Erscheint
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag»
Preis vierteljährl.: kn Neuenbürg 1.35. Durch die Post bezogen: tim Grts- und Nachbar« sris« Verkehr 1.30. im sonstigen inländ, Verkehr ^ 1.40; hiezu je 20 ^ Bestellgeld.
Abonnements nehmen alle Apsstanstalten und ssostboten jederzeit entgegen.
Der «nztSler
klnzsiger kür Sas Enztal unS Umgebung. Amtsblatt kür Sen Vberamlsbezirk Neuenbürg.
Anzekgeupreis:
die K gespaltene Zeile oder deren Raum 12 bei Auskunftserteilung durch die Lrped. 15 ^k° Reklamen die 3gesp. Zeile 25
Bei öfterer Insertion entsxrech. Rabatt.
Fernsprecher Nr. 4.
Telegramm-Adreffe: „LnztLler, Neuenbürg".
52.
Neuenbürg, Mittwoch den 1. April M4.
72. Jahrgang.
RunSichau.
Berlin. 31. März. Die amtliche „Leipziger Zeitg." erfährt im Reichskolonialamt. daß die Reise des Kronprinzen nach Afrika auf das Frühjahr nächsten Jahres verschoben worden ist.
München. 31. März. Die öffentliche Verlesung der Vorstrafen von Angeklagten und Zeugen hat schon oft Grund zu bitteren Klagen gegeben Umso begrüßenswerter ist der neue verschärfte Erlaß, den das bayr. Justizministerium herausgibt. Der Erlaß wendet sich gegen die unnötige Bloßstellung von Angeklagten und besonders von Zeugen durch die Ermittlung von Vorstrafen und baut die inzwischen eingeführte Löschung von Strafen im Strafregister werter aus.
Petersburg. 30. März. Die „Petersb. Tel.- Ag." verbreitet eine Depesche, wonach der russische Botschafter in Berlin eine Note der deutschen Regierung erhalten habe, in der aus Anlaß des Zwischenfalls mit dem Kapitän Poljakow Bedauern zum Ausdruck gebracht und mitgeteilt wird, daß die Beamten, denen ein Versehen zur Last falle, disziplinarisch bestraft oder zurechtgewiesen worden seien.
Buenos Aires. 31. März. Bei dem gestrigen Bankett zu Ehren des Prinzen Heinrich brachte Vizepräsident de la Plaza Trinksprüche auf den deutschen Kaiser, sowie den Prinzen und die Prinzessin Heinrich aus. Prinz Heinrich erwiderte mit.einem Trinkspruch auf den Präsidenten der argentinischen Republik und den Vizepräsidenten. Der Prinz und die Prinzessin, die zu ihrer heute beginnenden Reise nach Chile die Bahn über die Cordilleren benützen, gedenken Ende der Woche hierher zurückzukehren.
General Liman von Sanders, der Chef der deutschen Militärmission in der Türkei, ist. begleitet von einigen Oifizieren der Mission, von Konstantinopel nach Smyrna zu militärischen Inspektionen abgereist.
Konstantinopel. 31. März. Dschawid Bei hat dem Finanzministerium in Konstantinopel gemeldet. daß die Anleihe von 500 Millionen Francs in Paris unterzeichnet worden sei. Die Ausgabe erfolgt am 20. oder 25. April. Die Anleihe soll innerhalb vierzig Jahren getilgt werden.
London. 30. März. Im Unterhaus verkündete heute Premierminister Asquith, daß der Kriegsminister Seely sowie General Fr euch und General Ewart zurückgetreten sind. Das Kriegsministerium übernimmtAsquith selber.
Im Stande der Ulsterkrisis in England hat sich einstweilen nichts sonderliches geändert, doch scheint die Krisis wenigstens keine weitere Zuspitzuyg erfahren zu haben. Unterdessen drohen neue Sorgen für die englische Regierung in Gestalt der abermaligen Streikbewegung unter den englischen Eisenbahnern. Der Nationalverband der Eisenbahner plant einen allgemeinen Ausstand, falls die Eisenbahngesellschaften die Forderungen, welche der Verband an sie stellen will, ablehnen sollten. Der Streik würde natürlich rasch zu einer bedenklichen Kalamität für England werden. Vorerst sollen indessen Versuche zu einer gütlichen Einigung gemacht werden. Die Eisenbahngesellschaften haben dem Nationalverband brieflich mitgeteilt, daß sie einen Ausschuß gewählt hätten, welcher gemeinsam mit dem Exekulivausscbuß der Eisenbahner die Lage erörtern solle. Der Cxekutivausschuß des Nationalverbandes hat seine Bereitwilligkeit ausgesprochen, an diesen gemeinsamen Konferenzen mit den Vertretern der Eisenbahngesellschaften teilzunehmen.
Württemberg.
Stuttgart. 30. März. Die ganze Nachmittagssitzung der Zweiten Kammer galt der zweiten Beratung der bekannten Vorlage über die Zuruhe
setzung zweier Professoren der Kunstgewerbeschule und der dazu vorliegenden Eingaben. Nach einem Referat des Abg. Gauß der namens der Ausschutzmebrhei! Zustimmung beantragte, wurde ein volksparteilicher Antrag Schees eingebracht dis pensionsberechtigte Zulage des neuen Direktors von 800 auf 1200 Mk. zu erhöhen. Die Abg. Körn er (BK.) und Remb old-Aalen (Z.) brachten nochmals alle die sachlichen und rechtlichen Gründe vor, die Vorlage abzulehnen und die beiden Professoren in ihrer ersprießlichen Amtstätigkeit zu belassen. Der Kultminister Dr. v. Habermaas und der Abg. Dr. Lindemann (S.) verteidigten die Vorlage namentlich mit Gründe der Staatsvereinfachung. Die reichlich uninteressante Debatte wurde gegen 7 Uhr abgebrochen, obne ein Ergebnis zu erzielen. Morgen vormittag 9 Uhr Unfallfürsorge für Körperschafts- beamte, Verstaatlichung der Filderbahn und Neckarkanalisisrung.
Stuttgart. 31. März. Die Zweite Kammer befaßte sich heute noch einmal mit dem Gesetzentwurf betreffend die Pensionsrechte der Körperschaftsbeamten, um zu den Beschlüssen des anderen Hauses Stellung zu nehmen. Die frühere Entscheidung, wonach die Gemeinderechner in die Pensionskasfe einbezogen werden, wurde entgegen dem Beschluß des anderen Hauses und trotz eindringlichen Widerspruchs des Ministers des Innern v. Fleischhauer, der bat, das Zustandekommen des Gesetzes nicht zu gefährden, ayffeckt erkalten. Eine längere Aussprache knüpfte sich an die Frage der Anwendung des Proporzes für die Wahlen der Vertrauensmänner. Die Abgeordneten Graf (Z.) Hiller (BK.), Baumann (natl.) und Feuerstein (Soz.) beantragten, es bei dem von der Ersten Kammer beseitigten Verhältniswahlsystem zu belassen. Als entschiedener Gegner dieses Antrags trat nicht nur der Minister, sondern auch der Abg. Gröber (Zlr.) auf, während andere Redner des Zentrums, so insbesondere der Abg. Rembold Gmünd für den Proporz eintraten. Mit geringer Mehrheit entschied sich das Haus gegen) den genannten Antrag und für Zustimmung zu dem-Be- fchluß der Ersten Kammer. Weiterhin wurde ohne wesentliche Erörterung der Gesetzentwurf betreffend die Unfallfürsorge für Körperschaftsbeamte in der Hauptsache nach den Beschlüssen desanderen Hauses angenommen. Es folgte dann die Beratung der Anfrage des Abg. Pflüger (Soz.) und Genossen, welche Schritte die Regierung unternommen hat. um die von der Kammer der Abgeordneten im Jahre 1909 zur Berücksichtigung empfohlene Verstaatlichung der Filderbahn durchzuführen. Der Abg. Pflüger begründete den Antrag, führte die Hemmung der wirtschaftlichen Entwicklung der Filder auf den pri- ^ vaten Charakter der Bahn zurück und trat für eine Staatsbahn von Stuttgart an Kaltental vorüber nach Vaihingen mit der Einmündung in Möhringen ein. Ministerpräsident v. Weizsäcker erklärte, die Zahnradbahn zu verstaatlichen, werde sich vielleicht ^ hören lassen. Unverbindliche Versprechungen hätten i zu der Vermutung geführt, daß die württembergische ^ Nebenbahnverwaltung mit Rücksicht auf die unge- , nügenden Ergebnisse der übrigen Bahnen zum An- : kauf der Filderbahn sich nur gegen einen erheblichen i Geldaufwand herbeilasfen würde. Das Eiernest- ! Projekt würde allein 6ff, Millionen kosten und er! sei der Meinung, daß durch eine staatliche Anschluß- ! linie Vaihingen—Unteraichen Abhilfe erzielt werden könnte. Diese Linie würde nicht einmal den 6. Teil des Eiernestprojektes kosten. Falls ein Angebot, das - Sache der württembergischen Nebenbahnen sein würde, j erfolge, sei er bereit, in Verhandlungen einzutreten, l inzwischen würden die Maßnahmen zur Besserung der Verhältnisse nachdrücklich gefördert werden. Nach j weiteren Ausführungen des Präsidenten v. Stieler wurde die Sitzung um ff,2 Uhr auf morgen vor- ! mittag 9 Uhr vertagt. Tagesordnung: Forisetzung, s Kunstgewerbeschule und Denkmalschutz.
Stuttgart, 26. März. (Veränderungen der Einkommens- und Ausgabenhöhe in Württemberg im 19. Jahrhundert.) Württemberg dürfte der einzige Staat im deutschen Reich sein, für welchen periodische Volksoermögens. und-Einkommensberechnungen vorliegen. In den Mitteilungen des K. Statistischen j Landesamts wird ausgeführt, daß das Volkseinkommen
- der Bevölkerung in Württemberg um das Jahr 1820 f 116 Millionen Mark betrua, 1912 dagegen 1376 i Millionen Mark. Das Nationaleinkommen der ! Württemberger in dem Zeitraum 1820/1912 hat sich
dem Geldbetrag nach etwa verelffacht, auf den Kopf j der jeweiligen Bevölkerung des Landes gerechnet ! etwa versechsfacht bis versiebensächt. In den etwa ! 90 Jahren hat sich das Einkommen in Geld aus- i gedrückt auf über das sechsfache vermehrt, die Nahr- : ungsausgaben auf nicht ganz das dreifache, der für : alles übrige noch bleibende Rest hätte sich auf das zwölffache gehoben.
Stuttgart, 30. März. Der frühere Direktor der Wmtt. Vereinsbank, Geh. Regierungsrat Julius ) v. Lichtend erg ist in der vergangenen Nacht im
- Alter von 68 Jahren gestorben. Geboren 1845 i zu Berlin widmete sich Lichlenberg dem kaufmännischen ! Beruf und trat in die Dienste der Preußischen Bank ' ein. Den deutsch französischen Krieg machte er als ) Leutnant der Reserve mit. geriet kurz nach der
Schlacht von Wörth als Führer eines Verwundeten- i transportes in französische Gefangenschaft und konnte : erst im Frühjahre 1871 in die Heimat zurückkehren. Bei der Gründung der Deutschen Reichsbank trat er bei diesem Institut ein und wurde 1874, also erst , 30jährig, Leiter der neu errichteten Reichsbankstelle
- Augsburg. 1895 wurde er als Direktor an die ) Reichsbankhauptfttlle in Stuttgart berufen. Am ^ 1. Januar 1904 trat er in die Leitung der Württ.
Vereinsbank über und vertrat dieses Institut auch ' im Aufsichtsrat verschiedener Gesellschaften. Ein Herzleiden zwang ihn, seine Stellung bei der Württ. Vereinsbank im vorigen Monat niederzulegen.
Stuttgart. 30. März. Zum Streit in der Sozialdemokratie veröffentlicht nunmehr auch Landtagsabgevrdneter Dr. Lindemann eine Erklärung gegenüber der Resolution der sozialdemokratischen Parteiversammlung. Er stellt darin fest, daß die Resolution in einer Versammlung der Vertrauensmänner angenommen worden sei, ohne daß er zur Sache gehört worden war. Er habe sich in keiner Weise geweigert, unter dem Vorsitz eines Mitglieds der Parteileitung zu sprechen; seine Weigerung habe sich nur auf den Genossen Westmeyer bezogen. Diese Weigerung unter dem Vorsitz Westmeyers oder mit ihm zusammen zu referieren, sei seit Jahren auch dem Genossen Westmeyer bekannt; er habe sie wiederholt ausgesprochen und darnach gehandelt.' Die Gründe für sein Verhalten seien jedem bekannt; wenn es verlangt werde, sei er auch bereit, sie öffentlich bekannt zu geben. An den Tatsachen aber, die ihn zu dieser Haltung, die er aus Gründen der Selbstachtung einnehmen müsse, bestimmten, vermöge keine Resolution etwas zu ändern.
Stuttgart, 27. März. Für die zweite Internationale Stuttgarter Ruder-Regatta, die am 19. Juli d. I. in Zusammenhang mit der Stuttgarter Ausstellung für Gesundheitspflege stattfinden wird, hat das Würtlemb. Ministerium des Kirchen» und Schulwesens einen Staatspreis gestiftet.
Friedrichshafen. 31. März. Das neue Militärluftschiff „Z 8" machte heute vormittag eine bemerkenswerte Fahrt, in der es einen neuen Höhenrekord aufstellte. Nachdem es um 6ffi Uhr in der Richtung auf den Säntis aufgestiegen war. erreichte es um 7 Uhr eine Höhe von 3065 Meter und befand sich dabei nahezu 600 Meter über der Sänlis- spitze. Graf Zeppelin führte selbst das Steuer. Das Luftschiff nahm dann die Richtung nach dem Bregenzer Wald und führte über dem Gebirge eine