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Der Lnztäler.
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Neuenbürg,
Freitag de« 8. Mai 1914.
72. Jahrgang.
Run-schau.
Karlsruhe. 7. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin mit Gefolge trafen nachmittags 4'/, Uhr im Sonderzug hier ein. Das Großherzogspaar und das Prinzenpaar Max von Baden, ferner der kommandierende General des 14. Armeekorps v. Huene, der preußische Gesandte v. Eisendecher, der Amtsoorstand Seidenadel u. a. Nach herzlicher Begrüßung fuhren die höchsten Herrschaften trotz des Regens in offenen Wagen durch ein Spalier von Vereinen und Schulkindern, von jubelnden Hochrufen begrüßt, zum Residenzschloß. Am Portal des Schlosses begrüßten die Großherzogin Luise und die Hofstaaten die kaiserlichen Gäste. Nach 7'/s Uhr fuhren die Fürstlichkeiten ins Hoftheater, wo der „Fliegende Holländer" gegeben wurde.
Berlin, 6. Mai. (Reichstag.) Präsident Dr. Kämpf eröffnet um 2 Uhr 20 Minuten die Sitzung. Am Bundesratstisch: Kriegsminister von Falkenhayn. Die zweite Beratung des Militäretats wird fortgesetzt. Abg. Rogalla v. Bieberstein (kons.): Die gestrige Rede des Abg. Schulz war nicht geeignet, das Ansehen des Heeres zu fördern. Nach unserer Meinung hat das Heer genügend Fühlung mit dem Volk. Unter dem Schutz unserer Armee hat sich unser gesamtes Kultur- und Erwerbsleben in ungeahnter Weise gehoben. (Sehr richtig.) Und gerade dieser Schutz ist besonders den Arbeitern zugute gekommen. Mil Stolz sehen wir auf die glatte Durchführung unserer Wehrvorlage, die zum Staunen der ganzen Welt vor sich gegangen ist. Wir erkennen die Tätigkeit des Kriegsministers auf diesem Gebiet voll und ganz an und bringen ihm unfern Dank zum Ausdruck. Die Mißhandlungen verurteilen auch wir genau so wie Sie (nach links). Abg. Dr. Müller-Meiningen (f. Vp.): Dem Dank an die Verwaltung für die prompte Durchführung der Wehrvorlage schließen wir uns an. Das größte Lob gebührt dem deutschen Volk, das die Lasten für diese Vorlage so gern auf sich genommen hat im Interesse des Weltfriedens. Wir wünschen, daß der Kriegsminister den Kriegstreibereien pensionierter Generale und der Rüstungsindustrie entgegentritt. Zu bedauern ist, daß den Offizieren die Preßfreiheit in einer geradezu verfassungswidrigen Weise beschränkt wird. In Verbindung mit der deutschen Turnerschaft muß der Kriegsminister die Erstarkung des deutschen Volkes erstreben. Die Beseitigung des strengen Arrests ist eine außerordentlich dringende Forderung. In der Zaberner Angelegenheit hat der Reichstag nur das Recht des deutschen Bürgertums geschützt. In der Verordnung über den Waffengebrauch ist die subjektive Willkür nach dem Wortlaut ausgeschlossen. Diese Frage muß noch auf dem Wege der Gesetzgebung geregelt werden. Abg. Dr. Hegenscheidt (Reichsp.): Die schnelle Durchführung der Wehrvorlage beweist auch die hervorragende finanzielle Kriegsbereitschaft^ des deutschen Volkes. Die Wehrvorlage bedeutet einen ganz gewaltigen Fortschritt. Der Kriegsminister muß sein besonderes Augenmerk der Jugendbewegung zuwenden. Darin liegt die Zukunft unseres Volkes. (Beifall rechts.) Abg. Werner (wirtsch. Vgg.): Wenn der Abg. Dr. Müller-Meiningen wünscht, daß Juden in das Offizierskorps hineinkommen, so werden diese Leute wenig Lust dazu haben, da es andere Berufe gibt, die mehr einbringen werden. Der Kriegsminister ist überhaupt nicht in der Lage, hier ändernd einzugreifen. Das ist Sache des Offizierskorps selbst. Das Rückgrat der Armee ist ohne Zweifel das Unterosfizierskorps, für das besser als bisher gesorgt werden muß. Bei den Heereslieferungen müssen die Auswüchse des Submissionswesens bekämpft werden. Auf unser Heer können wir stolz sein. (Beifall rechts.) Kriegsminister v. Falkenhayn: Von verschiedenen Seiten ist mir die Notwendigkeit ans Herz gelegt worden, die leider immer noch vorkommenden Mißhandlungen
einzudämmen. In der Brust eines jeden Vorgesetzten lebt der Abscheu gegen dieses Vorgehen. (Bravo.) Wir alle sind bemüht, dieses Vergeben mit allen Kräften einzudämmen. Eine ähnliche Verfügung wie die meines bayrischen Amtskollegen ist von allen Korpskommandanten schon des öfteren ergangen. Sollte jemand anderer Meinung sein, so irrt er. Der Kampf gegen die systematischen Mißhandlungen wird in der Armee unaufhörlich geführt. Erst am Neujahrstage hat der Kaiser den kommandierenden Generalen in ernster Weise wieder vor Augen geführt, wie notwendig es sei, in diesem Kampf nicht nachzulaffen. Wenn in diesem Falle noch kein voller Erfolg zu verzeichnen ist, so liegt das daran, daß wir es nicht mit einer spezifisch militärischen Erscheinung, sondern mit allgemeinen menschlichen Schwächen zu tun haben. Die früheren Vorschriften über den Waffengebrauch auf Grund einer nahezu 100 Jahre alten Kabinetlsorder haben bis vor kurzem keinen Anlaß zu Ausstellungen gegeben. Aber heutzutage genügt der Welt nicht, daß eine Bestimmung sich bewährt. Sie soll allen theoretisch konstruierten Fällen angemessen sein. Ein praktischer Mangel hat sich aber herausgestellt nach der Richtung, ob sie auch im Reichsland gültig war. Infolgedessen hat der Kaiser auf Grund des ihm ausschließlich zustehenden Rechtes diese Vorschriften bearbeiten lassen. Sie ist nichts weiter als eine Zusammenstellung lang anerkannter Rechtsannahme zum Zweck der Instruktion der Militärbesehlshaber. Sie hat Geltung für Preußen und die unter preußischer Verwaltung (wie in den Reichslanden) stehenden Kontingente. Einige Bundesstaaten haben die Vorschriften so angenommen, andere noch Zusätze hinzugefügt. Die Grenzen zwischen Zivil- und Militärgewalt sind genau abgesteckt. Zum Wehrverein haben wir keinerlei Beziehungen. Zu einer feindlichen Haltung ihm gegenüber hatten wir keine Ursache, da sich unsere Forderungen zufällig decken. Im übrigen wird jeder Versuch, von irgend einer Seite Politik in die Armee und in das Offizierskorps zu tragen, unter welchen Vorwänden es auch sei. entschieden und auf das entschiedenste abgewehrt werden.
Berlin, 7. Mai. Zur zweiten Beratung des Militäretats haben die Reichstagsabgeordneten Erzberger. Gothein, Liesching. List-Eßlingen, Müller- Meiningen und Fischer-Magdeburg beantragt, die Ansätze für die Kommandanten in Karlsruhe, Darmstadt und Königstein zu streichen und für Stuttgart als Kommandanten nur einen pensionierten Offizier mit 3852 Stellenzulage an Stelle eines aktiven Offiziers mit Gehalt, Dienstzulage und Wohnungsgeldzuschuß einzusetzen.
Berlin, 7. Mai. Die Wahlprüfungskommission hat heute für die Wahl des Abgeordneten Bassermann (ntl.) in Trier-Saarbrücken Beweiserhebung beschlossen.
Durazzo, 6. Mai. Der Regierung find heute Drahtnachrichten zugegangen, wonach in Harmova, südöstlich von Tapoleni, 200 mohammedanische Albanier, die vor den Epiroten geflüchtet waren, gefangen genommen und in das benachbarte Dorf Skroda geschleppt worden sind. Dort seien sie in die orthodoxe Kirche gebracht und sämtlich gekreuzigt worden. Die Kirche sei dann in Brand gesteckt worden; albanische Gendarmen, die zwei Tage später Skroda besetzten, hätten ihr« verkohlten Leichname gefunden.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Mai. Die Königin begibt sich am Freitag abend zu kurzem Besuch nach Dessau.
Stuttgart, 7. Mai. Der König hat dem Kaufmannslehrling Hans Höhn in Tübingen, dem Mechanikerslehrling Otto Metzger in Obertürkheim und dem Unterlehrer Theodor Müller in Ebingen für die mit eigener Lebensgefahr ausgeführte Errettung eines Menschen vom Tode des Eltrinkens je die Rettungsmedaille verliehen.
Stuttgart, 6. Mai. Im Alter von 71 Jahren ist der langjährige Professor an der Technischen Hochschule, Baudirektor Robert v. Rheinhardt hier gestorben. Viele öffentliche und Privatbauten im Lande sind von ihm geschaffen worden.
Stuttgart, 6. Mai. Es ist verständlich, daß man mit einer gewissen Ungeduld darauf wartet, etwas über das Erträgnis der Wehrsteuer auch in Württemberg zu erfahren, nachdem von anderen Bundesstaaten bereits Mitteilungen vorliegen. Das „Neue Tagbl." schreibt hierüber: Wir haben jedoch schon früher darauf hingewiesen, warum man seine Wißbegierde bei uns noch etwas bezähmen muß. Württemberg ist der einzige Staat, der als Grundlage für die Berechnung der Einkommensteuer die Fassion vom 1. April 1914 bestimmte, während anderwärts entweder der 1. April 1913 oder der 1. Januar 1914 zu Grunde gelegt wurde. Es ist daher selbstverständlich, daß die Berechnungen bei uns noch nicht abgeschlossen sein können. Lediglich Vermutungen können angestellt werden, die aber nur ein sehr roh abgeschätztes Ergebnis anzudeuten vermögen. Neuerdings wird so als Erträgnis der Wehrfteuer für Stuttgart. Steuerbezirk I, 15 Millionen Mark, für Groß-Stuttgart mit Cannstatt und Unterlürkheim 18 Millionen angegeben — eine Schätzung, bei der man auf nicht unwesentliche Verschiebungen nach oben oder unten gefaßt sein muß.
Stuttgart, 5. Mai. Der Landesverband Württemberg des Deutschen Frauenvereins vom Roten Kreuz für die Kolonien hielt gestern abend unter dem Vorsitz der Gräfin Uxkull-Gyllen- band seine Hauptversammlung hier ab. Der Verband umfaßt nunmehr 5168 Mitglieder. 2 Abteilungen, Sulz und Balingen-Ebingen, wurden neu gegründet. Für den wetteren Ausbau des Königin Charlotte-Krankenhauses in Lome (Togo), der Schöpfung des Württ. Landesverbands, der im Vorjahre wiederum 44000 Mark zugewendet worden waren, wurde eine wettere erste Rate von 20 000 Mark bewilligt. Für den Neubau des Tropengenesungsheims in Tübingen wurde ein Beitrag von 1000 Mk. gegeben, ferner wurden die Unkosten für 2 Krankenschwestern im Königin Charlotte-Krankenhaus mit 2000 Mark übernommen. Vom 17. bis 20. Mai - findet hier die Hauptversammlung des Deutschen Gesamtvereins statt.
Ulm. 6. Mai. Die Königsparade über die Truppen der Standorte Ulm und Wiblingen fand heule vormittag 10 Uhr auf der Friedrichsau statt. Das Königspaar war dazu um 10 Uhr im Sonderzug hier eingetroffen. Die Parade wurde vom Kommandeur der 27. Infanteriedivision, Generalleutnant Grafen v. Pfeil, kommandiert. Nach der Parade fand Festessen im „Russischen Hof" statt.
Eßlingen, 7. Mai. Für den Neubau der Bataillonskaserne des 2. Bataillons Regiment Nr. 125 werden nunmehr die Grab-, Betonierungs- Asphaltarbetten, sowie Gebäuderegulierung im Gesamtbetrag von 43 797,05 Mk. zur Vergebung ausgeschrieben.
Heilbronn, 7. Mai. Der volksparteiliche Landtagsabgeordnete Betz wurde am letzen Samstag beim Empfang des Landtags durch den König in der Wilhelm« von einem heftigen Unwohlsein befallen, von dem er sich bis jetzt nicht wieder erholen konnte.
Hohenheim, 7. Mai. Heute früh um 5 Uhr 40 Min. 53 Sek. verzeichneten die Instrumente der Erdbebenwarte ein schwaches Nahbeben, dessen Herd etwa 400 Kilometer entfernt liegt.
Ellwangen, 7. Mai. Oberlehrer Kienzler in Jagstzell ist gestern nachmittag den Verletzungen, die ihm der Unterlehrer Kirchmaier beigebracht hat, erlegen. Zu den schweren Verletzungen war noch eine Bauchfellentzündung gekommen. Eine weitere Operation war erfolglos.