RunSschau.
XII. Veteranenreise nach Frankreich zum Besuche von Paris und der Schlachtfelder vom Feldzuge 1870/71. Das große Interesse, welches seit jeher den Veteranenreisen nach Frankreich entgegen gebracht wurde, gibt sich in diesem Jahre besonders stark kund, so daß die Reise, welche vom 15.—28. Mai ds. Js. stattfindet, bereits definitiv gesichert ist. Die Xll. Veteranenfahrt führt zunächst nach Paris und Orleans. Blois, Tours, Le Maus, ferner nach Sedan und Umgebung und endlich nach Metz. Neben Mitkämpfern des Feldzuges nehmen viele jüngere Herren, sowie zahlreiche Damen an der Reise teil. Genaue Prospekte über die einzig dastehende Veranstaltung sind gegen Einsendung einer 10 Marke erhältlich durch die Zentralstelle für Veteranenreise nach Frankreich. München, Dachauerstraße 11.
Sonderfahrt nach Düppel. Zur Sonderfahrt nach Düppel zum 50 jährigen Gedenklag der Erstürmung der Düppeler Schanzen haben fick zahlreiche Teilnehmer, darunter auch eine größere Anzahl von Veteranen gemeldet. Eine Anzahl von Städten hat für bedürftige Veteranen namhafte Beihilfen gewährt. Auf der Fahrt, die vom 16.—19. April stattfindet, werden Lübeck, Kiel mit seinen Marineanlagen-, Sonderzug Düppel-Hamburg-Friedrichsruh besucht. Anmeldungen zur Fahrt sind an den Hauptausschuß Berlin-Mark Brandenburg des Deutschen Flottenvereins, Berlin 35, Schöneberger-Ufer 301 zu richten, wo auch ausführliche Programme kostenlos zu haben sind. Auch Damen können an der Fahrt teilnehmen.
Die Großgrundbesitzer Londons sind über die neuen Steuerentwürfe Lloyd Georges so erregt, daß sie so schnell wie möglich ihren Besitz zuveräußern suchen. Nachdem vor einigen Wochen der Herzog von Bedford den Covent Garden für 50 Millionen Mark verkaufte, sind gestern die gesamten Besitztümer Lord Hodards de Maldes am Regents Park Eigentum des Großkaufmanns Derbyshire geworden. Dieser hat zwölf Millionen Pfund für die ausgedehnten Besitzungen bezahlt die 20 Straßen und etwa 750 große Geschäfts- und Wohnhäuser umfassen.
Petersburg, 8. April. In Tzaritzyn ist ein bestialisches Verbrechen verübt worden. Drei junge Leute vergewaltigten ein junges Mädchen, schleppten es während der Nacht auf den Kirchhof und schlugen es an ein Grabkreuz mit Nägeln an, die sie der Unglücklichen sogar in die Augen trieben. Am anderen Morgen sah man das Mädchen tot am Kreuze hängen. Man nimmt an, daß es sich um einen Racheakt handelt.
New-Aork, 8. April. An den Saatswahlen in Illinois nehmen zum erstenmal die Frauen teil. In Chicago stehen 217 000 Frauen in den Wahllisten neben 455 000 Männern. Beide Parteien lassen es sich viel kosten, Wagen und Automobile zu stellen, um die Frauen in das Wahllokal zu befördern.
Taschenmesser in Italien. Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, daß Deutsche, die nach Italien reisen, die dort bestehenden strengen Verbote des Waffentragens beachten müssen. Die Gefahr, diese Verbote zu übertreten, liegt umso näher, als zu den verbotenen Waffen neben wirklichen Waffen, wie Schußwaffen, Degen und Messern mit feststellbarer Klinge, auch einfache Taschenmesser, Scheren usw. von einer gewissen Länge gehören. Während aber die Mitnahme von Waffen dem Inhaber eines Waffenpasses gestattet ist, dürfen die letztbezeichneten gefährlichen Werkzeuge in keinem Fall getragen werden. Die Zuwiderhandlung gegen die betreffenden Vorschriften hat für den Fremden deshalb so unangenehme Folgen, weil sie mit Gefängnisstrafe bedroht ist. Erft kürzlich ist die Außerachtlassung der italienischen Vorschriften wieder zwei Deutschen verhängnisvoll geworden. Bei diesen wurden von der italienischen Polizei Taschenmesser vorgefunden, die die zulässige Länge überschritten. Sie wurden deshalb verhaftet, die Nacht über in Polizeigewahrsam zusammen mit anderen Arrestanten festgehalten und erst am folgenden Tag auf Verwendung des deutschen Konsulats freigelassen. Es sei hier deshalb zur Warnung nochmals betont, daß man in Italien u. a Messer und Scheren, die entweder zugrspitzt oder mit einer mehr als 4 om langen schneidenden Spitze oder einer mehr als 10 em langen Klinge versehen sind, auch Rasiermesser, Zirkel und Schlagringe, nicht bei sich führen darf.
Württemberg.
Landesverband Württemberg gegen den Mißbrauch geistiger Getränke. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Bekämpfung des Alkoholmißbrauches wird immer mehr anerkannt. Auch der württ. Landesverband gegen den Mißbrauch geistiger Getränke hat bisher schon in dieser Beziehung wertvolle Arbeit geleistet. Die Stützpunkte für eine systematische Bekämpfung des Alkoholismus sind seine Bezirksvereine. Um nun die Tätigkeit der bestehenden Vereine nach den verschiedensten Richtungen auszubauen und neue zu gründen, hat der württ. Landesverband dem bisherigen Sekretär des Stuttgarter Bezirksvereins. Neallehrer Bihler- Stuttgart, auch das neugeschaffene Sekretariat des Landesverbandes im Nebenamt übertragen, mit der Maßgabe, auch benachbarten badischen Bezirksvereinen beratend zur Seite zu stehen. — Der Schwäbische Gauverband gegen den Alkoholismus hält seine jährliche Hauptversammlung (Gautag) am Samstag und Sonntag den 2. und 3. Mai in Ulm ab.
Heilbronn, 8. April. Die elektrische Kraft, die die Stadt von dem Elektrizitätswerk Lauffen- Heilbronn — im Besitz des Württ. Portlandzementwerks zu Lauffen a. N. — bezieht, wird mittelst oberirdischer Stromleitung übertragen. Es ist jene Leitung, die die Uebertragung der Kraft des Neckars auf elektrischem Wege nach Frankfurt a. M. während der dortigen elektrotechnischen Ausstellung 1891 vermittelte und das Werk weit bekannt machte. Vertragsmäßig soll die Hochspannungsleitung bis spätestens
1. Januar 1917 durch eine Kabelleitung ersetzt werden. Die umfangreichen Vorarbeiten hierzu sind eingeleitet.
Tübingen, 9. April. In Tübingen herrscht seit Beginn des Frühjahrs eine recht lebhafte Bautätigkeit. An erster Stelle stehen als Unternehmer Staat und Gemeinde, die an größeren Arbeiten — neben den laufenden — ausführen lassen Uhland- bad. Stiftsumbau, Neubau der Ohrenklinik, Bahnhofumbau und Kasernenneubau. Lebhafter als in den beiden Vorjahren ist aber auch die private Bautätigkeit; sowohl auf dem Oefterberg, wie in der Neckarvorstadt erstanden und erstehen zahlreiche Villen« und Wohnhausneubauten; dazu kommt an größeren Objekten der Umbau des Museums und der Neubau des tropenhygienischen Instituts. Alles in Allem also wesentlich bessere Zeiten, wie in den beiden Vorjahren.
Lorch, 7. April. Ein hiesiger Einwohner machte sich nach Beendigung seiner Lehrjahre auf die Wanderschaft. Da sein Aufenthalt unbekannt blieb und er volle 18 Jahre nichs mehr von sich hören ließ, galt er als verschollen und wurde von der zuständigen Behörde für tot erklärt. Letzter Tage stellte sich nun der Verschollene gesund und wohlbehalten seinen Verwandten vor. Er hat während seiner langen Abwesenheit vorwiegend Indien, Capland, die Vereinigten Staaten und zuletzt Großbritannien bereist und wird im Verlauf des nächsten Monats nach Nordamerika zurückkehren.
Die Elektrizitätslehre auf der Ausstellung für
Gesundheitspflege Stuttgart 1914.
Von Vi.-In§. W. Reißer, Stuttgart.
Was hat denn Elektrizität mit Gesundheitspflege zu tun? wird mancher Leser beim Anblick dieser Ueberschrift fragen. Diese Frage kurz zu beantworten, soll Aufgabe der folgenden Zeilen sein. Sind die Zusammenhänge mit der Elektrizität auch nicht so eng wie beispielsweise mit Körperpflege, Ernährung rc., so sind doch Berührungspunkte genug vorhanden, die ein näheres Eingehen auf diese rechtfertigen. Daß der menschliche Organismus sehr stark auf Elektrizität reagiert, ist bekannt, ebenso, daß sie in der Hand des Arztes ein wirksames Mittel zur Bekämpfung einer ganzen Reihe von Krankheiten darstell». In dieser Hinsicht wird vielerlei von elektromedizinischen Firmen gezeigt und vorgeführt werden. Damit wollen wir uns jedoch an dieser Stelle nicht befassen, es sei vielmehr auf die von der Ausstellungsleitung veranlaßten allgemeinen Vorführungen aus dem großen Gebiete der Elektrotechnik aufmerksam gemacht. Die Unkenntnis der Wirkungen der Elektrizität hat schon mancher, wenn nicht gar mit dem Leben, so doch mit schweren Verbrennungen oder sonstigen gesundheitlichen Schädigungen büßen müssen, sei es/daß er Leitungen oder Apparate fahrlässig berührte, oder einem derart Verunglückten in unsachgemäßer Weise zu Hilfe kommen wollte.
Die Kunde von derartigen Unglücksfällen hat in weiten Kreisen eine übertriebene Furcht vor allem.
M a r S a.
Roman von C. Crone.
64) (Nachdruck verboten.)
Fanny' jedoch war bis jetzt einem genaueren Eingehen darauf ansgewichcn.
Einerseits wollte sie so lange wie möglich Marga drn Schmerz ersparen, den die Erörterungen dieser zu- fngen wurden. Andererseits meinte sie ein gewisses Recht zu besitzen, manchem lieben Gedanken Raum zu geben, so lange die endgültige Entscheidung noch unausgesprochen war.
Aber — die Zeit verrann. Das Handeln mußte Notgedrungen an Stelle des Zögerns treten.
„Wie blaß Du heute bist, Fanny", begann Marga eines Vormittags, als die Freundinnen Arm in Arm die Terrassen hinabschritten. „Berührt Dich das heutige Eintreffen Dr. Bruckners und seiner Frau so peinlich, dann bleibe dem Empfang fern. Es wird sich leicht «in Grund finden, der Dich von dem Zwang befreit."
„Nein, Liebe. Auch darin ist es besser, dem Unabwendbaren mit sehenden Augen entgegen zu treten, als feige den Kopf abzuwcndcn, wie ich es in anderer Beziehung seit langem getkian. Der heurige Vorgang bei Hose ist nur ein Glied in der Kette der Ereignisse, die gewissermaßen damit ihren Anfang nehmen und über Ne ich beute mit Dir sprechen will."
„Ich sehe es, Fanny, Du wirst mir Trauriges sagen."
Fanny beugte zustimmend den Kops.
„Es ist Zeit, Marga", begann sie dann leise, „daß einem unerträglichen Zustand ein Ende gemacht wird.
Seit Hannibals Rückkehr weiß ich, daß jeder Gedanke an eine Verständigung zwischen uns eitel Thorheit wäre, und bin deshalb entschlossen, uns beiden zu helfen,
indem ich ihn frcigebe.-Nein, Liebe-sage
nichts — sondern höre mich an. Auch Du wirst dann einsehen, daß ein Festhalten an einer verlorenen Lache einer nutzlosen Quälerei gleichkommt. Tu siehst es selbst, Marga, das Dasein, wie es sich für Hannibal gestaltet, lähmt seine Kraft und verdüstert seine besten Lebensjahre. Darf ich das geschehen lassen? Das Glück, daS er in der Jugend erhoffte, ist unwiederbringlich dahin, aber gerade Hannibal, mit seinen vielen Vorzügen, würde auch später, wenn eine Zeit darüber vergangen ist, ein warmes Francnberz fesseln, das ihm das sein kann, was ich nicht vermocht habe."
Eine unsägliche Angst hatte sich Margas bemächtigt.
Mit weitgeöffneten Augen starrte sie in das steinern .ruhige, aber todblasse Gesicht neben ihr, als fasse sie die Worte nicht, die der Mund soeben gesprochen.
„Ich babe bis jetzt mit dieser Mitteilung zurück- gehalten, Liebste", fuhr Fannh fort, „uni Dich nicht vor der Zeit nufznrcgen. Allein, das Schwerste darf Dir auch nickt überraschend kommen und deshalb sollst Du nun wissen, daß ich entschlossen bin, nicht nach dem Ulmcnhof znrnckzukehren, auch nicht zu den Eltern, sondern von hier ans gehe ich zu Deinem lieben Onkel Pastor, er wird mich, hoffe ich, aufnchinen und mir mit Rat und That bcistehen."
Marga hätte laut aufschreien mögen.
„Fanny, wie kannst Du nur eineu Augenblick denken,
daß Du damit das rechte Miltei gefunden, den Konflikt zu lösen. Du bandelst unbarmherzig gegen Euch beide, wenn Du dieses unselige Vorhaben anSfnhrst. Du vcrstblicßt Deine Augen und willst nickt sehen, daß »>as Herz, welches Du gewinnen möchtest, Dir längst gehört. Fanny, sei doch verständig und klar Me Wust. Warum einer Verzagtheit blind nachgehen, die hier unzweifelhaft verhängnisvolle Folgen hat. Du irrst, geliebte Fanny, wenn Du glaubst, damit dem Wunsche Deines Gatten eiugegcnznkvmmen."
Die junge Frau legte den Arm um MargaS Nacken.
„Meine Seele ist fast zu Tode gemartert, Marga, aber eben, weil ich klar und deutlich sehe, muß ich handeln. Hannibal würde nie das trennende Wort aussprecben und es muß geschehen. So wie es ist. geht es nicht weiter. Meine Kraft ist erschöpft."
Marga schlang die Hände ineinander. ,
„Hätte ich doch eine Engelszunge, die zu Dir reden könnte, herzliebste Fanny. Ich habe nur ein Herz voll Liebe, das Dir gehört, eine unwandelbare Treue, die Dir dienen möchte. Laß Dich von diesen beiden überzeugen, daß Du durch Tein Vorhaben nicht nur Dein eigenes Leben vernichtest, sondern vor allem das Glück Deines Gatten, den Du liebst. Ack>, Fanny, sähest Du dach den leuchtenden Blick, der ans Dir ruht, wenn Du hartnäckig Deine Augen unter den gesenkten Lidern verbirgst. Diese lieben, klugen Angen, die so warm und treu blicken können, aber in unbegreiflicher Verblendung für den Gatten nur gleichgültige Kühle zeigen."