Dezember auf die Briefe stempeln, nämlich 11.12.13. Dieses Zahlenkurivsum ist alle hundert Jahre nur viermal möglich, am 8. 9. 10., am 9. 10. 11., am 10. 11. 12 . am 11. 12. 13. Ferner kommen noch dreimal alle 100 Jahre die drei gleichen Zahlen im Poststempel vor, am 10. 10. 10., am 11. 11. 11., am 12. 12. 12. Man wird sich noch des Andrangs am 12. Dezember vorigen Jahres auf dem Postamt um 12 Uhr mittags erinnern, als Sammler die vier Zwölfer ergattern woll>en.

Calw, 15. Nov. Die Wahl der Arbeit­nehmer zum Ausschuß der Allgemeinen Ortskrankenkasse Calw fand gestern statt. Auf den Wahlvorschlaz Nr. 1 (Kassenvorstand) entfielen von 457 insgesamt abgegebenen Stimmen 245, für den Wahlvorschlag 2 (Freie Gewerkschaften) 212 Stimmen. Die Vertretung der beiden Listen im Vorstand wird etwa im Verhältnis von 5 zu 3 stehen.

Calw, 15. Nov. In Simmozheim wurden durch Stuttgarter Polizeihunde zwei Diebe er­mittelt. In einem Fall wurde vor ein paar Wochen der Täter entdeckt, der die Ladenkasse des Kauf­manns Linkenheil durch Einbruch stahl. Dieser Tage wurde dem Taglöhner August Grüner das Lohngeld mit 150 Mk. gestohlen. Der Polizeihund Moritz des Stuttgarter Landjägers Seibel verbellte die Nichte Grüners. bei der dieser wohnte, und die Frau gestand den Diebstahl.

Nagold, 15. Novbr. In den letzten Tagen wurden bei der Grabung für eine Leitung im Semi­narhof ein menschliches Skelett mit beigegebenem Zierat gefunden.

Stecklingspflanzenoerteilung an Schul­kinder in Nagold. Auf Anregung der Ver­einigung selbständiger Gärtner Württembergs wurden, wie auch im vorigen Jahre, zur Förderung der Blumen- und Pflanzenpflege anfangs Juni durch den Obmann des VIII. Bezirk; Fr. Schuster an die zwrilältesten Mädchenklassen der Real-, Mittel­und Volksschule wieder an eine Anzahl Kinder junge Pflanzen (Fuchsien und Begonien) zur Pflege kosten­los verteilt, was wieder große Freude bereitete, außerdem noch eine Unterweisung zur Behandlung der Pflanzen. Im Laufe des Monats Oktober Mußten dieselben vorgezeigt werden und wurden ver­schiedene Preise, bestehend in Pflanzen und Blumen­zwiebeln, je nach Leistung verabfolgt. Das Ergebnis war ganz befriedigend. Am besten wurden Begonien gepflegt, während Fuchsten wegen der vorgerückten Jahreszeit größtenteils die Blätter verloren hatten; einige Mädchen hatten auch Unglück und konnten nichts vorzeigen. In künftigen Jahren wird darauf gesehen werden müssen, daß jede einzelne Klasse Pflanzen einer A,t bekommt, um eine bessere Nach­prüfung zu haben. Möchten diese Versuche dazu beitragen, die schöne Sttle der Blumenpflege zu fördern.

Verpfändung des Ehrenworts für Geld- interesfen. Die sämtlichen approbierten Zahn­ärzte eines rheinischen Kreises halten sich ehren­wörtlich unteremander verpflichtet, im Verkehr mit den Krankenkassen des Kreises bestimmte Mindest­gebührensätze einzuhalten. Das Reichsgericht hat

Urkraft der Kieke.

Roman von Karl Engelhardt.

34s (Nachdruck verboten.'

Aber mit aller Macht stemmte sie sich gegen diese aufrührerischen Gedanken. Nein, sie durfte und sie wollte nicht schwach werden. Wenn sie sich nicht selbst verachten sollte. Nein, seine Gegenwart wollte sie genießen, so lange sie noch in Deutschland war. Seiner Stimme lauschen und sein Antlitz sehen. Und ihn lieben, ohne daß er es wußte. Und er

er mußte sie vergessen. Er durfte sich keine Hoffnungen machen.

Dafür mußte sie sorgen. Und das tat ihr am wehesten. Daß sie sich kalt, unfreundlich zeigen mußte, wo sie am liebsten geküßt hätte, bis ihr der Atem ausgegangen wäre. Aber es mußte sein. Wenn sie fort wäre, würde er sie schon vergessen. Die paar Wochen Galgenfrist mußte sie sich noch gönnen. Sie konnte nicht anders.

Dann würde ja doch auf Nimmerwiedersehen ge­schieden werden.

Auf Nimmerwiedersehen-! Wie weh das

klang! Und sie sah hinaus über das Meer und er­blickte im Geiste ihre Heimat in der wilden Schön­heit, die ihr ans Herz gewachsen war. Und sie hörte die uralten, schwermütigen Volkslieder. Dort oben

da würde sie still sitzen und warten. Warten bis der Tod sich ihrer erbarmte.

Und eine Träne stahl sich in jedes ihrer Augen. Sie wehrte ihnen nicht. Regungslos schaute sie in

einen solchen Vertrag für unzulässig erklärt, weil eine ehrenwörtliche Bindung an die Vertragspflichtigen gegen die guten Sitten verstoße, wenn die Förderung von Geldinteressen einen wesentlichen Vertragszweck bilde. Reichsgesetz vom 29. Juli 1913, 481/IH.

ep. Von guten und schlechten Büchern. Die Gesellschaft, in der du verkehrst, ist der Maß­stab für deinen inwendigen Menschen; die Bücher, die du liesest, zeigen an, was du wert bist. Gute Bücher bringen dich in die Höhe, schlechte ziehen dich abwärts. Gehe zu erfahrenen Menschen in die Lehre und laß dir sagen, was Bücher wert sind. Gute Bücher helfen dich erziehen zu einem ge­schickten und feinen Menschen; sie füllen dich an mit der Unendlichkeit des Gedankens und machen dich stark und dein Auge hell für das Leben. Gute Bücher streuen Blumen in den Alltag, trösten dich im Leid und weinen mit dir, wie sie sich mit dir freuen; sie sind Seelsorger und Verkünder des Er­habenen, des Heiligen und Schönen, das die Menschen höher führen soll. Bücher können klug und reich machen, aber auch dumm und bettelarm. Schlechte Bücher kommen unter der Maske des Lockenden und Berauschenden, des Wortgeschelles und der grellen Farbe, oder auch wie Wölfe in Lammkleidern. Der Verkehr mit ihnen ist Gift, das Leib und Seele lähmt, die Augen blöde macht gegen die Wirklichkeit und den Geist verworren und müde, daß du nicht denken kannst und handelst wie ein Betrunkener. Schlechte Bücher ziehen dich in den Staub, daß du blind wirst gegen das über dir und taub gegen das in dir. Bücher, auch die schlechten, sind Freunde; aber die guten gehen mit dir und bleiben bei dir; die schlechten Freunde gesellen sich zu dir in den Stunden der lauten Freude und Lange­weile und verlassen dich in der Schwere und Not, weil sie zu nichts fähig waren, als dich zu belügen. Ein Buch, das dich nicht höher bringen kann, hat keinen Wert für dich. Freunde, die sich dir nur zum Genuß zugesellen, werden sich leicht erschöpfen, und du und sie, ihr werdet euch bald leer fühlen. Bleibe bei den guten QuellenI

Vermischtes.

Aus Baden, 10. Nov. Da sagt man, die Welt wird mit wenig Verstand regiert, und nun höre man, was aus Meckesheim gemeldet wird: Dort lag die Straßenreinigung sehr im argen. Da wurde am Mittwoch durch die Ortsglocke bekannt gegeben, daß am nächsten Tage Ortsbereisung durch eine Gesundheitskommission ftatifinde. Und siehe da: Der bis an die Knöchel reichende Schmutz war in den Morgenstunden verschwunden, und jetzt ver­kündete der Octspolizist, daß die Ortsbereisung vertagt wäre. Hier giygs auch wie dem Schuljungen, den der Lehrer an jenem Tage nicht beachtete:Mutter, heni' Hab' ich mich wieder umsonst gewaschen!"

He Bauer! Kommt her! Man erzählt das folgende Geschichtchen: In dem Hofe eines Bauern in Oberschwaben ging das Glück um. Am Sonntag früh, als der Bauer an nichts dachte, rief ihn der

die See, die im Sonnenschein glänzte und glitzerte. Und die Tränen rollten ungehindert über Karlas Wangen.

Karla, die starke, energische Karl«, weinte!-

VIII.

Am nächsten Nachmittag fand Karla Throndbjem allein zum Ausgehen angekleidet.

Nun. Was ist denn mit dir?" fragte sie Maja.

Entschuldige mich heute, Karla! Bitte! Ich habe so wahnsinnige Kopfschmerzen, daß ich wirklich nicht fortgehen kann."

Dann bleibe ich bei dir," entschied Karla.

Aber, Karla, was denkst du denn? Das dulde ich nicht. Bei dem Wetter Krankenwärterin zu machen? Das darfst du nicht verlangen."

Ach was, Krankenwärterin, wenn ich dir Gesell­schaft leiste!"

Ich wäre heute eine sehr schlechte Gesellschafterin. Und du mußt schon verzeihen, mein Kopf schmerzt mich so, daß ich wirklich gern allein bin."

Also gut. Wenn du nicht anders willst," gab Karla etwas ärgerlich zurück.Aber lange bleibe ich auf keinen Fall weg."

Maja hatte wirklich starke Kopfschmerzen.

Und außerdem war sie sich am Tage vorher so überflüssig vorgekommen, daß der Spaziergang sie gar nicht reizte, wie sehr sie sich auch nach Erich sehnte.

Karla aber hatte beschlossen, die Gelegenheit zu be­nützen, um ein ernstes Wort mit Erich zu reden. Kaum waren sie einige Meter gegangen, so be­gann sie:

Großknecht vom Stalle aus:He Bauer, kommt her!" Und als er in den Stall kam, war der Großknecht Wärterin und die Großmagd Hebamme an derScheck" geworden. Das Ereignis gingkglatt von statten. Ein Kalb war das Ergebnis. Ueber den Zuwachs seines Zustands sich freuend, ging der Bauer einen Schoppen trinken. Die beiden Helfer bei der Kuh hielten sich noch im Stalle auf. Da vernahmen sie ein besonderes Grunzen in dem Stalle des Mutterschweins. Rasch lief der Knecht wieder zum Bauern nach der Schenke und rief:He Bauerl Kommt her!" Als sie ein wenig später den Stall öffneten, krabbelten um die Mutter zehn rosige Fer- kelchen. Wieder ging der Bauer fort, seinen Schoppen auszutrinken und möglichst noch einen dazu. Da meldete sich das dritte Glück. Nun rannte die Großmagd allein fort und kam mit der Hebamme wieder. Nach kurzer Zeit schickte diese den Groß­knecht zum Bauern. Der Knecht ging abermals nach der Schenke und rief:He Bauer! Kommt Herl" Was isch denn jetzt los?" fragte er ärgerlich, wo­rauf der Knecht antwortete:Ich weiß bloß so viel, daß i deßmol net helfe ka!" Darauf ging der Bauer nach Hause während der Großknecht des Herrn Schoppen austrank. Und als der Bauer nach Hause kam, fand er einen strammen Buben in der Wiege. In der Ueberraschung addierte er:Zum Sonntich früah an Bua, an Kalb und zeha Ferkel 'Sisch gnua!"

Das Ende des päpstlichen Weinkellers. Die vor einiger Zeit vorgekommen Ausschreitungen der päpstlichen Schweizergarde haben jetzt noch ein Nachspiel besonderer Art gehabt. Der Weinkeller des Vatikans ist nämlich auf ausdrücklichen Befehl des Papstes Pius X. ausgelöst worden. Pius X. ist strenger Abstinenzler und die Kardinäle seiner Umgebung sind, so behauptet man wenigstens, einer nach dem andern seinem Beispiel gefolgt. Da die Schweizergarde aber hauptsächlich im Zustand mehr oder weniger vorgerückter Trunkenheit ihre Unbot­mäßigkeiten beging, vielleicht auch einen Zugang zu den Schätzen des vatikanischen Weinkellers gefunden hatte, ließ der Papst dessen gesamten Inhalt an Krankenhäuser und Klöster in Italien verteilen. Es ist nicht übertrieben, von den Schätzen des nunmehr der Vergangenheit angehörenden vatikanischen Kellers zu sprechen; er barg in der Tat eine Fülle der edelsten und erlesensten Jahrgänge. Noch der Vor­gänger des jetzigen Papstes, Leo XIII., erhielt aus allen Gegenden der Welt, von Monarchen und ein­fachen Sterblichen, bei vielen Anlässen kostbaren, alten Wein zum Geschenk. So scheinen die Zeiten für immer dahingehen zu sollen, wo jeder Kirchen­fürst es sich angelegen sein ließ, reiche Tafel zu halten und einen guten Tropfen im Hause zu haben.

um noch Aufnahme z» finden längstens bis 8 Uhr morgens aufgegeben werden.

Anreise« --«7 -

Verantwortlich für den redaktionellen Teil: C. Me eh, für das Feuilleton und den Inseratenteil: G. Conradi in Neuenbürg.

Glauben Sie wirklich, daß Maja nur der Kopf­schmerzen halber nicht mitgegangen ist?"

Allerdings."

Ich nicht."

So?"

Jawohl. Jedenfalls macht es ihr keinen Spaß, sich von Ihnen in der Weise vernachlässigt zu sehen, wie Sie es tun."

Das ist nicht wahr."

Was ich mit meinen eigenen Augen sehe, lasse ich mir nicht ausstreiten."

Inwiefern?"

Inwiefern? Das will ich Ihnen sagen. Wenn man Sie in Gesellschaft Ihrer Frau sieht, könnte man meinen. Sie hätten Fischblut in den Adern. Sie weichen jeder Zärtlichkeit von ihr aus. Sie vernach­lässigen sie. Glauben Sie, ich ließe mich von Ihnen malen, wenn Maja mich nicht so darum gebeten hätte? Wenn ich nicht Ihren Argwohn hätte vermeiden wollen, falls es ihr wirklich nicht ausgefallen sein sollte. Aber ich bin überzeugt, daß sie sich zurück­gesetzt, verletzt gefühlt hat. Mich wollen Sie malen. Bei Ihrer jungen Frau ist Ihnen das, wie es scheint, noch gar nicht eingefallen?"

Sie sind doch selbst Künstlerin. Daß ich da in Ihrer Gesellschaft mehr Anregung finde, ist doch selbst­verständlich."

Ach was! Kommen Sie mir doch nicht wieder mit der Künstlerin I Soviel Anregung als bei mir können Sie auch bei Ihrer Frau finden."

(Fortsetzung folgt.)