250 jährigen Riesen von 40 Meter Höhe und 12 Festmetern.
Vom Jahre 1914. Das Jahr 1914 ist seit Einführung des gregorianischen Kalenders das 332., seit Einführung des verbesserten Kalenders das 214., seit Erfindung der Buchdruckerkunst das 474., seit Entdeckung Amerikas das 422, seit Erfindung der Dampfmaschinen das 216. Fastnacht fällt auf den 24. Februar, das Osterfest auf den 12. April, das Pfingstfest auf den 31. Mai.
Was zahle ich Wehrbeitrag. Befreit vom Wehrbeitrag sind Einkommen (Verdienste und Zinsen) unter 5000 Mk., Vermögen unter 10 000 Mk. bis 30000 Mk, wenn das Einkommen 4000 Mk. nicht übersteigt; bis 50000 Mk., wenn das Einkommen 2000 Mk. nicht übersteigt. Die Abgabe vom Vermögen ist für 10 000 Mk. 15 Mk. und für jedes weitere 1000 Mk. je 1.50 Mk. Von 50000 Mk. ab je 3.50 Mk. mehr bis zum Betrage von 100 000 Mark, über 100 000—200000 Mk. je 5 Mk. mehr und 500000 Mk. je 7 Mk. mehr pro 1000 Mk. Bei Vermögen von 1—2 Millionen Mark wird 11 Mk. pro 1000 erhoben. Von einem Vermögen von beispielsweise 90000 Mk. wären also zu entrichten:
für die ersten 50000 Mk. 0,15°/° — 75 Mk.
für die weiteren 40 000 Mk. 0,35°/° 140 Mk.
215 Mk.
Nach der „Besitzliste" sucht man sich den Kurs der Wertpapiere in dem Kursbericht einer Zeitung vom 31. Dezember 1913 auf und schreibt sich die betreffenden Zahlen genau und deutlich untereinander. Die Kursdifferenz kann dabei wesentliche Unterschiede Hervorbringen. Die Abgabe vom Einkommen für 5—10 000 Mk. je 1°/°, bis 15 000 Mk. je 1.2, bis 20000 Mk. je 1.4. bis 25000 Mk. je 1.6, bis 20000 Mk. je 1,8°/°. Das Mehr wird stets nur von der betreffenden Staffel erhoben. Es wäre also von einem Einkommen von 8000 Mk. ohne anderes Vermögen — 1°/° — 80 Mk. Wehlsteuer zu bezahlen. Von einem Einkommen von 10 000 Mk. und 80000 Mk. Vermögen abzüglich 5°/° vom Vermögen von 80 000 Mk. — 4000 Mk.: zu versteuern 6000 Mk. L 1°/° ^ 60 Mk. und 80000 Mk. Vermögen — 180 Mk., zusammen 240 Mk. Die Zahlung kann nach 3 Raten erfolgen, das erste Drittel muß binnen 3 Monaten nach Zustellung der Veranlagung, das zweite Februar 1915, das dritte Februar 1916 bezahlt werden. Gibt ein Beitragspflichtiger bei der Veranlagung zum Wehrbeitrag oder in der Zwischenzeit seit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes bei der Veranlagung zu einer direkten Staats- oder Gemeindesteuer Vermögen oder Einkommen an, das bisher der Besteuerung durch den Staat oder die Gemeinde entzogen worden ist, so bleibt er von der landesgesetzlichen Strafe und der Verpflichtung zur Nachzahlung, der Steuer für frühere Jahre frei. Es sei darauf hingewiesen, daß Beamte, Angestellte und ehrenamtliche Mitglieder von Behörden, welche im Verfahren zur Veranlagung des Wehrbeitrags dienstlich Kenntnis von den Vermögens-, Erwerbsoder Einkommensverhältnissen eines Beitragspflichtigen erhalten, zu ihrer Geheimhaltung verpflichtet sind.
Wird die Schweigepflicht von ihnen verletzt, so werden sie mit Geldstrafe bis zu 1500 Mk. oder mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft.
vermischtes»
Januar.
Der erste Monat des Jahres, der Januar, bildet die große Eröffnung eines neuen Stück Lebens und — Vergehens. Dem alten Römergott Janus verdankt er seinen Namen, dessen zusammengewachsenes Doppelantlitz einen tiefen Sinn hatte: es schaute nach vorwärts und nach rückwärts und deutete so auf die beiden Mächte, die an der Zeit und an allem Dasein und Schaffen hängen und zerren. Die alten Römer haben diesen Janus als eine Art Natur- und Wettergoit gepriesen, der alle Wandlungen zur rechten Zeit herbeiführe. Der Januar ist der eigentliche Wintermonat, darum muß er auch Schnee und Kälte bringen, wenn er dem Landmann gefallen soll, wie es in den alten Bauernregeln heißt:
Ist der Januar kalt und klar,
Gibl's gewiß ein gutes Jahr.
Oder:
Reichlich Schnee im Januar,
Machet Dung fürs ganze Jahr.
Dagegen:
Im Januar viel Regen, wenig Schnee,
Tut Saaten. Wiesen und Bäumen weh.
Reich ist der Januar an geschichtlichen Gedenktagen: Im Jahre 1814, also gerade vor 100 Jahren, der Uebergang Blüchers über den Rhein, die Kaiserproklamation in Versailles 1871 rc. Dazu bringt der Januar noch unseres Kaisers Geburtstag als einen Tag mit festlich-patriotischem Klang. Ge- sellschaftliche Festlichkeiten gibt es« im Januar in Menge. Aber nicht alle Leute können an Bälle. Aufführungen, Diners, Maskeraden und dergleichen vergnügliche Dinge denken, weist doch der Januar auch auf ein neues Quartal mit allerhand Ausgaben, und Weihnachten und seine Feiern in den verschiedenen Vereinen hat auch genug gekostet. Mancher hat zu Anfang des Monats eine neue Stelle anzu- treten und muß sich nun gleich tüchtig hineinarbeiten. Nun, wie es auch immer sei, möge der Januar eine gute Einleitung zum neuen Jahre sein!
Ein „holder" Weihuachtswuusch.
Im „Helmstedter Kreisblatt" finden wir unter „Heiratsmarkt" folgenden poetischen Erguß:
„Zwei junge Damen suchen durch die Zeitung Im Leben zur Begleitung Einen Ehemann.
Die eine, groß und blond.
Ist dem Militär sehr hold (l);
Die andere, groß und Augen braun.
Tut nur nach Zivil ausschaun.
Drum, wer es ehrlich meint Mit uns beiden.
Der mag gleich schreiben Unter „Christkind . . ."
Hoffentlich verstehen die beiden Schönen das Kochen,
Nähen, Stricken, Backen rc. etwas besser als daS „Dichten" und nehmen nicht Salz statt Zucker an den Kuchen, oder gar Petroleum statt Essig zum Salat. Sonst — wehe den armen Zukünftigen. Wer „beiden" auf „schreiben" oder „blond" auf „hold" reimt, dem ist leider manches zuzutrauen.
Sich auf die einfachste Weise zu erwärmen ist besonders bei schnellem Temperaturwechsel von hohem Wert. Es geschieht dies auf die natürlichste Art dadurch, daß man mit geschlossenem Munde möglichst tiefe Atemzüge tut so lange, bis man die Zurückkehr der Wärme in den Körper deutlich spürt. Das tiefe Atmen führt dem Blute erstens frischen Sauerstoff zu und befördert den Kreislauf des Blutes, welches dann bis an die äußersten Ausläufer der Adern bis unter die Haut strömt. Beginnende Erkältungen werden dadurch leicht gehoben. Noch besser wirkt gleichzeitige kräftige Bewegung zn dem tiefen Atemholen.
Letzi« Nachrichten u» TelegrammL
Berlin, 1. Januar. Die Neujahrsfeier am Kaiser!. Hof wurde um 8 Uhr morgens mit dem großen Wecken eingeleitet, während von einer der Schloßkuppeln die Trompeter der Gardekürassiere Choräle bließen. Unter den Klängen von „Freut euch des Lebens" bewegte sich das große Wecken über den Schloßplatz, die Linden hinab bis zum Brandenburger Tor und zurück. Das Wetter war kalt. Hie und da trieben einige Flocken durch die Luft. Ein zahlreiches Publikum begleitete die Spielleute. Die Majestäten, die anwesenden Söhne der Majestäten und Prinz Heinrich trafen nach 9 Uhr im Automobil vom Neuen Palais hier ein und wurden vom Publikum herzlich begrüßt. Gegen 10 Uhr nahmen die Majestäten die Glückwünsche des Kgl. Hauses und der Hofstaaten entgegen. Um ffsll Uhr fand in der Schloßkapelle Gottesdienst statt. Die Gratulationscour der in der Kapelle versammelt gewesenen Herren folgte. Der Kaiser schüttelte dabei dem Reichskanzler kräftig die Hand. Um ^12 Uhr empfing der Kaiser die Botschafter, das Staatsministerium, die kommandierenden Generale und Admirale sowie den neuernannten türkischen Militärattache Oberstleutnant Dschemil Bey und seinen bisherigen Vertreter. Die Kaiserin empfing die Botschafter und hierauf die Fürstinnen. Um ffel Uhr begab sich der Kaiser mit seinen Söhnen zu Fuß nach dem Zeughaus. In der Ruhmeshalle fand die Nagelung von 26 neuen Truppenfeldzeichen neu errichteter Truppenteile statt. Im Llchthofe wurden die Feldzeichen durch den evangelischen Feldprobst in Gegenwart des katholischen Feldprobstes geweiht. Die dann ausgegebene Parole lautete wie immer: Königsberg-Berlin. Den Schluß bildete der Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie mit den eingetretenen neuen Feldzeichen und der Salutbatterie. Nachmittags fuhr der Kaiser bei den Botschaftern vor. Um 7 Uhr abends ist bei den Majestäten eine Tafel für die kommandierenden Generale, an die sich für diese eine Besprechung des Kaisermqnövers 1913 bei dem Kaiser anschließt.
M k r S a.
Noman von C. Crone.
2) (Nachdruck vccchatcu.)
..Sicher ist mir", fuhr der Erzähler fort, „das; der wilde Gras das blonde Gcrmanenkiud mit der ganzen Glut seiner leidenschaftlichen Seele liebte, ebenso, oas; er Hildegards Herz im Sturm gewann. Tic Eltern, besonders der Vater, konnten nicht die Uebcrzcngnng gewinnen, daß das Gluck des Kindes durch diese Verbindung gesichert sei. Die Zustimmung ließ lange auf sich warten, aber schließlich gewannen die jungen Leute die Fürsprache der Mutter, und Hildegards eindringliches Bitten dazu, bewog den Baron zum Nachgebcn. Sie mag es später oft genug bereut haben, daß sie damals auf ihren Willen bestand."
„Eine öfter wiederkehrende Thatsache", schaltete Herr von Balckow ein.
„Einen gab es, der mit aller Macht dagegen zn reden versuchte, aber seine Stellung auf der sozialen Leiter verlieh ihm nicht den Hintergrund, der notwendig war, um seinen Vorstellungen die bestimmende Wucht zu gebe::.
Was war der junge Hofmeister der Nandowschcu Söhne. In seiner innigen, selbstlosen Liebe zn der jungen Baroneß setzte er alles daran, sie zu retten, aber vergebens."
^ „Das Verhängnis nahm seinen Weg und häufte Leib auf Leid ans die zarten Schultern, denen bis dabin jede Bürde vorsorglich abgenommcn war. — Die
junge Frau wollte dem Gatten das Beglückende in dem Besitz eines eigenen Heims vor Angen führen. In dem alten Schloß seiner Väter, das von dunklem Laub um- ranscht, an den Ufern der schimmernden Adria liegt, sollte ein Paradies entstehen. Der Herr und Gebieter aber hatte sich das Leben anders zurecht gelegt. Das junge Paar begann ein nnstätes Umhcrirren, ein Atem raubendes Fliegen kann man sagen: denn es sollen wenige Länder auf Erden sein, die Graf Ferrari und seine schöne, sanfte Frau nicht besucht haben. Natürlich hefteten Erzählungen von den wunderbarsten Abenteuern sich an ihre Fersen. Mit Ferrari als Mittelpunkt gewann selbst das Unglaublichste an Wahrscheinlichkeit.
Die Geburt eines Sohnes änderte an diesem tollen Treiben nichts. Vis auf den heutigen Tag ist der Graf seinem Grundsatz treu geblieben, das Leben auSznkosten in jedem Atemzuge. Die zarte Frau ist immer noch an diesen Mann gekettet, für dessen unberechenbare Launen ihre Liebe jederzeit milde Nachsicht hat, wenn auch längst alle Illusionen wie Seifenblasen zerstoben sind."
„Nun, und der Hauslehrer?" fragte Herr von Balckow interessiert. „Wo ist der geblieben?"
„Sein Geschick nahm eine ungewöhnliche Wendung'', erwiderte der Erzähler. „Im ganzen hat es etwas Versöhnendes, soweit es sein' weiteres Verhältnis zu denen auf Lindcneck betrifft. —
Dem Freiherrn wurde es bald erschreckend klar, daß Kandidat Biehlcr den Grafen richtig beurteilt hatte, daß dessen großes Mißtrauen vollauf begründet war. So wurde der gemeinsame Kummer um Gräfin Hilde
gard das Baud, das den, aus deu einfachsten Verhältnissen hervorgcgaugcnen jungen Theologen mit der Familie von Randow aufs engste verband. Wohl bemerkt, mit dem Freiherr:: und seiner Gemahlin. Frau von Dahlbcrg würde es ernstlich übel nehmen, könnte man auch nur einen Augenblick aunehmen, sie ließe sich herab, dem Hofmeister ihrer Brüder einen Funken von Interesse entgegen zn bringen."
„Als die Erziehung der Söhne beendet war, und Bichler von Lindcneck sortgiug, wurde er auf seinen Wunsch Seelsorger in einer der ärmsten und am weitesten zerstreuten Gemeinden in der Haide. Dort lebt er noch unverheiratet. Man meint, er ha: Baroneß Hildegard nie vergessen. Mit den Randows ist er sehr eng befreundet, und als vor einigen Jahren die beiden Söhne de? Freiherrn kurz biure'reinander von einer tückischen Krankheit hiuweggcrafft wurden, war es wiederum Pastor Bichler, der den tiefgebeugten Eltern treu und selbstlos zur Seite stand. Seine Psarrkinder verehren ihn sehr. Insofern kann man wohl sagen, daß er seinen Lohn gefunden."
„Eine tüchtige Natur", meinte Herr von Balckow.
„Unzweifelhaft", bestätigte der andere.
Ein Blick aus die Uhr veranlagte die Herren auf» znstchcn, um zur Gesellschaft zurückznkehren.
„Allo morgen früh", wiederholte Herr von Herne.
„Gewiß", lautete die Antwort. „Ich bin ordentlich neugierig, das Tier zu scheu, das einen so abenteuerlichen Herrn gehabt hat."
(Fortsetzung folgt.)