ragenden Anthropologen und Urgeschichtsforschers Hos- rat Dr. Schliz-Heilbronn. Die meisten Schädel sind Originale aus Ausgrabungen in Württemberg und sind im Besitz der K. Naturaliensammlung und der K. Altertümersammlung. Einige Originale sind geliehen von den Museen Breslau und Karlsruhe. Die ältesten, der Eiszeit angehörigen Schädel, teils aus Frankreich, teils aus den Oftländern. sind in Gipsabguß aufgestellt. Der Katulog der Ausstellung enthält aus der Feder von Hofrat Dr. Schliz eine kurze Darstellung der einschlägigen Gesichtspunkte. Er zeigt, wie aus den Grundlagen der Urzeit sich die heutigen Rassen in Südwestdeutschland heraus­gebildet haben. Wer mit Aufmerksamkeit dieses Material studiert, kann sich selber überzeugen, aus welchen Grundlagen unsere heutigen Rassen hervor- gegangen sind. Es ist vorwiegend als Urrasse eine Bevölkerung voralpinen Charakters, kleinwüchsig mit rundem, kurzem Kopf und schmalem, zierlichem Langkopf. Dazu kommen in unserem Oberland Alemannen, groß und breit gebaut, und in unserem Unterland Franken, langgliedrig und schmal gesichtig«. In den Städten unserer alten Römerniederlassungen finden wir auch jetzt noch nicht selten Typen süd­ländischen und keltischen Ursprungs. Den Hinter­grund der Koje bilden die Büsten eines Kellen und eines Germanen, in der Milte steht ein neugefertigtes Modell eines der berühmtesten Fundplätze vorge­schichtlicher Menschenreste, der Ofnethöhle im Ries bei Nördlingen.

Stuttgart. 3. Juni. Wie bekannt sein dürfte, findet am Sonntag den 7. Juni, nachmittags */-3 Uhr, im Stadion der Stuttgarter Ausstellung für Gesundheitspflege auf dem Cannstatter Wasen ein repräsentatives Spiel statt zwischen der Klasse von Stuttgart und der von Karlsruhe, auf dessen Ausgang man mit Recht gespannt sein kann.

Stuttgart, 4. Juni. In den Tagen vom 3. bis 8 August findet in Leipzig auf der Buch­gewerblichen Weltausstellung eine Schwabenwoche statt, die von den in Mittel- und Norddeutschland wohnenden Schwaben in Gemeinschaft mit der Ausstellungsleitung veranstaltet wird. Es hat sich ein Ehrenausschuß einer großen Anzahl von Schwaben, die in hervorragender Stellung sind, gebildet. Eine Anzahl von Exirazügen wird die einzelnen Schwaben­vereine Mittel- und Norddeutschlands nach Leipzig bringen. Außerdem ist aber auch Vorsorge getroffen worden, daß auch von Württemberg aus Extra- züge für die interessierten Kreise abgehen, um auch die Landsleute der -Heimat in dieser Woche auf der Ausstellung zusammenzuführen. Bereits haben eine Anzahl von Korporationen der verschiedensten Berufs­stände in verschiedenen Städten Württembergs sich zusammen getan, um Extrazüge zu ermöglichen. Nähere Auskunft erteilt der wissenschaftliche Direktor der Ausstellung: Museumsdirektor Dr. Schramm, Leipzig, Buchgewerbeausstellung.

Stuttgart, 5. Juni. In Erlangen, wo sein Vater Universitätsprofessor war, lebte bis zuletzt der wmttembergische Generaloberarzt a. D. Dr. Schöl­ling. ein Enkel des Philosophen F. v. Schelling. Er hatte zuerst als Bataillonsarzt im 1. bayerischen Infanterie Regiment an dem Kriege von 1866 teil­genommen und war dann zum württembergischen Sanitätskorps übergetreten, dem er bis zum Jahre 1903 angehörte. Nunmehr ist er im 72. Lebensjahre in Bad Teplitz an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben.

Freuden st adt, 5. Juni. Wie erst nachträglich bekannt wird, ist der deutsche Kronprinz, der über die Pfingstfeiertage auf der Uebungsreise des großen Generalftabs in Baden-Baden war. am Pfingstmontag nachmittag im Automobil über denSand" hierher und wieder durch das Murgtal nach Baden-Baden gefahren.

Eßlingen a. N., 4. Juni. Der 39. Ver­bandstag des Landesverbandes derWirte Württembergs wurde heute vormittag in Kugels Saalbau durch den Vorsitzenden Alfred Weber- Bilfin ger-Stuttgart eröffnet. Namens der Stadt Eßlingen begrüßte Oberbürgermeister Dr. v. Mül­berger die Versammlung. Den Geschäftsbericht erstattete Verbandssekretär Kromer. In dem Be­richt, der im Druck vorlag, ist insbesondere darauf hingewiesen, daß gegen die örtlichen Biersteuern ent­schieden protestiert werden müsse, da die Bierbrauer die Steuer nicht übernehmen wollen und es den Wirten nicht möglich ist, sie auf die Konsumenten abzuwälzen. An die Regierung wird eine Eingabe in dieser Frage gerichtet werden. Dem von Heinrich Weber erstatteten Kassenbericht ist zu entnehmen, daß der Verband ein Vermögen von rund 22 000 Mark hat. Das Hauptreferat über dieUmgelds- frage und die Besteuerung der Auslands­

weine behandelt« Verbandssekretär Kromer. Seine Ausführungen gipfelten in zwei von ihm vorgelegten Erklärungen folgenden Inhalts:Der Landesver­band spricht sein lebhaftes Bedauern darüber aus, daß der Finanzausschuß des Landtags seit Zu­sammentritt des neuen Landtags, arso seit Iffs Jahren die Behandlung der Umgeldfrage von einer Tagung auf die andere verschiebt, ohne für diese Taktik einen stichhaltigen Grund zu haben. Der Landesverband erwartet deshalb bestimmt, daß der Landtag bei der Herbsttagung die Behandlung der Umgeldfrage in Angriff nimmt und den billigen Wünschen des Wirtsgewerbes, diese ungerechte und unzeitgemäße Steuer zu beseitigen, endlich einmal Rechnung trägt".In der Frage der Be­steuerung der Auslandsweine mißbilligt der Wirtesland aufs schärfste die Stellungnahme der württ. Staatsregierung, die in Gemeinschaft mit den Regierungen der übrigen süddeutschen Bundesstaaten den Antrag beim Bundesrat eingebracht hat, auf die verzollten ausländischen Weine auch noch die in­ländischen Steuern zu legen. Gegen jede Erhöhung der Zölle auf Auslandrweine, wie sie vom Deutschen Weinbauorrein gefordert wird, muß der Wirteftand auch im Interesse des weintrinkenden Publikums schärfsten Protest erheben". Beide Erklärungen fanden einstimmig Annahme.

Mühlacker. 5 Juni. Das gestern früh bei einer Notlandung hier beschädigte Militärflugzeug ist bereits gestern nachmittag mit den beiden Offi zieren nach Mühlhausen i. E weitergeflogen, nachdem rechtzeitig aus Darmstadt Mannschaften mit Ersatz­teilen für die beschädigten Stücke des Flugapparats eingetroffen waren.

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg. 6. Juni. (Sitzung der bürger­lichen Kollegien am 5. Juni.) Durch die Er­stellung eines Neubaus auf dem Münster wurde die Aenderung der bestehenden Baulinie und die Er­lassung einer Ortsbausatzung erforderlich. Es wurde weiterhin beschlossen, den von Hrn. Katastergeometer Linkenheil aus Schramberg gefeit gten Bebauungs­plan auf die eingemeindeten Flächen auszudehnen und ein Ortsbauftatut, das den ganzen bebau­baren Teil der Markung umfaßt, entwerfen zu lassen; beide Arbeiten wird Hr. Linken heil unter Beihilfe des Hrn. Katastergeometers Bonnet hier zur Aus­führung bringen. Die Frage der Beschaffung neuer mechanischer Feuerwehr-Auszugsleitern als Ersatz für die alte Leiter und die Bockleiter wurde dadurch entschieden, daß mit der Firma Gebrüder Bachert in Kochendorf ein Lieferungsvertrag zum Abschluß kam; darnach liefert diese Firma eine drei­teilige Leiter mit Stützen und einer Steighöhe von 16 m und eine zweiteilige Leiter ohne Stützen und mit einer Steighöhe von 11 w, beide mit la. Kugel­lagern. Nachdem noch verschiedene Verwaltungs- Angelegenheiten erledigt waren, wurde die Sitzung geschlossen.

Neuenbürg, 5. Juni. Konnte man sich der heiteren Witterung, die sich auf die lange Reihe von naßkalten Maitagen gerade noch unmittelbar vor Pfingsten eingestellt hat, allgemein erfreuen, so ver­sprach die Witterung an den folgenden Tagen, wenn an ihnen auch jeweils die Sonne erst nachmittags zum Durchbruch kam, nach und nach einen sommer­lichen Charakter anzunehmen. Man atmete bei dem herrlichen Sonnenschein in den vergangenen 2 Tagen förmlich auf und schon rüstete man sich da und dort zur Heuernte, da nun das Wiesengras wenigstens in bevorzugten Lagen, namentlich im unteren Amt, herangereift ist. Diese Freude ist rasch wieder ge­trübt worden, denn an dem heutigen Tage blieb Frau Sonne wieder aus; es vollzog sich wieder ein Wetterumschlag, der sich schon gestern am Wetterglas bemerkbar machte. Heute tat das Barometer wieder einen bedeutenden Ruck nach links und gegen Abend kam es wieder zum alten Regen bei recht kühler Temperatur (nur 7 Grad R.); die hoffnungsvollen Aussichten auf ein günstiges Heuwetter sind damit zunächst wieder zunichte gemacht. Möchte dies Wetter doch nicht lange Vorhalten und dafür nun die liebe Sonne, die für die gesamte Pflanzenwelt von nöten ist, ihre Herrschaft antreten.

Neuenbürg, 5. Juni. In den letzten Tagen hatten wir hier wiederholt Fliegerbesuch. Am Mittwoch abend gegen 7 Uhr konnte man einen Zweidecker beobachten, der von nördlicher Richtung (Gräfenhausen) her kommend, übers Tal gegen Osten weiterflog; am Donnerstag nachmittag überflog ein Luftsegler ebenfalls mit einem Doppeldecker und von gleicher Himmelsrichtung her kommend die Stadt und in beträchtlicher Höhe den Stadtwald in südwest­licher Richtung. Bei dem letzteren handelte es sich '

vermutlich um einen der Flieger, die sich als Ziel Mühlhausen i. Elf. gesetzt hatten.

Neuenbürg, 5 Juli. Im Krankenhaus ist ein 1'/- Jahre altes Kind aus Gräfenhausen. das durch einen Hafen heißen Kaffees verbrüht worden war, gestorben. In Pfinzweiler stahl ein Taugenichts, dem aus Mitleid in einem fremden Hause ein Nachtlager gewährt worden war, seinem Gastgeber den Geldbeutel mit dem beträchtlichen Inhalt und verduftete vor dem Morgengrauen.

Verbindungsstraßen zwischen Nagoldtal und Oberamt Neuenbürg. Zwei Straßenent- würfe, die für die Verbindung der Gemeinden des Oberamts Neuenbürg mit dem Nagoldtal von sehr großer Bedeutung sind, sind jetzt von den bürgerlichen Kollegien von Schwarzenberg und Kapfenhardt in Anwesenheit der Vorstände des Oberamts Neuen­bürg und der Straßenbauinspekiion Calw. Ober- amtmann Ziegele und Straßenbauinspektor Schaal, zur Ausführung beschlossen worden. Im ersten Fall handelt es sich um die Zustimmung der bürgerlichen Kollegien von Schwarzenberg zu dem Bau einer Nachbarschaftsstraße von Schwarzenberg und Bieselsberg nach Unterreichenbach mit einem Gesamtkoftenaufwand von rund 126000 Durch diese Zustimmung ist die Ausführung der Strecke, über die seit Jahrzehnten Verhandlungen schweben, endgültig gesichert. Der Bau soll baldmöglichst in Angriff genommen werden. Beiträge hiefür sind von der Staatsstraßevbauverwaltung. Forstverwaltung und den Gemeinden Oberlengenhardt und Unterreichenbach, sowie der Amtskörperschaft Neuenbürg in Aussicht gestellt. Die Straße selbst bedeutet den Anfang zu einer unmittelbaren Verbindung der Ortschaften Langenbrand und Schömberg mit Schwarzenberg und Unterreichenbach und damit ins Nagoldtal. Nach dem Beschluß der bürgerlichen Kollegien von Kapfen­hardt soll sodann die wohl allseitig bekannte Mühl­steige daselbst, die Steigungen bis zu 17°/o aufweist, mit einem Aufwand von rund 40000 durch An­legung zweier Wendeplatten gründlich verbessert werden. Die neue Straße wird nur eine Höchst- steigung von 6 o/o erhalten und vermöge ihrer Lage am Berghang zu einem der schönsten Aussichtsstraßen im Bezirk werden. Kapfenhardt selbst wird hiedurch durch eine neuzeitliche, den Verkehrsanforderungen Rechnung tragende Straße mit Unterreichenbach und dem Nagoldtal verbunden. Auch dieser Bau soll baldmöglichst in Angriff genommen und mit Beiträgen der Staatsstraßenbauverwaltung und der Amtskörper­schaft Neuenbürg erbaut werden, auch soll die Staatsforstverwaltung, die ebenfalls ein bedeutendes Interesse an der Beseitigung der verkehrshindernden Steige hat, um einen Beitrag zu dem Bau der Straße ersucht werden. (C Tgbl.)

Karteulefe« : Einführung in das Verständnis topographischer Karten. Mit diesem Titel ist die vom Württ. Schwarzwaldverein herausgegebene, von Oberfinanzamtmann Alfred Egerer, Vorstand der Topogr. Abteilung des K. Württ. Statist. Landes­amts, bearbeitete Schrift überschrieben. Das Merk­chen umfaßt 96 Seiten mit 56 Figuren im Text und einer 3farbigen Kartenbeigabe. Die Schrift ist dazu bestimmt. Jung und Alt in den Kreisen der Schwarzwaldvereinsmitglieder zum richtigen Gebrauch einer Karte anzuleiten oder die Freude am Gebrauch einer guten Wanderkarte und die Uebung darin zu erhöhen und wach zu erhalten; sie bildet damit zu­gleich ein praktisches Unterrichtsmittel für weitere Kreise und wird so ihrem Zweck in hervorragendem Maße gerecht. Jede lehrhafte Erörterung wird durch Beispiele erläutert, das Wort wird durchs Auge unterstützt. Dieses interessante und nützliche Werk, das erklärlicherweise beträchtliche Herstellungskosten verursachte, wird den Mitgliedern des Schwarzwald­vereins als Vereinsgabe dargebracht und dürfte von ihnen gewiß als willkommene Gabe dankbar aus­genommen werden. Die Vereinsleitung hofft und wünscht, daß diese neue Vereinsgabe, die in diesen Tagen den Mitgliedern mit der Juninummer unsr. Schwarzwaldvereinsblatts zugestellt wird, durch rege Benützung auch reiche Früchte trage im Verein selbst und darüber hinaus. Möge das neue, eigenartige Büchlein überall die verdiente Beachtung finden.

Letzt« Nachrichten u» TelegramML

Durazzo, 5. Juni. Der nach der Abberufung des holländischen Majors Schluyß zum Platz­kommandanten ernannte Oberstleutnant Thomson hat heute morgen über die Stadt den Belager­ungszustand verhängt. Dies erfolgte auf Beschluß des Ministerrats, der ferner beschlossen hatte, die Malissoren sofort gegen die Aufständischen ^ zu schicken, die Ausführung dieses Beschlusses aber