter, junger Herr angerannt, dessen Antlitz die zu erwartenden Freuden der Reise in allen Farben widerspiegelte. Eben ! wollte er sich der Reisegesellschaft anschließen, als ihn jemand in verdächtiger Weise zu sich heranwinkle und ihn kraft seines Amtes um Ausfolgung seines j Reisegeldes ersuchte. Verdutzt überreichte der Ueber- l raschte seine Börse, die aber in einer Vorahnung des ! Kommenden nur mit wenigen Groschen belastet war. ' Aber ein geübter Beamter weiß, daß es noch andere Plätzchen für das Reisegeld gibt, und so mußte der ! Reiselustige schließlich mit einer größeren an anderer j Stelle verstauten Summe Herausrücken, die der ! Beamte schmunzelnd an sich nahm. Aber auch ein i Gerichtsvollzieher hat ein Herz. Er nahm deshalb ! großmütig nur die schönen Gold- und Silberftücke. ! während er die ungeraden Pfennige und die Kupons > für die vorausbezahlte Fahrt und Verpflegung ver- ! schmähte. Dann schloß sich der Ausgeplünderte seiner ! Gesellschaft an, die mit dem Chor „Wem Gott will ! rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt" eben den Zug bestieg !
ex. Was im letzten Vierteljahr gespart wurde. Die Zeitschrift „Sparkasse" bringt ein« Aufstellung aus dem ersten Quartal 1914, die ein« erfreuliche Steigerung des Sparsinnes und Besserung der wirtschaftlichen Lage unseres Volkes verrät. 220 Sparkassen halten im März ds. Iz. 212 Millionen Mark Einzahlungen und 200 Miß lionen Mark Rückzahlungen, also einen Ueberschuh von 12 Millionen Mark, während der März des Vorjahres eine Verringerung des Bestandes um 13 tz Millionen Mark gebracht hatte. Den Zuwachs sämtlicher Sparkassen im März ds. Js. kann man mit 25 Millionen Mark annehmen gegenüber einer Abnahme von mindestens 28 Millionen Mark im März 1913. Den größten Zuwachs halten Berlin -j- i,g (im Vorjahr — 1.8), Köln 2,7 (1,8), Leipzig i^g (— 0,5) Dortmund 0,7 (0,1), Essen 1.1 (o.ß) Charlottenburg 0,8 (— 0,05 Millionen Mark. D»z erste Vierteljahr 1914 brachte den 220 Sparkasse« eine Zunahme von 101 Millionen Mark gegen 18 Millionen Mark im ersten Vierteljahr 1913. Aus sämtliche deutsche Sparkassen berechnet ergibt das für das erste Vierteljahr 1914 eine Steigerung van 200 Millionen Mark gegen etwa 100 Millionen Mark für den gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Die gesamten deutschen Sparkassen haben jetzt mehr als 20 Milliarden Mark Einlagen.
Wo ist das Lotterielos? Wohl die meisten Menschen werden ein Lied zu singen wissen von jener Tücke des Objektes, die der große Aesthetiker Bischer in seinem Roman „Auch einer" so köstlich schildert. Wenn man aber der Besitzer eines Loses war, das dann mit einem Gewinn von 100 000 ^ gezogen wird, so ist eine derartige Tücke doch wohl nicht zu den alltäglichen zu rechnen, mit denen unser Leben sonst so reich gesegnet ist. Kauft da jüngst ein junger Mann von seinem ersparten Taschengeld ein Los der Lotterie, die dem Verein Naturschutzpark in Stuttgart von der Kgl. Preußischen Regierung zur Schaffung eines Naturschutzparkes in der Lüneburger Heide bewilligt ist. Mit Spannung greift er nach der Ziehungsliste und siehe da: sein Los ist mit dem eisten Gewinn von 100 000 ^ gezogen. Aber o weh, es ist verschwunden! Anstatt nun Freude im Herzen und das Los in der Tasche zum Bankhaus gehen zu dürfen, um die 100 000 abzuheben, mußte der junge Mann ein Aufgebots»«- fahren einleiten, und es wird noch einige Zeit vergehen. bis der Gewinner in den Besitz der Summe kommt, die glücklicherweise nicht schon von einer anderen Person abgehoben war.
(Verdächtigt „Warum meinst du denn, daß der Brelchosbauer wildert?" Förster: „Gestern hat ihn ein Sommerfrischler gefragt, wie weit es nach Söllheim sei, und da hat der Bretthofbauer geantwortet: „an' Büchsenschuß!"
(stilvoll.) Hochzeitsgast: „Warum spielt denn jetzt die Musik einen Tusch?" — „Jetzt wird eben dem Bräutigam im Nebenzimmer die Mitgift ausgezahlt!"
Das Kreuz von Seben.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
Von Franz Wichmann.
(Nachdruck verboten.)
Mit dem höher steigenden Tageslicht hatte sich auf allen Seiten ein heftiger Kampf entspannen. Die Franzosen, die nun wieder an der Thinncrbrücke standen, schossen nur wenig. Sie beschränkten sich darauf, sobald ein Angriff geschah, ihn mit Säbel und Bajonett zurück- zuweisen. Vor Mittag konnte von Brixen keine Hilfe kommen und bis dahin galt es, die Munition zu sparen und so gut wie möglich die eingenommenen Stellungen zu behaupten.
Die Tiroler dagegen waren von kühnem, ungestümem Angriffsmut beseelt und der kaltblütige Widerstand des Feindes vermehrte nur ihre Erbitterung. Nazis sonst so friedliche Natur schien sich plötzlich in ihr Gegenteil verwandelt zu haben, so daß er sich selbst nicht mehr kannte. Der Kampf berauschte ihn, nachdem einmal das erste Blut geflossen. Der Gedanke, daß eS das seines Ziehbruders gewesen, das er selbst vergossen, hatte sich einen Augenblick schwer auf seine Seele gelegt. Was würde seme tote Mutter dazu sagen, die auch jenen wie ein liebes Kind auferzogen? — Doch alle seine Landsleute lobten ja seine That, und schließlich sagte er sich selbst, daß er nur Gottes Willen gethan, wenn er den Verräter an der heiligen Sache der Religion und des Vaterlandes dem verdienten Tode überlieferte.
Mit lautem Jubel ward Nazl aut der Höhe von Branzoll empfangen, wohin Oberhäuser ihn von neuem geschickt, um einen allgemeinen entscheidenden Sturmangriff aus die Stellung der Franzosen vorzubereiten. Hier lagerten auch die Streiter von Latzfons, die nach und nach alle eingetroffen waren. Die Äugen der Männer blitzten von Kampflust.
„Führ' Du uns, Nazl, zum Siege, zum Tode!"
Druck und Verlag der
„Zu Sieg und Rache!" rief er leuchtenden Blicks, „ich trage die Fahne voran, jeder brave Tiroler folge ihr!"
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Es war Unterthinner, der ihm freundlich lächelnd ins Gesicht sah.
„Eben war ich ihr Führer", sagte er, „jetzt wählen sie Dich. Ich bin ihnen zu alt geworden und gerne will ich Dir folgen." Und mit erhobenem Arm gab er Trommeln und Hörnern das Zeichen.
Rings von den Höhen her antworteten die kriegerischen Klänge und riefen zum Sturm. Gleichzeitig setzten sich die Bauernhaufen in Bewegung und schwer und dunkel wogte es von allen Seiten gegen die L-tadt heran, die Männer voran, hinterdrein Frauen und Mädchen, den Kämpfern Pulver und Blei nachtragend und ihre abgeschossenen Büchsen ladend oder Steine in den Schürzen sammelnd. Es war der Tod, der langsam, siegesgewiß von den Bergen niederstieg, um seine finsteren Schwingen vernichtend über dem Feinde zusammenzuschlagen. Hoch flatterte im Herbstwind, von spärlichen Strahlen der Mittagssonne übergoldet, die Ehrensahne von Latzfons vor den Reihen. Jetzt schwang sie Nazl jauchzend um das Haupt und die Männer faßten die Büchsen fester. Auch Regula hatte sich den Männern wieder angeschlossen. Nur ein Gedanke beschäftigte sie, eine Furcht war eS, die sie guälte. War Giovanni Baratto noch am Leben? Wenn nicht, so hatte er die Wahrheit, die letzte Hoffnung für den unglücklichen Sevp mit sich unter die Erde genommen. War doch der einzige Zeuge, der seine Worte gehört, der Bursche von Logen, vor ihren Augen tot zusamiuen- gebrochen. Und wer würde einem Mädchen, das auf diese Weise den Geliebten aus dem Kerker retten wollte, die unwahrscheinliche Erzählung glauben?
In ihrer Aufregung sah sie nicht den blutbespritzten Boden, über den sie den zum Kampfe stürmenden Männern nacheilte. Plötzlich zuckte sie mit einem schmerzlichen Aufschrei zusammen. Die Spitze eines abgebrochenen französischen BnicmeltZ. mir die sie ne-
C. Meeh'schev Buchdruckerei des EnztälerS (Inhaber G. C>
treten, war ihr durch den Schuh in den Fuß gedrungen. Sie konnte keinen Schritt mehr weiter nnv warf sich jammernd auf den Boden. Nur mit Mühe gelang eS ihr, das Eisen herauszureißen und den Schuh vom Fuße zu ziehen. Die scharfe Spitze war tief in die zarte Sohle gedrungen und die Ränder der Wunde zeigten eine glühende Geschwulst.
Zum Glück kam in diesem Augenblick noch eiu Nachzügler, der Straßeu-Toni von Albeins, von Branzoll herab, der das Mädchen erkannte. Mit wenigen Worten teilte sie ihm den Grund ihrer Verkleidung mit und flehte ihn um Hilfe an. In den Straßen der Stadt tobte der Kampf, dorthin konnte er sich mit der Verwundeten nicht wagen. So blieb nichts übrig, als sie auf seinen Armen die wenigen Schritte bis auf den Burghügel zurückzutrageu. Dort in der Ruine war sie einstweilen in Sicherheit, bis die anderen, siegreich oder geschlagen, nach diesem, ihrem letzten und festesten Stutzpunkt zurückkehrten.
Mitleidig wusch der Toni die Wunde des Mädchens mit frischem, kaltem Wasser und legte ihr so gut es ging, einen Verband an.
„Gott lohn's Euch", sagte die Regerl dankbar mit matter Stimme, „ich will Euch nicht länger aushalten, folgt unseren Brüdern, es darf kein Arm, keine Buchse fehlen, wenn der Sieg unser werden soll. Nur eine Bitte Hab' ich noch; wenn Ihr an der Gams vorubcr- kommt, so sagt meiner Schwester, was mir zngestotzeu, und daß ich hier oben liege. Sie soll, sobald e§ im möglich ist, hcranfkommen und versuchen, mim in mr Haus zu schaffen. Die Wunde da sei das wenigste, aber ich hätte ihr andere, furchtbare Dinge mitzuteklen, es handle sich um den Tod des Vaters und eine Hoffnung für den armen Sepp."
Der Bursche versprach, den Auftrag sogleich aus- znführen und ließ das Mädchen mit ihren Zweifeln,
Hoffnungen und Schmerzen allein.--"
sfrnrtsekuna folgt.)
uradis in Neuenbüro.