Württemberg.
Stuttgart. 10. Jan. Durch Kgl. Verordnung ist die Ständeversammlung zur Wiederaufnahme ihrer Sitzungen auf Mittwoch, 21. Januar, einberufen worden. Die Erste Kammer tritt am 28. Januar zusammen, um zuerst das Gebäudebrandversicherungsgesetz zu beraten.
Stuttgart. 10. Januar. Der König hat den Staatsrat v. Mofthaf seiner Bitte entsprechend von der Stelle des Vorstands der Zentralleitung für Wohltätigkeit enthoben und diese Stelle dem Wirklichen Staatsrat v. Kern übertragen.
Stuttgart. 10. Januar. Da in diesem Jahre das Geburtsfest des Königs mit dem Aschermittwoch zusammenfällt, so wird, dem „Staatsanzeiger" zufolge, die kirchliche und die bürgerliche Feier d»s Geburtsfestes erst am 26. Februar stattfinden.
Stuttgart, 10. Januar. Gegenwärtig wird ein neues Verzeichnis der Inhaber des eisernen Kreuzes und des Preuß. Militär'Ehrenzeichens angefertigt. Da es für jeden Inhaber dieser Aus- Zeichnung von Wert ist, dabei nicht übergangen zu werden, so empfiehlt es sich für die den militärischen Vereinen nicht angehörigen Herrn, sich umgehend bei den Bezirksobmännern der Kriegerverbände zu melden.
Stuttgart, 11. Jan. Einen außergewöhnlich zahlreichen Besuch, wie er wohl noch keiner ihrer Vorgängerinnen beschieden war, hatte die heute in der Liederhalle gehaltene Landesversammlung der Nationalliberalen Partei Württembergs aufzuweisen. Der Parteivorsitzende, Reichstagsabg. List, begrüßte die Versammlung und erinnerte in einem Rückblick über das abgelaufene Jahr an die Landtagsersatzwahlen in Gerabronn und Tuttlingen Ein außerordentlich übersichtliches und sachkundiges Referat über den Landtag gab hierauf Landtagsabg. Baumann. Reichstagsabg. Bassermann, der schon bei seinem Erscheinen während der Rede Baumanns stürmisch begrüßt worden war, hielt sodann ein ausgezeichnetes Referat über Reichspolitik. (Näherer Bericht folgt.)
Stuttgart. 10. Jan. Die gestern unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Lautenschlager auf dem Rathaus gehaltene Sitzung des württemb Städtetags befaßte sich hauptsächlich mit der Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Gebäudebrandversicherung. Der Städtetag beschloß, eine Eingabe an den Landtag zu richten, in der verschiedene Abänderungsvorschläge gemacht werden. Weiter beschäftigte sich der Städtetag mit einer Reihe anderer Fragen, so mit der Wasserbeschaffung für die Besprengung der Staatsstraßen, mit dem gemeinsamen Bezug von Material für Bauarbeiten und mit der Besportelung von Theatervorstellungen.
Stuttgart. 10. Jan. Die Neuwahlen von Mitgliedern zu den Handelskammern an Stelle der nach Ablauf der Wahlperiode ansschridenden sowie ausgeschiedener Mitglieder sind nach vorgängigem Benehmen mit den Handelskammern in den einzelnen Kammerbezirken auf die nachstehenden Tage anberaumt worden: Stuttgart 28. Jan., Reutlingen 29. Jan.,
Calw 20. Januar. Zu wählen sind aus 6 Jahre: bei der Handelskammer Stuttgart 12 Mitglieder, Reutlingen 8. Ulm 8, Calw 4.
Stuttgart. 11. Jan. In einer am 8. Januar abgehaltenen Vorstandssitzung der vereinigten Stuttgarter Ortrkcankenkassen wurde beschlossen, die Saline und das Solbadhoiel in Dücrheim im badischen Schwarzwald zum Preis von 500000 anzukaufen und für die Zwecke der Kassenmilglieder einzurichten.
Stuttgart. 10. Januar. Der Raubüberfall in den oberen Anlagen stellt sich nach dem Polizeibericht als ein grober Unfug dar. Der Polizeibericht meldet heule: Am 8. Januar, nachmittags 4 Uhr, wurden in der Ludwigsburgerstraße Passanten von jungen Burschen mulwilligerweise angerempelt. Die Burschen wurden dann von Fuhrleuten durch die Anlagen verfolgt; zwei wurden später beim Hauptbahnhof festgenommen.
Tübingen. 10. Januar. Oberstaatsanwalt vr. Cleß ist seinem Ansuchen gemäß auf den 1. April dieses Jahres unter Verleihung des Ehrenkreuzes des Ordens der Würtlembergischen Krone in den Ruhestand versetzt worden.
Tübingen, 11. Jan. Gestern mittag sah man 4 Studenten in einem kleinen Boot den hochange- schwollenen Neckar hinunterfahren. Wie man hört, beabsichtigten sie sich vom Hochwasser bis nach Heilbronn treiben zu lassen.
Hochwasser im Lande. Aus verschiedenen Teilen des Landes liegen Nachrichten vor über Hochwasser, das durch die fortdauernden Regen- und Schnrefälle und die Schneeschmelze verursacht wurde. Der Neckar ist in der Nacht zum Samstag um 70 Zentimeter gestiegen und hat den Cannstalter Wasen an verschiedenen Stellen überschwemmt. Auch die Insel bei Berg ist vollständig unter Wasser gesetzt worden. Das ganze Flußtal zwischen Plochingen und Eßlingen ist überschwemmt. Die Kiesbaggerei Altbach und die Schwertmühle bei Obereßlingen mußten den Betrieb einstellen. Bei Heilbronn ist der Neckar gleichfalls über die Ufer getreten und hat die Niederungen überschwemmt. In Tübingen wurde die Neckarallee unter Wasser gesetzt. Auch die Enz und die Fils sind über die Mer getreten. Zwischen Dürrmenz und Mühlacker mußte der Verkehr wegen des Hochwassers der Enz über den Berg aufrecht erhalten werden. Die Donau und die Iller sind gleichfalls gestiegen und ufervoll. Fast überall im Lande aber ist vom Mittag an, da der Regen auf- hörtr und besonders in höheren Lagen in Schnee überging, und auch die Schneeschmelze bei sinkender Temperatur ins Stocken kam, erst ein Stillstand, dann ein Fallen des Hochwassers eingetreten.
klus StaSt» Bezirk uns Umgebung.
Vom Eoangel. Oberschulrat ist am 9. Januar eine ständige Lehrstelle in Neusatz dem Unterlehrer Hans Hochstett er in Lauffen a. N., OA. Besigheim, übertragen worden.
Neuenbürg, 12. Januar. Wir berichteten in unserer letzten Blattausgabe, daß in Folge des am
letzten Donnerstag eingetretenen Tauwetters und des folgenden Dauerregens mit der Schneeschmelzt die Enz am Samstag vormittag an vielen Stellen ausgetreten sei. Ja es handelte sich um ein Hochwasser, das schon in der Nacht vom Freitag auf Samstag eine gefährliche Ausdehnung anzunehmen drohte, das aber nur deshalb abgewendet wurde, weil bereits früh am Samstag morgen der Regen in Schnee überging. So ging das hochgehende Wasser im Laufe des Samstags mehr und mehr zurück und dies vollends, als gegen Abend auch die Temperatur zurückging. Während es am Freitag abend noch bei 4° über Null heftig regnete, stand das Thermometer am Samstag abend bei Schneefall schon 1—2 Grad H. unter Null und dieser Frost steigerte sich am Sonntag früh noch um weitere 1—2 Grad. Das beste aber dabei war der neue Schneefall, der uns wieder in die schönste Winterlandichaft versetzte und so den Sonntag zu einem herrlichen Wintersporlstag machte, an dem nur auszusetzen war, daß, wenigstens bei uns im Tale, nicht so viel Schnee gefallen war, daß er auch einen Schlittenoerkehr auf den Straßen gestattet hätte. Was die Hauptrodler und Schneeschuhfahrer anging, so mußten sie sich deshalb in höhere Regionen begeben, wo es an Schnee nicht mangelte. Auf dem Dobel z. B. soll er streckenweise bis zu einem halben Meter hoch liegen, da der Neuschnee sich mit der alten Schneedecke verbunden hatte. Viele Wintersportler zogen auf andere hochgelegene Waldorte, besonders viele von ihnen frequentierten Wildbad und seinen Sommer- becg, der auch mit vollem Recht immer einen besonderen Anziehungspunkt bildet; ist doch daselbst durch verständnisvolles Entgegenkommen der Stadt ein Uebungsfeld für Skifahrer und Rodler hergerichtet. das ein geradezu ideales ist. An den sich anschließenden Sprunghügel können sich freilich aber nur besonders kundige und mutige Skifahrer wagen. Aber auch Nichisporiler finden da oben mitten im Wald den vollen Reiz einer Winterlandschaft. — Der diesmalige Schnee scheint nun längeren Bestand haben zu wollen, haben wir doch heute vormittag eine Kälte von 4—6 Grad H.
Neuenbürg. (Einges.) Dem Hrn. Einsender in der Samstagsnummer ds. Bl. möchten wir doch einige Zeilen ans Herz legen. In erster Linie möge er sich von seinem Berichterstatter auch der Wahrheit gemäß berichten lassen, denn sonst müßte er wissen, daß sich die Interpellation wegen der Vernichrung der Schlittenbahn nicht um die Hafnersteige drehte. Beim Rodeln in der Waldrennacher Steige verlangsamt sich die Fahrt durch das geringe Gefäll bei der Einmündung in die Wildbader Straße ja von selbst, so daß es jedem Schlittenlenker möglich wird, jedem etwa entgegenkommenden Fuhrwerk event. auszuweichen. oder seinen Schlitten sofort zu stellen. Hier wurde also das Schlittenfahren für ungefährlich bezeichnet. Anders liegt die Sache in der Hafnersteige. Hier wurde die Gefährlichkeit von den betreffenden Gemeinderäten anerkannt und Abhilfe gutgeheißen. Fast scheint es uns. als wolle der Hr. Einsender alle Straßen und Wege, sogar den gewiß unschuldigen
M a r g a.
Roman von C. Crone. v) (Nachdruck verboten.)
„Leben Sie gern auf dem Lande, Fräulein Bianca?" hörte die Baronin den Sohn fragen.
Blauca bejahte.
„Tann müssen Sie nach Ulmenhof kommen", fuhr er lebhaft fort. „Es ist ein hübsches Heim und mir besonders ans Herz gewachsen, da cs im nächsten Jahre nach der Bestimmung meines Großvaters mir persönlich gehören wird. Die Eltern und Ellinor bleiben auf Lindenwalde, wenn sie nicht in der Residenz wohnen."
Bianca seufzte etwas beklommen, wenn auch das achtzehnjährige Herz beglückt und erwartungsvoll den Worten lauschte. Gab es doch für sie keinen lieberen Menschen als Baron Hannibal, niemand, ans dessen Munde sie mit mehr Entzücken eine solche Sprache hörte.
„Dann reiten wir aus", begann er wieder. „Sie glauben nicht, wie ein Morgenritt durch den buntbelanbten Wald herrlich und erfrischend ist. Ich freue mich schon auf den köstlichen Spätherbst."
Bianca war stumm geworden. Es war eine nie gekannte Seligkeit, so neben ihm zu gehen, deni ihr innges Herz emgcgcnschlng, seine Stimme zu hören, die nie so weich und innig geklungen, und die Gewißheit heraus zu fühlen, daß-
Sie beugte errötend den hübschen Kopf. — Den Schluß wagte sie nicht in feste Form zu kleiden.
„Dann rudern wir aus den See hinaus", hieß es weiter, „dessen Umgebung in Poesie getaucht erscheint. Und wenn dann der Herbstwind rauschend durch die '
Kronen der Ulmen fährt, nach denen das Besitztum den Namen trägt, dann hält die Seele gleichsam ein Zwiegespräch mit denen, die vor Zeiten auch hier lebten und-liebten."
Irgend etwas Hartes, Klingendes flog mit ziemlicher Gewalt auf die Steinsliesen oben in der Veranda.
Baron Hannibal runzelte die Stirn. Die Dienstboten wurden doch immer dreister und rücksichtsloser. Allein, ehe er die Stufen emporstieg, seinem Unmut Worte zu geben, ging es ihm warnend durch den Sinn, ein näheres Untersuchen zu lassen.
Langsamen Schrittes kehrten die beiden zum Kurgarten zurück.
Baron Hannibal hörte immer noch den klingenden Ton hinter dem bunten Weinlaub und das Gespräch nahm unmerklich eine andere Richtung als vorher.
Auch Ellinor batte sich von der lachenden Jugend entfernt. Die laute Lustigkeit sagte ihr nicht zu.
Sie hatte einen Sitz unter einer alten Buche ausgesucht, an deren Stamm sie den Kops lehnte. Die ernsten Augen sahen auf die See hinaus, deren Wellen im Mondschein glitzerten und funkelten.
In Ellinors Haltung lag eine Müdigkeit, die zu der jungen, schönen Gestalt nicht paßte, und um den feinen Mund zuckte es wie in Zweifel und Zagen.
Ein tiefer Seufzer rang sich über die fest geschlossenen Lippen.
„Ellinor!"
Schreckte die Träumerin auch zusammen, in den blauen Augen blitzte es freudig auf, als Graf Arco sich über die Sitzlehne beugte.
„Träumst Du wieder, Cousinchen? Was soll der Mond von Dir denken, daß Dn ihm seit einiger Zeit solch ernstes Gesicht zeigst?" fragte er leise und versuchte ihren Blick aufzufangen. „Das ist der alte Geselle nicht von Dir gewöhnt und wir anderen auch nicht."
Ellinor wandte den Kopf zur Seite und entging geschickt seinen forschenden Blicken.
„Ich höre auf das Summen in der Krone der alten Buche", sagte sie. „Mir erzählt eS Geschichten aus der Vergangenheit und flüstert mir allerlei in Betreff der Zukunft zu."
„Zum Beispiel, Ellinor?"
„Nein, nein, das darf man nicht verraten, sonst verliert die Wahrsagung ihre Kraft. Es geht dann damit wie im Märchen, wo ein gesprochenes Wort den Zauber zerstört und die Perlen sich in Kieselsteine verwandeln." s
„Deine Znkunftsträume könnten Dir also als Perlen erscheinen?" >
„Vielleicht." !
Einen Augenblick war es ganz still.
Breiten Schwunges strich eine aufgescheuchte Möve über den Strand. Der weiße, glitzernde Punkt ließ sich weithin erkennen. j
„Kann ich Dir helfen, daß die noch unbestimmten Umrisse sich nach Deinen Wünschen gestalten?" fragte Arco nach einer Pause, indem seine Lippen fast ihr duftiges Haar berührten. (
Sie beugte den Kopf noch tiefer, daß er die heißr Glut nicht sehe, die ihr junges Gesicht überflog.
Unterwässerweg. für Ja, dann hätte er i Schlittenbesitzer auffo Schlitten auf dem Si bei der Jahrhunderts er hier mit einem Sch Welt geschafft.
/X Herrenalb, ! höhe des gestrigen Ta Lauf von 18 Jahrer Station Gaistal beoback — nahezu 64 Liter ai Schmelzen von Schnee vormittag haben wir wie
Arbeiterbewegu In letzter Zeit macht I des Hinteren Albtales bewegung bemerkbar, schäften des vorderen Textilarbeiter bis jetzt hier bricht sich immerr ohne eine tatkräftige Or Dauer nicht gehen. I vember eine Ortsgrupj Neusatz und Schielbe tage ebenfalls öffentliche innen-Versammlungen st Besuches erfreuten und ihren Beitritt erklärten. Band der Organisation Textilarbeiterschaft gezog alle Beteiligten in den i die Organisation. Ma letzten Jahren durch du beiter errungen worden, vielerorts eine bessere ge§ nach der materiellen, son Seite hin ist ein Umschwv Wert wurde auf die Z Mitglieder gelegt. Hierd große Anzahl von Arbeit gefestigten Charakteren he Stand stolz sein könnte. L zu überwinden, aber die v> keinen Halt zu gebieten. Linie, das ist der Erfol; Arbeit der christlichen Ge
Droht einer Mah Strafe? Die Postkarte kurze Mitteilungen rasch u zu bringen. Sie wird dc im internationalen Verkehr Absender aber jederzeit zu trotz allen Postgeheimnisse lichkeit preisgegeben ist m fängliche Mitteilungen der den sollten. Von der Poj «ng von Postkarten unsittli den Inhalts von Amts r gibt aber auch Mitteilung nicht klar erkennen lassen.
M a r
Roman von i
10 )
„Ellinor", begann er wi der letzten Zeit so ernst und j her, seitdem man Dich la fröhliches Lachen, meine ich: ein Lächeln auf Deine Lippe! noch kläglicher aus. als Den beherrschen."
Ellinor blieb stumm, r griffen fester ineinander.
„Sogar unsere „Beichtstu anvertrNitejt, hat anfgehört. Klein auf haben wir wie Ge Schalten, und noch bis vor Kinder geblieben. Warum l geworden?"
— Das war es ja. Ein
„Du hast recht, Arco, Kinder. In unserm Alter jed, schube aus und wird sich seines müdes Lächeln irrte verloren — „Mamas eindringliche Er Leben mit praktischem Verstc nicht mehr unberücksichtigl bleil sie mich eine Thörin nennt." die war es, die alles Unheil he daß ihr herrisches Wesen den S Mut und Unschlüssigkeit hin träumersche, wachsweiche Gem