ex. EinHeimat"fest der Wunder» > gesellen.In der Heimat ist es schön" ..... das summt gewiß manchem durch den Kopf in diesen prächtigen Frühlingstagen, und er wandert hinaus in die Natur zu den blühenden Bäumen und durch die frischaufgrünenden Wälder und atmet die würzige, ^ vom Duft der Syringen und Maiblumen erfüllte! Luft. Wandern dürfen und wandern müssen sind j aber zwei recht verschiedene Dinge. Und manchem s fröhlichen Frühlingsbummler mag es einen Stich durchs Herz geben, wenn er auf der Landstraße den müden, schlecht gekleideten Gestalten begegnet, welche die Not auf die Wanderstraße treibt und oft ganz gegen ihren Willen darauf festhält. Wohl ihnen, wenn ihnen nach Wandermühe und Wanderschweiß ein gastliches Haus sich auftut. Dann zieht es ihnen wohl auch durch den Sinn:In der Heimat ist es schön . . . "; sie verstehen aber dann darunter das, was sieHeimat" heißen, die Herberge zur Heimat. Eine solche hat der Stuttgarter Jugend­verein. der in diesen Tagen sein 50 jähriges Jubi­läum feiern durfte, schon 1864 in der Gerberftraße 2 a gegründet, 1905 ist eine zweite dazu gekommen, Hauptstätterstraße 142. Auch ihre Insassen sollten an der Jubiläumsfreude Anteil haben. Am Jubi­läumstage wurden sie festlich bewirtet, und an diesem Abend ist von den 250 Mäunern sicher keiner hungrig ins Bett gegangen. Es war eine Lust, den Appetit zu sehen. Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter sorgten auch für höhere, frohe Genüsse, und mancher aufgetaute Bursche trug selbst nach Kräften zur fröhlichen Unterhaltung bei. Seit Errichtung der ersten Herberge haben 590 000 Wanderer für kürzere oder längere Zeit ein heimatliches Dach, gute Kost, saubere Betten und freundliche Beratung gefunden; gewiß in seiner Art auch ein wertvoller Beitrag zur Milderung und Lösung wirtschaftlicher Notstände.

(LandeSprodrtkterrbSrse Gtnttgart). Bericht vom 11. Mai. Aus dem Getreidemarkt ist in der abgelaufenen Woche eine wesentlich festere Stimmung eingetreten, trotzdem die Eruteaussichten wieder überall recht günstig beurteilt werden. Das Geschäft war lebhaft; in der Hauptsache ist gute greifbare Ware gesucht, für die höhere Preise bewilligt werden mußten. Unsere heutige Börse zeigte auch bessere Kauflust; eS kamen mehrfach Abschlüsse in russischen und amerikanischen Weizen zu stände; auch für Mais war gute Nachfrage. Mehlpreise per IVO Mogramm inkl. Sack: Mehl Nr. V: 33.25 «« biS 34.25 Nr. 1: 32.25

bis 32.75 Nr. 2 : 31.25 bis 81.75 Nr. 3: 29.75

bis 30.75 Nr. 4: 28.25 bis 27.25 Kleie 9.50 ^ bis 10. (ohne Sack netto Kasse.)

Kits StaSt, Bezirk uns Umgebung.

Neuenbürg, 11. Mai. Nach soeben einge­troffener Mitteilung findet die diesjährige Aus­hebung der Militärpflichtigen (sogen. General­musterung) in den Tagen vom 22. bis 24. Juni ds. Js. statt.

Neuenbürg, 9. Mai. (Rote-Kreuzsammlung 1914.) Nach einer Bekanntmachung des Ministeri­ums des Innern vom 5. Mai ds. Js. ist dem Ge­such deS Präsidiums des Württ. Landesvereins vom Roten Kreuz zur Förderung der aus dem Aufruf derDeutschen Vereinigungen vom Roten Kreuz" an das deutsche Volk ersichtlichen Zwecke eine Kol­

lekte im ganzen Land in der Dauer einer Woche abzuhalten, in Berücksichtigung der vorliegenden vater­ländischen Interessen entsprochen werden. Die Sammelwoche soll in die Zeit vom 8. Mai bis 1. Dezember 1914 fallen und innerbalb der einzelnen Oberämter (Rote Kreuzbezirke) örtlich gleichzeitig stattfinden; sie ist gedacht in Gestalt einer sowohl in den Häusern wie auf den Straßen und Plätzen zu veranstaltenden öffentlichen Sammlung, die Straßensammlung jedoch mit der Beschränkung, daß sie nicht über die Dauer eines Tages ausgedehnt werden darf. Ausgeführt wird sie durch ehrenamt­lich tätige Mitglieder des Roten Kreuzes voraus­sichtlich durch Hilfeleistung der Mitglieder der Frei­willigen Sanitätskolonnen, Helferinnenabteilung u. a.

Neuenbürg. 10. Mai. Zur Erleichterung des Besuchs der Ausstellung für Gesundheitspflege, die am 14. Mai. vormittags 11 Uhr in Anwesenheit des Königs, des Protektors der Ausstellung, er­öffnet werden wird, sind von der Eisenbahnverwalt­ung Fahrpreisvergünstigungen in Aussicht ge­nommen. Für die Besucher der Ausstellung werden, dem Bedürfnis entsprechend, von verschiedenen Sta­tionen aus und an noch zu bestimmenden Tagen Verwaltungssonderzüge mit Wagen 4. Klasse nach Stuttgart ausgeführt. Für die Benützung der Son­derzüge werden besondere Fahrkarten zum ermäßigten Preise von 1,75 Pfg. für den Tarifkilometer zur Hin- und Rückfahrt ausgegeben. Die Fahrkarten berechtigen mit Ausnahme des Tages der Hinfahrt, an dem auch die Rückfahrt nur im Sonderzug er­folgen darf, zur Rückfahrt innerhalb 4 Tagen. Aus­geschlossen von der Fahrpreisermäßigung sind Sta­tionen, die weniger als 40 Kilometer von Stuttgart entfernt find.

Neuenbürg. 10. Mai. Eine große Gefahr für die Wehrfähigkeit und die körperliche Entwicklung der Jugend bildet das Zigarettenrauchen. Das niederbayerische Bezirksamt Kehlheim wendet sich in einem Erlasse an die Eltern und Erzieher, der be­sagt: Auf den erst in Entwicklung begriffenen Körper jugendlicher Personen wirkt das Tabakrauchen ge­radezu wie Gift; es vermindert dort die Eßlust, bewirkt durch ungenügende Ausnützung der aufge- nommenen Speisen Blutarmut, schafft nervöse Zu­stände (Zittern. Muskelschwäche. Kopfschmerz, Seh­störungen u. a ), schließlich mangelhafte körperliche und geistige Entwicklung und Leistungsfähigkeit. Alle die genannten Schädigungen werden in erhöhtem Maße und rascher herbeigerufen beim Rauchen von Zigaretten, weil bei dieser Art des Rauchens am meisten Nikotin in den Körper ausgenommen wird und die bequeme Handhabung der Zigarette zu allzu häufigem Gebrauch derselben reizt. Angesichts solcher Schädigungen sollten alle berufenen Organe, in erster Linie natürlich die Eltern, Lehr- und Dienstherren, zur Bekämpfung der schlechten Gewohnheit Zusammen­arbeiten. Die Gemeindebehörden sollten auf die Verkäufer von Zigaretten einwirken, daß sie solche an Kinder überhaupt nicht abgeben. Das ist all­gemein beachtenswert.

Pforzheim, 11. Mai. Wie gemeldet, hatte der Verein der Fortschrittlichen Volkspartei

Das Kren; von Seben.

Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.

Von Franz Wichmann.

, (Nachdruck Verbote».)

Heilige Mutter Gottes, die Pförtnerin will das Thor sperren, die letzten Schwestern sind schon herein, ich mutz fort, Nazi, auf der Stelle; viel zu lange Hab' ich mich bei Dir verweilt!"

Sie riß sich los, nur ihre weiche Hand ruhte noch einen Augenblick mit flüchtigem Druck in der seinen.

Wir keimen Gottes Willen nicht", flüsterte sie tröstend,warten wir in Geduld, bis er uns ihn offenbart."

Er wird es, Verena, er wird es", rief Nazl der Enteilenden nachunter den tausend Kugeln in unseren Stutzen muß eine sein, die den Elenden trifft! Wenn wir gestorben sind, den Himmel; aber lebend will ich ihn ans Erden genießen mit Dir! Und Rache will ich nehmen an allen, an allen!"

Sie hörte ihn nicht mehr. Vor der dunklen Mauer droben bewegie sich etwas Weißes; es war, als ob ihm ihre Hand noch einmal winke. Dann ächzte wieder die schwere Thür die Gestalt war verschwunden.

Da stürmte Nazl davon, von seinem Haß und seiner Liebe wie ans Stnrmesflügeln getragen, ohne noch etwas zu sehen oder zu hören, immer fort durch die monderhellte Nacht, bis ihm das Licht ans den Fenstern des Sternwirtshanses wieder entgegenblinkte. Gott sei Dank, die Männer waren noch versammelt! Er wußte kaum, wie er den Weg znrückgelegt, atemlos riß er die Thür ans.

Dichter Tabaksanalm schlug ihm ans der niederen Stube entgegen. Die Männer, die hsiner gefüllten Gläsern und Krügen saßen, führten esi-rr. heftigen

Druck und Verlag der

Wortwechsel, Fäuste donnerten aus die Tische, hie und da sprang einer auf, den Stuhl gegen den Boden schmetternd, während andere die erregten Gemüter zu besänftigen suchten.

Was gehen uns die Klausencr an", ries eben der Schuster Kallehner,sie sollen sich selbst Helsen, wie wir uns auch geholfen haben. Hernach, wenn es schief geht, schieben die faulen Stadtbänche alle Schuld auf uns!"

Das ist wahr", fiel der Bauer Hinterrainer ein; wer bat anno 1797 einen Städtischen ans unseren Höhen gesehen? Sie haben sich drunten in ihren Kellern verkrochen und nachher den Franzosen ihre Unschuld beteuert."

Aber jetzt ist der Oberhäuser dabei, der meint es ehrlich und verläßt sich ans uns."

Unsere Fahne und unsere Mannschaft will er, um seinen Leuten Mut zu machen. Aber wir geben sie nicht. Mag der Feind heranfsteigen, wir werfen ihn blutig von unseren Bergen hinab; aber zu ihm hinunter gehen wir nicht!"

Der schon ergraute Bartholomä Unterthinner schlug an seine Brust, wo die goldene Ehrenmedaille hing, die er für die frühere glückliche Landesverteidigung erhalten. Ihr handelt nicht klug", sagte er,wenn die Städter auch ans uns Bauern schmähen, wir müssen ihnen zeigen, daß wir nicht an uns selbst denken, wenn das Vaterland in Gefahr ist."

Ja, das Land Tirol ist in Gefahr", ries Martin Nantter, ebenfalls einer der Kämpfer von 1797ein Schelm, wer dagegen spricht! Schon damals haben wir das Verslein gesagt:Lieber gestorben, als französisch verdorben!" und heute gilt es mehr als je."

Französisch verdorben das werden wir alle in kurzem sein, wenn wir uns nicht einmütig erheben und die Teufel ans dem Lande jagen!"

Betroffen blickten die Versammelten ans den un­erwarteten Sprecher. Die meisten erkannten ihn so­gleich.Der Nazl Pontiseser!" scholl es im Kreise,der

C. Meeh'scheo Buchdrnckerei de- EnztälerS (Inhaber G. To

I hier am 1. Mai beschlossen, das Zusammengehen mit der nationalliberaten Partei bei den kom­menden Stadtverordnetenwahlen im Juni ab­zulehnen und eigene Kandidaten aufzuftellen. Mit diesem Beschluß war aber eine große Anzahl der Mitglieder nicht einverstanden und 8 der ältesten Mitglieder des Vorstands legten ihre Armier nieder. Daraufhin fand am Samstag eine neue Versamm­lung statt, welche den Beschluß vom 1. Mai umstieß. Es wurde nun beschlossen, mit der nationalliberalen Partei und dem Bürgerverein zusammenzugeben, doch wurde der Wunsch ausgedrückt, daß möglichst keine Abmachungen mit den Konservativen einge­gangen werden sollten.

Pforzheim, 10. Mai. Neben dem neuen Melanchthonhaus" der Evang. Stadtmission am Richtersteg mit Räumen für die Jugendpflege er- halten wir demnächst auch einLutherhaus". Es ist an Stelle des allten Pfarrhofs beim Schulplatz als evang. Gemeindehaus und Pfarrwohnung erbaut worden und kostet 230 000 wovon 150 000 aus den hochherzigen Vermächtnissen der ch Frau Emma Jäger gedeckt werden können. Das neue Gemeindehaus erhält u. a. einen Saal, der gegen 700 Personen faßt. Auch hier wird der neuerdings eifriger betriebenen Jugendpflege eine schöne Stätte zur Verfügung stehen. Die Einweihung des teilweise schon in Benützung genommenen Hauses wird in Bälde stattfinden. Der Verein fürKinderschutz", der einzige bisher in unserem Lande, gab seinen 1. Jahresbericht heraus, nach welchem diese Organi­sation auf eine sehr ersprießliche Tätigkeit während ihres Bestehens zurückblicken darf. Der Verein zählt zur Zeit rund 800 Mitglieder. Die Leitung des Vereins liegt in den Händen des Hrn. Prof. Lang.

Pforzheim. 10. Mai. Als junger Lebens­retter erwies sich ein 14jähriger Knabe, der beob­achtete, wie ein 5jähriges Kind von den Umfassungs­mauern der Auerbrücke in die Nagold fiel. Sofort sprang der entschlossene Schüler die Treppe an der Mauer hinab und zog das Kind aus dem Wasser, das 1,20 m tief war.

Die Sprungschnur beim Turnunterricht kann gefährlich werden, wenn sie nicht lose aufgelegt wird. In einer Stadt ist diese Vorschrift nicht be­achtet worden. Es wurde dadurch ein Schüler schwer verletzt. Die Berechtigten haben im Wege des Pro­zesses Schadenersatzansprüche erhoben. Einzelne Schulverwaltungen haben deshalb ihre Kreisschul­inspektoren ersucht, bei den Schulrevisionen die nötigen Anweisungen zu geben. Die Vorschrift lautet, daß beim Turnunterricht die Sprungschnur lose auf die Ständer zu legen ist. An den Ständern können Schüler aufgestellt werden, um die Schnur möglichst schnell wieder aufzulegen, wenn sie heruntergefallen ist. Es ist unter keinen Umständen gestattet, daß sie die Schnur festhalten. Neuerdings sind ja fast allgemein Patent-Sprungschnüre im Gebrauch, die bei etwas stärkerem Berühren in der Mitte entzwei geht, so daß derartige Unfälle ausgeschlossen sind.

komm: vvn draußen herein, der muß wissen, ob c?' wahr ist, daß der Kaiser Frieden geschlossen."

Nazl sab nnr noch ein Ziel vor Angen, und jedes Mittel galt ihm gleich, cs zn erreichen.Klaubt nicht daran, es sind Märchen, Lng und Trag erfunden vvn Verrätern. Man hat dem Kaiser gesagt, daß mir ihn verlassen, und wenn er eS glaubt und uns anfgiebt, muß da? Land französisch werden!"

Französisch niemals, lieber den Tod!" klangen drohende Stimmen durcheinander.

Wo kommt Ihr her?" fragte Bartholomä Unter- thinner, den leidenschaftlich erregten Jüngling mit freudigen Blicken betrachtend.

Von Michael Oberhäuser Euch auszurufeu zum heiligen Kampf! Morgen um Mitternacht bricht in Klausen der Aufstand los. Villauders, Pardell, Verdings alle sind im Bunde. Nnr Ihr fehlt noch. Und Eure Fahne soll das Zeichen znm Losbrnch geben!"

Unsere Fahne!" lief cs durch die Reihen der Männer, die sich von Nazis Worten geschmeichelt suhlten.Ja, unsere Frauen haben sie sich in wackerem Kampfe verdient, sie ist unser höchste? Ehrenzeichen und bringt den Tieg."

Und die Rachel" ries Nazl mit flammenden Blicken. Sic haben nufere Frauen und Töchter entehrt in einer, in der Tochter dieses Hanfes, die Ihr alle kennt. Wißt Ihr, warum Verena ins Kloster gebt? Ihr glaubt, sie habe sich freiwillig vvn dem Fremden los­gesagt, um dem Himmel zn dienen; aber ich will Euch die Wahrheit sagen. Ter tückische Fremde war kein Italiener, ein Franzose war'?, .verkavpter Offizier, der sich erfrecht, um sie zn werben, und dann.M^ st^ in Schwachheit eingcwilligt, sie mit Hohn und Schande von sich stieß. Der feige Schurke ist drunten in der Stadt. Er darf nicht leben! Er bat unser Heiligstes, die Ehre unserer Frauen, zmn Gespött gemacht, und darum Rache für sie, Rache an dem ganzen Volk von Feiglingen und Verführern!" (Fortsetzung folgt.)

nradi) in Neuenbürg.