merkliche Verminderung erfahren haben und daß vielfach nach Kahlhieben Fichten angepflanzt werden, macht sich in hohen Brennholzpreisen und raschem Absatz des Brennholzes bemerkbar. Im letzten Winter wurden bei uns im Donautal überall recht hohe Preise erzielt und das Holz ging so reißend ab, daß die Holzlager auf allen Stationen vollständig geräumt sind. Ein Hauptabnehmer für unsere Hölzer ist immer noch die Schweiz. Aber auch nach dem württembergischen Unterland wird vielfach Holz verladen.

Vom Schwarzwald, 2. Mai. Ueber die Frage, ob zur Ausdehnung und Verstärkung des Leitungsnetzes vom Elektrizitätswerk Freudenstadt ein Kabel gelegt oder die bestehende Freileitung verstärkt werden soll, hat Oberingenieur Bosch-Stuttgart ein Gutachten erstattet. Der Sachverständige kommt zu dem Ergebnis, daß ein Erdkabel nicht viel teurer zu stehen kommen werde als eine Freileitung. Da die vorhandenen Leitungsträger (Dachständer) nicht mehr für eine weitere stärkere Leitung benützt werden können, müßte, um den Vorschriften zu genügen, das vorhandene Gestänge zum Teil wesentlich verstärkt werden, wodurch erhebliche Kosten entstünden, ganz abgesehen davon, daß die Freileitungen nicht dazu angetan seien, das Landschafts- und Städtebild zu verschönern. Der Sachverständige empfahl daher sowohl vom technischen als auch vom wirtschaftlichen Standpunkt aus die Legung eines Erdkabels.

(LandeSProduktenbSrse Stuttgart). Bericht vom 4. Mai. Die amerikanischen Weneukurse waren in der ab­gelaufenen Berichiswoche schwankend, dementsprechend auch die Stimmung auf dem Getreidemarkte. Im allgemeinen sind keine wesentlichen Veränderungen eingetreten: die Konsumfrags ist etwas besser und greifbare Ware bleibt gesucht, während aus spätere Lieferung keine große Unter­nehmungslust herrscht. Der in verschiedenen Gegenden niedergegangene Regen war von guter Wirkung aus den Saatenstand. An der heutigen Börse herrschte wenig Geschäft. Die Umsätze beschränkten sich auf die Deckung des not­wendigsten Bedarfs. Mehlpreise per ItO Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 33.25 bis 34.25 Nr. 1: 32.25

bis 32.75 Nr. 2: 31.25 «« bis 31.75 Nr. 3: 29.75

bis 30.75 Nr. 4: 26.25 bis 27.25 Kleie 9.50 bis 10. -4L (ohne Sack netto Kasse.)

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg, 4. Mai. (Ein rechter Frühling.) So ein schönes Frühlingswetter, wie das heurige bis jetzt verlaufen ist. haben wir lange nicht mehr gehabt. Man muß schon bis zum Jahre 1909 zurückgehen, um einen ähnlichen rechten Frühling zu finden. Vorher können die Jahre l901, 1896, 1893 und besonders 1889 als Jahrgänge mit einem ähn­lich schönen Lenz gelten. 1889 hatte bekanntlich innerhalb zweier Jahrhunderte den wärmsten Mai in Mitteldeutschland. Damals gab es vom 19. April bis Ende Mai nur ein paar Regentage und das ganze Frühjahr blieb frei von jedem Kälterückschlag.

Neuenbürg, 2. Mai. Unter den Mitteln, welche bei Verfälschung der Milch verwendet werden, wird neuerdings auch des öfteren der Natronzusatz angegeben. Unter den Milchproben, welche im vergangenen Jahre dem Stuttgarter chemischen Laboratorium zugewiesen, wurde in 24 Fällen ein solcher Natronzusatz nachgewiesen. Man mischt das Natron der Milch bei, weil dies angeblich deren Sauerwerden verhindern soll und sucht aus diese Weise sich die zeitraubende Abkühlung der Milch zu ersparen. Der angebliche Zweck soll aber durch den Natronzusatz keineswegs sicher erreicht werden.

Calw. 4. Mai. In der Nacht vom Samstag auf den Sonntag ist das Thermometer hier gegen Morgen bis auf 2 Grad unter Null gesunken. Ob­gleich die Pflanzenwelt von dem Regen am Freitag in der Hauptsache abgetrocknet war. hat der Frost doch unter der Blütenwelt ziemlichen Schaden ange­richtet. besonders in den Gärten unter den Stachel­beeren. Die Obstblüte ist hier meist noch so weit zurück, daß sie den Frost wahrscheinlich unbeschädigt überstanden hat.

Neue Hundertmarkscheine. Infolge der vielfachen Klagen über das unhandliche Format der vor etwa iffe Jahren ausgegebenen Hundertmark- Reichsbanknoten hat das Reichsbanidirektorium Vor­kehrungen für die Herstellung einer gleichwertigen neuen Note getroffen und im Einverständnis mit dem Reichsschatzamt mehrere Entwürfe von verschie­denen Künstlern eingefordert. Die Reichsdruckerei ist nun damit beschäftigt, die zur Ausführung be­stimmten Entwürfe herzustellen. Ein bestimmter Entwurf ist endgültig noch nicht i» Aussicht genom­men. Das kann erst geschehen, wenn technisch voll­

kommen fertige Entwürfe vorliegen werden. Man will verschiedene Formate ausprobieren, um ersehen zu können, welches sich am besten für den Verkehr eignet.

Höfe« a./Euz.

Reisebrief.

Frühlingsmorgen im Schwarzwald.

Ob ich's versuch, ihn euch zu schildern in seiner keuschen Schönheit? gelingen wird mir's kaum, aber trotzdem, es wird einigen lieben Bekannten Freude bereiten, darum wag ich's?

Der holde Knabe Lenz kommt nur ganz allmäh­lich auf und in die Berge, nicht wie bei uns in der Ebene zuweilen über Nacht, bis vor wenigen Tagen hatten wir noch jeden Morgen Reif. Drum ward mirdas aus den Federn finden" nicht ganz leicht, bin sonst keine Frühaufsteher«:.

Eben schlägt's sieben Uhr. Ich wandere hinein in den sonnbeschienenen Wald. Wie ein kleines Juwel, das der liebe Herrgott eben, frisch geputzt, aus seinem Schmuckkästchen genommen, liegt das Dorf, ringsum eingeschlossen von bewaldeten Bergen, im Tal, tiefblau wölbt sich der Himmel darüber. Noch weht die Luft etwas herb, drüben erscheint der Wald fast blauschwarz. Buchen, Birken, Lärchen in ihren wunderbar feinen Farbentönen und hier und da ein einzelner wie mit Schnee bedeckter Obst­baum säumen seinen Rand, nehmen ihm das Düstere und bieten dem Auge ein unbeschreiblich liebliches Bild. Ich such mirmei Plätzle", luge zwischen den breitäftigen Buchen, deren Blätter längst noch nicht alle die bräunlich glänzende Hülle gesprengt, hindurch und kann mich nicht satt sehen. Wildbad im Kleinen. Gleich einem glitzernden Band hebt sich die muntere Enz drunten von den grünen Fluren ab und rauscht ihre alte, urewige Melodie. Millionen Blumen schmücken die Wiesen, hier ist eine mit Gänseblümchen wie übersäet, dort haben sich gelbe Dotterblumen dazwischen gemischt, ohne in ihrer Be­scheidenheit zu ahnen, wie sie wirken. Die Wald­abhänge decken Anemonen und Sauerklee in so reicher Fülle, daß man aus geringer Entfernung noch meint, eine leichte Schneedecke zu sehen.

Ich bin allein auf weiter Flur, oder richtiger, im weiten Wald. Die fleißigen Bewohner des Dorfes. 1100, schaffen im Hause und dessen Nähe, wenig Viehzucht und Ackerbau treibend, Fcldfrüchte, die sie im Schweiße ihres Angesichts dem bergigen Land «bringen, reichen längst nicht für ihren Bedarf, selbst Kartoffeln kommen von außerhalb. Ein Wald­arbeiter geht mit einemGrüß Gott" an mir vorbei; einige freundlich gewechselte Worte, er wandert weiter, auch ich wende mich, weil es zu frisch zum sitzen aufmei Plätzle" ist und schreite Calmbach zu. Jetzt erhebt sich ein leises Rauschen droben in den Baumkronen, es schwillt an und wird zum Brausen, der liebe Gott geht durch den Wald. Die Vöglein zwitschern, trällern und jubilieren zur Ehre ihres Schöpfers. Darf das Menschenkind da zurückbleiben? Mein Herz beugt sich vor der All­macht des Herrn, eine Weihestunde in der Natur durchlebe ich. Nach Wintersleid und Sorgenwirf ab, Herz, was dich kränket, und was dir bange mach?', zieht es mir durch den Sinn. Alles keimt und sproßt und lebt; nein, doch nicht, das welke Laub raschelt unter meinen Schritten und raunt von der Vergänglichkeit alles Irdischen. So wenig mir dies Flüstern im ersten Augenblick gefällt, so wenig es hineinpaßt in all das blühende Leben ringsum, ich sage mir. daß es gut ist, wenn wir an das Ende erinnert werden.

Da. ganz plötzlich, während meine Gedanken so ernste Wege gehen, was grüßt aus dunklem Moos mich so herzig und traut? Veilchen sind's, nicht blasse Waldveilchen, dunkelblaue sinds', 0 , eine ganze Familie, noch eine und droben noch eine. G'schwind bin ich dabei, die holden Frühlingskinder als Sieges­zeichen mit heimzunehmen und während ich sie pflücke, steigt vor meinem geistigen Auge ein Bild aus fernen

Zeiten auf-ich sitze als jungfrisches Mädel

mit meinen Freundinnen auf der Schützenwiese in der teuren Heimat i. d. Neuem. Gründonnerstag ist's. Noch wissen wir so wenig vom Leben draußen, sind, ach, ganz glückselig im Besitz eines Veilchen­straußes. Den Duft von frischem Kuchen und eben aufgesteckten blütenweißerk Gardinen in der Nase waren wir ausgezogen; langten sie auf der Wiese nicht, dann ging's zu den alten Herren, die vor'm Tore den großen Garten besaßen, die zwar beide stets grimmig dreinschauten und die keine von uns ohne starkes Herzklopfen zu fragen sich getraute. Hatten wir unser Ziel erreicht, wie flink huschten

wir dann aus dem Bereich der. beiden Graubärt« Wir hatten unser köstlich duftendes Ostersträußchen und was das Schönste war: ohne Geld. Ja so, ich bin der Heimat so fern, die Veilchen sind schuld daß ich aus dem Text kam und obwohl die blauen Bleamle" in meiner Hand ohne Duft, ich komm' auch nicht wieder hinein. Aus den Schornsteinen steigt der Rauch lustig in die Luft, schnell berechne ich noch, wieviel arme Frauen in waldarmer Gegend sich ihr Mittagessen bei dem umherliegenden, dürren Holz kochen könnten und mein sehr geehrter Regent des Körpers, der Magen, fordert trotz aller ideellen Genüsse und Erinnerungen sein Recht. Ich steige vom Walde hernieder, reich belohnt für die verlorene Stunde Schlaf und wie ich alles Schöne imjungen" Herzen tief verborgen bewahre, so werde ich nie vergessen den herrlichen Frühlings- morgen im Schwarzwald. Emmy Lucke.

Die Bekämpfung des Hederichs mittels fekze.

; mahlenen Kainits.

! Mit dem Eintritt der wärmeren Jahreszeit be- s ginnt das Wachsen der Kulturpflanzen; aber nicht j allein die von dem Landwirt gern gesehenen, sondern s mit denselben wachsen und gedeihen auch die lln- ^ kräuter wehr als dem Landwirt lieb ist. Eines der , gefürchtetsten Unkräuter, die in dem Getreide vor- s kommen, ist der Hederich. Der Kampf gegen dieses i Unkraut ist wohl schon so lange geführt worden, als ! geackert wird. Früher wurde zur Bekämpfung des ! Hederichs Eisen- und Kupfervitriol angewendet.

. Heute jedoch ist man zu einem anderen Verfahren ; übergegangen und zwar aus folgenden Gründen: j 1. bedurfte man zur Anwendung der oben ange- . führten Bekämpfungsmittel kostspielige Spritzapparate;

2. war bei einem zu früh eingesetzten Regen das ' Mittel erfolglos und Geld und Arbeit waren ver­loren. Durch Versuche wurde festgestellt, daß fein- s gemahlener Kainit ebenfalls die Hederichpflanzen vernichtet, falls derselbe richtig angewendet wird. Zwar kann auch hier ein zu früh einsetzender Regen i den Erfolg der Arbeit zunichte machen. Aber wäh­rend bei Anwendung von Eisen- und Kupfervitriol in einem solchen Falle Zeit und Arbeit völlig ver­loren sind, bleibt das in den Boden hineinsickernde Kali den Pflanzen (bei Anwendung des Kainites) zur Verfügung und wird auf diese Weise noch aus­genützt. Bei dauernder regnerischer Witterung ist natürlich die Ausführung dieses Verfahrens nicht möglich. Der Erfolg der Arbeit hängt von der richtigen Anwendung des Kainites ab. Der feinge­mahlene Kainit (zur Bekämpfung des Hederichs wird eine besondere Marke, welche zu diesem Zwecke be­sonders fein gemahlen ist, verausgabt, man verlange deshalb bei Bedarf ausdrücklich diese Marke) wird morgens, so lange der Tau noch vorhanden ist, aus­gestreut. Der Kainit löst sich in der Taufeuchtigkeit auf und die entstehenden konzentrierten Salzlösungen können dann ihre stark wasserziehende Wirkung aus das Hautgewebe des Hederichs ausüben. Da nach­folgender Sonnenschein die welkmachende Wirkung der Kainitlösung stark fördert, wird man, wenn irgend möglich, das Ausstreuen des Kainites an Tagen vornehmen, an denen Sonnenschein zu er­warten ist. Die Bekämpfung des Hederichs muß jedoch erfolgen, so lange sich der Hederich noch in jugendlichem Zustande befindet, d. h. so lange der Hederich noch das dritte oder vierte Blatt ansetzt. Ist das Verfahren richtig durchgeführt, so wird der Hederich dadurch vollständig oder doch zum größte» Teil vernichtet, während der Hafer oder andere Ge­treidearten keinerlei Schaden erleiden, sondern im Gegenteil das Kali des Kainits dem Getreide zugute kommt. Nachstehend ein Beispiel eines Versuches bei einem Landwirt in Heimerdingen unter Aufsicht und Leitung des Hrn. Landwirtschaftsinsp. Ströbele: Das Versuchsfeld wurde in 5 Parzellen eingeteist.

Parzelle II wurde nicht behandelt,

I erhielt 38,75 KZ Kalkstickstoff III 201,5 Kainit

IV 258.3

,, V 310

je pro württ. Morgen.

Der nach Abzug der entstandenen Unkosten für die Düngemittel noch verbleibende Reingewinn gegenüber der unbehandelten Parzelle betrug bei Parzelle I 14,92 ^!, bei Parzelle III 38 bei Parzelle IV 48 ^l, bei Parzelle V 75.50 je pro württ. Morgen. Auf der Parzelle V wurde der Hederich am sichersten vernichtet. Aus diesem Beispiel ist er­sichtlich, daß es sich lohnen dürfte, einen Versuch zu Machen. I. Stoll i. M.

Druck und Verlag der C. Meeh'schcv Buchdruckerei des Enztälers (Inhaber G. C 0 Nradi) in Neuenbürg.