Ausschusses äußert sich darüber folgendermaßen: „Man wird nach dem Vorbild der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, die für ihre Jahresausstellungen eine ständige Organisation eingerichtet hat, die bei der Leipziger Ausstellung vorzüglich funktionierte. eine dauernde Stellung schaffen müssen, die dem Ausschuß der Deutschen Turnerschaft anzugliedern wäre. Dort wäre ein mit dem Turnwesen vertrauter, mit Organisationstalent begabter Herr dauernd gegen Bezahlung anzustellen, der die Turnfeste vorzubereiten und sonst die Geschäfte der Deutschen Turnerschaft als Sekretär zu führen hätte. Er hätte dann mindestens ein Jahr vor jedem Tu nfest in der Fest- stadt Wohnsitz zu nehmen und mit den örtlichen Organen zusammen die Vorbereitungen zu treffen, sodaß ihm die Hauptarbeit zufallen müßte. Damit wäre zugleich die beste Verbindung der örtlichen Organe mit dem Ausschuß der Deutschen Turnerschaft hergestellt. Die Deutsche Turnerschaft selbst müßte sich finanziell an dem Fest dadurch beteiligen, daß sie für den Garantiefonds an erster Stelle mindestens 100—150 000 ^ zeichnet, die vor allen anderen Zeichnungen in Ansp.uch zu nehmen wären. Die nötigen Mittel könnten dadurch aufgebracht werden, daß in Turnfestjahren jeder deutsche Turner 10 Sondersteuer bezahlt."
Stuttgart, 14. Novbr. Der Stuttgarter Wirtsoerein und der Wirtsverein Cannstatt hielten unter dem Vorsitz von Gastwirt Sämann eine gemeinsame Versammlung. Nach einem Referat von Verbandssekretär Kromer über die steuerliche Gleichstellung der Auslandsweine mit den Jnlandsweinen und über die Umgeldfrage wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Angesichts der Tatsache, daß der Umgeldsertrag stetig sinkt, sodaß er in absehbarer Zeit kaum mehr die Verwaltungskosten decken wird, halten die heute im Schwabenbräu in Cannstatt versammelten Wirte Groß-Stuttgarts für die Pflicht der Staatsregierung und Volksvertretung, endlich einmal das unzeitgemäße und ungerechte Wirtschaftsabgabengesetz, das dem Staat keinerlei Vorteile mehr bringt, in tunlichster . Bälde aufzuheben. Ferner richtet die Versammlung an die K. Staatsregierung das Ersuchen, den in i Gemeinschaft mit den Regierungen Bayerns, Badens und Elsaß-Lothringens an den Bundesrat gestellten Antrag auf Unterwerfung der ausländischen Weine unter die inländischen Steuern, zurückzuziehen, da diese Maßnahme keineswegs geeignet ist, ihren Zweck, den einheimischen Weinbau gegen die Konkurrenz der ausländischen Weine zu schützen, zu erfüllen". j
Stuttgart, 14. Noo. Wie in der gestrigen Sitzung der Octsarmenbehörde und des Bürgerausschusses berichtet wurde, hat der verstorbene Hotelbesitzer Marquardt 10 000 Mark für das Katharinenhospital vermacht. 50 000 Mk. vermachte i demselben Spital Frau Sophie Arnold. Beide Vermächtnisse wurden angenommen. '
Stuttgart, 16. Nov. Gestern abend ^7 Uhr wurde an der lebensgefährlichen Ecke beim Hotel Marquardt ein Soldat von einem Automobil erfaßt und zu Boden geschleudert. Er kam wie
Urkraft der Liede.
Noman von Karl Engelhardt.
331 (Nachdruck verboten.)
Sie führte Karla in das Atelier und ging nach einigen Minuten wieder weg. Trotz des Protestes Karlas. Erich hatte kein Wort gesprochen, um sie zu halten. Und dennoch hatte sie danach gelechzt wie eine Verdurstende. Nur eines einzigen Wörtchens von ihm hätte es bedurft, und sie wäre geblieben.
Karla ging nach einer halben Stunde wieder weg. Sie ließ sich absolut nicht halten. Zugleich em- schuldigte sie sich für den Nachmittag und den nächsten Morgen. Erich machte ein enttäuschtes Gesicht.
„Aber morgen nachmittag bin ich wieder zu einem Ausflug bereit," sagte Karla.
.Wollen wir?"
„Aber natürlich. Das ist doch ausgemacht."
„Recht. Bis morgen denn. Adieu, Maja. Adieu, Meister Erich."
Während sie dem Strande zuschritt, kochte in ihr eine fürchterliche Wut.
Wäre ihr das klaglose Leiden Majas nicht so nahe gegangen, sie wäre wahrhaftig nicht wiedergekommen. Sie ärgerte sich scheußlich über die Unvernunft dieser beiden Leute, die sich grundlos das Leben sauer machten, während ein bischen Energie das Ganze in das rechte Geleise hätte bringen können.
Sie war überzeugt, daß auch Throndjhem seine
durch ein Wunder mit einigen leichten Quetschungen davon.
Stuttgart, 16 Nov. Im Mostobsthandel will sich kein rechtes Leben mehr entwickeln. Der Bedarf scheint größtenteils gedeckt zu sein. Ein Preisaufschlag ist kaum mehr zu erwarten. Die Marktlage für Tafelobst ist dahin zu kennzeichnen, daß Zufuhr und Nachfrage erheblich nachgelassen haben. Die Preise halten sich kaum mehr für beste Acpfel auf der seitherigen Höhe. Die Käufer behelfen sich augenblicklich mit der Mostobstauslese und richten sich im übrigen auf den pfundweisen Einkauf je nach Bedarf während des Winters ein, was das beste Schutzmittel gegen die Fantasiepreise des spekulierenden Zwischenhandels darstellt. Nachdem wir an Italien, Frankreich und Oesterreich unseren Millionentribut für Obst entrichtet haben, wird nunmehr Amerika an dis Reihe kommen. Die Preise versprechen gepfeffert zu werden, denn einzelne Ocegonäpfel sind bereits das Stück zu 50 Pfg. angeboren worden. Unser einheimisches Obst ist, soweit abgebbar, verkauft.
Tuttlingen. 15. Nov. Das Zentrum hat nunmehr die Kandidatur für die Landtagsersatz' wähl dem Schultheißen Haselmaier in Jrrendorf angeboren. Haselmaier hat die Kandidatur angenommen und wird seine Wahlreise schon morgen beginnen.
Tuttlingen. 16 Nov. In der heute mittag im „Falken" abzehaltenen Vertrauensmännerversammlung der sozialdemokratischen Partei wurde einstimmig der Gewerkschaftssekretär I. Schwald als Kandidat für die Landtagsersatzwahl aufgestellt.
Heilbronn. 14 Nov. lieber das Vermögen des Ernst Martin, Inhaber einer Herd- und Ofenfabrik, warde gestern das Konkursverfahren eröffnet und heute der Inhaber und sein im Geschäft tätig gewesener Sohn verhaftet. Umfangreiche Wechselfälschungen scheinen vorzuliegen. Die Firma galt bis vor kurzem als gut. Der ganze Vorfall mit seiner Tragweite erregt berechtigtes Aufsehen.
Tübingen, 16. Nov. Der frühere Stadtpfleger und Kommandant der freiwilligen Feuerwehr von Metzingen, Schäfer, hat in den letzten Jahren als Vertreter des Kassiers über Wertpapiere der Sterbe- kaffe der Feuerwehr und über den Barbestand zu seinem eigenen Nutzen verfügt und den Erlös für sich verbraucht. Er wurde von der Strafkammer wegen Untreue und Unterschlagung zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt.
Wendlingen, 15. Nov. Die Witwe des vor einigen Tagen gestorbenen Maurers Gottlieb Vogel von hier, der als drittes Opfer bei dem Gerüsteinsturz in der Marienstraße in Stuttgart ums Leben kam. hat der König den Betrag von 50 überweisen lassen.
Mün singen. 16. November. Die Gemeinde Mehrstetten hatte seinerzeit mit dem zum Boschkonzern gehörigen Munderkinger Elektrizitätswerk einen Stromlieferungsvertrag abgeschlossen, nachher aber, ohne diesen Vertrag zu kündigen, sich auf Betreiben des hiesigen Oberamts dem Verband der
Oberschwäbischen Elektrizitätswerke angeschlossen, die schon vor einigen Wochen die Hausinstallation in dem Orte beendigt haben. Jetzt haben einige Bürger von dem Munderkinger Werk die Mitteilung erhalten, daß es in einigen Wochen mit der Haus- installation beginnen werde. Die Opfer ihrer geschäftlichen Unerfahrenheit erhalten nun eine doppelte Installation, doppelten Anschluß und doppelte Kosten nach dem altbewährten Grundsatz, daß doppelt fest hebt — auch in der Elektrizität.
Ulm, 14. Noo. Der Weinhändler und Weinwirt T. Soler von hier wurde von der Strafkammer wegen eines Vergehens gegen das Weingesetz zu 100 Mk. Geldstrafe verurteilt. Er halte Wein mit Wasfer versetzt.
Rottweil, 13. Novbr. Ein überaus freches Gaunerstückchen leistete ein 18jähriger Bursche Oestsrlin von Altensteig. Er ging in die Konsumvereine filiale nach Lauffsn und gab an, im Auftrag des erkrankten Geschäftsführers das Lager revidieren und die Kaffe abholen zu müssen, die ihm von der Frau des Inhabers auch anstandslos übergeben wurde. Der Bursche flüchtete mit 400 ^
Deißlingen O/A. Rottweil, 13. Nov. Der Bader Heinrich Albert von hier veröffentlichte Inserate, in denen er angab, offene Füße, Wassersucht und Zuckerkrankheit, also ausgesprochen chronische Leiden, heile er „in sehr kurzer Zeit"; insbesondere verstehe er sich auf die „sofortige Stillung von Blutsturz." Diese Reklame hatte zur Folge, daß Albert vom Landgericht Rottweil wegen unlauteren Wettbewerbs zu 50 Mk. Geldstrafe verurteilt wurde. Gegen diese Verurteilung legte Albert Revision beim Reichsgericht ein. die aber nun gemäß dem Anträge des Reichsanwalts als unbegründet verworfen worden ist.
Freudenstadt, 16. Nov. Die bakteriologische Untersuchung hat ergeben, daß ein neulich dem Bierbrauereibesitzer Finkbeiner eingegangenes Pferd an Milzbrand gefallen ist. Der erhebliche Schaden wird deshalb aus der Staatskasse vergütet. Milzbrand ist bei Pferden eine zum Glück seltene Erscheinung. Sie verläuft wie beim Pferd stets tötlich.
Kus StaSI, Bezirk unS Umgebung.
8- Dobel, 17. Noo. In vergangener Nacht zwischen 2 und 3 Uhr brach in dem Doppel Wohn- und Oekonomiegebäude des Holzhauers Gottfried Bott und des Holzhauers Jakob Maulbetsch hier ein Brand aus. Das Feuer, angefacht durch einen heftigen Höhenwind, verbreitete sich sehr rasch auf das ganze Gebäude und zerstörte den größten Teil des Anwesens. Zwei Nachbargebäude waren schwer gefährdet. Mit großer Mühe gelang es sie zu halten. Der Gebäudeschaden beträgt etwa 6000 Mk., der Jnventarschaden ca. 3000 Mk. Die Brandursache ist bis jetzt nicht ermittelt.
Neuenbürg, 15. November. Der kommende Dezember bringt einen für Sammler bemerkenswerten Tag, bemerkenswert durch die Zahlenreihe des Datums. Zum letztenmal im 20. Jahrhundert kann die Post drei aufeinanderfolgende Zahlen am 11.
Frau liebte. Aber er hatte noch nicht die Kraft gehabt, das Gespenst der Vergangenheit abzuschütteln, das ihm das Mark aus den Knochen saugte. Und wenn das nicht anders wurde, konnte noch das größte Unglück entstehen, wo alle Bedingungen für eine glückliche Ehe zu sein schienen.
Als Karla in ihrem Zimmer angelangt war, saß sie noch lange am Fenster, das auf den Strand hinausging, sah träumerisch hinaus auf das Meer und sann und dachte.
Und allmählich trat in ihre Augen ein Ausdruck, dessen man diese sonst so energisch blinkenden grauen Augen gar nicht für fähig gehalten hätte. Wie ein Schleier zog es darüber. Weich und verschwimmend schauten sie ins Weite, während ihr Kopf auf ihre aufgestützte Hand sank. Ein weher Zug legte sich ihr um Nase und Mund. Ein tiefer Seufzer hob ihre Brust. Und die Worte kamen ihr in den Sinn, die sie vor wenigen Wochen auf der Hochzeit Majas und Erichs gesprochen. „Unser eigner Wille schafft uns die Sonne!"
Ja, auch jetzt noch glaubte sie an das, was sie damals gesagt. Unser eigner Wille schafft uns den Teil von Glückseligkeit, der uns zugewiesen ist. Aber wie verschieden sind die Glückesteile, die den einzelnen Menschen zukommen! Nicht alles und jedes Glück, nicht jeder höchste Grad ist allen gemeinsam. Nicht jeder darf die Hand ausstrecken nach dem Inbegriff aller Seligkeit, nach Vollendung seiner Sehnsucht! Wie oft ist es nur durch übermenschliche Kraft des Willens, der sich selbst bezwingt und sich bescheidet.
möglich, ein kleines Stückchen Sonnenschein für sich zu erhaschen. Durch Erstickung aller hochfliegenden Wünsche, indem man sein Leben der Seite zukehrt, wo für andere die Sonne scheint. Genügenlassen in dem Glücke der andern, einen Abglanz nur der Sonne der übrigen — ja, das allein konnte oft vor Verzweiflung retten.
Man hielt sie für närrisch, überspannt, für ein Mannweib. Und wie weit war sie von allem entfernt. Sollte sie der Welt ihr wahres Gesicht zeigen, das der Schmerz entstellte? Sie in ihr Inneres sehen lassen, indem es zuckte wie in einer offenen Wunde?
Liebe — —! Da marterten sich die andern, denen die Liebe in ihrer schönsten Gestalt winkte, versündigten sich am Schicksal! Und sie — was hätte sie darum gegeben, frei lieben zu dürfen wie jenel Mit der ganzen Glut der Leidenschaft, die in ihr schlummerte, mit der Kraft der ganzen Sehnsucht, die einem — einem zustrebte wie die Flamme der Flamme!
O lieben — lieben —I Und sich verzehren zu müssen in stummer, verborgener, aussichtsloser Quall Ewig au? Erfüllung verzichten zu müssen! Und das Blut regte sich plötzlich rebellisch in ihr. Eine Stimme schrie ihr zu: Auch du — auch du hast ein Recht! Vergiß alles! Wirf alle Bedenken hinter dich! Liebe! Und mag danach kommen, was will! Und wenn das Glück nur einen einzigen Tag dir blüht!