was Elektrizität heißt, gezeitig, wozu noch der zur Erklärung von Bränden beliebte „Kurzschluß" ein gut Teil beigetragen hat. An Stelle dieser an Bazillensmcht erinnernden Angst eine richtige Erkenntnis elektrischer Erscheinungen zu setzen, ist das Ziel der an die volkstümliche Abteilung der Ausstellung angegliederten Gruppe für Elektrizitätslehre. An Hand von Demonstrationsapparaten, aufgestellt in einem Raum der massiven Ausstellungshalle, und von Vorträgen, die in dem mit allen technischen Hilfsmitteln ausgestatteten Vortragsgebäude auf dem Hegelplatz gehalten werden, sollen unter Vermeidung einer Darstellung der historischen Entwicklung der Elektrotechnik sowohl die Grundlagen der Elektri- zitätslehre gegeben, als auch einige besonders interessante Erscheinungen vorgeführt werden, die, wenn auch teilweise mehr für den Wissenschaftler als für den Praktiker von Interesse, doch in hervorragendem Maße die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit verdienen.
Da es noch nicht gelungen ist, die Frage: „Was ist Elektrizität?" zu beantworten, sind wir darauf angewiesen, sie an ihren Wirkungen zu erkennen. Es wird daher mit der Frage begonnen: „Wie § entsteht Elektrizität und wie charakterisieren sich ihre i verschiedenen Arten?" Es wird die Entstehung der j statischen, galvanischen, sowie auf magnet-elektrischem t Wege induzierten Elektrizität an Hand von Wandtafeln und Demonstrationsapparaten im Prinzip erläutert und deren Vorhandensein durch geeignete Mittel nachgewiesen. Ferner werden die Anwendungsgebiete kurz angedeutet und die prinzipiellen Unterschiede der auf magnet elektrischem Prinzip beruhenden Stromarten: Gleichstrom, Wechselstrom und Drehstrom erklärt, sowie deren technische Anwendung erwähnt und. soweit möglich, durch Modelle belegt, wobei die alltäglichen Anwendungen als allgemein bekannt vorausgesetzt und nicht besonders hervorgehoben werden, während andererseits Gelegenheit geboten ist, die weniger populären Verwertungs- gebiete wie Röntgenstrahlen, Hochfrequenzströme, drahtlose Telegraphie rc. an teilweise betriebsfähigen Modellen zu studieren. Die drahtlose Telegraphie soll außerdem noch an einer in der Jndustriehalle auf dem Holzgarten aufgestellten größeren Station demonstriert werden, zu welchem Zwecke eine Antenne zwischen der Gewerbehalle und dem auf dem Holzgarten errichteten Turm gespannt werden soll. Nicht unerwähnt seien die auf drahtloser Telegraphie beruhenden Zeitsignalempsänger, die ebenfalls vorgeführt werden. Die Apparate werden größtenteils so eingerichtet, daß das Publikum selbst die Versuche anstellen kann, da ein selbst durchgefühltes Experiment besser im Gedächtnis haften bleibt wie die beste schriftliche oder mündliche Erläuterung.
Diese wenigen Angaben mögen zeigen, daß sich auch die Gruppe „Elektrizitätslehre" den übrigen interessanten Darbietungen der Ausstellung würdig anreihen und das ihrige dazu beitragen wird, den Besuch der Ausstellung lohnend zu machen.
Zum Osterfest!
Von K. E. Knodt-Bensheim a. d. B.
Ich liebe die Menschen und glaube — Zukunft!
In jedem erschau' ich das Ebenbild Gottes,
Wenn oft auch durch dunkle Hüllen verdeckt.
In jedem verspür' ich den Wandergenoss',
Der mit mir dem einen Ziel aller Wege,
Dem allversammelnden Vaterhause In Schuld und Sehnsucht entgegenstrebt.
In jedem erkenn ich den Kämpfer und Dulder,
Der — gleich mir — durch die dunkelste Pforte, Die Pforte des Todes hindurchmuß.
Er ist der letzte gemeinsame Feind!
Er ist der letzte gemeinsame Freund!
.Denn Einer lebt, der hat ihn besiegt!
Sterben ist nur die neue Stufe Zu höherem Leben, zu ewigem Sein!
Alles hienieden ist Uebergang! —
So auch wir werden auferstehen!
Nimmer kann Geist zu Staub vergehen!
Denn Einer kam. der gab das Vertrauen,
Daß wir ein ewiges Leben schauen.
.Und ich traue der Allmacht des Schöpfers,
Und ich traue der Liebe Gottvaters,
Daß er jedes, das allerfernste Heimweh selbst vom letzten Staube Löst und erlöst zu höherem Sein.
Dann beglänzt, — wenn auch die letzte Sehnsucht versöhnt sich heimgefunden Durch des Erlösers läuternde Lebenskraft —
Die von Schuld gereinigte Erde Ein fröhliches, seliges Ostern!
vermischtes.
Vom Oberland, 7. April. Auf einem Hofgut in einem abgelegenen Oberamtsbezirk des Oberlandes lebt ein origineller Bauernknecht, heißen wir ihn Franz. Der brave Mann besucht in seiner freien Zeit keine Wirtschaft und trinkt auch sonst kein Bier und keinen Most. Aber Arbeit muß der Mensch haben. Franz fiel eines schönen Tages das amtliche Verzeichnis der württembergischen Fernsprechteilnehmer in die Hand. Gewöhnlichen Sterblichen kommt solche Lektüre trocken vor. Anders Franz. Er studiert mit seinem heißen Bemühen sein Namen- und Zahlenbuch, das ihm mehr Vergnügen bereitet, als anderen Leuten Schillers Balladen. Der Leser darf Franz eine beliebige Nummer zurufen und ebenso einen beliebigen oberschwäbischen Ortsnamen, z. B. Nr. 13 Saulgau, oder Waldsee. Jsny, Wangen rc., Franz weiß jedesmal augenblicklich den betreffenden Namen zu nennen. Die jungen Feldmesser, die auf Verlangen ihres Professors die Logarithmentafel auswendig lernen sollen, beneiden Franz ungemein um sein Zahlengedächtnis. Seine Mäßigkeit im Alkoholgenuß hat ihren guten Grund. Er trinkt täglich 3 Schoppen Kaffee wegen der Wissenschaft.
Parlamentsstilblüten. Aus Reichs- und Landtagsreden teilt ein Leser der „Franks. Ztg.„
die folgenden Stilblüten mit: Bei dem Sonntagsruhegesetz führte der Sozialdemokrat Abg. Dr. Quarck (Frankfurt) aus: „Wenn jemand am Sonntag früh gestorben ist, so hat er doch wirklich Zeit, bis Montag früh sich einen Grabstein zu bestellen." Sein Genosse Krätzig sagte: „Wir sind der Meinung, daß die Junker nicht ein werbendes, sondern ein fressendes Inventar der Volkswirtschaft sind." Ferner: „Der Streikgendarm ist der Nagel, an dem demnächst das Koalitionsrecht aufgehängt werden wird". Sein freisinniger Nachbar Hoff meinte: „Wenn Sie das sagen, wird Ihnen ein Lächeln entgegenschallen I" Der Abg. Werner (Gießen) redete einen Kollegen an: „Aber, verehrter Herr Thiele, ich weiß zwar nicht, ob Sie hier sind . . ." Der Pole Kurzawski sprach vom „warmen Auftreten seiner Freunde." Der Abg. Giebel (Soz.) meinte: „Hier müssen die Verhältnisse nicht richtig im Auge gewesen sein. Die Beamten auf der Reichsversicherungsanstalt für Privatbeamte müssen arbeiten wie die eingepökelten Heringe." Sein Freund König: „Die Wasserseuche findet dort einen guten Resonanzboden." Böse.Bei- spiele verderben gute Sitten. Wenn die Abgeordneten sich im Strom der Rede sich vom Strudel ergreifen lassen und schließlich in Schlinggewächse geraten, aus denen sie sich nicht mehr retten können, macht sich auch im Wortlaut der Regierungsvorlagen, die angeblich zunächst dem Deutschen Sprachverein vorgelegt werden, schon der böse Einfluß geltend. § 6 des Sonntagsruhegesetzes für das Handelsgewerbe lautet wörtlich: „Die Gewerbetreibenden sind verpflichtet, jeden Beschäftigten an jedem dritten Sonntag volle 36 Stunden von der Arbeit frei zu lassen." Auch der dritte Sonntag dürfte nur 24 Stunden zählen! — Ein Ministerialdirektor sagte: „Wir müssen die Nord- und die Ostsee ihren eigenen Weg gehen lassen." — Einer der Spezialkollegen sprach von der Binnenwirtschaft, die stets im Flusse bleiben müsse.
Kleeblatträtsel.
1. Fünflautig ist unser Wort, es nennt ein Organ
unsres Körpers.
Wird ihm genommen der Kopf, bleibt noch ein
männliches Tier.
2. Manche der Frauen und Mädchen in Deutschland
führt diesen Namen.
Tauschen die Lettern den Platz, ist es ein wicht'ges
Organ.
3. Kriegshafen ist es; ihr könnt auf Frankreichs Karte
es finden.
Hat man den Kopf ihm geraubt, sagt es, was
übrig noch bleibt.
Wer die richtigen 6 Wörter gesunden hat, kann sie so ordnen, daß ihre Anfangsbuchstaben eine große Hauptstadt nennen.
« - - -— — . —- . ,
Ans de« EnMIll LL7-L
M tt v g tt.
Roman von C. Crone. kÄ) (Nachdruck verboten.)
„Frage Dich dock, gelicble Fanny, ob Du darin Nock Recht und Pflicht handelst? Ob das die Erfüllung des Gelübdes ist, das Dick für dos Leben an Deinen Monn bindet? Sieh, Liebste, die Spanne Zeit ans Erden ist ia so kläglich kurz, so voller Mißverständnisse, Kummer und Kampf. Ucbe Liebe, wo Du kannst und ergreife das Schöne, Lickte und Beglückende, das sich Dir bietet." Glaube mir, liebe, liebe Fanny, eine schimmernde Sonne leuchtet Dir. wenn Du nicht selbst ihre Strahlen ableitest. Ich vermag das Unheil nicht auszudenken, wenn Du aus Deinem begonnenen Wege weiter gehst."
Fanny zog die Erregte in ihre Arme. Sie strich ihr über Haar und Wangen, und suchte sie zu beruhigen, aber es gelang nicht.
„Versprich mir, noch zu warten", bat Marga eindringlich. Möge der Himmel Dich zu« Rechten fuhren."
„Du liebes Herz, Tage und lange Wochen find über mein Grübeln vergangen. Mein Urteil ist fertig. Die Auflösung dieser unglücklichen Ehe ist da» einzige Mittel, zwei Menschen den Frieden zu geben, die der stumme Kampf zu Boden drückt."
„Gicb nicht Deinem Stolz Gehör, Fanny. Sage Deinem Gatten —"
„Nein", unterbrach Fanny sie hcslig, „Tu kannst nickt wollen, daß ich oetile! — — Armes Sing- vögelchcn", fuhr sie zärtlich fort, „ich Wichte, daß ich Dieb lies betrüben würde, aber T» wirst amu wieder froh werden, wenn die Ruhe den Smrm ablösr. Sieh, Marga, dann bleiben wir ganz zusammen, ich sorge für Dich und gebe mit Dir, wohin Tu willst. Das giebt meinem Leben einen Zweck und dadurch wird auch meine Seele gesunden."
„Fanuv!"
In diesem angstdnrchbanchten Ruf lag eine bis zur Verzweiflung grenzende Hilflosigkeit.
„Latz uns umkehrcn", bat Marga leise. „Meine Gedanken und Begriffe irren ungestüm umher, ohne einen festen Halt. Mir ist es, als müsse sich ein Wunder vom Himmel hernnterholen lassen, das Undenkbare zu verhüten."
Fast schweigend legten sie den Weg zum Schloß zurück und mit einem stummen Händedruck trennten sie sich in der Vorhalle.
Im Zimmer angelangt, ließ Marga sich in eine» Sessel am offenstehenden Fenster gleiten.
Von hier aus hatte man einen zauberhaften Blick über Garten und Wald, aber zur Zeit waren die sonst so empfänglichen Sinne unfähig, den Eindruck in sich anfznnehmeu.
Alles Denke» und Fühlen gehörte den beide», d« im Begriffe standen, allen Irrungen die Krone auf-- znsetzeu.
Ratlos und sorgenvoll schlang Marga die Hände
incinanoer und immer wieder kehrte die Frage zurück: „Was ist Zn rhun?"
Wie lange Zeit mit diesem trostlosen Suchen hin- gcgangen war, wußte Marga nickt, als das etwas geräuschvolle Oeffncn und Schließen der Thur des nebenan liegenden Bibliothekzimmers sie emporschreckeu ließ. —
Die Herren mochten wohl von dem Ausflug mit dem Fürsten znnickgctoiiimen sein, denn ein fester Schritt ging über den Fußboden und kurz darauf wurde ein Fenster dickt neben Margas geöffnet.
Der Besucher schien seinen Platz dort zu wählen. Dian Höne deutlich das Knistern der Blätter beim Um- weiiden und ein linder Luftzug trug den Dust einer Cigarre von dort hierher.
Der Leser drinnen that einen tiefen Atemzug und ein lautes Räuspern veranlaßte Marga, sich aufznrichten.
Sie beugte sich etwas vor und hielt den Atem an, daß kein Laut ihr entgehe.
Wieder ein Räuspern, diesmal deutlich und unverkennbar.
„Lenker der Welten, st«4' »ir bei!" flehte Marga lautlos.
Fliegenden Schrittes glitt sie über den Fußboden.
Eirr rascher Druck auf die Klingel rief die Bedienung Hers«.
„JÄ lasse Frau Baronin Doblberg bitte«, sich freundlich!) zu «ir zu bemühen. Marternde Kepf- schmerzw Halten «ich i» Zimmer fest."
(KsrtsctzuM folgt)
Druck und Verlag der L. Meeh'sche» Buchdruckerei d«S EnztillerS (Inhaber <L. Eouradi) in Neuenbürg,