und der andere mit einem Kolbenschlag auf den > Kopf unschädlich gemacht.
Kosten (Posen), 5. Mai. Drei Stunden nach ihrer goldenen Hochzeit ist ein Gastwirt und seine Gattin gestorben.
Aus Bitterfeld wird gemeldet: Amtliche Vermessungen ergaben, daß das Dorf Krina im Kreise Bitterfeld der Mittelpunkt Deutschlands ist. Die Dorfgemeinde beschloß, in dem Mittelpunkte Deutschlands einen großen Gedenkstein zu errichten.
Vom Odenwald, 4. Mai. Die Froftnacht vom 1 auf den 2. Mai hat. wie sich jetzt übersehen Mt, die Baumblüte im mittleren Odenwald schwer geschädigt. Besonders die Apfelbäume, die in voller Blüte standen, haben erheblich gelitten. Auch Mira» bellen, Kirschen und Zwetschgen, die schon Frucht, ansatz hatten, sind erfroren. Von den Birnen ist ähnliches zu berichten. Nachrichten von der Bergstraße besagen, daß dort die letzten Nachtfröste den Weinbergen geschadet haben.
Trier, 4 Mai. In den Weinbergen der oberen Mosel, der Ruwer und der Saar litt die vorgeschrittene Vegetation erheblich unter der Kält e. Auch in Thüringen sollen die Obstblüten durch Nachtfrost stark beschädigt worden sein.
Primkenau, 4. Mai. In der Nacht zum Sonntag sank die Temperatur auf —3 Grad. Der Frost vernichtete die Obsternte der hiesigen obstreichen Gegend. Auch alle Gemüsearten, Erdbeeren, Flieder, sowie die jungen Triebe der Eichen und Eschen sind erfroren.
Panama, 30. April. Oberst Goethals hat beschlossen, den Schiffsverkehr durch den Panamakanal am 10. Mai beginnen zu lassen, da die Tehuantepeo Eisenbahn nach Mexiko unterbrochen ist, von wo zahlreiche Verschiffungen stattfinden.
Valparaiso(Chile), 5. Mai. Durch ein Groß- seuer wurde hier ein ganzes Häuserviertel zerstört. 40 Personen kamen in den Flammen um; gegen 100 erhielten mehr oder weniger schwere Brandwunden.
Zur Eröffnung der Juteruationaleu Ausstellung
für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig.
Am 6. Mai findet in Leipzig die feierliche Eröffnung eines der großartigsten und interessantesten Ausstellungsunternehmen der neuesten Zeit, der Welt- ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, nach der üblich gewordenen Abkürzungssitte als die „Bugra" bezeichnet, statt; der Protektor der Ausstellung, König Friedrich August von Sachsen, wird den Eröffnungs- akt persönlich vollziehen. Den Anstoß zu dem ge» rvalUgen Unternehmen hat das 150jährige Jubiläum der Königlich sächsischen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig gegeben, der Plan wurde dann vom Deutschen Buchgewerbeverein tatkräftig und verständnisvoll ausgenommen und propagiert, mit dem Erfolg, daß der Ausftellungs- gedanke bald in der gesamten zivilisierten Welt lebhaften Widerklang fand. Ueberall sagte man sich rm Ausland, daß auf dieser Weltschau, die das Btldungswesen des gesamten Erdenrunds vereinigt,
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Das Kren; von Jeden.
Erzählung aus der Zeit der Tiroler Freiheitskämpfe.
Von Franz Wichmann.
9^ (Nachdruck verboten.)
Die Wirtin geleitete den Wundarzt bis an die Straßenthift. Am Klang seiner Stimme batte sie es gesuhlt, daß er nicht die Wahrheit gesprochen, daß er nur nach einem Vorwand suchte und gehen wollte. Sie fand kein Wort des Abschieds mehr.
Als seine Schritte auf der Straße verklangen, preßte sie nn halbdunklen Hnnsgang die Hand ans das heftig klopsende Herz. Eben noch, da sie geglaubt hatte, er werde mannhaft für sie eintreten und die Beleidigung, die man ihr zugefügt, an dem frechen Burschen rächen, war ihr das Leben wieder so sonnig und schön wie in NMgeii Tagen erschienen. Nun verlor die bunte Welt, die sich einst so lachend in ihren Augen gespiegelt, motzlich allen Farbenzauber und hüllte sich in eintönig trübes Nebelgrau. Wie lange hatte sie auf die Stunde, ?Us das Wort gewartet, das ihm die Augen öffnen, das rhm Mut machen sollte. Vorhin, als sie ganz allein im Zimmer gewesen, hatte sich beides geboten. — Und da war er erst vor ihr erschrocken und dann hatte er nicht gewagt, sich ihrer anzlinehinen.
^L-ie wußte es jetzt: Der Traum war zu Ende, die Hoffnung tot., Er verstand sie nicht einmal, und sie glaubte doch oft so vieles in seinen Blicken gelesen zu haben. Konnte man denn zu alt, zn vernünftig werden, um zu lieben? Oder war es das, daß sie ein anderer Mann berührt, was sie ihm entfremdet harte? Ja, das mutzte es sein, und diese Erkenntnis tötete plötzlich allen Lebensmut in ihrer Brust. Traurig wie ein Vogel mit gebrochenem Flügel, kehrte sie, die Thräuen unterdrückend, m das Zimmer zurück. ---
Wie ein Irrlicht flackerte das bleiche Licht des Mondes wolkennmdüstert vor Nazis Schritten, doch es
die eine lebendige Geschichte der Menschheit vor dem > Auge des Beschauers aufrollt und ihn tiefen Einblick in das geistige Werden der Völker tun läßt, kein zivilisierter Staat fehlen dürfe, welcher überhaupt bemerkenswerte Errungenschaften auf dem Gebiete des Buchgewerbes und der Graphik verzeichnen könne. So haben sich denn beinahe alle Kultur- nalionen zur Beschickung der Leipziger Ausstellung entschlossen, die hierdurch ein überaus fesselndes und reichhaltiges Gesamtbild der Graphischen Kunst, von Schrift, Farbe, Druck, Buch und Papier nebst den dazugehörigen Maschinen, vom Jllustrationswesen einschließlich der Photographie und der Kinomato' graphie, vom kaufmännischen Bildungswesen, vom Studententum, von Schule und Unterricht, vom Buch« und Musikhandel, vom Zeitungswesen, von der Reklame usw. gewähren wird. Dabei wird der Besucher keineswegs nur tote Bücher und starres Material auf dieser Ausstellung sehen, sondern er wird sich auch darüber orientieren können, wie all' die verschiedenen Erzeugnisse des Buchgewerbes und der Graphik entstehen, deren Werdegang er in den zahlreichen Hallen und Jndustriegebäuden der Ausstellung genau verfolgen kann.
Die „Bugra" enihält aber in ihrer Gesamtheit außerdem noch eine Reihe von Sonderausstellungen, deren jede wiederum ein spezielles Interesse für sich beansprucht. Von ihnen seien hier erwähnt „Die Frau im Buchgewerbe", „Schule und Buchgewerbe", „Der Student", die „Sonderausftellung für das kaufmännische Bildungswesen", die „Internationale Stenographie-Ausstellung", ferner gibt es eine besondere Kolonialabteilung, eine besondere kulturgeschichtliche Abteilung und noch viele andere besondere Abteilungen. — Ihren Platz hat die „Bugra" auf dem ausgedehnten Gelände bekommen, welches sich im Südosten der Stadt Leipzig an den Füßen des grandiosen Völkerschlachtdenkmales ausbreitet und auf dem sich vergangenes Jahr bereits die Internationale Baufachausstellung, die „Iba", erhob, die jedoch von der jetzigen Ausstellung in räumlicher Beziehung noch übertroffen wird. Der Gesamtumfang des Ausstellungsgebietes der „Bugra" beträgt 400 000 gm, wovon 320 000 gm auf den offiziellen Teil, die restierenden 80 000 gm aus das Verznügungsviertel entfallen. Schon diese Ziffern lassen erkennen, daß es sich bei der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik um eine der größten Ausstellungen handelt, die es je gegeben hat, während sich mit ihr an Eigenartigkeit und Reichhaltigkeit noch kaum eine der bisherigen Weltausstellungen messen kann, es ist daher mit Sicherheit auf Millionen von Besuchern der Leipziger Ausstellung zu rechnen. Ebenso gewiß ist es, daß diese Besucherscharen auf der „Bugra" sich für ihre Erwartungen, mit denen sie dort erscheinen, aufs reichste belohnt sehen werden.
Württemberg.
Aus der Handwerkskammer Reutlingen. Der Vorstand der Kammer hielt am 28. April auf dem Ralhause in Nürtingen in Anwesenheit des Staatskommlssars Oberregterungsrat Kälber eine
wies ihm den rechten Weg hinauf zu den Höhen von Latzfons, wo er die Wahrheit hören mußte. Was war geschehen, feit er in der Fremde geweilt? Verena glücklich zu wissen, auch mit einem anderen, das konnte er ertragen, weil er sie wahr und innig liebte. — Aber Glückliche gingen nicht ins Kloster, wo nur Vergessen des Unglücks zu finden war. Wie Neue stieg es in ihm auf, daff er gegangen. Vielleicht hätte alles noch anders werden können. Und war es denn wirklich jetzt zu spät?
Zu seiner Rechten tauchte in der sturmdurchheulten Nacht wie ein riesenhafter Grabhügel der schroffe Fels von Geben auf. Dort auf der steilen Höhe reckten sich die finsteren, hohen Mauern, hinter denen sein Glück ewig begraben sein sollte, in die Nacht. Er konnte den Anblick wie den Gedanken nicht ertragen und wandte die geröteten Augen zur Seite.
Da lageiidüster im blassen Mondesstrahl die rauchgeschwärzten Ruinen des Schlosses Branzoll, das vor mehr als hundert Jahren durch des Feuers Wut zerstört und seither nicht mehr aufgebaut war. Nur noch ein viereckiger, breiter, fester Turm erhob sich über das graue Gemäuer.
Wie Schatten glitt es um ihn her. Waren es Geister, die hier ihr nächtliches Wesen trieben? Nazi war keine furchtsame, abergläubische Natur, aber doch drängte es ihn, sich einen Augenblick hinter einem Manerrest zu verbergen, um zu sehen, ob die Gestalten nur Trugbilder seiner erregten Phantasie waren.
Nein, er hatte sich nicht getäuscht: es waren Menschen, die geheimnisvoll, emsig, lautlos arbeiteten, junge Burschen mit federgeschmückten Hüten und geröteten Gesichtern. Die einen hoben Steine auf und besserten die verfallenen Mauern ans, andere hackten und gruben und häuften die ansgeschanfelte Erde zu einem dunklen Wall empor. Daneben war eine Gruppe von Frauen beschäftigt, spitze Pfähle in den Boden zu rammen, einen Verhack von Reisig, Dornen und Holztrümmern anzulegen. Und das alles ging in unheimlichem, grausem Schweigen vor sich. Kein Zweifel, die
Sitzung ab. die sich insbesondere mit der Förderung der im nächsten Jahre stattfindenden Ausstellung „Das deutsche Handwerk Dresden 1915" befaßte. Angesichts der Tatsache, daß es sich bei dieser Ausstellung um die größte Kundgebung des deutschen Handwerks seit allen Zeiten handelt, ist die Kammer bereit, den Wünschen der Ausstellungsleitung in weitgehendstem Maße entgegenzukommen. Soweit sich einzelne Handwerkszweige des Kammerbezirks an der Ausstellung beteiligen, will einmal die Kammer selbst sie finanziell unterstützen, andererseits soll an die K. Staatsregierung im Benehmen mit den drei Schwesterkammern die Bitte um finanzielle Förderung gerichtet werden. Weiter wird die Kammer mit den Handelskammern Reutlingen. Rottweil und Calw Fühlung nehmen zwecks Beteiligung derjenigen Industrien. die dem Handwerk Rohstoffe, Werkzeuge und Maschinen liefern. Bezüglich der Zeichnung zum Garantiefonds soll mit den drei Schwesterkammern eine Vereinbarung getroffen werden. — An die Reichstagsabgeordneten des Kammerbezirks wird das Ersuchen gerichtet, die Eingabe des deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags betr. Einschränkung der Wanderlager zu unterstützen, da die Mißstände im Schwarzwaldkreis besonders groß sind. — Ab» lehnend verhält sich die Kammer gegenüber dem Wunsche der Rechtskonsulenten, ihnen wie dem Hand» werk die Errichtung von Zwungsinnungen zu gestatten. — Gegenüber dem Vorschläge des K. Medi- zinalkollegiums für die Betäubung der Schweine zukünftig nur Schlagbolzen oder Bolzenschußapparate zuzulaffen, verhält sich der Vorstand angesichts der Sachverständigengutachten ablehnend.
Heidenheim, 4. Mai. Dem Verleger und Redakteur des Amtsblatts „Der Grenzbote", Hrn. Friedrich Rees, der am 1. ds. Mts. sein ^jähriges Jubiläum als Verleger und verantwortlicher Redakteur des Blattes feiern konnte, sind aus diesem Anlaß zahlreiche Glückwünsche dargebracht worden. Im Namen der Stadt Heidenheim gratulierte Oberbürgermeister Jäckle, der dem Jubilar für die Förderung städtischer Interessen herzlich dankte, ebenso Oberamtmann Dr. Springer, der die Glückwünsche des K. Oberamts uns des Bezirksrats übermittelte mit dem Ausdruck wärmster Anerkennung für die Art und Weise wie der Redakteur und Verleger des Amtsblatts seiner nicht leichten Aufgabe gerecht geworden sei. Während seiner 25jährigen Tätigkeit als Amtsblattverleger hatte der Jubilar mit fünf Oberamtsvorständen zu arbeiten.
Leonberg, 4. Mai. Auch hier gab es in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag einen empfindlichen Frost, der an den Bäumen, die noch nicht verblüht hatten, ziemlich viel Schaden anrichtete. Im Laufe des gestrigen Tages zeigte sich an den Blüten jene verhängnisvolle rostbraune Farbe, an der zu erkennen ist, daß die Hoffnungen auf die Obsternte an jenen Bäumen auch dieses Jahr vergeblich waren. In den Weinbergen scheint die bis 3 Grad unter Null gesunkene Temperatur weniger Schaden angerichtet zu haben.
Tuttlingen, 2. Mai. Der Umstand, daß die Buchenwälder in den letzten Jahrzehnten eine
Landesvcrteidiger waren in der Stille am nächtlichen Werke, mn hier den Weg, der auf die freien Höhen und znm Klos«r führte, zu versperren.
Ein Gefühl von bitterem Haß und grimmigem orn glühte aufs neue in Nazl Pontimers Brust auf. uch er, der Verena bethört, mar ja ein Fremder, ein Landesfeind und jede Schuld an ihrem Unglück fiel auf ihn zurück. Am liebsten Härte er seinen Weg unterbrochen und bei dem nächtlichen Bau der Schanzen mitgeüolfen: doch erst mußte er den bitteren Kelch der Wahrheit bis zur Neige leeren und alles erfahren. Unbemerkt verlieh er jciu Versteck und wauderte, die schäumenden Wasser des Thinnerbnchs in wilder Felsen- schlncht zur Seite, seinem Ziel entgegen.
Eine ferne Uhr schlug die zehnte Stunde, er kannte den Klang, den dumpfen, grabesschaurigcn Ton der Glocke von St. Jakob, der ihn als Kind so oft erschreckt. Und deutlich glaubte er den weißen Turm Herüberschimmern zu tehen — wie einen spitzen Finger, der mahnend zum Himmel wies.
Jetzt lag es vor ihm, fein Heimatsdorf Latzfons, vereinzelte Häuser, armselig und klein, wie Schwalbennester an den steilen Fels gebaut, mit Holzschindeln gedeckt und die Dächer mit schweren Steinen belastet, damit sie die Gewalt des Smrmes uichr davonsühre.
Er kannte jede einzelne der niederen Hütten. — Dort, das einzige größere Haus, daS sich freier und stolzer über die anderen erhob, war der „Silberne Stern": sein eigenes Elternhaus lag ihm gegenüber, klein und flach, wie erdrückt von dem Wagnis, sich unter den überhängenden Felsen hingeschmiegt zu haben. Nazls Eltern waren längst tot, das Hans in fremden Händen.
Aus den Fenstern des Gasthauses blitzte noch Licht und verworrenes Stimmengeiösc schallte heraus. Das war eine Seltenheit in dem stillen Bergdorf: denn nur an Feiertagen pflegte der Wirt einige Gäste bei fick zn sehen. Offenbar hatten sich die Bewohner zn einer wichtigen Beratung versammelt. (Fortsetzung folgt.)