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Neuenbürg, Montag den 4. Mai 1914.

72. Jahrgang.

Ru nSic hau.

Karlsruhe, 2. Mai. Nach Mitteilung des großherzoglichen Geheimen Kabinett» wird das Kaiserpaar auf der Rückreise von Korfu Donners­tag, den 7. Mai, nachmittags 4.30 Uhr. zum Besuch der großherzogiichen Herrschaften hier ein- treffen und Freitag, den 6. Mai, spät abends nach Braunschweig abreisen.

Berlin, 3. Mai. DieNorddeutsche All­gemeine Zeitung" schreibt in ihrer Wochenrund' schau: In Vertretung des zu allgemeiner Freude rasch genesenden Kaisers und Königs Franz Josef hat der Erzherzog Thronfolger die in Budapest ver­sammelten Delegationen mit einer Thronrede begrüßt, die eine wesentliche Entspannung der inter­nationalen Lage feststellen konnte. Hierzu hat Graf Berchtold im auswärtigen Ausschuß in einem sehr sorgfältigen und umsichtigen Expos« die näheren Ausführungen gegeben. Ohne Ueberschwang, aber mit klarer Betonung der friedefördernden Momente schilderte Graf Berchtold die Beziehungen der öster­reichisch-ungarischen Monarchie zu den Balkanstaaten, wie die Entwicklung der gesamten internationalen Lage. Auch da, wo das ^posö sich mehr auf eine andeutende Darstellung beschränkte, entnimmt man ihm wertvolle Hinweise zur Beurteilung der poli­tischen Vorgänge und Tendenzen. Der ruhige Grundzug der von Graf Berchtold vorgetragenen Auffassung entspricht den auch in anderen Hauptstädten des Kontinents von den Leitern der politischen Geschäfte vertretenen Anschauungen. Daß sie keinen Staat von wachsamer Beobachtung und steter Energie bei der Vertretung der eigenen Interessen entbinden, hat Graf Berchtold am Schluß seines Exposes nach­drücklich ausgesprochen.

Berlin, 1. Mai. Nach Berliner Blättermeld­ungen wird die Kaiserparade des 7. Armeekorps am 5. September und die Les 8. Armeekorps am 8. September ftattfinden. Die erste findet bei Münster, die zweite bei Koblenz statt.

Berlin, 2. Mai. Wie eine hiesige Korrespon­denz anscheinend halboffiziös mitteilt, können aus verschiedenen Gründen die endgültigen Ergebnisse des einmaligen außerordentlichen Wehrbeitrags frühestens im Spätsommer vorliegen. Immerhin ließen die aus einer Reihe von Großstädten und Landkreisen bisher bekannt gewordenen Ziffern der voraussichtlichen Wehrbeitragseinnahme einen einiger­maßen zuverlässigen Schluß wenigstens insoweit zu, als mit einem Ueberschuß von mindestens 200 Millionen Mark über die ursprüngliche Ertrags­schätzung von 1000 Millionen Mark hinaus gerechnet werden dürfe, wobei auch ein Abzug von 5^/« für die nicht eingehenden oder zurückzuzahlenden Beträge in Ansatz gebracht sei. Auf Grund dieser Annahme, zu der sich die Reicksfinanzverwaltung bekennt, würden sich für die Gestaltung der Finanzlage des Reichs günstigere Aussichten eröffnen.

Karlsruhe, 2. Mai. Einer halbamtlichen Mitteilung zufolge ist die Veranlagung zum Wehrbeitrag im Großherzogtum Baden in der Hauptsache vollzogen. Das Gesamtwehrbeitrags­aufkommen beläuft sich auf 31.2 Millionen und wird sich unter Berücksichtigung einer kleinen Zahl noch nicht erledigter Fälle auf etwa 32 Millionen erhöhen. In der Vorlage der Reichsregierung an den Reichstag waren als auf Baden entfallend nach der Bevölkerungszahl 32 bis 33 Millionen errechnet worden, so daß das tatsächliche Ergebnis dieser Schätzung ziemlich nahekommt. Das Wehrbeitrags­ergebnis der fünf größten Städte Badens ist folgendes: Mannheim 8.9. Karlsruhe 4,1, Freiburg 3.5, Heidel­berg 2.8, Pforzheim 1.8 Millionen, so daß diese Städte über Zweidrittel des auf Baden entfallenden Wehrbeitrages aufbringen.

Berlin, 1. Mai. Die englische Heeres­verwaltung hat soeben, wie dieTägl. Rundsch."

meldet, einen bedeutenden Auftrag an deutsche Flugzeugfabriken gegeben. Die deutschen Flug­zeugwerke in Leipzig, die kürzlich bei einer Prüfung von Marineflugzeugen den ersten Preis davontrugen, sind mit der Lieferung von 18 Doppeldeckern für das englische Heer beauftragt worden, die mit Mercedesmotoren montiert werden sollen. Auch die Albatroswerke in Johannisthal find zurzeit mir dem Bau von 12 für die englische Manneverwaltung bestimmten Wafferdoppeldeckern beschäftigt, die eben­falls einen 100 Ik8. starken Mercedesmotor haben werden und nach dem Vertrag eine Geschwindigkeit von 100 km in der Stunde erreichen müssen.

Hamburg, 1. Mai. Der DampferVater­land" ist. nachdem seine Probefahrt in jeder Be­ziehung befriedigend verlaufen ist, von der Hamburg- Amerika Linie übernommen worden.

Perm. 1. Mai. Nach 7ständiger Verhandlung verurteilte der Appellhof die deutschen Lustschiffer Berliner, Hase und Nikolai wegen Aufnahme von Plänen, Anfertigung von Kopien, Beschreibung befestigter Punkte, Sammlung von Nachrichten, Ver­heimlichung ihrer Herkunft und wegen Eindringens in befestigte Punkte des Reiches zu sechs Monaten Einzelhaft mit Einrechnung eines 58tägigen Haus­arrests. Die Verurteilten bleiben bis zur Stellung einer Kaution von 2000 Rubel für jeden von ihnen im Hausarrest.

Rastatt, I.Mai. Heute morgen kam in einem Wagen des Güterzugs 6114 Feuer aus, dem zwei Güterwagen mit Gütern zum Opfer fielen. Der Schaden an Gütern und Wagenmaterial beträgt etwa 10 000 -FL Durch den Brand schmolzen die Schienen, so daß sie ausgewechselt werden mußten. Hiedurch wurden dann größere Verkehrsstörungen verursacht.

Unsere französischen Nachbarn haben zu Beginn der vorigen Woche den Kampf um die zu­künftige Zusammensetzung der Depurtiertenkammer ausgefochten mit dem ziemlich sicheren Ergebnis die endgültige Entscheidung fällt erst mit den am 10. Mai stattfindenden ca. 250 Stichwahlen, daß eine Verschiebung in den Stärkeverhältnissen der einzelnen Parteigruppierungen kaum eintritt. Trotz der Bedeutung der Wahlen, die eine Kraftprobe sein sollten für die Durchführung der dreijährigen Militär­dienstzeit, der Einkommensteuer und der Aenderung des Wahlgesetzes war die Wahlbegeisterung keine besonders große und man führt diese Erscheinung nicht mit Unrecht auf die immer weiter um sich greifende Erkenntnis zurück, daß die Macher der Politik in der Mvsterrepublik in der Hauptsache eben einige ehrgeizige Persönlichkeiten sind, die den Kampf um den Brotkorb und persönliche Macht, wie sich eben bei den letzten Skandalen wieder evident er­wiesen hat, so skrupellos wie nur möglich führen.

Belgrad, 1. Mai. Der deutsche Postinspektor Moselmann wurde von der serbischen Regierung mit der Reorganisation des serbischen Post­wesens betraut. Moselmann hat bereits dem serbischen Handelsminister einen umfassenden Bericht über alle erforderlichen Maßnahmen vorgelegt, der auch gutgeheißen wurde.

Württemberg.

In aller Form sind die Gerüchte von persönlichen oder politischen Verstimmungen im Staats­ministerium, die zu dem Rücktritt des Hrn. v. Geßler geführt hätten, mehr als einmal und von verschiedener, anscheinend aus amtlicher Quelle gespeister Seite als haltlos bezeichnet worden und wollen doch nicht verstummen. Ja es ist jetzt sogar von einer Reorganisation des Staatsministeriums die Rede, die nahe bevorstehen soll. Der Justizminister v. Schmidlin, heißt es, werde dem Finanzminister bald in den Ruhestand folgen, der Ministerpräsident werde dann das Justizministerium neben dem der Auswärtigen Angelegenheiten selbst übernehmen und

die Verkehrsabteilung an ein neu zu bildendes selbständiges Verkehrsministerium mit dem bisherigen Präsidenten v. Stieler an der Spitze abgeben. Eine ähnliche Teilung der Aemter hat allerdings schon unter dem in diesen Tagen wieder viel ge­nannten Ministerium Breitling bestanden, der zugleich Justizminister und Ministerpräsident war, während der jetzige Kabinettschef des Königs, Frhr. v. Soden, neben dem Auswärtigen die Verkehrsangelegenheiten als Minister leitete. Der Gedanke, ein besonderes Ministerium für die Verkehrsanstalten zu errichten, ist auch nicht neu; er ist im Landtag wiederholt er» örtert worden. Das Auswärtige kann mit seinem verhältnismäßig kleinen Geschäftsumfang jedem anderen Departement angegliedert werden. Es kommt dabei weniger auf das einzelne Ministerium als auf den betreffenden Minister an. Auch ist es schon lange aus seinem eigenen Munde bekannt ge­worden, daß der Ministerpräsident dieser Neuorgani­sation nicht unsympathisch grgenübersteht, ja daß er in dieser Frage mit der Mehrheit des Landtags völlig übereinftimmt, wenn nur die Zahl der Minister nicht um ein weiteres vermehrt wird, weil sechs für ein kleines Land wie Württemberg reichlich genug sind. Schließlich löst sich manches Rätsel viel ein­facher als man glaubt, wenn einen nur das Warten nicht verdrießt. So hat auch die Berufung des bis­herigen Finanzministers durch den König in. sein schon früher innegehabtes Amt als Hofkammer­präsident eine Ueberraschung wie der Rücktritt selbst den Anstoß beseitigt, den die öffentliche Meinung an dem Ausbleiben jedes Nachrufes hinter dem scheidenden Minister imStaatsanzeiger" ge­nommen halte. Und wer weiß, wie vortrefflich Hr. v. Geßler sich seinerzeit als Hofkammerpräsident be­währt hat, wie notwendig seine gründliche Sach­kenntnis der immer noch schwebenden großen Areal­geschäfte bezüglich des Marstalls und anderer großer Transaktionen, samt seiner festen Hand, gegenwärtig dort gebraucht werden, der wird in dem Entschluß des Königs nur eine glückliche Lösung der Schwie­rigkeiten erblicken können. Und die Gesundheits­rücksichten?Nun. die haben sich eben wieder geändert," lächeln die einen, während die andern darauf Hinweisen, daß zur Durchführung der Steuer­reform im Landtag und zu den Auseinandersetzungen mit den Ansprüchen der Reichsfinanzverwaltung andere Nerven gehören als zur Verwaltung des Kron- vermögens. Letztere, durchaus ernsthafte Auffassung ist die richtige. Daß wir eine junge, noch in der vollsten Schaffenslust steckende Kraft an der Spitze unserer Finanzverwaltung, wie esHr. Dr.v.Pistorius ist, gut gebrauchen können, geht aus der bedauer­lichen Tatsache hervor, daß die württ. Eisenbahnen in dem mit dem 31. März zu Ende gegangenen Etatsjahr nicht gut abgeschlossen haben und daß der Etatsvorschlag in den Einnahmen nicht erreicht wurde. Die Summe der Betriebsausgaben steht noch nicht fest, aber mindestens eine Million dürfte der Ausfall gegen den Etat schließlich doch betragen. Die Ursache liegt in der allgemeinen Verschlechterung der Wirt­schaftslage und in der entsprechenden Verminderung des Güterverkehrs. Da der Rückgang erst im letzten Viertel des Etatsjahrs stärker in die Erscheinung trat, ist zu befürchten, daß er auch noch einen grö­ßeren Teil des neuen Jahres hindurch anhallen wird. Das alles ist natürlich bei den jetzt bereits begin­nenden Vorarbeiten für den neuen Etat, der dem Landtag im kommenden Winter vorgelegt werden soll, zu berücksichtigen.

Stuttgart, 2. Mai. Zu dem Empfang der Mitglieder der Ständekammern durch das Königspaar auf der Wilhelm« hatten sich heute fast sämtliche Mitglieder der Ersten Kammer, sowie, von den Sozialdemokraten abgesehen, auch sämtliche Mitglieder der Zweiten Kammer eingefunden. Das Königspaar, das gegen 1 Uhr vor dem Festsaale erschien, wurde von den Präsidenten und Vizepräsi-