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59.

Neuenbürg, Dienstag den 14. April M4.

72. Jahrgang.

RrmSichcm.

Berlin, 13. April. Der Reichskanzler v Beth- mann-Hollweg ist heute morgens 7 Uhr 30 Min. nach Korfu abgereist.

München, 13. April. Reichskanzler Dr. v. Beth- mann-Hollweg traf heute abend um 6.14 Uhr. begleitet von seinem Adjutanten Oberleutnant Frhr. v. Soll, auf seiner Reise nach Korfu hier ein. Er wurde am Bahnhof von dem preußischen Geschäfts­träger Prinzen zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, sowie dem Legationsrat Edler von Stockhammern vom Ministerium des Auswärtigen empfangen. Der Kanzler stattete dem Ministe; Präsidenten Grafen von Hertling einen längeren Besuch ab und folgte einer Einladung des Grafen und der Gräfin von Hertling zum Abendessen. Abends um 10.40 Uhr setzte der Reichskanzler seine Reise fort.

Die Differenzen in der nationalliberalen Partei dauern trotz der Beschwichtigungsversuche des Abgeordneten Bassermann fort. Eine ganze Reihe jungliberaler Vereine hat sich bereits mit aller Entschiedenheit gegen den kürzlich in Berlin gefaßten Beschluß des Zentralvorstandes der nationalliberalen Partei, dem zufolge sich die Organisationen der Altnationalliberalen wie der Jungnationalliberalen auflösen sollen, erklärt. Erst jetzt wieder haben auch die Pfälzer Jungliberalen und der Verein der nationalliberalen Jugend in Köln Kundgebungen erlassen, in denen sie Stellung gegen eine etwaige Auflösung der jungliberalen Organisation nehmen. Der nächste allgemeine nationalliberale Delegierten­tag wird daher in dieser Beziehung wohl entscheidende Beschlüsse zu fassen haben.

Karlsruhe. 8. April. Das Ministerium des Innern hat auf Grund des Reichsstrafgesetzbuchs mit sofortiger Wirkung die Straßen-Polizeiordnung dahin ergänzt, daß von nun ab Marschkolonnen eines Bataillons, einer Eskadron oder einer Batterie von Fuhrwerken aller Art, von Reitern, Radfahrern und Fußgängern nicht mehr durchquert werden dürfen. Auf die zum Brandplatz fahrenden Feuerwehrfahrzeuge findet dieses Verbot keine An­wendung. — Zum Vollzug der Bekanntmachung des Reichskanzlers, vom 26. v. M. über die Aufwands­entschädigung an Familien für im Reichsheer, in der Marine oder in den Schutztruppen eingestellte Söhne hat das Ministerium des Innern bestimmt, daß in Baden die Entscheidung über den Anspruch auf Aufwandsentschädigung der großherzogliche V e r - waltungshof trifft, der die Amtskassen mit der Auszahlung der bewilligten Entschädigungen beauftragt. Untere Verwaltungsbehörden im Sinne der Bekannt­machung des Reichskanzlers sind die Bezirksämter.

Die angekündigte neue Zusammenkunft des österreichisch-ungarischen Ministers des Auswärtigen Grafen Berchtold mit dem italienischen Minister des Auswärtigen Marchese di San Giuliano in Abazzia soll nunmehr am 15. April stattfinden. In Wiener wie in Römischen politischen Kreisen erhofft man von ihr eine weitere Festigung des Ein­vernehmens zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien.

Die Italiener müssen sich in der Cyrenaika immer wieder mit den rebellischen Eingeborenen­stämmen herumschlagen. Die italienische Garnison in Bugazal, einer befestigte Stellung in der weiteren Umgegend Benghasis, wurde letzthin von einer über 600 Mann starken aufständischen Streitmacht, die sogar zwei Geschütze mit sich führte, angegriffen. Die italienische Infanterie ging zum Bajonettangriff vor und schlug die Rebellen, die etwa 100 Mann an Toten und Verwundeten verloren, in die Flucht. Bei dem Angriffe zeichnete sich besonders die Kom­pagnie von Benghasi aus. Auf seiten der Italiener wurden drei Mann getötet und sechs verwundet, außerdem ein Offizier leicht verwundet, sämtlich in der Kompagnie aus Benghasi.

Die aufständische Bewegung in Nord- epirus scheint tatsächlich zum Stillstand gekommen zu sein. Nach in Durazzo aus dem Süden ein­gegangenen neueren Meldungen behauptet die al­banische Gendarmerie ihre Stellungen, sie warf ver­schiedene Angriffe der aufständischen Banden zurück; nur erhalten diese ständig neue Verstärkungen.

Durazzo, 11. April. (Agenzia Stefani.) In der Gegend von Biklifta zerstörten 350 reguläre griechische Soldaten gemeinsam mit epiro tischen Banden zwei albanische Dörfer und verübten dort Grausamkeiten. Sie wandten sich alsdann nach Koritza. Eine Gendarmerieoerstärkung ist nach Koritza abgegangen; weitere Gendarmen folgen morgen.

Das französisch-türkische Abkommen betr. der Aufnahme einer türkischen Anleihe in Paris und gewisser sonstiger finanzieller Erleichter­ungen. welche Frankreich der Türkei gewähren will, ist soeben vom französischen Ministerpräsidenten Doumergue und von dem türkischen Finanzmann Dschavid Bey in Paragraphen gebracht worden. Die Unterzeichnung des Abkommens steht bevor. Frankreich hat für dies sein finanzielles Entgegen­kommen gegenüber der Türkei wichtige wirtschaftliche Zugeständnisse erwirkt, bestehend in einer Anzahl Eisenbahn- und Hafenkonzessionen auf türkischem Gebiet.

England winkt den Sondierungen wegen Um­gestaltung seiner Entente mit Frankreich und Rußland in ein formelles Bündnis ab. In einer kaum zweifelhaft aus dem Londoner Aus­wärtigen Amte „inspirierten" Londoner Korrespondenz des Pariser „Tewps" wird hinsichtlich dieses russischer- seits vorgeschlagenen Bündnisprojektes offen erklärt, England könne sich trotz seiner ausgezeichneten Bezieh­ungen zu Frankreich nicht dazu entschließen, das zwischen beiden Ländern bestehende herzliche Ein­vernehmen zu einem Bündnis zu erweitern. Ein englisch-russisches Bündnis aber habe noch weniger Aussicht auf Erfolg, da eine demokratische Regierung, wie die englische, verpflichtet sei. der öffentlichen Meinung Rechnung abzulegen. Sicherlich würde auch ein Bündnis Englands mit Rußland jenseits des Kanals höchst unpopulär sein.

London, 11. April. Die Anhängerin des Frauenstimmrechts Marie Steward, die am 9 ds. Mts. im Britischen Museum einige Glaskasten zertrümmert hatte, vollführte heute bei ihrem Er­scheinen vor dem Bowstreet-Polizeigericht einen Skandal. Sie warf einen Stoß Papiere nach dem Richter. Die Verhandlung wurde darauf auf den Nachmittag vertagt.

Paris, 10. April. In einer offiziösen Note wird erklärt, daß die im Lager von Malley in An­wesenheit der Mitglieder des Oberkriegsrats statt­gefundenen Schießübungen die befriedigendsten Ergebnisse gehabt haben. Man könne nunmehr be­kräftigen, daß das französische 75 er Geschütz das beste europäische Feldgeschütz sei und noch lange Jahre bleiben werde.

New-Dork, 11.April. Banditen überfielen den Rock Island-Zug in Arlancas. Sie sperrten den Expreßbeamten in einen Koffer und erbeuteten etwa 15 000 Mark.

Catania. 11. April. Aus einem hiesigen Paket- Postamt raubten Diebe, die sich am Abend vorher eingeschlichen und in einem Schrank verborgen hatten, Wertpapiere im Betrage von über 60000 Lire.

MürllLMberg.

Stuttgart, 11. April. Durch eine Verfügung der Domänendirektion find die Preise der Besoldungs­früchte der Kirchen- und Schuldiener, zu deren Bezahlung die Kameralämter ermächtigt wurden, für das Jahr 1914 folgendermaßen festgestellt worden:

Stuttgart, 10. April. Auf der europäischen Eisenbahnwagen-Beftellungskonferenz ist ein Verbot des Aufenthalts der Reisenden in den Durch­gängen der Ö-Zugwagen erwogen worden. Dem­gegenüber wird nun festgestellt, daß dies nicht be­absichtigt sei, weil ein solches Verbot dem Zweck der Durchgangswagen widersprechen und schwer durch- zuführen wäre. Dagegen dürfte ein solches Verbot wohltätig wirken, wenn es dem Reisenden nicht mehr gestattet wird, während des Aufenthalts auf einer Bahnstation seinen Platz im Durchgang zu nehmen und so geradezu ein Verkehrshindernis für ein- und aussteigende Reisende mit ihrem zumeist auch noch zahlreichen und großen Gepäck zu bilden. Damit kann dann eine schon oft beklagte Quelle manchen Aergers und mancher überlaunigen Zänkereien unter den Fahrgästen, Gepäckträgern und Bahnpersonal verstopft werden.

Stuttgart, 9. April. Anläßlich der ersten deutschen Bundestagung des gesamten Jungdeutsch­landbundes wird vom 21. bis 24. M5i in den Nebensälen der Liederhalle eine Ausstellung von Jungdeutschlandbedarf stattfinden. Die gesamten Veranstaltungen werden von dem Bundes Vorsitzenden Frhr. von der Goltz geleitet und stehen unter dem Protektorat des Königs. Zugelaffen zur Ausstellung wird, was zur Ausrüstung. Kleidung und Verpfleg­ung von Wandergruppen gehört, seiner was für Einrichtungen von Ferienheimen. Wanderherbergen, Lesesälen und Spielplätzen erforderlich ist. Die Bundestagung wird aus dem ganzen Reich besucht werden, doch sollen zur Ausstellung vorwiegend die württ. Firmen eingeladen werden. Es wird ein Ausstellungsführer gedruckt werden, der der Festschrft beigegeben wird. Die Vorbereitungen zur Ausstellung liegen vorläufig in den Händen von Dr. Barth- Stuttgart.

Stuttgart, 9. April. Von der Polizeidirektion der Stadt Stuttgart zur Aeußerung darüber ersucht, ob die künstliche Gelbfärbung von Backwaren bezw. Konditoreiwaren für zulässig erachtet werde, sprach sich der Vorstand der Stuttgarter Handwerks­kammer dahin aus, daß die gelbe Farbe der fraglichen Backwaren durchaus kein zuverlässiges Erkennungszeichen für die Menge der dazu verwen­deten Eier sei, da die Eidotter nicht immer die gleiche gelbe Färbung aufweisen und bewirken. Es bestehe kein Grund, einen Deklarationszwang bezüglich der Verwendung von Eiern zu bestimmten Back- und Kondiloreiwaren oder der künstlichen Gelbfärbung solcher Waren einzuführen.

Stuttgart, 11. April. (Der elektrische Ent­fettungsapparat.) Hofrat Dr. Roemheld in Hornegg a. N. schreibt im „Mediz. Corr.-Blatt":

. Meine Versuche haben ergeben, daß ohne Diät­beschränkung durch einfaches Bergonisieren keine ! nennenswerte Gewichtsabnahme zu erzielen ist. Bei ? Diätbeschränkung scheint das Bergonisieren bei manchen Personen die Gewichtsabnahme zu vergrößern, wenn es sich dabei auch vielfach nicht um reale Fettschmelz, ung, sondern um Wasserverlust handeln dürfte, während andere wieder auch bei Diätbeschrankung vom Ber­gonisieren gar keinen Gewinn haben. Jedenfalls entspricht der Erfolg der Bergoniekur nicht entfernt dem, was die Reklame in den Annoncen einzelner Sanatorien und besonders in politischen Tagesblättern von der Anwendung der Methode in Aussicht stellt. Einstündiges Bergonisieren vermag höchstens 10 bis 20 Gramm Fett zum Schwinden zu bringen. Der Wert aller dieser Apparate (Bergonie, Schnee, Nagel­schmidt. Hergens) liegt auf einem anderen Gebiet; sie können vor allem dazu dienen, die Muskulatur zu üben und zu kräftigen und auf diesem Weg auch auf Herz und Zirkulation zu wirken. Von diesem Gesichtspunkte aus ist die Anwendung des Bergonie-

Kernen 8,75 Mk., Roggen 8,25 Mk., Gerste 7,54 Mk., , __ ,.. .... ,__^

Mischling 8,87 Mk., Haber 7,32 Mk. je für den ' schen Apparates durchaus zu empfehlen, als Ent Zentner. ' fettungsapparat besitzt er nur geringen Wert.