Friedrichshafen, 26. März. Der Flugzeug­bau beabsichtigt, diesen Sommer Paffagierfahrten mit Flugzeugen zu veranstalten. Da der Preis für einen Flug verhältnismäßig gering sein wird, das Werk mit seinen Fabrikaten bereits sehr gute Erfolge zu verzeichnen hat und erprobte Piloten sie führen, dürfte das Interesse für Luftfahrten recht rege werden.

Friedrichshafen, 28. März. Der Tiroler Hütekindermarkt fand gestern hier statt. Mehr als 200 Knaben und Mädchen aus Tirol und Vorarlberg verdingten sich um Löhne von 80 bis 200 Mk. an Bauern Oberschwabens und des Boden­seegebiets. Nachmittags fand in Ravensburg die Verdingung derjenigen Hülekinder statt, die nicht bereits hier eine Stelle gesunden halten.

ttus Stavt» Bezirk unS Umgebung.

Neuenbürg. 28. März. (Das Postzustel­lungsoerfahren.) Vom 1. April ab wird für Zustellung in gewöhnlichen Fällen, an Gewerbe­treibende, an Rechtsanwälte und an Behörden, Ge­meinden usw. ein einheitliches Formular und zwar für die gewöhnliche Zustellung auf weißem Papier und für die vereinfachte Zustellung auf graublauem Papier eingeführt. Postanftalten am Sitz von Ge­richten, Gerichtsvollziehern und Verwaltungsgerichten halten die Formulare zum Verkauf bereit. Die seit­herigen Formulare für Zustellungen an Unteroffiziere und Gemeine des aktiven Heeres und der aktiven Marine können weiteroerwendet werden. Vom 1. April an ist, wie in Württemberg, auch im Reichs­postgebiet und in Bayern die Ersatzzustrllung bei Briefen mit Zuftellungsurkunde an Unteroffiziere und Gemeine des aktiven Heeres und der aktiven Marine zugelaffen.

Neuerung an den v - Personen-Zügen. Zur besseren Kennzeichnung der bestellten Plätze in den V-Zügen wird jetzt auf den preußischen Staats- eisenbahnen eine praktische Neuerung ausprobiert. Bisher war an den Plätzen in den Abteilen nicht zu ersehen, ob sie vorausbestellt und deswegen nicht mehr frei waren. Dies war nur aus der kleinen Nummerntafel ersichtlich, die im Seitengang der Wagen an der Abteiltüre angebracht war, aber nicht in die Augen fiel und deshalb wenig Beachtung fand. Jetzt werden die bestellten Plätze in den Abteilen durch weiße Pappschilder mit der AufschriftBesetzt" gekennzeichnet, so daß in Zukunft Auseinandersetz­ungen zwischen den Reisenden und den Zugsbeamten über die Besetzung solcher Plätze vermieden werden.

Neuenbürg, 30. März. Gestern abend gegen 10 Uhr ereignete sich auf der alten Psorzheimer- straße unterhalb des Bezirkskrankenhauses bei der Einmündung des Dietrichswegs ein bedauernswerter Auto-Unfall. Der Chauffeur des Hrn. vr. Henzler wollte seinen Herrn von Pforzheim abholen; während der Fahrt verlor derselbe, wie vermutet wird, die Geistesgegenwart und fuhr gegen den Abhang zu, wobei er mit den linken Rädern an dem Randstein streifte, wodurch die Speichen abgedrückt wurden und das Auto über die Böschung hinab sich Überschlag. Der Chauffeur kam unter das Auto zu liegen und bis Hilfe zur Stelle war. konnte der brave und pflichttreue Mann nur noch als halbverkohlte Leiche unter dem vollständig verbrannten Auto hervor­gebracht werden.

):( Neuenbürg, 30. März. Infolge des Rück­tritts des bisherigen Schultheißen Schaible ist die Gemeinde Engelsbrand vor die Neuwahl eines Ortsvorstehers gestellt. Nachdem am Sonntag den 22. März eine Vorstellung der zahlreichen Be­werber stattgefunden hatte, von welchen dann im Laufe der Woche ein großer Teil ausgeschieden ist. fand am gestrigen Sonntag im Gasthaus z. Traube eine äußerst zahlreich besuchte Bürgerversamm­lung statt, in welcher 5 Kandidaten ihr Programm entwickelten. Es war schwer, eine Bevorzugung zu treffen, da sich sämtliche Kandidaten als ebenbürtig erwiesen. Es wurde nun der Vorschlag gemacht, den Verheirateten den Vorzug zu geben, welcher Vorschlag auch bei der Abstimmung gewissermaßen befolgt wurde. Bei der Frage, ob nur ein oder drei Kandidaten auf den Zettel geschrieben werden sollen, entspann sich eine lebhafte Debatte, worauf dann mit 42 gegen 36 Stimmen beschloff-n wurde, daß drei Kandidaten auf den Zettel geichrieben werden sollten. Die Abstimmung hatte dann folgendes Er­gebnis: Von 95 anwesenden wahlberechtigten Bür­gern erhielt Lehmann Obertürkheim 75, Reuter aus dem Oberamt Hall 68, Fischer-Maulbronn 58, Wieland-Wielandsweiler 46 und Gottl. Schmid- Neuenbürg 39 Stimmen. Die elfteren 3 Bewerber werden in die engere Wahl gezogen und es soll noch eine weitere Bürgerversammlung im Laufe dieser

Woche darüber entscheiden, ob der Bewerberkceis nicht noch weiter reduziert werden soll. Die Ver­sammlung leitete Gemeinderat Rittmann und war erst nach 7 Uhr beendet Wahlberechtigte sind es 152. Die Wahl selbst findet am nächsten Samstag den 4. April statt.

Wildbad. (Sitzungen der Gemeindekol- legien vom 7. und 13. März 1914.) Infolge des durch den Neubau des Hotels Bellevue zu er­wartenden Mehrbedarfs an elekir. Kraft- und Licht­strom ist eine Verstärkung der Kraft und Lichtstrom­leitungen zu dem Hotelanwesen nötig geworden. Die Verstärkung soll nach dem Vorschlag des Stadt- bauamts dadurch bewerkstelligt werden, daß die vor­handene Leitung für Lichlstrom von 95 gmm zu der bestehenden Krafistromleitung von 70 gmw hinzu­genommen wird, so daß für den Krafistrom künftig ein Geiamtquerichnitt von 165 gmw vorhanden wäre und daß dann eine neue Lichtstromleitung von 240 gmm vom Werk bis zum Hotel Klumpp verlegt wird. Gleichzeitig wäre eine Kraststrormeitung von 70 gww vom Speisepunkt beim Rathaus bis zum Neubau des Hotels z. g. Löwen herzustellen. Die Arbeiten sollen von den Maschinisten des städt. Elektrizitäts­werks unter Zuziehung von Hilfsarbeitern ausgeführt und der Kupferdraht auf Grund einzuziehender Offerten direkt vom Werke bezogen werden. Vom Gemeinde­rat wird mit Zustimmung des Bürgerausschuffes be­schlossen. die Ausführung der oben bezeichnten Ver­stärkungen mit einem Aufwand von 5500 Mark zu genehmigen. Die Uebertragung der Kupferlieferung zu den neuen elektrischen Speiseleitungen an die Firma Maschinenfabrik Eßlingen zum Preise von 157 Mk. 80 Pfg. pro 100 Kilo franko Wildbad, zahlbar innerhalb 14 Tagen, wird genehmigt. Der obere Teil der Hauptstraße ist dieses Frühjahr neu zu beschottern und zu bewalzen. Es erhebt sich daher die Frage, ob jetzt nicht ein Teil dieser Straße und zwar vom Hotel Post bis zum Gasthof z. g. Löwen als Probestraße asphaltiert werden soll. Die außer­ordentliche Sauberkeit der Asphaltstraße mit der bei ihr möglichen Vermeidung größerer Staubentwicklung und lästiger Verkehrsgeräusche spricht für ihre An­wendung ja gerade in Badeorten mit ihrem für Staub und Geräusch besonders empfindlichen Publikum. Die Firma W. Burk in Stuttgart, welche noch im Laufe dieses Monats für die Kgl. Badeverwaltung die Asphaltierung des Wegs zur Badkaffe aus­führen wird, hat sich erboten, die Asphaltierung oben bezeichnet«! Straßenstrecke von ca. 1000 gm mit einer 1820 em starken Betonunterlage, einem 10 mm starken Rauhstrich und einer 5 cm starken Gußasphaltdecke fix und fertig herzustellen und sie 5 Jahre lang, vom Tage der Uebernahme an, in tadellosem Zustand zu erhalten, alles zusammen um den Preis von 10. Mk. 50 Pfg. pro gw Asphalt­fahrbahn. Die Unterhaltung auf weitere 5 Jahre wird die Firma um jährlich 30 Pfg. pro gm und für die folgenden 5 Jahre um jährlich 40 Pfg. pro gm übernehmen. Der Gesamtaufwand für die Her­stellung und Unterhaltung der Asphaltftrecke während der Dauer der nächsten 15 Jahre würde sich hienach auf 14 Mk. pro gm stellen, ein Kostenaufwand, den auch die Beschotterung und Bewalzung der Straße in diesem Zeitraum annähernd erfordern würde. Es wird nach längerer Beratung beschlossen, zunächst einen Versuch mit der Asphaltierung der Straßen­strecke vom Hotel Post bis zum Haus Josenhans mit etwa 650 gm zu machen und die Ausführung dieser Arbeiten und die Unterhaltung der Straßen­strecke auf 15 Jahre zu obigem Satze der Firma W. Burk in Stuttgart zu übertragen. Es haben sich 6 Metzgermeister bereit erklärt. Kühlzellen in dem geplanten Kühlraum für Pöckelgefäße im Schlacht­haus gegen einen jährlichen Mietzins von je 15 Mk. zu mieten. Die Befürchtung, daß der Kühlraum keine genügende Benützung fände, erscheint dadurch hinfällig. Von den Gemeindekollegien wird daher beschlossen, die Herstellung des Salz-Kühlraums im Schlachthaus nach dem Plan und Vorschlag des Sladlbauamts mit einem Aufwand von 2600 Mk. (ohne Korksteinisolierung) zu genehmigen. Die in Aussicht stehenden Neubauten eines Krankenhauses und eines Schulhauses in Nonnenmiß oder in Sprollen­haus machen es notwendig, daß zur Unterstützung des Stadtbaumeisters über die Zeit dieser Neubauten ein geprüfter Bautechniker angestellt wird, der zu­gleich die Stellvertretung des Stadtbaumeisters über­nehmen kann. Als solcher wird heute vom Gemeinde­rat gegen einmonatliche Kündigung und mit einem Monatsgehalt von 240 Mk. der von Prof. Baurat W. Eberhardt warm empfohlene Gustav Seybolv, Bauwerkmeister in Stuttgart, bestellt. Das Stadt­bauamt beantragt, das defekte Kamin der Gasfabrik durch ein neues zu ersetzen mit einer Voranschlags­

summe von 2600 Mk. Da verschiedene Mitglieder der Ansicht sind, daß das alte Kamin noch reparatur­fähig ist, wird beschlossen, das bestehende Kamin zunächst durch einen Sachverständigen darauf unter­suchen zu lassen, ob es noch repariert werden kann, und für den Fall, daß sich der Sachverständige für Neuherftellung des Kamins ausspricht, das Stadt­bauamt mit der sofortigen Vergebung der Arbeiten zur Neuherstellung des Kamins im Wege der schrift­lichen Submission zu beauftragen. Die Anschaffung eines Retorten-Ladeapparats für die Gasfabrik nach dem Voranschlag des Stadtbauamts mit einem Aufwand von 4000 Mk. und die Uebertragung der Lieferung an die Firma C. Eitle in Stuttgart wird genehmigt. Die Gemeindekollegien erklären sich bereit, an einer Verhandlung wegen Errichtung einer staat­lichen Krafiwagenverbindung zwischen Wildbad und Besenfeld teilzunehmen, und beauftragen mit ihrer Vertretung bei dieser Verhandlung: Stadtschultheiß Bätzner, Gemeinderat Aberle und Bürgerausschuß­obmann vr. C. Metzger.

Teinach, 26 März. Heute tagte die Ver­bands-Versammlung des Gemeindeoerbands Teinach-Station im Badhotel hier, um ver­schiedene Gegenstände zu beraten; insbesondere waren die Organe des Verbandes nach dem auf 1. Januar ds. Js. sämtliche 92 Verbandsgrmeinden wieder Vertreter auf eine Periode von 6 Jahren gewählt hatten, neu zu bestellen und wurde Stadtschultheiß Müller in Neubulach wieder als Vorsitzender und Schultheiß Reiff in Simmozheim als Stellvertreter durch Akklamation wiedergewählt. Die seitherigen Verwallungsratsmitglieder, Schultheiß Rentschler in Altbulach, Schultheiß Hartmann in Merklingen, Stadtschultheiß Völmle in Heimsheim, Stadtschult- heiß Krauß in Haiterbach, Schultheiß Schleeh in Ueberberg. Schultheiß Hermann in Schömberg Schultheiß Seufer in Schwann wurden mit großer Stimmenmehrheit wieder und Schultheiß Kircher in in Gräfenhausen und Schultheiß Feldweg in Höfen neugewählt. Dem Wunsche der Vertreter von Birkenfeld, gleichfalls im Verwaltungsrat wieder vertreten zu sein, wurde bei der Wahl nicht genügend Rechnung getragen. Der vom Vorsitzenden vorge­tragene Jahresbericht, der über die einschlägigen Verhältnisse des Verbands Ausschluß gab, fand An­erkennung. sodann wurde die Bilanz pro 1912/13 festgestellt, aus der hervorzuheben ist, daß durch die erzielten Ueberschüsse schon vom Betriebsjahr 1911 an die vorläufig in Höhe von 45 000 festgesetztere Abschreibungen mit zusammen 90 000 ^ vorge­nommen und noch ein ansehnlicher Betrag als Be­triebskapital geschöpft und dem Reservefond 10 000 Mark überwiesen werden konnten. Die Gesamtanlage ausschließlich der im Bau begriffenen Wafferkraft- anlage steht mit 2 157 214 ^1 zu Buch. Der Vor­anschlag pro 1914 wies gleichfalls ein günstiges Ergebnis nach, insofern den zu 351870 ^ berech­neten Einnahmen 331 669 einschließlich obiger Abschreibungssumme, Ausgaben gegenüberstehen und sonach ein Üeberschuß von 20180 zu erwarten steht. Die weiteren die innere Verwaltung betreffen­den Gegenstände wurden eingehend beraten und fanden befriedigende Erledigung. Aus dem Jahres­bericht möge noch angeführt werden, daß gegenüber dem ursprünglichen Stand von 3691 Abnehmern mit 20 609 Lampen und 1423 Motoren mit zusammen 4246,5 ?8. der Stand heute ist 4732 Abnehmer. 29 454 Glühlampen, 1884 landwirtschaftliche Mo­toren mit zusammen 5217 ?8., 333 gewerbliche Motore mit zusammen 1608 ?8., 248 Bügeleisen und Kochapparate, 15 Ventilatoren im Gesamt­anschlußwert von 7270 LV7. Die an die Strom­abnehmer abgegebene Kilowattstunden betragen 1,6 Millionen. In den neu angeschlosfenen Gemeinden Göttelfiagen, Hochdorf und Jgelsberg, OA. Freuden- ftadt, Beuren und Monhardt, OA. Nagold werden z. Zt. die Hausinstallationen eingerichtet und werden im Laufe des Sommers in Betrieb kommen. Die Gemeinde Monakam erhielt schon im Monat De­zember 1913 Strom. Die Zuleitung für das städt. Elektrizitätswerk Calw ist festgestellt und wird von diesem nach Bedarf bereits Strom bezogen, die Stromzuführung in die Vereinigten Deckenfabriken in Calw erfolgte in den letzten Tagen und sind deren Motore bereits in Betrieb. Die Entwicklung des Verbandes ist eine durchaus günstige und findet die elektrische Versorgung immer besser Aufnahme. Der Versammlung wohnten in beehrender Weise die HH. Bezirksvorstände von Calw, Freudenstadt, Leonberg und Nagold an; von den mit beratender Stimme berechtigten Großabnehmern war die Stadt Herrenalb durch Hrn. Stadtschultheiß Grüb und die Firma Koch u. Reichert in Rohrdorf vertreten. Bei dem sich anschließenden Mittagessen gedachte der