klärungen widersprechen, nach denen sich die Be- . schlagnahme nur auf solche Bücher erstrecken dürfe, die Eigentum des Verfassers und des Verlegers, sowie des Kommerzienrats Ursprungs, also der Be­klagten, sind.

Tübingen, 18. April. (Strafkammer.) Ein Calwer Küfermeister hatte auf Weisung eines inzwischen verstorbenen Gastwirts bei der Mischung gezuckerten Württemberg» 1913 er Weins mit 1913 er Wein von der Pfalz die Mischung zwecks beschleunigter Gärung ein zweitesmal gezuckert, ohne von der Zuckerung des württ. 1912 er Weins gewußt zu haben. Wegen Beihilfe zu einem Vergehen gegen das Weingesetz wurde der Küfer zu 10 Mk. Geld« strafe verurteilt. Der seinerzeit beschlagnahmte Wein es handelt sich um 30004000 Liter wurde unter Uebertragung der Kosten auf den Eigentümer eingezogen. Hinter verschlossenen Türen verhandelte die Strafkammer gegen die Geschwister Berta und Wilhelm Schuhmann von Höfen a. d. Eoz.

Nürtingen, 20. April. Unter dem Vorsitz des Fchrn. v. Gaisberg-Schöckingen hielt der Bund für Heimatschutz in Württemberg und Hohen- zollern seine Mitgliederversammlung hier ab. In einer geschlossenen Versammlung wurde die Zahl der Vorstandsmitglieder auf 5 beschränkt. Bezüglich der Gründung von Ortsgruppen wurde beschlossen, daß bei 10 und mehr Mitgliedern Ortsgruppen ge­gründet werden können und daß 50 Pfennig von jedem Mitglied und 50 Prozent des Beitrags neuer Mitglieder an die Octskasse fallen. Wegen der Regelung des Verhältnisses des Bundes zum Verein für ländliche Wohlfahrtspflege schweben zurzeit Ver­handlungen. In der öffentlichen Hauptversammlung sprach Prof. Dr. Gößler über das historische Landes­museum, Oberstudienrat Dr. Lampert über den Schutz der Tiere und Pflanzen und Prof. Lörcher über die Ziele des Bundes.

Nürtingen, 21. April. Ein seltenes Jubiläum konnte der in der I. G. Senner'schen Buchdruckerei hier angestellte Schriftsetzer Gottlob IIg begehen: das Jubiläum seiner 50jährigen Berufstätigkeit. Der Jubilar, der 1864 bei der Buchdruckerei eingelreten ist, steht dort heute noch an seinem Setzkasten. Sein Platz war an seinem Jubeltag mit Blumen und der Büste Gutenbergs sinnig geschmückt. Buchdruckerei­besitzer Senner veranstaltete zu Ehren des Jubilars eine Feier, in der das gute Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zum Ausdruck kam. Auch die Berufskollegen brachten dem Jubilar ihre Glückwünsche dar. Vom Deutschen Buchdruckeroerein erhielt der Jubilar ein künstlerisches Diplom.

Oberndorf, 21. April. Ein großer Wohltäter, der nicht genannt sein will, hat zum Bau einer neuen katholischen Stadtpfarrkirche hier die Summe von 10 000 Mark gestiftet. Damit ist der Bau­fond auf über 100 000 Mark angewachsen.

Gmünd. 21. April. Der Lebensretter des 4 jährigen Sohnes eines hiesigen Postunterbeamten, Robert Albrecht, hat durch das K. Kameralamt ein Ehrengeschenk des Königs im Betrag von 20 Mark ausbezahlt erhalten.

80L. Freudenstadt. 20. April. In Enz- klösterle wurde auf einer Versammlung die Frage der Verstaatlichung der Autoverbindung Wild badBesenfeld, eventuell die Weiterführung ins Murgtal nach Klosterreichenbach beraten. An­wesend waren die Gemeindevertretungen, ferner die Vorstände der Oberämter Freudenstadt, Nagold und Neuenbürg. Diese Frage ist für Besenferd und das Murgtal sehr wichtig, ihre Lösung wird ab hängen von dem genügenden Entgegenkommen aller in Betracht kommenden Gemeinden. In diesem Sommer soll die Auloverbindung WildbadBesen­feld wie bisher als Privatunternehmung ausgeführt werden.

Schönmünzach,21. April. Im unteren Murg­tal, an der Landesgrenze, wurde am Sonntag an einem vierjährigen Mädchen des bad. Forstwarts Asall am Kirschbaumwasen ein schweres Sittlichkeits­verbrechen verübt. Der Unhold lockte das Mädchen, das mit einem jüngeren Brüderchen seinem Vater entgegengehen wollte, in den Wald und gab dem Buben ein Geldstück, damit er ruhig auf seine Schwester warte. Inzwischen kam ein Bekannter des Wegs, dem der Junge auf Befragen den Sachverhalt erzählte. Auf Nachforschen fand dieser das Mädchen blutüberströmt und schwerverletzt auf, der Unhold hatte inzwischen das Weite gesucht. Gestern mittag wurde ein 40jähriger Mann, verheiratet und Vater von 6 Kindern, als der Tat dringend verdächtig, verhaftet. Das arme Kind muß in eine Klinik ge­bracht werden.

Vom Murgtal, 21. April. Durch eine schöne Stiftung ist die Murgtalgemeinde Röt, wo gegen-

. wärtig eine Wasserleitung gebaut wird, erfreut worden. Der Sohn eines Röter Bürgers, der im Ausland lebt, stellte 40 000 Mark zur Verfügung, für welche Summe die Gemeinde an die Angehörigen nur den halben sonst üblichen Zinsfuß zu zahlen hat. während nach Ablauf von 50 Jahren die Ver­zinsung aufhört und die Summe als bezahlt angesehen wird. Diese großzügige Spende bedeutet eine große Erleichterung der Baulast für die Wasserleitung, und so wird der Name des Gebers. Privalrer Peter Stoll. in bleibendem Andenken dankbar genannt werden.

Friedrichshafen. 21. April. Ende dieses Monats wird das neue MarineluftschiffL. 3" ferliggestellt und seine Probefahrten aufnehmen können.

Bus StaSt. Bezirk unS Umgebung.

G Neuenbürg. 20. April. Am Samstag abend sprach der Landtagsabaeordnete Fischer, der frühere Sekretär der Evang. Arbeitervereine hier in einer sehr gut besuchten Versammlung über das ThemaVolk und Staat". Hr. Fischer ist hier nicht unbekannt durch ieine frühere Tätigkeit; aber seit er Politiker und Parlamentarier geworden ist. hat ec hier nicht mehr gesprochen. Er ist zweifellos einer unserer hervorragendsten Redner und Politiker unseres Landtags und durch seine unermüdliche Arbeit nicht nur in Württemberg, sondern auch weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus als Redner b-kannt und hoch'geschätzt. Wenn auch gegenwärtig keine Wahlen in Aussicht stehen, so ist es doch notwendig, auch in der Zwischenzeit das politische Interesse nicht erkalten zu lassen und für die künftigen Z-iten durch politische Aufklärung vor- zuarbeiten. Dementsprechend war auch das Thema gewählt:Staat und Volk". Diese beiden Grund­begriffs muß man zuerst richtig erfaßt haben, ehe man sich richtig mit Politik befassen kann. Hr. Fischer zeigte an der geschichtlichen Entwicklung des modernen liberalen Staatsbegriffs, daß heutzutage jedermann gezwungen sei, wollend oder nichlwollend. sich mit solchen Gedanken auseinanderzusetzen. Bis zum Anfang des vorigen Jahrhunderts waren die Staaten eigentlich noch gewissermaßen Pcioatunter- nehmungen der Fürsten, wo das Volk nichts, der Staat oder der'st alles war, wo die Länder­strecken nicht nach Zusammengehörigkeit verteilt wur­den, sondern nacd dynastischen oder steuerlichen Interessen. Das Volk war nur dazu da. um einen möglichst hohen Steuerertrag aus dem Lande heraus- zuwirtschaften. Erst das Jahr 1913 bringt einen Umschwung. Zum erstenmal tritt das Volk neben dem Fürsten als selbständiger Faktor in die Erschein­ung. Wenn auch nach den Freiheitskriegen das Volk fast wieder in die alte Bedeutungslosigkeit zu- t rücksank, so brachten doch die wirtschaftlichen Ver­hältnisse nach und nach einen Wandel in dem Ver­hältnis von Staat und Volk. Die Bevöikerungs- vermehrung von 24 Millionen im Jahr 1813 auf 41 Millionen im Jahr 1870 und auf die heutigen 68 Millionen, der wirtschaftliche Aufschwung seit 1870 und der Eintritt Deutschlands in die Reihe der Wsltoölker seil etwa 20 Jahren, dis Differen­zierung des modernen Erwerbslebens usw. haben auch in den Anschauungen betreffend das Verhältnis zwischen Staat und Volk eine große Verschiebung herbeigeführt. Wir leben in einer fieberhaft erregten Zeit, wo sich Veränderungen im Lauf von wenigen Jahren vollziehen, die sich in früheren Zeiten erst im Lauf von Jahrzehnten durchsetzten. Wenn es auch nicht jedem fühlbar wird, weil in seinem engen Lebenskreise sich keine oder nur kleine Veränderungen vollziehen, so fühlt doch der, der mitten im Getriebe der Gegenwart steht und diese von einer früheren Warte aus betrachtet, den fieberhaften Pulsschlag unserer Zeit. Viele kommen in diesem Tempo mit ihrem Denken und Fühlen gar nicht mehr mit; sie bleiben hinter ihrer Zeit zurück; aber das Leben eilt unaufhaltsam weiter. Daher gibt es noch in heutiger Zeit Leute, die eine ganz unklare und mystische Vor­stellung von dem Wesen des Staates haben, die noch aus früheren Zeiten stammt, aus den Zeiten, wo das Volk nichts, der Staat alles war, die Vor­stellung von einer gewissen Allmacht des Staates, der alles über die Köpfe des Volkes weg regelt und für alles sorgt. Das war in früheren Zeilen mög­lich in den engen Verhältnissen der staatlichen Zer­splitterung Deutschlands, als Deutschland noch ein armes, von Hunderten von kleinen Landesfü-sten ge­drücktes Land war. Damals hatte es für den ein­zelnen keinen Sinn, über das Verhältnis von Volk und Staat nachzudenken; man erwartete alles von oben. Aus dieser Zeit dieser Staalsallmacht ist noch viel in unserem Volke zurückgeblieben, eine gewisse Gleichgültigkeit in Dingen, welche den Staat betreffen.

Es ist noch lange nicht allen in Fleisch und Blut übergegangen, daß jeder ein Teil des Staates ist, daß nicht mehr der Fürst und die Regierung den Staat darstellen, sondern das Volksganze. Das Volk hat sich im Lauf der Jahrzehnte eine Stellung im Staate erkämpft; das Volk ist jetzt der wichtigste Teil des Staates geworden. Daher hat jeder auch ein gewisses Verantwortungsgefühl dem Staate gegenüber. Dieses darf sich nicht darin erschöpfen, daß man seine Steuern und Abgaben bezahlt, daß man bei Wahlen seine Stimme abgibl; nein, jeder muß sich auch innerlich als ein Teil dieser sittlichen Staatsgemeinschaft fühlen und sein Leben und Han­deln darnach einrichten; der Egoismus muß in diesem sittlichen Verantwortungsgefühl dem Staatsganzen gegenüber eine gewisse Grenze finden. Dann wird auch das Volk die Bedeutung im Ganzen erlangen, die ihm gebührt. Das war im kurzen der Inhalt der von einem sittlich hohen Ernst getragenen Aus­führungen des Redners, die einen tiefen Eindruck in jedem hinterließen. Hr. Fischer versteht es, seine Hörer innerlich zu erfassen und zu erwärmen, und der reiche Beifall und die große Aufmerksamkeit bewies, daß er den richtigen Ton getroffen halte. L.

Neuenbürg, 21. April. Auf die Reihe wun­derbar Heller Tage vollkommen wolkenloser Himmel, aber scharfen, zum Teil geradezu eisigen Oftwinden sind nun einige wirklich warme, schöne Frühlings­tage gefolgt. Wenn auch die Temperatur in der vorigen Woche nachts besorgniserregend niedrig war. so war sie doch der Entwicklung der Pflanzenwelt, vor allem der Obstblüte von keinem Nachteil, da infolge der sehr trockenen und stark bewegten Luft in den kalten Nächten die Reifbildung verhindert war. Das andauernd trockene Wetter war dem Landmann im Interesse der drängenden Feldbestell­ung äußerst willkommen. Jedoch da. wo die Fcüh- jahrssaat noch nicht zu Ende gebracht ist, wollte es in den letzten Tagen mancherorts wegen der überhand nehmenden Trockenheit mit diesem Geschäft nicht mehr so recht gelingen. Die heftigen Oftwinde nah­men auf dem gepflügten Lande so rasch die Feuchtig­keit aus der Ackerkrume, daß namentlich in schweren Lehmböden das Eggen unmöglich wurde. Es richtet sich deshalb nicht selten ein Blick nach der Wetter­fahne. ob der Wind nicht umschlage und nach dem westlichen Himmel, ob nicht dort ein Gewölk auf­steige. das Regen bringen könnte. Selbstverständlich steckt Feuchtigkeit in Menge im Boden, allein die Oberfläche des Erdreichs ist recht starr und hart geworden.

Neuenbürg, 20. April. (Künftige Befreiung der Landschaft von Leitungsmasten.) Die erschreckend große Zahl von Leitungsmasten, die immer mehr in Linien aller Art über die Hochflächen und durch die Täler ziehen, hat bei jedem Naturfreund schon längst Mißfallen erregt. Wie nun der Geschäfts­führer des Landesausschusses für Natur- und Heimat­schutz, Professor Dr. Eifert, in einer Sitzung dieses Ausschusses mitleilte, wird bei Stuttgart jetzt für den Bau eines Echolungsheims eine unterirdische Kabel­legung zur Durchführung gebracht. Natürlich ist diese Art der Stromleitung, bei der die Ständer in der Landschaft fortfallen, ungleich teurer. Wie jedoch die Techniker versichern, wird die Fernleitung im Boden die der Zukunft sein, weil die bisher entgegen­stehenden Hindernisse von der Technik immer mehr überwunden werden. Wir würden uns also in einer Zeit des Uebergangsstadiums befinden und die Zu­kunft würde keine Entstellung der Landschaft mehr bringen, wie dies jetzt mehr oder weniger vielfach der Fall ist.

Li eben zell, 18. April. Die evang. Pfarrei Großeislingen. Dekanats Göppingen, wurde dem 2. Stadtpfarrer Marquardt hier übertragen.

Unterreichenbach, 20. April. Samstag nach­mittag ereignete sich hier ein schwerer Unglücksfall. Das zweijährige Kind des Malers Schaible stürzte vom zweiten Stock in den Hof hinab; es erlitt schwere innere Verletzungen, so daß das Kind ins Spital gebracht werden mußte, wo es aber bald seinen Geist aufgab. Dieser traurige Vorfall ist wieder eine dringende Mahnung an die Eltern, ihre Kinder nicht ohne Aufsicht zu lassen.

Pforzheim. 20. April. (Zur Landgerichts­frage.) Aus Kreisen der Stadtverordneten erfährt man, daß gestern eine von über 40 Stadtverordneten Unterzeichnete Eingabe an den Stadtrat abgegangen ist, in der dieser ersucht wird, im Hinblick auf die so gut wie einstimmig beschlossene Entschließung der Saalbauversammlung möglichst bald die ursprüngliche ftadiräiliche Vorlage wegen eines Landgerichts Pforzheim noch einmal dem Bürgerausschuß zur > Entscheidung vorzulegen.