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88 .

Neuenbürg, Mittwoch den 3. Juni 1914.

72. Jahrgang.

Run-schau.

Der Kaiser und die Kaiserin haben das Pfingstfest im Neuen Palais bei Potsdam verbracht. Am 12. Juni gedenkt der Kaiser dem ihm persönlich befreundeten österreichisch-ungarischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand einen Besuch auf Schloß Konopischt in Böhmen abzustatten. Er folgt hierbei einer ihm schon vor einiger Zeit ge­wordenen Einladung des Erzherzogs. Mit dem Besuch in Konopischt erfüllt sich für Kaiser Wilhelm der Wunsch, die Gärten, die der Erzherzog Franz Ferdinand auf seinem böhmischen Schloß hat anlegen lassen, einmal in der Pracht der schönen Jahreszeit zu sehen. Ein derartiger Besuch im Fiühsommer war bei der letzten Anwesenheit des Kaisers in Konopischt zwischen ihm und dem Erzherzog schon besprochen worden. Einer Aufforderung des öster­reichisch-ungarischen Thronfolgers entsprechend, begibt sich im Gefolge des Kaisers der Staatssekretär, Großadmiral v. Tirpitz, nach Konopischt. Erz­herzog Franz Ferdinand ist Marinefachmann. Er hat schon vor längerer Zeit den Wunsch geäußert, die persönliche Bekanntschaft unseres Großadmirals v. Tirpitz zu machen und sich mit ihm über marine­technische Dinge zu unterhalten.

Berlin, 30. Mai. Im Bundesrat ist der Antrag des Reichstags auf Aufhebung des Je­suitengesetzes bisher nicht zur Beratung gelangt und dürfte auch, wie derTäglichen Rundschau" von unterrichteter Seite mitgeteilt wird, in abseh­barer Zeit nicht auf die Tagesordnung der zustän­digen Ausschüsse gebracht werden. Es besteht bei den verbündeten Regierungen keine Neigung, die Jesuitenfrage wieder aufzurollen. Sachsen steht übrigens auf dem Standpunkte, daß selbst im Falle die Aufhebung des Jesuitengesetzes durch das Reich erfolgen werde, Sachsen davon nicht berührt würde.

Saarbrücken, 2. Juni. Der Kronprinz und die Herren des Große» Generalstabes sind auf ihrer Besichtigungsreise im Automobil von Baden-Baden kommend, hier um 1?/- Uhr mittags eingetroffen. Die Herren werden voraussichtlich morgen früh 8 Uhr nach Metz weiterfahren.

Speyer, 2. Juni. Unter zahlreicher Beteilig­ung der Pfalz wurden heute vormittag 10 Uhr in der Vorhalle der Gedächtniskirche die von deutschen Fürsten, darunter vom Kaiser, gestifteten und von Professor Max Baumbach gefertigten Standbilder der protestierenden Fürsten auf dem Reichstag zu Speyer 1529 in feierlicher Weise enthüllt. Der Kaiser war durch den Oberpräsidenten der Rhein­provinz Frhrn. v. Rheinbaben, König Ludwig durch den Regierungspräsidenten v. Neuffer ver­treten. Ferner waren die fürstlichen Stifter durch Abgesandte vertreten.

Berlin. 2. Juni. Der Verkehr der Eisenbahnen über die Pfingstfeiertage war 25mal stärker als bisher. Die Grunewald-Rennbahn hat über 100000 ^! Einnahmen gehabt. Leider blieben die Feiertage nicht ohne Unglücksfälle auf den Seen. Es kenterten gegen 20 Ruder- und Segelboote, doch konnten die Insassen meistens gerettet werden.

Zabern, 28. Mai. Mit einer Wünschelrute wurde in der Nähe des Forsthauses bei Wildenguth Wasser entdeckt, sodaß mit Erfolg Bohrungen vor­genommen wurden. Das Bohrloch, das durch Sand­steinfelsen getrieben wurde, hat eine Tiefe von 63 Metern. Bisher mußte das Wasser für das Forst­haus aus weiter Entfernung herbeigeholt werden.

Berlin. 2. Juni. DerTribuna" zufolge hat Fürst Wilhelm von Albanien die ihm bei­gegebenen technischen Beiräte Oesterreichs und Ita­liens, Kapitän Gastaldi und Konsul Buchberger, entlassen. Die Lage des Fürsten ist nach Meldung des Korrespondenten derTribuna" ver­zweifelt. Als letzten Rettungsanker betrachtet er die Verlegung der Residenz nach Skutari. Er habe

, darüber bereits Verhandlungen mit den Mächten angeknüpft. Anscheinend handelt es sich hierbei ! wieder um eine jener italienischen tendenziösen Meld- s ungcn, die dem Fürsten seine Stellung zu erschweren s suchen.

j In der Lage imFürstentumAlbanien, wie s sie sich durch den mohammedanischen Ausstand ge- i staltet hat. ist noch keine wesentliche Veränderung zu i verzeichnen. Zwischen der internationalen Kontroll- ! kommission und den Aufständischen wird einstweilen resultatlos weiterverhandelt. Ebensowenig haben jedoch ! auch die Verhandlungen unter den Kabinetten der j Großmächte wegen eventueller Entsendung eines Teils des internationalen Besatzungskorps in Skutari nach t Durazzo bislang zu einem Ergebnis geführt. Unter­dessen verstärken Oesterreich-Ungarn wie Italien ihre ! vor Durazzo schon befindlichen Streitkräste. Ein s österreichisch ungarisches Geschwader, bestehend aus l einem Schlachtschiff und mehreren Torpedobooten,

; ist vor Durazzo angekommen, wohin auch ein aus ^ drei Kreuzern bestehendes italienisches Geschwader,

^ befehligt vom Admiral Gagri, von Brindisi aus ab- s gedampft ist. Ein kleiner Erfolg der albanischen § Gendarmerie gegenüber den Aufständischen wird aus ! Durazzo gemeldet. Derwisch Bei Elbassani, einer s der Führer der Aufständischen, ist von der Gendarmerie ! gefangen genommen und gefesselt in das Gefängnis s zu Valona gebracht worden. Ferner wurde in ! Durazzo der Polizeidirektor Rapui verhaftet, weil ! er das Gerücht verbreitet hatte, Effad Pascha werde ! in einigen Tagen zurückkebren. j Konstantinopel, 2. Juni. Der Adjutant des s türkischen Kriegsministers überbrachte heute dem ! deutschen Botschafter Frhrn. v. Wangenheim 600 ! Pfund, welche der Sultan für die Familien der 3 s Matrosen des PanzerkreuzersGöben" gespendet hat, die infolge der bei dem Brande der Taschkyschla- j kaserne erlittenen Verletzungen gestorben sind.

Reims. 1. Juni. Präsident Poincarö wohnte heute einem Bankett der vereinigten Turnvereine bei. In einer Rede lobte er ihr Werk, das vor 40 Jahren begonnen worden sei. als die Wunden Frankreichs noch bluteten. Er fügte hinzu: Neue Generationen sind seitdem gekommen, die nur die Wohltaten des Friedens gelernt haben. Aber die Geschichte ist da, um ihnen zu zeigen, daß die Nationen, die sich von einer scheinbaren Sicherheit einschläfern lassen, zu oft an Erniedrigungen oder an Niederlagen wieder aufwachen. Frankreich will aber nicht der Gefahr ausgesetzt sein, von einer fremden Macht abhängig zu werden. Es ist durch­aus friedliebend, aber es ist auch entschlossen, seine Unabhängigkeit, seine Rechte und seine Ehre zu schützen. Um diese zu verteidigen, braucht es eine Armee, die sich aus großen Effektivkräften zusammen­setzt und rasch mobilisierungsfähig ist. Es braucht auch Truppen, die gut ausgebildet, erprobt und trainiert sind. Der Turnvereinsverband stellt eine vorzügliche Vorschule für die Armee dar, zwar nicht um Frankreich Soldaten, aber um Männer von physischer und moralischer Kraft heranzubilden. Der Verband hält dem Lande die Lehren der Ver­gangenheit vor, nicht um seine Blicke bei den schweren Verlusten und tödlicher Entmutigung zu halten, son­dern um Vertrauen und Hoffnung zu gewinnen und um ein Beispiel von Willenskraft und beharrlicher Verfolgung eines Zieles zu geben. Bei der Er­wähnung der Notwendigkeit einer zahlreichen, an Strapazen gewöhnten Armee mit hoher Truppen­stärke sah der Präsident den Kriegsminister an, der ihm zustimmend zunickte.. Die Schlußsätze der Rede wurden mit starkem Beifall ausgenommen. Die Menge sang die Marseillaise. Darauf spielte die Musik auch die russische und die englische Hymne, die stehend an gehört und stark beklatscht wurden.

In Mittelitalien sind Bauernunruhen aus­gebrochen. Zwischen den Einwohnern der ländlichen Orte Sambendette und Pescina fand anläßlich

Streitigkeiten um Ackerländereien eine förmliche Schlacht statt, an welcher sich etwa 800 Bauern, teils zu Fuß. teils zu Pferde, beteiligten. Aus dem nahen Aoezzano wurden in aller Eile ein Regiment Infanterie und zwei Schwadronen herbeigerufen. Die Truppen trafen noch rechtzeitig ein, um das Schlimmste zu verhindern und die Wütenden zu zersprengen. Auf beiden Seilen der Kämpfenden gab es aber beim Eintreffen der Truppen schon mehrere Tote und eine Anzahl Verwundete.

In den Verhandlungen der Friedenskonferenz von NiagaraFalls soll nunmehr eine praktische Grundlage zur Verständigung zwischen der Union und Mexiko erzielt worden sein. Laut einer Meldung aus Niagara Falls sind die Pläne zur Schaffung friedlicher Zustände in Mexiko von der Konferenz im wesentlichen fertiggestellt und dem Präsidenten Wilson wie auch dem Präsidenten Huerta zur Billigung vorgelegt worden. Wie verlautet, handelt es sich hierbei hauptsächlich um die Ueber- tragung der Exekutivgewalt auf einen provisorischen Präsidenten der Republik Mexiko und um die Ein­setzung eines neuen provisorischen Kabinetts.

Die mexikanischen Rebellen machen sich immer wieder unnötiger Grausamkeiten in ihrer Kriegführung schuldig. In Tampico sind auf Befehl des Rebellengenerals Obrigon 35 Bundes­offiziere, welche in die Gefangenschaft der Insurgenten geraten waren, standrechtlich erschossen worden, trotz der Fürsprache des dortigen deutschen Konsuls und des amerikanischen Admirals Haward.

Das Kriegsgericht zu Tokio verurteilte im Marine­skandal den Vizeadmiral Matsumoto zu der empfindlichen Strafe von drei Jahren Zuchthaus und 409 800 Den Geldbuße. Weiter wurde Kapitän Sawasaki zu einem Jahr Zuchthaus und zu 12 500 Den Geldbuße verurteilt. Den gleichzeitig angeklagten Korvettenkapitän Suzuki sprach das Kriegsgericht frei.

Paris, 1. Juni. Die Fabrik des bekannten Industriellen Clement Bayard, der vor kurzem in Köln verhaftet wurde und durch das französische Auswärtige Amt in Berlin Beschwerde hat erheben lassen, ist durch eine große Feuersbrunst vernichtet worden. Die Montagehalle der Fabrik, in der sich etwa 200 fast fertige Automobile im Werte von 700 000 Frs. befanden, ist gänzlich eingeäschert. Nur dem raschen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu danken, daß eine daran stoßende Halle, in der sich verschiedene, von der französischen und russischen Regierung bestellte lenkbare Luftschiffe im Bau be­finden, vom Feuer verschont blieben.

Brüssel. 30. Mai. Wie vor einiger Zeit be­richtet wurde, waren am 16. Mai in Brüssel Juwelen im Werte von 300000 Frs. gestohlen worden. Der Bestohlene hat jetzt seinen Namen bekannt gegeben. Es handelt sich um den Juwelier Bissinger aus Frankfurt a. M., Arndtstraße 16. Die Juwelen bestanden aus 800 durchbohrten Perlen, die allein einen Wert von 80000 Frs. besitzen. Der Rest bestand aus Diamanten und Rubinen, die zu Ringen und anderen Schmucksachen gefaßt sind. Die von der Polizei zuletzt verfolgte Spur führt nach Paris. Die gestohlenen Juwelen sind bedauerlicherweise so gefaßt, daß sie mit größter Leichtigkeit verkauft werden können, ohne daß die Diebe befürchten müssen, Verdacht zu erregen.

Quebek, 2. Juni. Korvettenkapitän Tweedie von derEssex", der sich an der Suche nach Leichen beteiligt, hat die Ansicht ausgesprochen, daß es un­möglich ist, dieEmpreß of Jreland" zu heben und daß ihr Rumpf gesprengt werden müsse, damit die Schiffahrt nicht gefährdet werde.

Württemberg.

Stuttgarts. Juni. Am Pfingstsonntag zählte die Ausstellung für Gesundheitspflege rund 40 000 Besucher. Schon 8 Tage vorher war deren Zahl