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Neuenbürg, Montag den 38. März 1914.
72. Jahrgang.
RunSlchau.
Berlin, 28. März. Der in der Stichwahl in , Borna unterlegene Generalleutnant v. Liebert hat an seine Wähler ein Schreiben gerichtet, in dem er sagt, ein Teil der liberalen Wähler habe nach dem ! Resultat der Hauptwahl den den bürgerlichen Par- , leien zugehörigen Wahlkreis an die Sozialdemokraten ' verraten. Er fährt dann fort: „Wir haben unsere ^ Schuldigkeit getan und haben uns nichts vorzuwerfen. ^ Ich sage allen Wählern, die sich treu um einen ! bürgerlichen Vertreter bemühten, herzlichen Dank, z Es lebe das Vaterland!" !
Berlin, 28. März. Bei 2 Grad Wärme trat heute früh 8 Uhr heftiger andauernder Schneefall ein. ^
Die neuen bayerischen Briefmarken mit dem Bilde König Ludwigs gelangen am 30. März zur Ausgabe. Die neuen Marken, die König Ludwig im Halbprofil mit Brille vor den Augen zeigen, während die Mark-Werte das unbebrillte Profilbild aufweisen, hat der Münchener Kunstmaler Professor Walter Firle entworfen. Die beiden Pressen, die in der Münchener Staatsdruckerei zum Markendruck benutzt werden, können pro Tag etwa 5 Millionen Stück drucken; das ist ein Vorrat, der etwa für 3 Tage reicht. Täglich werden in Bayern jetzt etwa 1?/s Millionen Stück Marken verkauft, im Jahre etwa 400—450 Millionen. Bis man den „eisernen Bestand" zusammen hatte, mußte wochenlang gedruckt werden.
Drei Söhne angesehener Mannheimer Bürger, Schüler von Mittelschulen, von denen einer seinem Vater 6000 Mark aus der Kasse genommen hat, werden vermißt. Man glaubt, daß sie nach Frankreich gefahren sind, um Dienste in der Fremdenlegion zu nehmen.
Paris, 24. März. Bekanntlich sollte unlängst ein Postsack, der Wertpapiere von über einer Million Franken enthielt, von einem Postauto- mobil gestohlen worden sein. Wie nun heute „La Poste", das Organ der organisierten Postbeamten, mitteilt, bestätigt sich dies nicht. Der Postsack ist bei der Abfertigung auf dem Hauptpoftamte in einem dunklen Winkel vergessen und eist später aufgefunden worden. Die Wertpapiere stellte man den rechtmäßigen Besitzern zu, sprengte aber das Gerücht von dem Diebstahl aus, um die Angelegenheit zu vertuschen.
Brüssel, 28. März. Die Polizei verhaftete heute nachmittag den Kammerdiener Mahö, der in Paris in der Nacht vom 12. auf 13. März einem Bankier Hartog. während dieser mit seiner Frau sich in der Oper befand, für 150 000 Francs Schmucksachen gestohlen hatte. Der größte Teil des gestohlenen Gutes wurde in seiner hiesigen Wohnung vorgefunden.
Juarez, 28. März. Es wird erklärt, daß General Hurrera mit 4000 Mann in Torreon von Osten her eingerückt sei und sich durch die Straßen der Stadt bis zur Stierkampfarena im Norden durchgekämpft habe. — Nach einer Meldung des Generals Villa haben die Regierungstruppen sich in den westlichen Befeftigungswerken der Stadt zusammengezogen. Drei Generale der Bundestruppen, Pena, Reyna und Anaya, sind gefallen, General Ozaranza wurde verwundet.
Württemberg.
In unserer Zweiten Kammer ist dem sozialdemokratischen Antrag auf Einführung der Verhält n i s w a h l e n für die Gesamtbesetzung der Zweiten Kammer sowie Festsetzung des Wahltermins auf einen Sonntag ein erstklassiges Begräbnis bereitet worden, und die Grabreden, die diesem parlamentarischen Novum gehalten wurden, lassen darauf schließen, daß es wohl nicht so bald wieder aus der Versenkung auftauchen wird. Es ist ja nicht zu verkennen, daß der Proporz seine guten Seiten hat.
aber seine auf die reinen Parteioerhältnisse zugeschnittene Einseitigkeit würde einen großen Teil der Wählerschaft sicherlich abstoßen und so das politische Gesamtbild unseres Landes zweifellos stark verzerren. Die Beziikswahlen bringen gewiß vielerlei Unannehmlichkeiten mit sich, tragen ihr gut Teil Schuld an der sogen. Kirchturmspolitik, aber schließlich ist unsere Landespolitik eben doch zu sehr gerade auf die Berücksichtigung der vielen Einzelinteressen zugeschnitten, daß eine verallgemeinernde Parteipolitik ihnen zu wenig dienlich wäre und darum auch beim Volke nur wenig Verständnis und Gegenliebe finden dürfte.
Mit dem anfangs voriger Woche in der Zweiten Kammer behandelten Anträge auf Erhöhung der Mehlfracht und Einführung einer progressiven Mühlenumsatzsteuer ist eine wirtschaftliche Frage angeschnitten worden, die eigentlich in das Ressort des Reichstags gehört und von diesem auch schon wiederholt behandelt worden ist. Der Zweck des Antrags ist. die kleinen Mühlenbetriebe. die für unsere Landwirtschaft einen großen Faktor spielen, vor der immer weiterschreitenden Aufsaugung durch die Großmüblen. die hauptsächlich die Versorgung mit ausländischer Brotfrucht betreiben, nach Möglichkeit zu schützen und sie darum in erster Linie dadurch lebensfähig zu erhalten, daß diese Großmühlen mit einer ihrem Umsatz entsprechenden Steuerquote belastet werden sollen. Dem Antrag und seiner Tendenz kann die innere Berechtigung nicht abgesprochen ryerden, denn die Entwicklung, wie sie in den letzten Jahren eingesetzt hat, ist zweifellos eine ungesunde, und es besteht tatsächlich die Gefahr, daß eine Anzahl Riesenbetriebe die ganze Produklion an sich reißen und alle kleineren und mittleren Konkurrenten vernichten. Wir kommen damit zu einer Monopolisierung und Vertrustung, deren schädliche Folgen leider gewöhnlich erst dann eingesehen werden, wenn es zu spät ist. Es wäre deshalb zum mindesten angezeigt, daß die Frage in ernstliche Behandlung genommen wird und daß die Regierung aus der Stellungnahme der Volksvertretung sich die Direktiven für ihr event. Votum im Bundesrat holt.
Stuttgart, 27. März. Der württ. Landesverein der Kaiser-Wilhelms-Stiftung für deutsche Invaliden hielt unter dem Vorsitz von Generalmajor v. Krell seine jährliche Landesausschußsitzung heute hier ab. Im vergangenen Jahre wurden an 344 Kriegsbeschädigte von 1870 bezw. an deren Hinterbliebenen insgesamt 29000 ^ an Beihilfen gewährt. Der Vermögensftand der Stiftung ist 173 740 Seit ihrem Bestehen (1870) hat die Stiftung insgesamt 1457 414 Gaben erhalten, dagegen insgesamt 2 034223 Unterstütz
ungen im selben Zeitraum gewährt. Die ausscheidenden Verwaltungsratsmilglieder Oberstleutnant v. Andler. Dr. Karl Elben, Chefredakteur des Schwäb. Merkur, sowie Kommerzienrat Engelhorn und Generalmajor v. Seible wurden wiedergewählt.
Stuttgart, 28. März. Die Klagen über zu hohe Beiträge der Dienstboten für die Krankenversicherung haben den Abg. Baumann und die Mitglieder der nationalliberalen Landtags- fraktion veranlaßt, eine Anfrage an den Minister des Innern zu richten, der darauf u. a. geantwortet hat: Wenn bisher die allgemeinen Ortskrankenkafsen für die Dienstboten denselben Beitragssatz erheben wie für die übrigen Versicherten, so wird demgegenüber mit Recht darauf hingewiesen, daß die Erkrankungsgefahr der Dienstboten nach den bisherigen Erfahrungen eine wesentlich geringere ist. als die der gewerblichen und landwirtschaftlichen Arbeiter, und daraus die Forderung abgeleitet, die Beiträge für sie entsprechend niederer festzusetzen. Die erhobene Forderung, deren Verwirklichung nach § 384 Abs. 1 R.V.O. möglich erscheint, kann nicht als unbillig bezeichnet werden. Die zuständigen Aufsichtsbehörden werden veranlaßt werden, im Sinne der vorstehenden
Ausführungen auf die allgemeinen Ortskrankenkafsen einzuwirken.
Stuttgart, 28. März. In den Kreisen der Landwirte und Weingärlner sieht man nicht gut zu dem nassen Verlauf des Monats März, der so manche Arbeit verzögerte. Aber ein alter Weingärtner erinnert daran, daß es schon einmal so einen verregneten März gegeben habe: den von 1865, und dieser Jahrgang ist bekanntlich das beste württem- bergische Weinjahr im vorigen Jahrhundert gewesen. Damals gab es im März nur einen einzigen Tag ohne Niederschläge, nämlich der 6. März, der Geburtstag des Königs Karl. Man freute sich über den schönen Tag umsomehr, als er der erste Geburtstag nach dem Regierungsantritt des neuen Königs war. Dann gingen die Niederschläge ununterbrochen fort bis zum Schluß, wo es am 31. März in Stuttgart noch 1 Fuß hoch Schnee gab. Dann war es ganz aus damit. Es folgte ein so trockenes Frühjahr und ein so heißer, regenloser Sommer, daß alle Aussaat, die nicht vor dem Schneefall am letzten März gemacht worden war, im Keime verdorrte. Die Heuernte fiel ganz aus, um so größer aber und um so besser war die Weinernte, denn es ist nun einmal so: Des Einen Leid ist des Andern Freud.
Tübingen, 29. März. Der von einem indischen Missionar abstammende Professor der Theologie Dr. Hermelink in Kiel, der die Seminare Schönthal und Urach sowie das Tübinger Stift durchlaufen hat und zuletzt in Thekla bei Leipzig als Pfarrer tätig war, ist von der Leipziger Universität zum l). tbsol. donoris causa ernannt worden.
Tübingen, 28. März. Ein tierliebender Knabe in Kusterdingen hatte einen Star gefunden, der sich durch Anstößen an einen elektrischen Leitungsdraht schwer verletzt hatte, und wollte ihn zu Hause pflegen. Als er im Hofe seines elterlichen Hauses nach Würmern für das Tier grub, fand er 15 Zwanzigmarkstücke. Da stellte sich heraus, daß der Betrag vor 12 Jahren seinem Großvater auf unaufgeklärte Weise abhanden gekommen war.
Heilbronn, 24. März. Der Wirtsverband des unteren Neckalkreises Heilbronn a. N.. e. V., gibt bekannt, daß er neben dem Ausschank der einheimischen Weine nunmehr auch spanische Weiß- und Roüveine führe — über die Straße zu 60 im Ausschank in den Wirtschaften zu 80 das Liter. Er apelliert ganz speziell an den Lokalpatriotismus der hiesigen Bürgerschaft, ihn in seinem Kampf mit den spanischen Weinstuben zu unterstützen, und erwartet zuversichtlich, daß der Bedarf an spanischem Wein in Zukunft bei ihm gedeckt und der bescheidene Verdienst den hiesigen Wirten zugeführt werden möge.
Maulbronn, 27. März. Die Eröffnung der Stichbahn Hauptbahnhof-Maulbronn bis Maulbronn-Stadt wird voraussichtlich im Laufe dieses Sommers stattfiaden können. Gegenwärtig wird eine Zufahrtsstraße zum Stadtbahnhof gebaut. Das Bahnhofgebäude geht ebenfalls seiner Vollendung entgegen. Auf der ungefähr 3 Kilometer langen Bahnstrecke, die ganz durch den Wald führt, werden nach dem Fahrplanentwurf täglich 26 Züge. 13 hin und 13 zurück, verkehren.
Balingen, 28. März. Der 100 jährige Wagnermeister Johann Martin Sämann in Ost darf ist heute gestorben. Bis in die letzte Zeit hinein erfreute er sich einer guten Gesundheit. Sämann ist am Tage der Leipziger Völkerschlacht geboren und es wurde, wie erinnerlich, ihm zu Ehren im Oktober vorigen Jahres in Oftdorf eine Feier veranstaltet, bei der nach einem Feftgottesdienst Abg. Konrad Haußmann die Festrede hielt.
Ulm. 27. März. Gestern früh gegen b/ig Uhr wurden die Gäste des vollbesetzten Bahnhofhotels durch Feuerlärm aus dem Schlafe geschreckt. In dem im 3. Stock gelegenen Bügelzimmer war Feuer entstanden, das durch das Eingreifen der Hotelbediensteten rasch gelöscht werden konnte.