einem wohldurchdachten, großzügig angelegten Unter­nehmen zu tun hat, das unter den Ausstellungen der Welt seinesgleichen suchen wird. Die Ausstellung, die sich um die Gewerbehalle gruppiert und den Stadtgarten, Gewerbehallevorplatz, den Hegel- und Holzgarteriplatz und einen Teil des Hoppenlau friedhofs und damit einen Flächenraum von 60000 Quadratmeter umfaßt, ist die größte, die je in Württemberg veranstaltet worden ist Der edle Gedanke, das höchste Gut, das wir besitzen, die Gesundheit, zu pflegen, kann nicht hoch genug ge­schätzt werden; und sie wird sicherlich mit größtem Interesse und Nutzen von allen Schichten der Be­völkerung besucht werden. Außer dem massiven Gebäude der Gewerbehalle und des Hauplreftaurants im Stadtgarten, das eben erst von der Stadt mit einem Aufwand von nahezu 700000 errichtet wurde, besteht das ganze Ausstellungsgebäude aus eigens für die Ausstellung errichteten provisorischen Bauten, die unter Architekt Keuerleber zur Aussühr ung kamen und sich in vier Gruppen teiler-. Die Bauten, die in einfacher, vornehmer Architektur ge­halten sind, und auf deren praktische Inneneinrichtung das Hauptaugenmerk gerichtet ist. verursachten einen Aufwand von rund ^/s Million Mark. Durch Ver­meidung von Nebengängen kann bequem der stärkste Besuch bewältigt werden. Die volkstümliche, die wissenschaftliche und die literarische Abteilung sind in der Gewerbehalle untergebracht, während der neue hufeisenförmige Vorbau einen Teil der angewandten Hygiene und zwar die wissenschaftlichen Apparate und die Körperhyziene (Kleidung, Reinlichkeitspflege, Ernährung. Apparate für die Krankenpflege, Spiel- und Sportgeräte) aufnimmt. In der Promenade­halle, an deren . Wänden gegen die Straßenseiten Bilder ausgenommen sind, befinden sich die Kojen, in denen dieBäder und Kurorte" neben plastischen Gegenständen ihre Erzeugnisse ausgestellt haben, voran die württembergischen Bäder Mergentheim, Wildbad. Ueberkingen, Ditzenbach, das Städt. Heilbad Ludwigsburg, Lenzes Mineralbad Berg. Solbad Sulz, das preußische Bad Ems, die fürstl. Brunnen­verwaltung Jngelfingen, die verschiedenen städtischen und privaten Sanatorien und Genesungsheime, die Fremdenverkehrsvereine, der Schwäb. Albverein und der Württ. Schwarzwaldverein usw. In diesen Wandelhallen, die bis spät in die Nacht hinein ge­öffnet sind, glänzend erleuchtet und auch bei un­günstiger Witterung benützt werden können, spielt sich im wesentlichen das gesellschaftliche Leben der Aus­stellung bei Promenadekonzerten ab. Außerdem erhält der Stadtgarten, auf dessen kostbare Garten­anlagen möglichst Rücksicht genommen ist, neben dem Weinrestaurant eine Freilichtbühne. Für die prak­tische Vorführung von Körperübungen, von Turnen, Sport und Spiel, wird auf dem Cannstatter Wasen ein eigener, allen Anforderungen entsprechender Sportplatz errichtet. Diese Ausstellung nun will keine solche für Kranken- und Heilpflege bilden, viel­mehr in positivem Sinne wirken, sie will jedem zeigen, wie er leben muß und ihm die Kenntnis des eigenen Leibes und seiner richtigen Behandlung bei- bringen. Sie wird sicherlich viel dazu beitragen, das Interesse an der Gesundheitspflege zu wecken und neu zu beleben zum Wohl und zum Glück unseres Volksganzen.

Stuttgart. 9. Mai. In der gestrigen Ge­neralversammlung des sozialdemokratischen Vereins Stuttgart wurde der Abg. Westmeyer mit 715 Stimmen wiederum zum Vorsitzenden ge­wählt. Der Abg. Pflüger erhielt 427 Stimmen.

Stuttgart, 9. Mai. Die Obsternteaus­sichten sind für Aepfel andauernd günstig, der Frost hat nur an ganz vereinzelten Stellen etwas Schaden verursacht. Birnen haben teilweise stark abgeworfen, eine nachträgliche Wirkung des vor- jährigen Frostschadens. Die Kirschenernte fällt nach den bisher eingelaufenen Meldungen nicht zu reichlich aus, es wird über starken Schädlingsbefall berichtet, auch ist die Ausbildung der Früchte, wohl auch eine Nachwirkung des vorjährigen Frostschadens, oft sehr ungleich. Sehr gut sind bis jetzt die Aus­sichten für die Beerenobstsorten.

Finanzieller Wochenrückblick. DieStimmung der Börse ist immer noch schwach. Kurze Erholungs- tage lassen keine dauernde Besserung der Tendenz übrig. Auch der Kursstand hat sich im Vergleiche mit der vorausgegangenen Berichtswoche weiter er­mäßigt, obgleich die Abwärtsbewegung hin und wieder unterbrochen wurde. Die Hauptursache liegt doch wohl in der industriellen Konjunktur, besonders in der Verstimmung über die Lage des Kohlen- und Eisenmarktes und über die Schwierigkeiten in den Syndikaten, wie sie unlängst wieder durch die Aus­lassungen bei Gelsenkirchen und Phönix zu Tage

getreten sind. Auch die politische Lage hält die Unternehmungslust in Schach. Die Verschiebung der - nun seit zwei Wochen erwarteten Beratung des aus­wärtigen Etats im Reichstag und der mit Spannung erhofften großen Rede des Reichskanzlers über die auswärtige Politik fällt nachgerade auf. Die Ent­wicklung der mexikanischen Vorgänge erweckt gleich­falls andauernd Besorgnisse. Nicht einmal die viel­fältigen Fusionsgerüchte, die neuerdings wieder auf dem Bankenmarkt, namentlich über die Nalionalbank, aber auch über die Handelsgesellschaft aufgetaucht sind, vermochten eine dauernde Anregung zu bieten. Die Geldoerhältnisse sind nach wie vor ungewöhnlich flüssig. Allein die Spekulation vermag aus dieser Talsach« nur einen beschränkten Nutzen zu ziehen und wandte ihre Aufmcrksamkeii wieder hauptsächlich einigen Spezialpapieren wie Daimler oder Sloman ! Salpeter zu. Selbst die Schiffahcisakiien begannen j wieder zu fallen, weil man betürchtet, daß die Ver­ständigung der deu'.schen Gesellschaften durch eine Gegenmaßregel der englischen beantwortet werden ! könnte.

Reutlingen, 8. Mai. Der Gemeinderat hat nach Anhörung der Handwerkskammer und des Ge­werbevereins allgemeine Bestimmungen für die Ver- gebungvon städt. Arbeiten undLieferungen ausgestellt, die sich an einen Entwurf des Hoch- bauamls der Stadt Ulm anlehnen und in ähnlicher Form in Tübingen und in Stuttgart bereits ein­geführt sind. Maßgebend für den Zuschlag soll der von'Sachverständigen festzustellende angemessene Preis sein, der höhere als 10°/»ige Abgebote unberücksichtigt läßt, einen Voranschlag als Unterlage zur Offert- abgabe jedoch ausschließt. Das für Jahresreparatur­arbeiten bestehende Turnusverfahren, für das die Preise alle drei Jahre neu festgesetzt werden, wird von dieser Regelung des Submissionswesens nicht berührt.

Brackrnheim. 9. Mai. Der Brandstifter in Och send ach, der vor einigen Wochen die Ge­meinde in große Aufregung versetzte, hat sich nun­mehr dem Gericht in Heilbronn selbst gestellt. Es ist ein Schuhmachergeselle namens Fehleisen, der wegen Brandstiftung bereits 8 Jahre Zuchthaus ver­büßt hat. Er behauptet, nur fahrlässig gehandelt zu haben. Durch den Brand sind 5 Wohnhäuser und 3 Scheuern eingeäschert worden.

Döffingen. 9. Mai. Der 21 Jahre alte Goldschmied Adolf Schund von hier, der am 8. März d. I. gegen Mitternacht nach einem Streit seinen Stiefvater mit einem Taschenmesser einen Stich ins Herz versetzte, so daß der Tod nach kurzer Zeit eintrat, wurde vom Schwurgericht Stuttgart zu 8 Jahren Zuchthaus unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft, sowie 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Waiblingen, 7. Mai. Das Schöffengericht hat drei Bäuerinnen von Korb zu Geldstrafen von je 24 Mk. verurteilt und eine Jugendliche frei­gesprochen. Sie hatten der an einen dortigen Händler abgelieferten, von diesem nach Stuttgart verkauften und daselbst beanstandeten Milch Wasser zugesetzt. Die jugendliche Angeklagte machte geltend, sie habe von ihrer verstorbenen Großmutter gehört,man dürfe ja keine Milch aus dem Hause geben, ohne ihr etwas Wasser zuzusetzen".

Tuttlingen, 9. Mai. Der 18 Jahre alte Schuhfabrikarbeiter Häcker von hier, der in der Nacht zum Montag auf dem Bahnhof in Nendingen Steine in eine Einfahrtweiche einspannte und eine Papierholzrolle über eine Schienenkreuzung legte, um den Zug zur Entgleisung zu bringen, wurde nunmehr verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.

Stetten i. R, 9. Mai. Dieser Tage wurde aus Paris gemeldet, daß sich unter den am 2. Mai in dem Gefecht bei Barelfadjami Gefallenen auch ein Deutscher namens Beckle von der berittenen Kompagnie des 2. Fremden-Regiments befinde, der aus Pletten in Württemberg stamme. Es handelt sich bei dieser Meldung ohne Zweifel um den 23 jährigen Gustav Böckle Sohn des verstorbenen Seemüllers hier. Der junge Mann stand in regem Briefwechsel mit Angehörigen und Freunden und war besonders dankbar für die Uebermittlung deutscher Zeitungen. In wenigen Monaten wäre seine 5 jährige Dienst­zeit bei der Fremdenlegion abgelaufen und längst schon freute er sich auf die Rückkehr in die Heimat.

Oehringen, 9. Mai. Einer hiesigen Familie kam auf dem städtischen Wäschetrockenplatz ein nagel­neues Wasch seil samt Haspel abhanden. Das Familienoberhaupt, ein schlauer Nimrod, erließ darauf in der Zeitung eine Anzeige mit der Aufforderung zur Zurückbringung an den alten Platz innerhalb 24 Stunden, widrigenfalls den Täterder Tod notteln soll". (Ein im Hohenloheschen wohlbekannter

Ausdruck.) Daraufhin scheint es der Täter mit der ! Angst zu tun bekommen zu haben, denn andern Tags konnte sich der Besitzer im selben Blatt für die Rück­gabe seines Eigentums bedanken.

Jsny, 8. Mai. Die Stadtverwaltung hat den Bauplatz für ein württ. Handwerkererholungsheim unentgeltlich zur Verfügung gestellt und außerdem einen Zuschuß von 10 000 ^ zu dem Bau verwilligt.

Aus Staöt, Bez irk u ns Umgebung.

Neuenbürg. 10. Mai. Leider nur selten bietet sich in den Landgemeinden die Gelegenheit zu einem künstlerischen Genuß. Und immer eine schöne und edle Sache ist es. wenn sich Künstler- und Künstler­innen in den Dienst der Wohltätigkeit stellen. Em seltener erhebender Kunstgenuß wurde am heutigen Sonntag mittag mit dem vomSängerbund" Birkenfeld in der Pfarrkirche zu Birkenfeld veran­stalteten Wohltätigkeits-Konzert geboten. Außer dem etwa 100 Stimmen zählenden Männerchor selbst unter der tüchtigen, verständnisvollen Leitung seines Dirigenten Hrn. A. Kuhn von Durlach waren drei Karlsruher Künstler, nämlich Frl. Hildegard Schu­macher (Sopran), Hr. Konzertmeister Willy Eiffler (Cello) und Hr. Hans Vogel, Lehrer am Konser­vatorium (Orgel) für das Konzert gewonnen worden. Ohne allen Zweifel hatten wir in diesem Trio Musikoerständige vor uns, die ihre Partieen mit großer Meisterschaft durchzuführen verstehen. Dies gilt uneingeschränkt sowohl für die Sängerin wie auch für den Cellisten und Organisten. Das Konzert wurde vom Organisten Vogel eingeleitet mit dem ChoralLobe den Herren" und dem Präludium und Fuge e-woll von I. S. Bach. Es kamen dann im einzelnen zum Vortrag: Motette, Psalm 24, 710, durch den Männerchor, das feierliche Largo von Händel, die wundervolle Träumerei von Hubay und das erhebende reliZioso durch den ausge­

zeichneten Cellisten W. Eiffler; ferner die Sopran­soliSei stille" von Raff;Wenn die Rosen blühen, hoffe liebes Herz"; Das ^.vs verum (mit Cello und Orgel) von Mozart;Mache mich selig, o Jesu!" von A. Becker und das Gebet von F. Hiller, welch beiden letzteren wohl am meisten Anklang gefunden haben werden. Der Organist zeigte weiter seine Meisterschaft mit dem Pastorale in 4 Sätzen und der Fantasie in Z-woll, beide von I. Seb. Bach. Der Sängerbund hatte sich mit dem ewig herrlichen Beethoven-ChorDie Himmel rühmen des Ewigen Ehre" und zum Schluß des wohlgelungenen Kon­zerts mit dem ergreifenden Dankgebet von Kremser: Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten" mit dieser Auswahl seines Anteils am Konzert nicht überschätzt und brachte seine prächtigen Chöre nach jeder Richtung korrekt und in wirkungsvoller Weise zum Vortrag. Die Klangfülle des Stimmenmaterials sowohl, wie die dynamischen Schattierungen kamen zur schönsten Geltung. Der Dirigent erwies sich, dies zeigte sich deutlich, als ausgezeichneter Leiter eines trefflich geschulten Chores. Schade nur, daß es dem an Zahl so großen und an Stimmenmaterial so reichen Chor an Platz zur Aufstellung vor der Orgel fehlte, da es daselbst noch an einer genügend großen Empore mangelt; er wäre ja noch vielmehr zur Geltung gekommen. Wir wollen über dies in allen Teilen so wohlgelungene Konzert keine ins einzelne gehende Kritik schreiben, vielmehr nur das Gebotene mit kurzen Strichen zeichnen. Es war, wie schon eingangs gesagt, ein hervorragender Kunst­genuß, ein voller Erfolg der drei Karlsruher Künstler, wie des veranstaltenden Sängerbunds und seines verdienten Dirigenten. Auch der klingende Erfolz wird gewiß ein befriedigender sein, war doch das räumlich große Gotteshaus fast bis auf den letzten Platz besetzt.

Schömberg, 8. Mai. Hier herrscht eine un­gewöhnlich rege Bautätigkeit. Drei neue Gebäude sind im letzten Monat in Angriff genommen worden und weitere sollen noch folgen. Der Schulhaus­neubau ist nun auch so weit vorbereitet, daß er bis Ende dieses Monats oder anfangs nächsten Monats angefangen werden kann. Der Bauplatz hierzu wurde zu ^ 2.30 pro qm von Ochsenwirt Kusterer erworben und kommt dasselbe auf die Anhöhe gegen­über dem alten Schulhause zu stehen. Das alte, im Jahre 1888 erbaute Schulhaus soll zum Rathaus umgebaut werden. Als größeres Unternehmen beabsichtigt das Sanatorium Schwarzwaldheim einen anderen Neubau mit 150 Betten zu errichten und ist bereits ein Gelände von etwa 30 Morgen Feld und Wald hierzu angekauft. Der Kaufpreis beträgt durchschnittlich 2600 pro Morgen. Die Doktor- und Apothekenfrage geht nun ebenfalls ihrer Lösung entgegen. Elfterer hielt am 1. Mai seinen Einzug