die Berufsgenofsenschaften und das Angestellten- Verficherungsgesetz. Man konnte wieder einmal so recht sehen, wie viele Unklarheiten und Willkürlich- keiten bei diesen Behörden herrschen. Einige Herren waren in der Nahrungsmittel-Berufsgenossenschaft, wieder andere in der Bekleidungs-Berufsgenossenschaft, wieder andere in der Lagerei-Berufsgenossenschaft, so daß mehrfach Unstimmigkeiten entstanden. Ebenso wurde die Angestellten-Versicherung besprochen. Zum Schluß folgte ein sehr lehrreicher Vortrag von Hrn. Handelslehrer Möllen über amerikanische Buchführung im Hotelgewerbe. Dieselbe sei durch ihre Kürze und Uebersichtlichkeit in der Lage, schnell und genau über den Stand des Geschäfts Auskunft zu geben und jederzeit eine Handhabe der Steuer­behörde gegenüber. Dann folgte der gemütliche Teil. Hieran schloß sich die Besichtigung des Hotels Bellevue und des Sommerberges und zuletzt kam man zum Abschied noch im Hotel Post zusammen.

Calmbach, 12. Mai. Auf vergangenen Sonn­tag hatte der Bezirksverein selbständiger Hand­werksmeister für das Oberamt Neuenbürg seine Mitglieder zu einer Plenarversammlung in das Gasthaus zum Waldhorn eingeladen. Der Vorstand der Ortsgruppe Calmbach, Hr. Barth, eröffnete gegen 4 Uhr die etwas schwach besuchte Versamm­lung und erteilte dem Schriftführer Sch lütt er- Schömberg das Wort zum Verlesen des Geschäfts­berichtes. Demselben ist zu entnehmen, daß der Verein stets im Wachsen ist und bis jetzt in der kurzen Zeit seines Bestehens einen Mitgliederftand von 104 eingeschriebenen Mitgliedern zählt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der, daß der Verband württ. Handwerksmeister beschloß, seine nächste Ver­bandstagung und die Feier des 20jährigen Bestehens des Verbandes in Wildbad in größerem Stile zu begehen und jetzt schon die Werbetrommel zu recht zahlreichem Besuche zu rühren und die Tagung 1915 gleichsam zu einer Demonstration des dringend nötigen Zusammenschlusses aller Zweige des Hand­werks zu gestalte». Hierauf verlas Hr. Kassierer Schwenk den Kassenbericht, welcher ein sehr erfreu­liches Bild zeigte. Der Einnahme von 227.50 ^ steht eine Ausgabe von 103.86 gegenüber. Es

verbleibt ein Reinvermögen nach Abzug verschiedener Ausstände von 79.10 Der Vorsitzende erteilte dem Kassierer Entlastung und sprach ihm und dem Schriftführer den Dank der Versammlung aus. In den nun folgenden Neuwahlen wurden der Vorstand und Ausschuß durch Akklamation wiedergewählt. Für den sein Amt niederlegenden Kassierer wurde Hr. Gärtner Faas-Calmbach und in den Ausschuß Hr. Rohrer-Höfen neugewählt. Hiemit war der geschäftliche Teil erledigt und erteilte der Vorsitzende Hrn. Redakteur Billatty das Wort zu seinem Vortrag über: »Landesgesetzliche Regelung der Handwerkerfragen und des Submissionswesens. In 1?/rstündigem freien Vortrag beleuchtete der gewandte Redner die Schäden und Mißstände, welche im Handwerksberufe herrschen und ersuchte die Hand­werksmeister. sich fester zusammenzuschließen und den kleinlichen Konkurrenzneid beiseite zu lassen und ge­

schlossen vorzugehen, wenn es gilt, den mitunter kleinlichen Schikanen mancher Kreise zu begegnen.

(Fr Schw.)

§. Arnbach, 12. Mai. Am letzten Sonntag machte der hiesige Turnverein seinen Ausflug! nach Herrenalb, der Heimat des Hrn. Lehrer j Merz. Mit Trommelschlag und Pfeifengetön rückte die wanderlustige Turner- und Sängerschar um 6ffr Uhr morgens aus. Auch einige Damen schlossen sich an. Der Weg führte über Dennach und Dobel, wo gerastet wurde, durch das jungfrische Waldesgrün hinab ins idyllisch gelegene Gaistal und nach Herrenalb. Die herrliche Frühlingsnatur entlockie den Kehlen manch frohes Wanderlied. Im Hotel zurPost" wurde Einkehr gehalten, und das gute Essen mundete nach dem prächtigen Marsch vortrefflich. Nachdem man sich Herrenalb angesehen hatte, gings die steile Höhe hinan, Rotensol zu und hinab ins Holzbachtal zumgrünen Wald". Hatte schon der plötzlich auf­tretende starke Regen die Wandernden rasch dort gesammelt, so drängte der wiederholt beginnende Abendregen zu rascherer Heimkehr. Doch den Humor ließ man sich dadurch nicht verderben, und mit voller Befriedigung über das Erlebte zog die fröhliche Schar in den heimatlichen Gassen ein. Mit einem kräftigen Gut Heil!" ging man vonernander. An dieser Stelle möchte nicht versäumt werden, dem Musikchor und der Sängerriege des Turnvereins für ihre frisch­frohen Weisen, die beide boten, die beste Anerkennung zu zollen.

Von der oberenEnz, 11. Mai. Im August d. I. werden voraussichtlich wieder Wandervereins­floßfahrten auf der Kleinen Enz stattfinden; so u. a. vom Strombergverband des Schwäb. Alb- , Vereins, der auch im vorigen Jahre eine solche j veranstaltete. i

Bad Teinach, 13. Mai. Am Sonntag ver- ! anjtaltete der Krieger-, Männergesang- und Schwarz- > Waldbezirksverein eine wohlgelungene Autofahrt § nach den Schlachtfeldern von Weißenburg und Wörth. Die benötigten 3 Autos waren alle voll besetzt; sie waren von der Neuenbürger Gesellschaft j gestellt. Die Fahrt, die über Neuenbürg-Karlsruhe- ! Lauterburg nach Wörth ging und für welche als j Heimweg Sulz, Selz. Rastatt, Gernsbach. Herrenalb gewählt wurde, verlief in allen Teilen ganz Programm- j gemäß. Am Denkmal des 3. württemb. Jäger- ^ bataillons bei Fröschweiler wurde von dem Vorstand des Kriegervereins, Hrn. Schultheiß Schneider, ein prächtiger Kranz niedergelegt und die Teilnehmer! ermahnt, der großen Zeit von 1870 stets eingedenk ; zu bleiben. !

Calw, 14. Mai. Mit dem heutigen Krämer­markt war ein Vieh- und Schweinemarkt ver­bunden. Ihm waren zugeführt 4 Farren (290 bis 500 -/E das Paar), 40 Paar Ochsen und Stiere (5001415 ^ das Paar). 60 Kühe (290540 ^ das Stück), 40 Kälber und Jungvieh (400450 ^ das Stück), 15 Saugkälber (90120 ^ das Stück). Dem Schweinemarkt waren zugeführt 110 Läufer (5090 ^ das Paar), 414 Milchschweine (20 bis 40 das Paar). Auf dem Viehmarkt war namentlich

Fettvieh begehrt, auf dem Schweinemarkt wurde trotz schleppenden Handels fast sämtliche Ware ab­gesetzt.

Neuenbürg, 16 . Mai. Dem heutigen Schweine, markt waren 13 Stück Milchschweine zugeführt. U, das Paar wurden 3438 bezahlt.

Vermischtes.

Die Bildungsmilliarde. Die Ausgaben für die deutschen Volks-, Mittel- und höheren Schulen betrugen nach den Angaben im 34. Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich im Jahre isu etwa 377,5 Millionen Mark. Man dürfe also nicht fehl gehen, wenn man die Kosten unserer geistigen Rüstung pro Jahr auf rund eine Milliarde ver­anschlagt. Eine Bildungsmilliardel Dafür sollte aber auch 1911 ein Riesenheer von 11404000 Schüler unterrichtet werden. Die Bildungsmilliarde ruht nur zu einem Drittel etwa auf den Schultern der Einzel­staaten und des Reiches. Zwei Drittel Milliarden leisten die deutschen Gemeinden. Wahrlich ein Ruhmestitel in der Kulturgeschichte des deutschen Bürgertums, dessen unsere offizielle Regierungspolitik nicht immer eingedenk ist.

Der glücklichste Mann in Amerika. Das ist jetzt ohne Zweisrl der Expräsident Taft, denn er lebt in diesen schwierigen Zeitläuften ohne Sorgen. Sein kolossales Körpergewicht hat er, seit er der Staatssorgen enthoben ist, auf vernünftige Grenzen beschränken können, und infolgedessen war er, wie die Zeitungen kürzlich berichteten, in der glücklichen Lage, sich 37 Paar Hosen enger machen zu lassen. Die Universität Aale hat ihm eine Rechtsprofessm gegeben, die ein gutes Honorar, eine angesehene Stellung und leichte Pflichten mit sich bringt, so daß er noch Zeit findet, von Stadt zu Stadt zu reisen und Vorträge über konstitutionelles Recht zu halten. Kein Wunder,, daß die politischen Cartoonzeichner diese glückliche Lage als Motiv für ihre Bilder be­nutzen. Neulich noch sah man Mr. Taft auf solch einer Zeichnung, wie er in Herndärmeln und Pan­toffeln seine Golfschläger reinigte, während Präsident Wilson ein unglaublich schreihalsiges mexikanisches Baby versorgte.

Die größten Glocken der Welt dürften folgende sein: die von Erfurt mit 15 000. Not« Dame de Paris mit 16 000, Pauluskirche in London mit 21000, Peking mit 65 000 und Moskau mit 70 000 Kilogramm.

Schonet den Maulwurf! Er ist im allge­meinen doch ein nützliches Tier. Wo er aber, wie in Gärten, durch Aufwerfen von Hügeln unangenehm wird, sei folgendes Mittel, ihn ohne Tötung zu ver­treiben, bestens empfohlen: Wenn der Maulwurf einen Hügel aufgeworfen hat, ebne man denselben und stecke in die Laufröhre einen mit Petroleum getränkten Lappen, der Geruch vertreibt dann die Tiere. Maulwürfe zu töten, um aus ihnen Pelz­werk herzustellen, ist ein Frevel, der sich im Großen betrieben an den Feldern bitter rächt.

Das Kren; omr Sederr.

Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskümpfe.

Von Franz Wichmann.

^^0 (Nachdruck verboten.)

Seine Worte schlugen ein wie der zündende Funke in ein Pulverfaß. Tie Männer sprangen ans und griffen an ihre Messer, als sähen sie den Feind schon vor sich. Fäuste wuchteten auf den Tisch, Flüche dröhnten, schwere Füße stampften den Boden, ein wirres Geschrei erhob sich.

Nazi stand mitten im Kreis der wild Erregten und betrachtete mit freudiger Genngthuung die Wirkung seiner Rede. Verena, sagte er zu sich selbst, sei getrost, ich räche Dich und rette Dich mir, der Erde, dem Leben, dem Glück. Sie sollen zu Hunderten den Schimpf bezahlen, den einer Dir angethan!

Morgen in der Frühe holen wir die Fahne von: Latzfonser Kreuz", bestimmte, als der Lärm sich legte, Martin Rantter, dem alle ohne weiteres die Führung znerkannten, da er in den früheren Kämpfen die größte Erfahrung und den unerschrockensten Pint be­wiesen.Unser ehrwürdiger Pfarrer wird mit uns gehen und sie segnen zi a Kamvs."

Und Nazl Pomifeier soll die Fahne tragen", rief Untertbinner:er wird sie nicht verlassen."

Ich will sie halten und bewahren, wie ich die Braut an meinem Herzen hegen würde. Mein Leben gehört ihr, das schwöre ich Euch!" Und bekräftigend hob er die Rechte in glühender Begeisterung zum Himmel.

Erst lange nach Mitternacht trennten sich die sonst so nüchternen, ruhigen Männer. Still und leer war es um Nazl. Nur von Zeit zu Zeit Höne man aus dem zensei! gm Zimmer das eintönige Murmeln von Ge­beten, mit denen die gebrochene alte Frau sich ans den ernsten Tag vorbereitete, der ihr einziges Kind dem Himmel weihen sollte.

Spät hatte sich Nazl von der Magd ans ein ärm­liches Zimmer führen lassen, um dort noch einige Stunden zu rnhcn.^ Doch lange fand er keinen Schlaf) zn wild tobte der srnrni in seiner Seele.

AnS dem Halbscblnmmer, in den er zuletzt ver­fallen war, weckte ihn plötzlich ein brausendes Ge­räusch. Vor dem Hause rauschte eS wie anschwellendcs Wassergewog, ein dumpfes Sttmmengewse schwoll empor, untermischt mit dein barten Klirren und Klingen von Stahl und Eisen. Nasch sich ankleidend, stürzte Nazl ans Fenster und wart einen Blick hinaus.

Da wälzte es sich die enge Gasse ans und ab, ein buntes Getümmel, Männer und Greise, Frauen und Jungfrauen, letztere in weiße Lodenmäntel gehüllt, alle finster entschlossenen Gesichts, mit glühenden Augen, flüsternd und winkend. Und immer neue Scharen eilten herbei. Das letzte Aufgebot kam, sehnige, weiß­haarige Männer mit altertümlichen Waffen, Knütteln, Aexten und scharsgeschliffenen Sensen, ja selbst mit Wagendeichseln, Gabeln und Heurechen drohend ge­rüstet. In den gestickten Gurten steckten breite, blanke Messer, von schwarzen und grünen breitkrämpigen Hüten wehten die weißen Federn, die roten Westen leuchteten in der Morgensonne wie Blut und machten da? Bild noch bunter. Ringsum drängten sich gaffend die Kinder und mancher trotzige Bube konnte nur mit Gewalt nbgehalten werden, sich in die Reihen der Vatcrlandsverteidiger zn drängen.

Die Bauern Rantter und Unterthinner gingen ge­schäftig auf und ab, die Schar zu ordnen. Jetzt ent­blößten sich alle Häupter. Der ehrwürdige, weißhaarige Pfarrer kam daher und stellte sich an die Spitze des Zuges. Bald stand auch Nazl, der rasch die schmale, gebrechliche Stiege herabgeeilt war, unter dem Hansen.

Die Morgensonne schoß goldene Pfeile durch das tiefklare Blau des SpätherbsthimmelS; es war ein herrlicher Tag, nur zu heiß und schwül für diese sonst

schon rauhe Jahreszeit. Wie ein verborgenes Ver­hängnis lag es in den Hellen Lüften.

Langsam, unter dröhnendem Trommelschlag, vom Jauchzen der Znrückbleibenden begleitet, die an allen Fenstern und Thüren der niedrigen Hänier standen, setzte sich die Schar in Bewegung. Tann schwiegen die Trommeln, und ein paar Schwcgclpseisen begannen einen freudigen Marschrakt. Nazl berauschte der kriegerische Klang. Nur vorwärts in den Kamps, um Verena zn rächen!

Fast drei Stunden hatte der Marsch gedauert, da tauchte von fern vor den Ziehenden die Hochalpe Ritzlor ans, wv kein Baum und kein Busch mehr wuchs in der traurigen, nackten Wüste. Doch über der Oede lenckneke iegenspendend das goldene Kreuz deS Glaubens; denn hart an der Jochgrenze stand die einsame Berg­kapelle, der besuchteste Wallfahrtsort der Gegend, im Volksmnnd nur das Latzfonser Kreuz genannt.

Während der Pfarrer nach stillem Gebet in das Innere des Kirchleins trat, ließen die Führer ine kampfesfrendige Schar sich draußen im Halbkreis aus- stellen. Andachtsvolles Schweigen lag über den Harrenden und ein Atem des Friedens strich durch die haßerfüllte Menge, die Waffen senkten sich und mit zu Boden geschlagenen Blicken hielten die Männer in ge­falteten Händen die Hüte.

^etzt trat die hagere Gestalt des Geistlichen wieder über die heilige Schwelle, die gold- und rotgestickte Fahne mit dem bunten Wappen und dem Bilde der siegreichen Jungfrau, die mit uacktem Fuß die drohende Schlange zertritt, in der knochigen, leise zitternden Hand. Der Bergwind griff in die seidenen Falten und entrollte rcmichend das Banner.

. Der Pfarrer schritt gerade aus Nazl zu, der nicht wullle, wie ihm geschah, als aller Augen sich auf ihn richteten. Es war ihm, als erhalte er vom Himmel eine heilige Mission, die er mit seinem Leben be­zahlen müsse. (Fortsetzung folgt.)

Druck und Verlag der C. Meeh'schev Buchdruckerei deS EnztälerS (Inhaber G. Couradi) in Neuenbürg.

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