Erscheint

Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.

Hstceis vierteljährl.: K, Neuenbürg ^ 1.35. Durch die Post bezogen: im Vrts- und Nachbar- s?ts> Verkehr 1.30. im sonstigen inländ. Verkehr ^ 1.40; hiezu je 20 -s Bestellgeld.

ULonnemkntr nehmen alle Mastanstalten and Postboten jederzeit entgegen.

Der Lnztälen.

KnZÄgsf kür Sas Lnztal unS Umgebung.

Amtsblatt wr Sen Oberamtsbezirk Neuenbürg.

Auzeigeupreks:

die 5 gespaltene Zeile oder deren Raum 12 bei Auskunstserteilung durch die Exped. 15 -s» Reklamen die 3gesp. Zeile 25

Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.

Fernsprecher Nr. 4.

75.

Neuenbürg, Montag den 11. Mai 1914.

72. Jahrgang.

Run-schau.

Berlin, S. Mai. Präsident Dr. Kämpf er­öffnet um 12 Uhr 20 Min. die Sitzung. Am Bundesratstisch ist Kriegs minister v. Falkenhayn er­schienen. Die zweite Beratung des Militäretais wird fortgesetzt bei der gestern abgebrochenen Debatte über die Mililärjustizverwaltung. Abg. Kunert (Soz.): Es ist nicht richtig, wenn gestern vom Re­gierungstisch behauptet wurde, die Soldatenmißhand­lungsfälle hätten abgenommen, wenn auch die Miß­handlungsprozesse abgenommen haben. Der strenge Arrest ist eine gesetzlich gestattete Folter. General­major Frhr. Langermann v. Erlencamp: Mit der Reform des Militärstrafrechts müssen wir warten, bis das neue Zioilstrasrecht vorliegt. Der strenge Arrest kann nicht entbehrt werden. Das Kapitel wird bewilligt. Beim Kapitel Höhere Truppen­befehlshaber führt Abg. Schmidt-Meißen (Soz.) aus, der Militärboykott werde in Sachsen noch immer aus politischen Rücksichten über Gastwirtschaften ver­hängt. Der Redner zählt darauf noch eine lange Reihe von Einzelheiten auf, trotzdem er von dem Vizepräsidenten mehrmals unterbrochen und darauf aufmerksam gemacht wird, daß noch 49 Redner ge­meldet sind. Abg. Keil (Soz.) beschwert sich über einzelne Fälle der Verhängung des Militärboykotts in Württemberg. Generalleutnant v. Grävenitz: Ob ein Verein, der die Ursache des Militärboykotts NN Hu eul-

scheiden ist Sache der Polizeibehörde. Auf Grund deren Berichts wird das Verbot von der Militär­behörde ausgesprochen. Das Kapitel wird bewilligt. Das KapitelGouverneure, Kommandanturen, Platz­majore" wird angesichts der schwachen Besetzung des Hauses und der hierzu vorliegenden Anträge abgesetzt und eine Reihe weiterer Kapitel uuter zusagender Beantwortung einzelner Wünsche erledigt. Es folgt das KapitelMannschaften". Abg. Zubeil (Soz.): Die Klagen über die Konkurrenz der Militärmusiker bestehen immer noch. Die Teilnahme der Zioil- berufsmusiker an der Festsetzung eines Einheits- Mindesttarifs durch die Militärmusiker in Berlin scheiterte an der ablehnenden Haltung des General­kommandos. Die Unterbietung der Zivilmusikkapellen durch die Miltärkapelleri stellt geradezu eine schmutzige Konkurrenz dar. Abg. Gunßer (Fr. Vp.) tritt ent­schieden im Interesse der kleinen Städte für die Militärmusikkapellen ein. Schmutzkonkurrenz werde von ihnen nicht gemacht. Abg. Zubeil (Soz.): Wir wenden uns nur gegen den Gewerbebetrieb im Umher­ziehen. Nach weiterer unerheblicher Debatte wird der Titel erledigt, ebenso der TitelBesatzung der Burg Hohenzollern". Weiterberatung Montag 11 Uhr.

Braunschweig, 9. Mai. Heute nachmittag wurde im Dom die Taufe des Erbprinzen voll­zogen. Nachdem die Fürstlichkeiten die Plätze ein­genommen hatten, wurde der Täufling aus der Burg in den Dom getragen, wo er von der Oberhof­meisterin v. d. Busche-Streithorst der Prinzessin Olga und von dieser dem Kaiser übergeben wurde. Die feierliche Taushandlung vollzog der Hof- und Domprediger Dr. v. Schwartz. Er hatte seiner Predigt die Worte Mosis 1, 12, 2 zugrunde gelegt: Ich will Dich segnen, und Du sollst ein Segen sein l" Während des Taufakts wurde der Täuflling von der Herzogin Ernst August gehalten. Er er­hielt folgende Namen: Ernst, August. Georg, Wil­helm, Christian, Ludwig, Franz, Josef, Nikolaus. Nach der Taufe fand in der Burg Dankwarderode eine Gratulationscour statt. Heute abend wurde dem Kaiser und dem Herzogspaar nach voran­gegangenem Fackelzug eine Serenade auf dem Schloß­hof dargebracht. Nach dem Vortrag zweier Lieder hielt Stadlrat v. Franckenberg eine Ansprache, die mit einem Hoch auf das Kaiser- und das Herzogs­paar schloß, das lebhaften Widerhall fand. Gegen 7 Uhr erfolgte die Rückkehr nach dem Schloß.

Hamburg, 9. Mai. Die Polizei hat eine Kontoristin verhaftet. Diese batte sich von einer Werft einen Teilplan eines Kriegsschiffes zu verschaffen gewußt und an ein französisches Nach­richtenbureau verkauft. Außerdem hat sie eine Frau zu bestimmen versucht, ihr weiteres Material zu gleichem Zweck zu verschaffen. Die Verhaftete wurde heute nach Leipzig übergeführt, wo die Ver- bandlung weaen Landesverrats noch im Laufe des Monats statifinden wird.

Die Stadl Augsburg errichtet mit 500000 Grundkapital eine Beleihungsanstalt für zweite Hypotheken zur Förderung des Kleinwohnungsbaus.

Eisenach, 9. Mai. Im Werratal und in ganz Westthüringen herrschten in der vergangenen Nacht nach vorangegangenen starken Gewittern wolken­bruchartige Regengüsse, die allenthalben großen Schaden angerichtet haben. Die Felder sind über­schwemmt und teilweise verwüstet. Die Obsternte gilt als verloren. Das Wasser der Flüsse ist be­deutend gestiegen.

Mülhausen, 9. Mai. In den höheren Lagen der Vogesen und auf dem Elsässer Belchen ist heute vormittag bei 0 Grad Schneefall eingetreten.

St. Georgen, 7. Mai. Durch verbrecherische Hand wurde heute nacht das besonders in Touristen­kreisen bekannte Gasthaus zumWaldhorn" im Stockwald vollständig ein Raub der Flammen. Der Eigentümer, Sägewerkbesitzer Beha von Unter- tirnach erleidet einen Schaden von insgesamt 28 000 Mark. Das Anwesen war schon zweimal abgebrannt und wurde 1907 neu erstellt.

' Auf die Ausführung der Erd-, Böschungs-, Mauer- und Gleisarbeiten zur Herstellung einer Straßen Verlegung und Bahnhofserweilerung im Jnnenbahnhof Diedenhofen sind 14 An­gebote eingegangen: das niedrigste lautet auf 42 758 Mark und das höchste aus mehr als das Doppelte, auf 90 832 Mark.

Catania, 9. Mai. (Telegr. an den Enztäler, 3 Uhr nachmittags). Gestern wurde Sizilien wieder von einem Erdbeben heimgesucht, das zahlreiche Opfer forderte. Es sind bereits 30 Tote und 120 Verwundete geborgen. Das Dorf Linera liegt in Trümmern, andere Ortschaften sind stark beschädigt.

Catania. 9. Mai. Das gestrige Erdbeben in Sizilien war verhängnisvoller, als die ersten Meldungen nur ahnen ließen. Bereits dreißig Tote und 120 Verwundete sind geborgen. Von dem Dorf Linera sind nur Trümmer übrig. Auch andere, am Fuß des Aelna liegende Orte sind stark beschädigt. Der Korrespondent des Secolo telegraphiert aus Acireale, die Zensur verbiete ihm, Einzelheiten der schrecklichen Katastrophe zu melden. Sicher sei, daß unter den Trümmern der beiden Orte noch sehr viele Tote und Verwundete liegen. Nicht nur Cata­nia, sondern auch die umliegenden Ortschaften, so Niverini und Bonverdo sind schwer heimgesucht worden. In dem letzter» Ort zählt man 150 Tote und 250 Verwundete. Man fürchtet, daß noch mehr Opfer unter den Trümmern begraben sind. In Guardia zählt man 40 Tote und 40 Verwundete, in Santa Maria d'Annulata 140 Tote und 120 Ver­wundete. Ebenso und zum Teil noch schlimmer sieht es in andern, vom Unglück betroffenen Ort­schaften aus. Die ganze Gegend erscheint wie ein ödes Brachfeld, viele Häuser sind in Flammen auf­gegangen. Die Ueberlebenden verlassen in kopfloser Flucht die Unglücksstelle und wenden sich dem Meer zu. Zahlreiche Abordnungen des italienischen Roten Kreuzes sind bereits eingetroffen und leisten die erste tatkräftige Hilfe; auch Feuerwehrabteilungen aus den größern Städten Süditaliens, sowie mehrere Re­gimenter Soldaten sind schon zur Stelle. Die Ver­bindungen Catanias mit den andern Städten sind vollständig unterbrochen. In ganz Italien herrscht große Bestürzung und Trauer. Die heimgesuchte

Gegend liegt am Südostabhang des Aetna und ist die volkreichste von ganz Sizilien. Schon im Jahr 1908 wurde sie bei dem Beben von Messina und Reggio schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch war damals in Catania nur Materialschaden zu beklagen.

Washington. 9. Mai. Einer offiziellen Meld­ung zufolge ist der Hafen San Louis Potosi in den Händen der Aufständischen.

Washington, 9. Mai. Aus Tampico trifft die Nachricht ein, daß zwei bedeutende Petroleum­schächte in Brand geraten sind.

Württemberg.

Zum Entwurf eines Weggesetzes erscheint von besonderem Interesse für die Schwarzwaldgegend, was der Landtagsabgordete Gaiser von Baiersbronn in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 1. Mai ds. Js. im ersten Teil seiner Rede ausgeführt hat. Dieser lautet:Der uns vorgelegte und schon lange erwartete Gesetzentwurf zu einer Wegordnung hat nicht befriedigt, da man vorher höhere Anforderungen an ihn zu stellen sich gewöhnt hatte. Der Gesetz­entwurf ist auch nicht viel besser als das, was wir seither gehabt haben, weil er dem Staat bezüglich der Aufnahme der Straßen in den Staatsstraßen« verband absolute Freiheit, vollständige Willkürlichkeit vorbehält, ebenso wie es seither auch der Fall war. Jedenfalls ist in dem Entwurf viel mangelhaftes vorhanden. Die Feststellung dieses Begriffs der öffentlichen Wege im Gesetz scheint mir etwas un­zulänglich zu sein. Ich glaube, man könnte eine Formel im Gesetz finden, in welcher das öffentliche Verkehrsbedürfnis besonders prägnant als Mittel zum Zweck zum Ausdruck käme und wonach dann die Gemeinden einen Anhaltspunkt hätten, nachzu­weisen, daß das Bedürfnis besteht und die Oeffent- lichkeit solcher Wege damit leichter erreicht werden kann. Ich möchte noch ganz besonders darauf Hin­weisen, daß die Staatsforstverwaltung und ver­einzelt auch private Forstverwaltungen es sind, die ihre Wege, welche außerordentlich notwendig und dringend für den öffentlichen Verkehr, den Nachbar­schafts- und Lokalverkehr geworden sind, einfach ab­sperren oder aber, wenn die Absperrung deshalb kaum mehr möglich ist, weil zu befürchten wäre, daß eine Selbsthilfe eintreten könnte und ein ge­wisser Machtakt sich vollziehen würde, dann einfach hergehen und Abgaben auf solche Wege legen. Es scheint mir eine ganz merkwürdige und eigenartige Behandlung der Wegöffentlichkeit zu sein, wenn ins­besondere der Staat, denn als solcher erscheint er auch als fiskalische Behörde, in aller diffizilsten und schärfsten Weise verkehrshindernd auftritt. (Sehr richtig.) Also auch hier werden wohl, was ich freudig begrüße, Mittel und Wege im Ausschuß ge­funden werden, daß derartige Erschwerungen im wirtschaftlichen öffentlichen Verkehr für die Folge nicht mehr so. wie seither, vorhanden sein werden.

Stuttgart, 8. Mai. Eine Landesobstaus­stellung ist aus Anlaß des 25jährigen Regierungs­jubiläums deS Königs in Stuttgart geplant. Der Württembergische Obstbauverein hat zu den Kosten dieser Ausstellung die erste Rate bewilligt. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde auf weitere zwei Jahre Oekonomierat Warth in Stuttgart gewählt.

Stuttgart, 9. Mai. (Ausstellung für Ge­sundheitspflege.) Heute mittag war der Presse, die in großer Zahl auch von auswärts erschienen war, unter Führung des Direktors des städtischen Ausstellungsamtes, vr. weck. Jngelfinger, Ge­legenheit gegeben, das Gelände und die Bauten, sowie die Inneneinrichtungen der Ausstellung für Gesundheitspflege zu besichtigen. Allerdings war noch vieles kunterbunt durcheinander. An allen Ecken und Enden wurde gezimmert und genagelt, überall die letzte Hand angelegt. Die Besucher aber ge­wannen sofort den Eindruck, daß man es hier mit