Aus SlaSt, Bezirk unS Umgebung.
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Die Schulhaus-Einweihung in Ottenhausen. -
Ein Fest- und Freudenlag war mit dem 2. Juni ! für unsere Gemeinde angebrochen: er galt der Einweihung des neuen Schulhauses. Und er ist , — das darf vorweg gesagt werden — so harmonisch und schön verlaufen, wie das Haus ist, dem er ge- l weiht war, von etlichen kleinen Unstimmigkeiten ab- : gesehen, genau wie dort. Noch am Morgen wurde; im neuen Haus gehämmert und geklopft, geputzt und ! geschmückt, aber um die Mittagszeit war es fertig, j bereit seine Gäste zu empfangen. Der Himmel? machte den Morgen über ein bedrohliches Gesicht, j der Nebel wollte nicht weichen; aber er war nur j der Vorhang, der weggezogen wurde, als das Fest i begann. Als man sich gegen '/r3 Uhr vor dem ! alten Schulhaus versammelte, brach die Sonne durch ^ und hat mit ihrem freundlichen Licht die Feier be- j gleitet. Gäste waren von nah und fern erschienen, > besonders viele Lehrer der Nachbarschaft. Als be- ! sondere Auszeichnung dürfen wir es betrachten, daß ! außer den Vertretern der Bezirksbehöcden von Kirche ! und Schule. Hrn. Dekan Uhl und Hrn. Bezirksschul- s inspeklor Bau mann, auch ein Mitglied des Kgl. : Oberschulrats, Hr. Oberregierungsrat Schüz. an ! unserem Feste teilnahm. So konnte Hr. Haupüehrer ! Bürkle vor einer zahlreichen Versammlung seine ! von zwei frischen Schülerchören umrahmte Abschiedsrede vor dem alten Haus beginnen: Die Geschicke des bald hundertjährigen Hauses, seiner ständigen ! und unständigen Bewohner. Freud und Leid, Leben ! und Tod zogen an uns vorüber, bis die Rede mit j dem Dank für die in mannigfacher Beziehung soviel j besseren Verhältnisse der Gegenwart und für die ^ jüngste Förderung, den Neubau, ausklang. Nun s fetzte sich ein langer Zug von Glockenklang begleitet - dem neuen Schulhaus zu in Bewegung, das in > seinem geräumigen Hof alle Festteilnehmer aufnahm, j Der feierliche Akt der Schlüsselübergabe wurde ein- s geleitet von einem Chor des Liederkranzes, der — ! das sei ausdrücklich betont — auf besonderen Wunsch ^ erst ganz kurz vorher eingeübt worden war. Hierauf übergab der persönlich erschienene Architekt. Hr. ? Klatte, unter guten Wünschen den Schlüssel in die ^ Hände des Ortsoorstehers. Hrn. Schultheiß Keßler, der das Haus in seine Obhut zu nehmen versprach, und den Schlüssel an den geschäftsführenden Vor- f sitzenden des Ortsschulrats weitergab, der dann die z Pforte mit einem kurzen Segenswunsch öffnete. Es ^ begann sofort der eigentliche Weiheakt in dem dafür ; bestimmten Zimmer der Mittelklasse. Freilich erhob f sich hier die große Schwierigkeit, daß nur ein Bruchteil i Ser Erschienenen neben den Sängern darin Raum fand, ein weiterer Teil „gekeilt in drangvoll fürchterliche Enge" im Türenhals stecken blieb, der Rest aber als „besitzlose Klasse" draußen selber für seine Unterhaltung Sorge tragen mußte. Hiedurch entstand j oft eine merkliche, aber leider fast unvermeidliche! Störung. Nachher — man ist bekanntlich immer gescheiter, wenn man vom Rathaus kommt — wurde der Gedanke ausgesprochen, man hätte die ganze
Feier im Freien, im Schulhof, abhalten können, wozu die Freitreppe eine vorzügliche Kanzel abgegeben hätte. Dies zum Nutzen der Nachwelt, wenn sie wieder einmal Schuleinweihung feiert! Die, die diesmal nichts gehört haben, müssen sich eben mit dem folgenden kurzen Bericht begnügen. Der Vorsitzende des Ortsschulrats begrüßte die Versammlung und gab dann anknüpfend an den 126. Psalm der einheimischen Freude über das gelungene Werk Ausdruck, einer Freude, zu der selbst die Steuerzahler sich aufzuschwingen suchen. Das Aschenbrödel in Schulhaussachen ist zur Königstochter geworden. Hr. Oberregierungsrat Schüz entbot sodann Gruß und Glückwunsch der Oberschulbehörde und betonte den Wert gesundheitlich einwandfreier Schulhäuser für die Volksgesundheit, von der wir keinen Ueberschuß mehr haben. So groß und mannigfaltig die Aufgaben einer Gemeinde sind, es muß doch heißen: Für die Jugend das Beste! Er schloß mit guten Wünschen für Lehrer und Schüler. Hierauf ergriff Hr. Bezirksschulinspektor Baumann Las Wort zur gehaltvollen Festrede. Einleitend beglückwünschte er die Gemeinde zu dem schönen Bau, dessen hübscher Außenseite die gediegene Inneneinrichtung entspreche. „Das Werk lobt seinen Meister." Es sei ein Ehrenzeugnis für die Gemeinde und die beste Kapitalanlage, die sie machen könne. Denn das Ziel der modernen, methodischen Schulung sei nicht, wie manche wähnen, die Anhäufung von totem Wissensstoff, sondern die Weckung inneren, geistigen Verständnisses, vor allem die Erzeugung von Persönlichkeitswerten, ohne die Qualitätsarbeit, diese immer mehr steigende Forderung unsrer Zeit, unmöglich sei; die Schule sei ferner eine Pflanzstätte jener echten Vaterlandsliebe, die das deutsche Wesen als einzigartige, notwendige Frucht des Blutes, der Geschichte und der Landschaft der deutschen Stämme begreift und es darum nicht in einem allgemeinen Menschenbrei untergehen lassen will; die sich nicht in Worten, sondern in Taten, in opferwilligem Bürgersinn beweist; endlich soll die Schule sein ein Hort aufrichtiger Frömmigkeit und dem aufwachsenden Menschen den Weg über AlltagSsorgen und Alltagsfreuden hinaus zu den Quellen ewigen Lebens zeigen. Mit Ermahnungen an die Kinder und dem Wunsch, daß treue Lehrer hier allezeit treue Bundesgenossen im Elternhaus finden möchten zum Heil der künftigen Geschlechter, klang die Rede aus. Das Weihegebet, von Hrn. Dekan Uhl gesprochen, empfahl Lehrer und Schüler, Haus und Gemeinde dem, von dem alle Hilfe kommt und an dessen Segen alles gelegen ist. Die einzelnen Reden waren umrahmt von Gesängen der Schüler und des hiesigen Gesangvereins, der den machtvollen Kreutzer'schen Chor: „Dies ist der Tag des Herrn" zum Vortrag brachte. Eine eingehende Besichtigung des ganzen Hauses schloß sich an, bei der besonders allerlei Neuerungen u. a. eine neue Bodenbefestigung der von Kottmann in Oehringen gelieferten Schulbänke Beachtung fanden. Einen würdigen Abschluß des Ganzen bildete unser altes, vom Liederkranz nach einer neuen Vertonung im Hof vorgetragenes Lied: „Im schönsten Wiesengrunde". Es hat gerade an diese Stelle wundervoll
gepaßt und hat besonders die auswärtigen Ottenhäuser gerührt.
Das sich sofort anschließende, zahlreich besuchte Festmahl im „Adler", dessen Länge und Güte nur noch von seiner Billigkeit übertroffen wurde, war noch durch manch guten Spruch gewürzt. Hr. Oberregierungsrat Schüz legte in längerer Rede die Ziele und Wirkungen des neuen Volksschulgesetzes dar, für dessen Zustandekommen sich unser König persönlich eingesetzt habe. Ihm, dem Förderer und Schirmherr» aller schönen Künste, wie auch des Volksschulwesens, galt sein Hoch. In humorvollen Worten kennzeichnete sodann Hr. Brzirksschulinspektor Baumann den Einweihungstag als einen Tag allgemeiner Freude, indem er Einst und Jetzt im örtlichen wie im allgemeinen Schulwesen gegeneinanderhielt, das zielbewußte und doch maßvolle Vorgehen der Ober- schulbehörde rühmend. Sie, insbesondere ihren anwesenden Vertreter, ließ er leben. Hr. Dekan Uhl sprach auf das gute Verhältnis von Kirche und Schule, allerlei persönliche Erinnerungen an frühere Ottenhäuser Tage einflechtend. Hr. Schultheiß Keßler brachte mit einem Hoch den Gästen den Dank für ihre zahlreiche Beteiligung dar und gab dann noch einen geschichtlichen Rückblick auf die Entstehung des neuen Bauwesens. Eine ganze Anzahl Grüße aus der Ferne konnte der Vorsitzende des Ortsschulrats bekanntgeben, von früheren Bezirksbeamten, Lehrern und Gemeindegliedern. (Einer davon hatte sein Fernbleiben sinnig durch Beilegung von 100 ^ entschuldigt.) Sodann dankte er insbesondere allen Bauleuten, den großen wie den kleinen, vor allem der Seele in diesem vielgliedrigen Körper, dem Architektenpaar Klatte u. Weigle von Stuttgart. Sie haben uns nicht bloß ein solides und praktisches und dabei erst noch billiges Haus gebaut — der Voranschlag von 58 500 ^ wird voraussichtlich nicht überschritten werden —, sondern darin auch Schönheitswerte geschenkt, die unbezahlbar sind. Der anwesende Architekt, Hr. Klatte, erwiderte sofort, den Dank an die Unternehmer, besonders Hrn. Käser von Pforzheim, sowie alle übrigen Mitarbeiter, weitergebend; er rühmte besonders das angenehme Zusammenarbeiten mit den bürgerlichen Kollegien, das nie zu einer eigentlichen Mißhelligkeit geführt habe. Hr. Hauptlehrer und Schulkämmerer Egger von Neuenbürg mahnte, über der Fürsorge für die Werkstatt des Lehrers seine Privatwohnung nicht zu vergessen, und gab dann, auf das Thema „Kirche und Schule" zurückgreifend, dem alten Huttenwort eine neue Wendung: Die Geister wachen auf. die Wissenschaften blühen, es ist eine Lust — Lehrer zu sein. Der Vertreter der Kirchengemeinde, Pfarrer Renz, deren Segenswünsche übermittelnd, konnte das Verhältnis von Kirche und Schule hier als ein fast ideales an einzelnen Beispielen Nachweisen. Es verkörpert sich in der Person unseres Hrn. Hauptlehrers Bürkle, der seit genau 20 Jahren hier Schul- und Kirchenamt gleichzeitig führt. Seine vielfachen Arbeiten im Dienst des Gemeinwohls in Ort und Bezirk wurden gewürdigt und dem künftigen Oberlehrer nach geschehener Entlastung ein neuer Aufschwung gewünscht. Der Gefeierte dankte unter Mitteilung von allerlei Er-
Das Kreuz von Seken.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
Von Franz Wichmann.
^ (Nachdruck verböte».)
Sich zu dem Bewußtlosen uiederbeugend, erkannte er Giovanni Baratt». Sein Zustand schien hoffnungslos. Aber gleichwohl erfüllte eine freudige Zuversicht den Arzt. Vielleicht gelang es seiner Kunst, dem Sterbenden das Leben zurückzugeben. Hier auf offener Straffe freilich war keine Untersuchung der Wunde möglich. Er blickte umher, doch weit und breit war kein Mensch mehr zu sehen, der ihm helfen konnte: was nicht am Kampfe teiluahm, hatte sich voll Schrecken in die Häuser geflüchtet. Da nahm der starke Mann ohne längeres Besinnen den blutenden Körper auf seine Arme und trug ihn, keuchend unter der Last, dem nahen Wirtshaus zur Gams zu.
An der Schwelle trat ihm bleich und traurig die Wirtin entgegen. „Ilm Gottes willen, wen bringst Du da, Doktor!"
„Einen Todwunden, dessen Leben vielleicht nur noch nach Minuten zählt. Aber mit des Höchsten Hilfe will ich versuchen, ihn zu retten."
„Giovanni Baratt»!" rief Jofepha entsetzt. „Latz thn sterben, er hat nichts Besseres verdient!"
„Was sagst Du?"
„WaS die ganze Stadt weitz, dah er den Plan der Bauern dem Feinde verraten."
„Er ist ein Mensch und bedarf unseres Mitleids." Sanft schob er die Widerstrebende zur Seite, trug den Verwundeten in das leere Gastzimmer und legte ihn auf die nächste Bank.
„Wir dürfen nicht richten, Josepha", sagte er dann, „das steht dem Himmel zu, und wenn meine schwache Hand ihm helfen kann, weiß ich, daß ich kein Unrecht thue."
Er wollte das Wams des Verletzten öffnen, um die Wunde zu finden, doch die Wirtin hielt ihn zurück.
„Hier kann er nicht bleiben. Wenn die Bauern den Verräter in meinem Hause finden, ist es unser beider Verderben."
„So muffen wir ihn verbergen. Gott yat mich für das Leben dieses Elenden verantwortlich gemacht. Willst Du, daß ich ihm ungehorsam sei? Jede Sekunde ist kostbar und ohne Verband muß er sich verbluten."
Die Wirtin wurde schwankend. „Was soll ich thun?"
„Ein gutes, hilfreiches, mitleidsvolles Weib sein, wie Du es immer warst."
Seinem bittenden Blicke widerstand sie nicht länger. „So komm', auf meiner Kammer wollen wir ihn betten, dort ist er sicher, dort sucht ihn niemand." Schnell entschlossen griff sie zu und half dem Arzt, den Verwundeten die steile Stiege hinantragen.
Als sie ihn aus das saubere Lager gebettet, zog der Doktor seine Instrumente hervor. „Die Kugel ist nicht zu finden, aber die Wunde nicht absolut tödlich. Ganz gesund wird er nie mehr werden, doch sorgsame Pflege kann ihm das Leben erhalten."
„Wäre eS da nicht besser, den Unglücklichen lieber sterben zu lassen, als ihn für ein dauerndes Siechtum zu retten?"
Ter Wundarzt sah sie erblassend an. „Das sagst Du, Sepha?"
Sie sah ihm unbefangen ins Auge. „Sollen wir einem Annen den Tod nicht gönnen, der ihn von allen Leiden erlöst? Als mein Mann im Sterben lag, hast Du selber gesagt, das Beste sei es, wenn seine Schmerzen ein schnelles Ende nähmen."
Wie ein Schaudern qualvoller Erinnerung lief es über des Doktors Züge. Sich abwendend sagte er mit dumpfer Stimme: „Wir können wohl wünschen, doch die Wünsche erfüllen darf nur Gott." Und plötzlich, wie von schwerer Seelenangst gefoltert, erfaßte er der Wirtin Hände. „Versprich mir's, Sepha, daß Du ihn pflegen willst wie einen Bruder, wie einen Sohn. Um meinetwillen thu's, ich bitte Dich!"
Sie begriff sein seltsames Benehmen nicht. „Ich will nicht denken, wer er ist. was er gethan", sagte sie nach einer Pause, „ich will mich bemühen, nur den leidenden Menschen in ihm zu sehen."
„Du sprichst ein wahrhast christlich Wort, Sepha — und auch an meiner Kunst soll es ihm nicht fehlen. Dann aber, wenn wir ihn wirklich davonbringen —"
„Dann", unterbrach sie ihn, „habe ich meine Pflicht in der Welt erfüllt und kann auch für mich den Frieden suchen."
„Was meinstDn damit?" fragte Hintercgger betroffen.
„Was ich Dir das letzte Mal schon sagen wollte", entgegnete sie ernst und ruhig. „Das Geschäft braucht einen Mann — ich kann ihm nicht vorstehen wie früher. Und was kann eine einsame kinderlose Witwe der Welt noch nützen."
Des Doktors Hände zitterten, während er dem Verwundeten den Verband anlegte. „Du bist jung und gesund, Sepha, Du wirst wieder heiraten."
„Ich dachte einmal daran", erwiderte sie leise, „aber es war ein thörichter Traum, der mm zu Ende ist. Wenn ich noch einen erwähle, so ist es der himmlische Bräutigam."
Jäh wandte er sich um. „Du, Du wolltest ins Kloster! Das kann Dein Ernst nicht sein. —"
„Es ist mein fester Entschluß." Sie wendete sich ab, denn sie fühlte, daß ihre Augen fencktt wurden.
Ein peinliches Schweigen herrschte in dem kleinen Raume, das nur die schweren Atemzüge des Verwundeten unterbrachen.
„Er schlügt die Äugen auf!" ries plötzlich der Doktor. „Jetzt, Sepha, beginnt Dein Werk. Mich ruft die Pflicht nach unten, wo andere meiner Hilfe warten. Vertrau' ans Gott, er wird noch alles zum Guten wenden, auch Dein Schicksal und meines!"
Was sollten seine Worte bedeuten? — Kopfschüttelnd blickte die Wirtin dem Arzt nach, dessen Gesicht von freudiger Zuversicht glänzte, während er hastig das Zimmer verließ. — .