Gebrauch ist, fällt das Neujahr auf unseren 14. Januar; an diesem Tage schreiben also die Russen zum erstenmal 1914, während wir bereits einen halben Monat des neuen Jahrs zurückgelegt haben. Ihr Aschermittwoch ist der 19. Februar, ihr Osterfest der 6. April, das ift bei uns der 19. April. Von den Mondveränderungen, die das Jahr 1914 bringt, sind die Neumonde im Februar und August von Sonnenfinsternissen, die Vollmonde im März und September von Mondfinsternissen begleitet. Die Sonnenfinsternis am 24. Februar wird ringförmig werden, aber bei uns nicht zu sehen sein. Die partielle Mondfinsternis am 12. März ist auch bei uns sichtbar; sie findet in den frühen Morgenstunden statt. Das meiste Interesse wird die totale Sonnenfinsternis am 21. August erwecken. Die Verdeckung der Sonne durch den Neumond wird auch bei uns beobachtet werden können. Freilich ift die Verfinsterung in unserer Gegend keine totale, immerhin werden für uns 5/? des Sonnendurchmessers verdeckt werden. Die Zeit der Beobachtung ift sehr günstig, sie fällt auf die ersten Stunden nach dem Mittag. Die am 4. September stattfindende Mond­finsternis ift bei uns sichtbar.

(WieGanghofer denRosegger über den Nobelpreis tröstete.) Alle deutschen Kerzen hatten in berechtigtem Stolz höher geschlagen, als es hieß, ihr Rosegger sei der höchsten Ehre ge­würdigt worden, die die literarische Welt zu ver­geben hat. Man versteht, welch innere Empörung die Gemüter erbeben ließ, als man dem Dichter in blindwütigem, fanatischem Nationalitätenhaß jene schwere Kränkung widerfahren ließ. Mancherlei wurde unternommen, um den alten Poeten zu trösten. Am hübschesten und am humorvollsten hat das wohl Ludwig Ganghofer getan, der an eine österreichische Zeitung schrieb:Was soll man tun, um Peter Rosegger für die Nichtzuwendung des Nobelpreises Revanche zu bieten? Mit ihm lachen! Vor vielen Wochen, als es hieß, daß er den Preis bekäme, habe ich ihm voreilig gratuliert. Ich schrieb:Daß der Peter Rosegger diesen Preis bekommt, das ist nur wieder ein Beweis für die verläßlichen Qualitäten der irdischen Gerechtigkeit". Na also! Die irdische Gerechtigkeit ist eben nicht verläßlich. Der schwedische Punsch ist auch nicht immer prima. Unterschiedliche Katzenjammer haben mich davon überzeugt. Aber dem Peter Rosegger tut das nichts. Für viele Millionen deutscher Herzen wär's freilich eine große Freude gewesen, wenn er diesen Ehrenpreis be­kommen hätte. Aber schließlich kann er ihn auch entbehren. Er hat den nobelsten aller Preise schon längst von einem anderen bekommen. Vor siebzig Jahren schon. Bei seiner Geburt".

Wie wirkt der Schnee auf das Gemüt? Die Wirkung der ungeheuren Massen von Schnee auf das Gemüt sind fast bei allen Menschen die gleichen. Der Nervenarzt Dr. de Jingeville hat sich seit Jahren in den verschiedensten Ländern be­müht, zu erfahren, wie der Schnee auf das Gemüt

der einzelnen Menschen einwirkt. Im allgemeinen kamen dabei folgende Resultate zustande: Für Nervöse ist der weiße Schnee in großer Masse ge­radezu eine Erholung; die Nerven werden ruhig, eine friedvolle Stimmung verbreitet sich über das Gemüt. Es kommt eine gewisse Feierlichkeit zu den Menschen, und sie. die sonst hastig, nervös durch das Leben zu ihrer Arbeit und Tätigkeit eilen, sind auf einmal ruhig, wie umgewandelt. Die Lautlosigkeit, die mit einem solchen Schneefall verbunden ist, die tiefe Stille, die reine und gute Luft, alles das wirkt zusammen, um die Nerven der Menschen einzuhüllen und zu beruhigen. Für junge Menschen, deren Lebensmut noch nicht gebrochen ist. hat der Schnee geradezu etwas Aufreizendes. Faszinierendes. Die Geister werden wie losgelöst, ein innerer Jubel bricht heraus, die Liebe zur Luft, zur Natur wird stärker, die Sehnsucht, in das Freie zu gehen, un­bezähmbar. Auch bei gemütskranken Menschen hat man vielfach die Beobachtung gemacht, daß der Schnee belebend, verjüngend und anregend auf sie wirkt. In den Sanatorien, in denen Nervöse und Gemütskranke untergebracht sind, herrscht nach einer durchschneiten Nacht auf einmal eine ganz andere Stimmung, als seien die Menschen plötzlich wieder gesund geworden. Menschen, die jahre- und monde­lang nicht hinausgehen wollten, wollen auf einmal hinaus, haben Lust, sich stundenlang im Freien auf­zuhalten. Sie eilen über den Schnee, als könnten sie nicht genug von der freien, frischen Luft bekom­men. Auf schaffende Menschen und Künstler soll der Schnee fast stets einen entgegengesetzten Eindruck Hervorbringen. Schon vor einem großen Schneefall sind sie nervös, ohne den Grund zu ahnen, sie, die sonst vielleicht die sanftmütigsten Menschen von der Welt sind, zeigen sich streitsüchtig. In dem weichen Schnee überfällt sie ein Gefühl, das dem Verfolg­ungswahn ähnlich ist. und Professor de Jingeville will in seinen Sanatorien zur Zeit eines großen Schneefalles viele schaffende Künstler beherbergt ! haben, die sonst zu den ruhigen Kranken gehörten, die aber gerade, wenn der Schnee vom Himmel kam,, i ihpr die größte Mühe verursacht haben. ^

Das Lachen und der Charakter. Daß j man an dem Lachen eines Menschen seinen Charakter § erkennen kann, erzählt seinen Lesern dasPariser Journal". Das Kennzeichen sei der im Klang des Lachens vorwallende Vokal. Der Mann, der auf a lacht, ist harmlos, die Frau unbeständig und außer­stande, ein Geheimnis zu bewahren. Das Lachen auf e läßt auf Neurasthenie. Schwermut und Skepsis schließen, das Lachen auf o einen offenen, groß­mütigen Charakter; auf i lachen Kinder und blonde Frauen. Vorsicht aber so warnt dasJournal" vor den Menschen, die auf u lachen. Das sind unehrliche, verlogene, verläumderische Charaktere, kurz, Leute, die man nie zum Lachen bringen soll . .

sAbgefertigt.s Dame (unerträglich schwatzhaft)/ Glauben Sie an Geister, Herr Professor?"Ja, meine Gnädigste, an Quälgeister!"

(Lyrik sInteressieren Sie sich für deutsche Lyr,k, mein Fräulein?"O ja. ich habe Goethe im Kopf und Schiller im Herzen."Da wird dann wohl für meine Gedichte kein Platz mehr übrig sein."Warum nicht, Ihre Gedichte habe ich im Magen."

(Im Bilde s A.:Das Rauchen ift mein größtes Vergnügen." B.:Da bist Du also ein Ver­gnügungsdampfer !"

Wechfelrätsel.

Immer geht es voran, und es folgen dann seine

elf Brüder.

Aendert man Kopf und auch Fuß, spielt darauf

der Organist.

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Berlirr-Halensee 3.

M a r g a.

' Roman von C. Crone.

8) (Nachdruck verboten.)

Zu der sich immer greifbarer gestaltenden Sorge um das Scheitern ihres Licbling^plnns in Betreff Arcos und Ellinors kam die wachsende Unruhe um den Besitz.

Seit langem war jeder Geldsendung von den Entern die Versicherung bcigcsngt, daß die Einnahmen außerordentliche Lücken aufwiesen und es nur unter er­heblichen Opfern möglich wäre, die stetig wachsenden Ausgaben zu decken.

' So hatte es auch in dem am Morgen eingegangenen Briefe gelautet und sogar der Hinweis auf eine mögliche Katastrovhe hatte nicht gefehlt.

Alle Mittel waren erschöpft. Das nicht un­beträchtliche Erbteil nach den verstorbenen Brüdern verbraucht, Lindencck verkauft. Die Eltern, die seitdem im Auslande lebten, hatten nur soviel zurückbehalten, um ohne Sorgen, in stiller Zurückgezogenheit leben zu können.

Ferrari und Hildegard hatten zwar in aller Form auf das Erbe verzichtet, aber das Leben in der Residenz forderte viel Aufwand und verschlang Unsummen.

Jetzt schien der Zeitpunkt gekommen, energisch aus die Verwirklichung eines Planes hinzuarbeiten, der vor dem Anprall einer unliebsamen Umwälzung schützen sollte.

In Fanny von Patry, der einzigen Tochter eines Hauses, das über einen schier unermeßlichen Reichtum

gebot, hatte die Baronin längst die Persönlichkeit gefunden, der sie die beneidenswerte Stellung als ihre Schwiegermutter zugedacht.

Vor einiger Zeit hatte sie dem Sohn in dieser Richtung ihre Meinung anseinandcrgesctzt. In un­begreiflicher Sorglosigkeit hakte dieser jedoch noch keinen Schritt gethan, um sich des reichen und klugen Mädchens zu versichern, obgleich beide Familien nun Woche um Woche in Waldungen zusammen verlebt batten.

Jetzt war indessen Eile geboten. Es lag Unheil in der Luft.

Die stolze Frau zog die feinen Brauen zusammen, während in den sonst so geschulten Zügen Zorn und Sorge um die Herrschaft rangen.

Die Aufgabe der Mutter nahm dadurch an Schwierigkeit zu, daß der Sohn seit kurzem sich un­verkennbar einem anderen Mädcheubilde zuwandte.

Hier seufzte die Baronin tief aus und der kleine Fuß stieß ungeduldig gegen die Steinfliesen.-

Währenddessen ging Baron Hannibal neben einer hübschen Blondine, deren rote Lippen ein lebhaftes Plaudern unterhielten und deren sanfte Augen sichtlich einen großen Reiz für den jungen Edelmann besaßen: denn sein Blick tauchte häufig in die blauen Tiefen und hielt die zarten Mädchenwangen in dem Banne einer rosigen Glut.

Neben Blanca von Holten vergaß Baron Hannibal zur Zeit alles andere. An Fanny von Patrys abweisende Kühle dachte er am allerwenigsten, und selbst Erika Hellis liebliches Bild war ihm entschwunden.

Er meinte mit sich einig zu sein, daß es nur ein Mädchen gab, an dessen Seite er ein ganzes langes

Leben zuzubriugen vermochte, ohne Langeweile zu empfinden ein Gefühl, vor dem er bisher eine tief eingewurzelte Abneigung gehegt.

Zwar kannte Baron Hannibal ja die Pläne seiner Mutter, wußte auch, wie aussichtslos eS meistens war, sich gegen ihren Willen anfzulehueu, aber mochten die« jeuigeu zagen, die den Mut nicht besaßen, für ihre Liebe eiuzutretcu. Er wollte zeigen, daß es ihm daran nicht fehle.

TerbiShcrige Aufwand hatte Unsummen verschlungen, das war ihm nicht unbekannt: aber die Güter waren ertragfähig und bis jetzt so gut wie nicht belastet. Genaueres wußte er nicht.

Es war nie daraus ein Hehl gemacht, daß Blanca unvermögend war, nun gut, man schrankte sich ein. Viel bedenklicher war es, daß die Vorfahren kaum ein halbes Jahrhundert den Adel besaßen. Darüber würde die Mutter wohl am schwersten hinwegkommen allein Blancas Anmut und Liebreiz würden auch solche Vorurteile überwinden.

Allmählich entfernten Baron Hannibal und seine Begleiterin sich von der unruhigen Schar, die unter Lachen und Scherzen immer neue Abwechslung in den Zeitvertreib hineinbrachte.

Ein stiller, lauschiger Pfad hatte sie an das Haus geführt, in welchem Dahlbergs wohnten.

Ein paar Mal gingen sie hier auf nnd ab, wenig ahnend, daß hinter dem wuchernden Blattwerk zwei unwillig auflenchtende Augen jeder ihrer Bewegungen argwöhnisch folgten.

(Fortsctznng folgt.)

Truck und Verlag der C. Meeh'schen Buchdruckerei des Enz'.älers (Inhaber G. Conradi) in Neuenbürg.

Erscheint

Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.

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7.

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Das Nrtei

Straßburg, Andrang des Publi! 10 Uhr der Verh, v. Jan in etwa > Urteil in dem Proze und den Leutnant t Würdigung der B Linie zu einer Fr gründung sei zunäck hervorgehoben: De Untätigkeit der Zivil für ihn zweifellos z Vorschriften über de zur Unterdrückung i quisition der Zivilver berechtigt. Er ha Sinne des Reichsst daher auch für falsc Maßnahmen krimine Festhalten der Ver Freiheitsberaubung Oberst noch Jnhabe längerer Behauplmn Sch ad hat seiye v ung feines Dien Prüfung ihrer Gef hatte vielmehr nur zuführen. Die Miß gilt als nicht erwies ziger Zeuge ist. un bat, die sicher nicht Personenverwechslm auch in diesem Fa werden. Im Zusch rufe und Murren r standen mehrere Me aber ruhig verhielte!

Berlin, 10. ^ Reuterprozeß Hai wird von allen Blc richtung sie angehör, macht sich auch in i maßen bemerkbar. Prozeß an sich noch und an mancherlei vielfach wendet sich ab auf die Zukunft werden soll. Und aus allen Lagern, l Affäre von Zabern

Straßburg, 1 Kriegsgerichts der 3 des vorigen Jahres fängnis verurteilte Li bekannt, Berufung ei stand der damaliger von Dettweiler vl Ob erkriegsgericht Gericht hat nochmals Auge vorbeiziehen se v. Forstner schon v- Bevölkerung in der beschimpft, durch an, und dadurch in eine aufs äußerste gereiz da, wo sie vielleich Am 2. Dezember ist! Gegenstand der Bell geworden. Um end fassen, hat er eine folgung ausgefchickt. zurückgekommen und der gesagt habe:V metzt." Darauf hat