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Anmeldungen siud zu richten an den Schulvorstand Inspektor C. Leopold in Heidenheim.

Stuttgart, 2. März 1904.^

K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Gau pp.

Tagesneuigkeiten.

X Calw, 10. März. Die Handels­kammer hat in ihrer Sitzung vom 8. März eine Umlage von 1 auf 1000 des Gewerbesteuer­kapitals beschlossen. Der Umlage liegt ein Gewerbe­steuerkapital von 2 022 376 zu Grunde.

* Calw, 4. März. Wie schon berichtet, ist die hiesige Bahnhofwirtschaft neu verpachtet worden. Der seitherige Pächter, Bahnhofwirt Schmitz, wird auf den 1. April abziehen und sich in den Ruhe­stand begeben. Er hat viele Jahre hindurch die Bahnhofwirtschaft mit bestem Erfolge geführt und derselben Land auf Land ab einen sehr guten Ruf verschafft. Der neue Pächter, Hotelier I. Bauz zurKrone" in Frendenstadt, hat als Pachtsumme jährlich 4500 ^ zu bezahlen, außerdem sind ihm noch verschiedene Verpflichtungen auferlegt, die die Pachtsumme noch steigern werden; der bisherige Pachtschilling betrug 2000 An Bewerbern um die Wirischaftsstelle hat es nicht gefehlt; mehr als 80 Wirte sollen eine Bewerbung eingereicht haben.

* Calw, 11. März. Einen starken Brust­korb muß ein Marktbesucher gehabt haben, der am Mittwoch abend mit anderen Insassen auf einem Leiterwagen nach Hause fahren wollte. Auf der Hirsauer Straße am Kirchhof wollten die Pferde durchgehen und drückten das Gefährt schon stark an die Mauer. Einer der Insassen sprang vom Wagen herab und fiel mit Wucht auf den Boden gerade zwischen Vorder- und Hinterräder, so daß das Hinter­rad über den Gefallenen wegsprang. Die zufällig des Wegs gekommenen Leute glaubten nicht anders, als der Gestürzte habe große Verletzungen erlitten; plötzlich stand derselbe aber auf und sprang dem Wagen, dessen Pferde inzwischen zum Stehen gebracht worden waren, nach. Auf eine Frage, ob er keinen Schaden genommen habe, antwortete er mit aller­dings leichenblasser Miene: Bis jetzt Hot mers nex tau!

* Calw. Die Märznummer der Schwarz­waldblätter bringt an ihrer Spitze eine Ein­ladung zu der am Sonntag, den 13. März, nach­mittags 1 Uhr, im Badhotel zu Teinach stattfindenden Frühjahrsausschußsitzung. Die Tagesordnung umfaßt folgende Punkte: Geschäftsbericht, erstattet vom Hauptvereinsrcchner; Bericht des Schriftleiters über Vereinsblatt und Kartenwerk; Voranschlag für 1904; Bericht der Wegbezeichnungskommisfion und Vorlage des Arbeitsprogramms für 1904; Beschluß­fassung über Zeit und Ort der diesjährigen Haupt­versammlung (Gemeinde und Bezirksverein Teinach haben freundlichst eingeladen) und noch einige weitere

Punkte. Nach der Sitzung findet ein kleiner Rund­gang nach Präsidentenweg und Scheffelhöhe und sodann gemeinschaftliches Mittagessen im Hirsch statt. Der übrige Inhalt des Blattes verzeichnet haupt­sächlich die Schönheiten des Schwarzwaldes im Winter, nicht weniger als 3 Berichte geben Mit­teilungen über Winterausflüge in den Schwarzwald; wir lesen von einer dreitägigen Schlittenfahrt im südlichen Schwarzwald, von einem Winterausflug WildbadKaltenbronnHohloh und von einer Winterwanderung des Stuttgarter Turnvereins. Außerdem enthält die wiederum schön mit Bildern ousgestattete Nummer einen sehr interessanten Auf­satz über das Jubiläum von Dürrcnmettstetten (Oberamt Sulz) am 25. Febr. 1903, eine sehr an­mutige Erzählung über den Schutzengel des Röhrs- bcrgs (im Baiersbronner Obertal), ein Verzeichnis der Bezirksvereine mit deren Vorständen und ver­schiedene Nachrichten aus den Bezirksvereinen.

Leonberg, 9. März. Gestern abend wurde imSchwarzen Adler" bei zahlreicher Gesellschaft der Abschied des nach Calw ernannten Hrn. Post­sekretärs Maier gefeiert. Die Reihe der Toaste eröffnet« Hr. Postmeister Ziegler, welcher hervorhob, daß er an dem Scheidenden während seiner 4'/rjähr. Tätigkeit auf hiesigem Postamt einen zuverlässigen und tüchtigen Mitarbeiter gehabt habe, wünschte ihm und seiner Familie in dem neuen Bestimmungs­ort ein angenehmes und schönes Verhältnis und trank auf das fernere Wohl des wackeren Beamten. Hr. Postsekretär Maier dankte für die zahlreiche Teilnahme an seiner Abschiedsstunde und führte in längerer Ausführung seine Eindrücke dar, die er beiul ersten Betreten Leonbergs, in seinem Amte und seinem Verhältnis zur Einwohnerschaft bis heute gewonnen hatte; er habe vieles erlebt und gelernt und dankte allen, die ihm freundlich und wohlwollend begegnet seien, insbesondere der heu­tigen Versammlung, auf welche Redner, sowie auf Leonberg, das er stets in guter Erinnerung behalten werde, in bewegten Worten toastierte. Gesang und weitere Toaste, welche insbesondere die höflichen und liebenswürdigen Umgangsformen des Scheidenden zum gemeinsamen Ausdruck brachten, hoben die Stimmung der Abschiedsstunde zu einer ebenso schönen und gemütlichen wie harmonischen.

Tübingen, 9. März. Gestern Abend 11 Uhr ereignete sich lt.Tübinger Chronik" ein entsetzliches Unglück. Der 53jährige Flaschner G. Ho loch, welcher das Bahngeleise passieren wollte, öffnete die Schranke, bemerkte aber nicht die zurück­fahrende Lokomotive und geriet unter die Räder dieser Maschine, welche ihm die beiden Beine kurz unter dem Unterleib abfuhr. Der Schwerverletzte verschied auf dem Transport in die chirurgische Klinik.

G Die Tübinger Strafkammer hat den 16 Jahre alten Schlosseilehrling Karl Held maier von Calw von der Anklage wegen fahrlässiger

Tötung fr ei gesprochen. H. überfuhr mit dem Rad im Dez. v. I. in Liebenzell den schwerhörigen 58 Jahre alten Kfm. G. Böhringer von Stuttgart. Derselbe erlitt Schädelbrüche und starb infolge hinzugetretener Gehirnentzündung am 10. Januar im Krankcnhause in Calw. Es wurde bewiesen, daß H. nicht übermäßig gefahren und das Glocken­zeichen gegeben.

Cannstatt, 7. März. Der erst kurz ver­heiratete Postunterbedienstete Mabel überschritt am Sonntag nachmittag um 5 Uhr unmittelbar vor dem von Untertürkheim her einfahrenden Zug das Bahngleis und wurde von der Maschine erfaßt. Er erlitt sehr schwere Verletzungen und starb im Bezirks­krankenhaus, nachdem ihm beide Füße abgenommen worden waren.

Eßlingen, 6. März. Für die Verwundeten upd Krankep in Deutsch-Südwestafrika hat die Firma G. C. Keßler u. Co. (Inhaber G. Stitz u. Rud. Weiß) 10 Kisten CH amp agn er ge­spendet, die am 29. Februar in Hamburg mit dem KämpferHans Wörmann" nach Swakopmund abgesandt wurden.

Heidenheim, 10. März. Vorgestern Nacht 10 Uhr scheuten am Bahnübergang bei der Cattun- manufakmr die Pferde eines Gesellschaftswagens, der mit 10 Personen aus Nattheim besetzt war, und durchbrachen die Schranken. Eine rangierende Lokomotive warf den Wagen um. Dabei erhielt der etwa 70jährige Schäfer Christof Wiedmann aus Nattheim derartige Verletzungen, daß er sofort tot war. Die übrigen Insassen sind alle mehr oder weniger schwer, doch nicht lebensgefährlich verletzt.

Saarbrücken, 10. März. Infolge des gestern abend bekannt gewordenen Beschlusses des Bundcsrats, welcher den § 2 des Jesuiten­gesetzes aufhebt, wurde während der Nacht das Bismarck-Denkmal auf dem Schloßplatz mit Trauerflor umhüllt und ein großes Plakat angebracht mit der Inschrift:Bismarck erwach', mach'unsere Sech'". Diese Dekoration wurde heute früh entdeckt.

Berlin, 9. März. Die Nachricht von der A u f h e b u n g d e s I e s u i t e n g e s e tz e s ist erst am späten Nachmittag verbreitet worden, sodaß sich die meisten Abendblätter darauf beschränken mußten, lediglich die Meldung wiederzugeben. DasBer­liner Tageblatt" bemerkt dazu, daß das Zentrum nunmehr den Lohn seiner Taten erhalten habe. Die Quittung für die Unterstützung der Reichs- regierung habe lang auf sich warten lassen, nun sei sie da und die Rechnung sei vorläufig ausgeglichen. DieTägliche Rundschau" schreibt:Die Reichs­regierung hat es für nötig gehalten, sich an den einmütigen Protest des evangelischen Deutschland nicht zu kehren. Wir leben in der Epoche der Arenberger und Zentrum bleibt Trumpf." Die Berliner Zeitung" meint, die Nachricht werde im

wünsckcn, äh so Kescheids ich mich vorläufig, indessen äh darf ich später noch einmal äh auf dieses Gespräch zurückkommen?"

Sie zog ihn in leichter Verlegenheit mit sich fort.

Ich weiß nicht, ich glaube nicht! Vielleicht! So kommen Sie doch nur!"

Sie traten in den Ballsaal zurück!-

XV.

In der Tür zum Saal« stießen sie auf Frau Oberst von Blaffer, die in sehr erregter Weise Olga zurief:

Endlich! Ich Habs Dich schon überall gesucht! Wo hast Tu denn wieder gesteckt?"

Ich hatte mich etwas zurückgezogen," antwortete Olga sehr kühl.

Ich muß Dich notgedrungen einen Moment allein sprechen!" Die Kom- mandeuse wendete sich an Falkenhayn.Sie entschuldigen meine Nichte, Herr Leutnant, sie wird gleich Nachkommen!"

Dieser verneigte sich mit einem sauersüßen Lächeln vor ihr und ließ Olgas Arm mit einer tiefen Verbeugung frei, indem er dabei versuchte, in seine Augen einen tiefen Schmerz zu legen.

Leider ging derselbe für die junge Dame gänzlich verloren. Denn diese war schon mit der Tante seitwärts getreten und lauschte mit äußerster Kühle und gemachter Gleichgiltigkeit deren erregten Worten. Falkenhayn verschwand langsam im Ballsaal.

Ich begreife nicht," rief Frau von Blaffer ärgerlich,daß Du Dich mit dem Herrn von Falkenhayn abgiebst. Was soll denn Herr von Rheinbach davon denken? Auf solche Weise förderst Du Deine Wünsche und Deine Pläne wahr­haftig nicht!"

Olga zuckte die Achseln.

Das überlaß doch nur mir, liebe Tante!"

Olga! Was ist denn dcs plötzlich für ein Ton, den Du mir gegen­über anschlägst? Den muß ich mir allen Ernstes verbitten! Wer hat mir denn fortwährend in den Ohren gelegen und gebeten, Gesellschaften zu arrangieren um mit dem Leutnant Rhcrnboch zusammen sein zu können? Wer hat denn mehr wie einmal den Wunsch ausgesprochen, dereinst Baronin von Rheinbach werden zu wollen? Wer"

Allerdings ich," unterbrach Olga sie mit großer Ruhe,weil ich den Namen Sauerbier mit einem etwas Kiffer klingenden vertauschen möchte!"

Der Federbusch der Kommandcuse wedelte wieder sehr bedenklich. Wollte ihre Nichte sie zum Besten halten, oder spielte sie ihr eine Komödie vor? Sie fuhr außer sich auf:Das war Dein einziger Wunsch? Der Träger des Namens Rheinbach war Dir dabei nebensächlich? Du hast die Stirn, dein warmes In­teresse für ihn zu leugnen?"

Olga ließ sich durch die Heftigkeit ihrer Taute nicht aus ihrer Ruhe b ringen, der jedcch ein aufmerksamer oder vielmehr weniger aufgeregter Beobachter al S Frau von Blaffer das Künstliche und mühsam Gemachte angesehen hätte.

Ich leugne gar nichts," sagte sie.Gewiß, ich interessiere mich für ihn, aber mich ihm aufdrängen mag ich nicht!"

Wer spricht denn von Ausdrängen? Tu sollst Dich nur nicht absichtlich von ihm fernhaltcn und auch gegen seine Schwester und seinen Vater etwas liebenswürdig sein! Mein Mann hat sich bereits mit dem alten Baron verstän­digt, und Du darfst demnach bestimmt heute noch den Antrag des Herrn von Rheinbach erwarten."

Tante, ist das wahr?" Wie anders klang jetzt plötzlich Olgas Stimme!

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