Potosi erbarmungslos nieder. Die Unglücklichen wurden von ihren Feinden auf einer Farm plötzlich angegriffen und sämtlich förmlich abgeschlachtet.
Mexiko, 28. Jan. Eine Verschwörung gegen Huerta, an deren Spitze General Gonzalez und Oberst Vito stehen, ist aufgedeckt worden. Die Polizei hat 42 Teilnehmer verhaftet, darunter 22 Deputierte. Eine Anzahl von ihnen wurde erschossen.
Zürich, 29. Januar. Der „Neuen Züricher Zeitung" zufolge sind infolge starken Nebels auf dem Bodensee ein österreichischer Dampfer und der bayerische Trajektdampfer zusammen- geftoßen. Der Dampfer „Habsburg" und zwei Schleppkähne wurden schwer beschädigt.
Lissabon, 28. Jan. In Esmeriz im Kreise Ovar brach in einem Saale in dem Augenblick, als man einen Sarg fortschaffen wollte, der Fußboden ein. Dabei stürzten etwa 50 Personen, zum größten Teil Frauen und Kinder, in das darunter befindliche Stockwerk. Der Sarg und die Personen wurden mit großer Mühe geborgen. Mehrere Personen sind verletzt worden.
London, 27. Jan. Die Stadt Santa Barbara an der Südküste von Kalifornien wurde durch eine schwere Sturmflut von der übrigen Welt abgeschnitten; sie ist ernstlich gefährdet.
Nairobi (Ostafrika), 28. Jan. Der Deutsche Fritz Schindler, Mitglied der von Paul Rainey veranstalteten kinematographischen Expedition, ist am SamStag, während er einen Löwen aufzunehmen versuchte, von der Bestie angefallen worden und gestern den dabei erlittenen Verletzungen erlegen.
Tokio. 27. Jan. Bei einer Brandkatastrophe in einem japanischen Kinothrater sind im ganzen 58 Kinder, 16 Frauen und ein Mann umgekommen. Zehn Personen wurden verletzt.
Württemberg.
Stuttgart, 29. Jan. Der König erfreut sich, nach Nachrichten aus Kap Martin, des besten Wohlseins. Die Witterung, die anfangs zu wünschen übrig ließ, hat sich in der zweiten Hälfte des Monats sehr zum Guten verändert und ein strahlender Sonnenschein macht während des größeren Teils des Tages den Aufenthalt im Freien möglich. Bald nach der Ankunft wechselte der König Besuche mit dem gleichfalls im Hotel Kap Martin anwesenden Herzog von Meiningen. Am Geburtsfest des Kaisers besuchte der König mit Gefolge den Gottesdienst in der deutschen Kirche zu Menton. Am 28. Januar hatte der Präfekt der See Alpen eine Einladung zum Frühstück erhallen.
Stuttgart, 27. Januar. Auf der deutschen Geweihausstellung 1914 in Berlin hat der König für einen im Schönbuch erlegten kapitalen Sechzehnender den 5. Schild, und für einen interessanten, im Park Favorite erlegten Damschaufler den 4. Schild erhalten.
Stuttgart, 27. Jan. Im Ausschuß für innere Verwaltung wurde heute die Eingabe des deutschen Buchdruckervereins betreffend die Konkurrenz im Buchdruckgewerbe durch den Betrieb behördlicher Druckereien beraten. Der Berichterstatter Andre stellte nach eingehender Begründung den Antrag: 1) Die Eingabe, soweit sie sich gegen die Ausdehnung der bestehenden staatlichen Druckereien und gegen das Verbot der Uebernahme von Prioatauflrägen aus> spricht, der Kgl. Staatsregierung zur Berücksichtigung, im übrigen zur Kenntnisnahme zu übergeben. 2) die Erwartung auszusprechen, daß Druckarbeiten, soweit es ihre Art erlaubt, nötigenfalls durch Aufteilung in kleinere Lose, auch an mittlere und kleine Druckereien zu angemessenen Preisen auch außerhalb Stuttgarts vergeben werden. Von sozialdemokratischer Seite wurde betont, daß kein Anlaß vorliege, dem Gesuch entgegenzukommen; es genüge Uebergabe der Eingabe zur Kenntnisnahme. Von konservativer Seite wurde der Antrag des Berichterstatters unterstützt. Die staatlichen Regiebetriebe dürften eine Ausdehnung nicht erfahren. Der Staat soll« seine Aufträge dem privaten Gewerbe- und Handelstreibenden zukommen lassen. Präsident v. Metzger legte die derzeitige Ausdehnung der staatlichen Druckereien dar und be- merkte, daß der Antrag des Berichterstatters zu weit gehe. Ein Redner der Deutschen Partei erklärte sich mit dem Antrag des Berichterstatters einverstanden, nachdem dieser eine entsprechende Aenderung in bezug auf Rücksichtnahme auf das dienstliche Interesse erfahren hatte. Der Antrag des Berichterstatters wurde schließlich mit den Stimmen der bürgerlichen Parteien angenommen. Für Ziffer 2 stimmten auch die Sozialdemokraten, so daß diese Ziffer also einstimmig genehmigt wurde.
Stuttgart. 23. Jan. Zu Beginn der heutigen Nachmittagssitzung der Zweiten Kammer gab Präsident v. Kraut eine Anfrage des Abg. Haag (BK.) betr. Maßregeln gegen Malzwein zum Schutze der einheimischen Weingärtner bekannt. Der Rechenschaftsbericht des Ständischen Ausschusses wurde ohne Debatte genehmigt. Das Haus ging dann zur Beratung der Anträge des volkswirtschaftlichen Ausschusses zu verschiedenen Eisenbahneingaben über. Ein Antrag des Ausschusses, der die Erbauung einer Stichbahn Aalen-Abtsgmünd zur Berücksichtigung empfahl, wurde vom Abg. Re mb old- Aalen (Z ), v. Perglas (BK.), Brauchte (V.) und Schock (L.) befürwortet und fand schließlich einstimmige Annahme, trotzdem Ministerpräsident Dr. v Weizsäcker erklärte, besondere durchschlagende Gründe für eine Aenderung des früheren Regierungsstandpunktes, der nur Erwägung vorsah. nicht anerkennen zu können, zumal die Rentabilität ganz gering sei. Die Bahn sei nicht als bauunwürdig zu bezeichnen, sie werde aber für absehbare Zeit noch hinter anderen Bahnen zurückstehen müssen. Zur Nebenbahnfrage bemerkte der Ministerpräsident allgemein. daß man sich in Württemberg in einer Nebenbahnbauperiode ersten Ranges befinde. Seit dem Bestehen der württembergischen Eisenbahnen seien noch nie so viele Nebenbahnen gebaut worden, wie in den letz'en 10 Jahren. Deshalb könne man auch nicht davon ausgehen, daß dieses starke Tempo im Nebenbahnbau sich noch erheblich steigere. Zur Erschließung der Heidenheiwer Alb durch Eisenbahnen hatte der Ausschuß beantragt, die Denkschrift für erledigt zu erklären. Der Ausschußantrag betr. Erbauung der Bahn Gerstetten-Her- brechtmgen wurde gegen die Stimmen des Zentrums angenommen. Ein Antrag Kiene-Dietrich. der auch für die Stichbahn Heidenheim-Böhmenkirch Berücksichtigung wünschte und von den Abg. Herbster (Z.) und Hasel (N) Unterstützung fand, wurde mit den Stimmen des Zentrums, des Bauernbundes (ohne Nübling, Schaible und Perglas), und der Abg. Dietrich. Feuerstein. Hoschka. Pflüger. Kenngott und Kurz angenommen. Der Ministerpräsident erklärte, daß die Regierung die Erschließung der Heidenheimer Alb in Aussicht nehme, daß sie aber unter den vorliegenden Projekten diejenigen ablehnen müsse, die mit einem Abmangel schließen. Der Bau einer Nebenbahn Göppingen-Voll wurde der Regierung zur Berücksichtigung übergeben. Schluß der Sitzung */«8 Uhr.
Stuttgart, 29. Jan. Auch die heutige Sitzung der Zweiten Kammer war der Beratung von Eisenbahneingaben gewidmet, von denen das Nebenbahnprojekt Schwenningen—Tuttlingen den breitesten Raum in den Verhandlungen einnahm. Die Bahn Schwenningen—Tuttlingen wie auch die Bahn Trossingen—Durchhausen fanden lebhafte Fürsprecher in den Abgeordneten Stengelin (V.) und Müll er-Rottweil (N), die bei dieser Gelegenheit ihre Jungfernreden hieben, ferner in den Abgeordneten Haußmann(B). Betzler(Z). Seifried (B.K). Graf-Stuttgart (Z) und Dr. v. Kiene (Z.) Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker verhielt sich auch gegenüber diesen Projekten sehr reserviert und wies darauf hin. daß das Projekt Schwenningen- Tuttlingen nur eine Rente von 0,04 Prozent ergebe. Wegen des zukünftigen Projekts der Randenbahn beabsichtige Württemberg keine Nebenbahnen zu bauen und wenn es zum Bau einer Randenbahn kommen sollte, habe Württemberg lediglich kein Interesse daran, wenn es nicht durch Schwenningen durchgeführt werde. Bezüglich der Trossinger Linie erklärte der Ministerpräsident, eine Berücksichtigung nicht versprechen zu können, dagegen stellte er eine Erwägung in Aussicht. Die Uebernahme des Elektrizitätswerks in Trossingen lehnte der Ministerpräsident rundweg ab. da es sich um ein schlecht fundiertes städtisches Unternehmen handle. Schließlich wurde der Antrag Mattutat mit den Stimmen der Sozialdemokratie, der Volkspartei, der Nationalliberalen und der Zentrumsabgeordneten Betzler, Gras, Andre, Herbster, Speth. Schweizer und Mohr angenommen und im übrigen die Ausschußanträge genehmigt. Den Ausschußanträgen entsprechend wurde auch noch beschlossen, die Bahnverbindung von Renningen, Weilderftadt nach Mühlacker und die Bitte des Eisenbahnkomitees für eine Würmtalbahn, sowie die Bitte des Eisenbahnkomitees Mergenl- Heim-Aßamstadt um Erbauung einer Nebenbahn von Merchingen—Aßamstadt nach Mergentheim, der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Für die beiden elfteren Linien hatten sich dis Abgeordneten Roth (B.K.) und Sperka (S.). für die letztere der Abg. Vogt-Mergentheim (B.K) verwendet. Nächste Sitzung Freilag 9 Uhr: Fortsetzung.
Stuttgart. 28. Ja». (Das Eingreifen des Militärs in Württemberg.) In ihrem Antwortschreiben auf die Anfrage v. Gauß-v. Kiene wegen des militärischen Eingreifens bei inneren Unruhen stellt sich die Regierung auf den Standpunkt, daß ein Eingreifen von Militär nur nach vorangegangener Aufforderung der Zivilbehörden erfolgen kann und daß die preußische Kabinettsordre vom Jahre 1820 bei uns in Württemberg durch die Militärkonoention nicht zur Einführung gelangt ist. Schon vor Jahren sei diese Frage von den beteiligten Ministerien daraufhin geprüft worden, ob eine Aenderung der württembergischen Gesetze infolge besonderer preußischer Verordnungen notwendig werde, doch habe sich ergeben, daß die Vorschriften des Gesetzes vom 28. August L849 durch die preußischen Verordnungen unberührt bleiben. Im Jahre 1903 erging in diesem Sinne eine Anweisung an die Kreisregierungen und die Oberämter. Dieselbe Instruktion wurde auch im 13. Armeekorps ausgegeben.
Stuttgart. 29. Januar. Im Namen der Stadtvorstände der großen und mittleren Städte Württembergs haben die Oberbürgermeister Lautenschlager, Dr. Göbel und Hepp zur Frage des Submissionswesens eine Eingabe an den Landtag gerichtet, die zu dem Gesuch kommt, von einer die Gemeinden bindenden Regelung des Verdingungswesens Abstand zu nehmen.
Stut 1 gar 1, 27. Jan. Ein schwäbisches Pfarrerpaar hat aus Anlaß des Geburtstags des Kaisers unter dem Namen Reichsinvalidenstistung eine Stiftung ins Leben gerufen, aus deren Ergebnissen Kriegsveteranen neben der Reichsbeihilfe von 150 Mk. eine Zulage von 50 Mk. gewährt werden soll. In Württemberg kommen etwa 1000 Veteranen in Betracht. Die Stiftung soll zu Kaisers Geburtstag in Kraft treten.
Göppingen. 2A Jan. Heute abend ist Buch- druck-reibesttzer Gustav Löchner an den Folgen eines Schlaganfalls, von dem er in der gestrigen Kaiserfeier betroffen wurde, im Alter von 57 Jahren gestorben. Er wohnte gestern noch einem Teil der Feier an, bis er gegen 9 Uhr von dem Schlaganfall betroffen wurde. Der Verstorbene war Besitzer der „Göppinger Zeitung". Er war ein für sein Geschäft rastlos arbeitender Mann und ein lauterer Charakter. Die Deutsche Partei verliert in dem Verstorbenen ein langjähriges, treues Mitglied. Das tragische Geschick des Mannes, der mitten aus einer patriotischen Feier heraus auf das Sterbelager gebrach/ werden mußte, erregt hier allseitige tiefe Teilnahme.
Münsingen, 28. Jan. Das Eisenbahnkomitee Urach-Münsingen hat dem Landtag einen 3. Nachtrag zu seiner Bitte um Fortführung der Ermstalbahn von Urach nach Münsingen vorgelegt. Beigegeben sind eine sachverständige Aeußerung des früheren Kommandanten des Truppenübungsplatzes Generalmajor z. D. Frhr. v. Hügel, und eine Entgegnung auf die Eingabe des Reutlinger Eisenbahnkomitees.
Heilbronn. 29. Jan. Der „Württ. Zeitg." wird aus Heilbronn geschrieben: Wagner beschäftigt aufs neue die Gemüter, nachdem die Entscheidung darüber, ob er vor das nächste Schwurgericht gestellt wird, unmittelbar bevorsteht. Einzig maßgebend darüber wird das Gutachten des Professors Gaupp- Tübingen sein. Die Untersuchungsakten sind abgeschlossen; sie sind zu einem wahren Berg angewachsen. Unter anderem erhielten sämtliche Kollegen Wagners, die sich mit ihm in den Jahren 1891 — 1894 im Seminar Eßlingen ausbilden ließen, vom Untersuchungsrichter die Aufforderung, schriftlich niederzulegen und einzusenden, was sie über Wahrnehmungen an Wagner, insbesondere in sittlicher Hinsicht, auszusagen vermögen.
Ulm, 27. Jan. Das Schwurgericht verurteilte den Taglöhner Johann Georg Reichert von Reichenbach, der eine Feldscheuer auf dem Gute Ramsberg des Grafen Rechberg-Rothenlöwen angezündet hatte, zu 5 Jahren Zuchthaus. Reichert war schon früher wegen Brandstiftung zu Ungunsten des Grafen zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Reutlingen, 28. Jan. Zu dem Portier des Bruderhauses, Gaßner. kam in der Nacht zum Dienstag dessen 19 Jahre alter Pfleqesohn Joh. Geiger. Er verlangte von seinem Pflegevater das bereits erhaltene Reisegeld nochmals und entriß dem Pflegevater, als dieser sich weigerte, den Dienstrevolver. Der Bursche drohte seinen Pflegevater zu erschießen. Dieser schlug den Angreifer mit einem Stock derart auf den Arm, daß ihm der Revolver entfiel. Der Pflegesohn erhängte sich darauf im Portierhäuschen.
Biberach, 29. Jan. Der 63 Jahre alte Altertumshändler und Möbelfabrikant Karl Baur hier