Tod hätten herbeiführen müssen. Der Staatsanwalt will die Tat der beiden Angeklagten gleich bewertet wissen und betont, daß die beiden Angeklagten den Forstwart Klingler mit Ueberlegung getötet haben. Er beantragt, die Schuldfrage auf Mord zu bejahen und verweist dabei darauf, daß die zahlreichen Forst­beamten im Lande eine gerechte Sühne der Tat er­warten. Dann kam noch der Verteidiger des An­geklagten Mack zum Wort, der auf die Möglichkeit hinwies, daß beim Ringen mit dem Forstwart dem Mack das Messer aus der Tasche gefallen sein könne, und daß dieser im Affekt gehandelt habe. Der Verteidiger bittet die Frage des Todschlags zu ver­neinen und nur die Frage nach gefährlicher Körper­verletzung zu bejahen. Der Vertreter der Anklage blieb dabei, daß die Tat als eine überlegte anzu­sehen sei und daß beiden der Schuß zur Last zu legen sei. Der Staatsanwalt sprach es offen aus, daß die Todesstrafe in diesem Falle für die jugend­lichen Angeklagten der Wilderei und des qualifizierten Totschlags schuldig. Der Staatsanwalt hielt seine Ueberzeugung, daß Ruck geschossen habe, aufrecht, und beantragte gegen ihn 15 Jahre Zuchthaus und gegen Mack 13 Jahre Zuchthaus. Das Urteil lautete gegen Mack auf 10 Jahre 7 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, gegen Ruck auf 12 Jahre 1 Monat Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Je 3 Monate Untersuchungshaft gehen ab.

Stuttgart, 11. Nov. Der Verband Württ. Gewerbevereine hielt unter dem Vorsitz von Flaschnermeister Lorenz-Stuttgart eine Landes­ausschußsitzung hier ab, in der mitgeteilt wurde, daß der Beschluß des Ellwangener Verbandstags betr. Einführung der Verbandszeitung nunmehr durchge- sührt sei. Die Satzungen für die Krankenunter- stützungskasse wurden einstimmig genehmigt, dagegen der Ausbau dieser Kasse zu einer Sterbekasse ab- gelehnt. Weiter wurde beschlossen, an verdiente Mitglieder für 25jährige Tätigkeit in den Vereinen eine Ehrenplakette zu verleihen. Der nächste Ver­bandstag wird in Waiblingen gehalten. Der Beitritt zum Hansabund wurde aus politischen Gründen abgelehnt. Für das Erholungsheim, dem jetzt auch die Reutlinger Handwerkskammer beilrat, stehen größere Beiträge in Aussicht.

Stuttgart, 12. Novbr. Der Verband württ. Gewerbevereine und Handwerkervereinigungen ist an die Handwerkskammer mit dem Ersuchen um eine Beihilfe zu dem geplanten Handwerker-Erhol­ungsheim herangetreten. Durch einstimmigen Beschluß wurde für diesen Zweck ein jährlicher Bei­trag von 1000 in stets widerruflicher Weise mit Wirkung vom 1. April 1914 ab bewilligt. Eine Bitte desselben Verbandes um einen Beitrag zu seiner Verbandszeitung wurde zunächst abgelehnt; wenn aber die übrigen Kammern zu solchen Bei­trägen bereit sein sollten, so würde auch die Stutt­garter Kammer in neue Verhandlungen eintreten. Der Abmangel des nächstjährigen Haushalts wird durch eine Umlage in Höhe von 50 000 ^ gedeckt werden.

Stuttgart, 12. Okt. Der bekannte französische Kunstflieger Pegoud, dessen Sturzflüge auch in den deutschen Städten Dresden, Berlin und Hannover so Aufsehen erregt haben, kommt vielleicht nach seinen Gastflügen in Frankfurt a. M., die am 14. und 16. November statifinden, nach Stuttgart, um auf dem Wasen an 2 Tagen dem Stuttgarter Publikum seine Kunst vorzuführen. Seit einigen Tagen steht der Vorsitzende des Württ. Flugsportklubs Alfred Dier- lamm mit dem Franzosen in Unterhandlung, die zu dem Ergebnis geführt hat, daß Pegoud hier auftritt, wenn ihm die verlangte Summe von 50000 Mark bezahlt wird. Der Württ. Flugsportklub wird nun besorgt sein, die 50 000 Mk. vollends zusamryen- zubringen, so daß die Stuttgarter nicht nötig haben werden, nach Frankfurt a. M. zu reisen, um sich die sensationellen Flüge Pegouds ansehen zu können.

Stuttgart, 12. Noo. Eine große Anzahl hiesiger Personen erhielt gestern ein mit dem Post­stempel „Manchester" versehenes unfrankiertes Schreiben zugestellt. Der Inhalt stellte sich nach Erlegung von 40 Pfg. Strafporto durch den ahn­ungslosen Empfänger als ein in nicht wiederzugeb­enden Ausdrücken gehaltenes Schmähschreiben auf die christliche Religion, zumal die Person ihres Stifters, heraus. Unterzeichneter ist ein „Professor" Pavloff. Es erübrigt sich, auf das in unbeholfenem Deutsch von offenbar nicht zurechnungsfähiger Hand verfaßte Schriftstück einzugehen. Dagegen liegt es im öffentlichen Interesse, zu warnen vor der Ent­gegennahme unfrankierter Sendungen aus dem Aus­lande von unerhellter Herkunft.

Stuttgart, 13. Noo. Gestern und vorgestern waren für unser Land zwei ausgesprochene Regen» tage. Die tags und nachts über fast ununter­brochenen Niederschläge an den beiden Tagen ergaben bei den Messungen folgende hohe Beträge: Stuttgart 42,0 mw; Freudenstadt 92,2 mm (am 12. Novbr. morgens gemessen 64,0 mm, am 13. 28,2 mm); Wart, OA. Nagold, am t2. 35,0 ww; Friedrichs­hafen 16 0 mm (am 12. kein Niederschlag, am 13. 16,0 mm).

Plochingen. 13. Novbr. Der Neckar ist bis gestern abend fortgesetzt gestiegen und hat bei Allbach verschiedene niedere Stellen unter Wasser gesetzt. Die Baggerei dort mußte ihren Betrieb ein- stellen. Im Laufe der Nacht wurde der Höhepunkt des Wassers erreicht.

Heilbronn. 13. Novbr. Infolge des in den letzten Tagen niedergegangenen Regens führt der Neckar Hochwasser. Weiteres Steigen ist wahr­scheinlich.

Freudenstadt, 13. Novbr. Der Regen, der am Dienstag früh eingesetzt hat. hielt bis heute nacht ununterbrochen mit unverminderter Kraft an. Die Schwarzwaldflüffe sind hoch angeschwollen und teilweise über ihre Ufer getreten. Die Murg hat einen „Gieß", der nach altem Recht den Talbewoh­nern den Fischfang gestattet. Erft heute ist wieder trockenes Wetter eingetreten.

Tuttlingen, 13. Nov. (Zur Landtagsersatz' wähl.) Die Landesleitung der Nationalliberalen Partei hat mit der Volkspartei bezüglich der Land­tagsersatzwahl ein Abkommen getroffen, wonach die Nationalliberale Partei keinen Kandidaten aufstellt, sondern gleich im ersten Wahlgang den Kandidaten der Volkspartei, Stengelin. unterstützt. Der vom Zentrum in Aussicht genommene Kandidat, Schult­heiß Hinkele in Wurmlingen, der seine Zusage nur vorbehältlich der Zustimmung der bürgerlichen Kol­legien von Wurmlingen erteilt hatte, hat nunmehr, einem einstimmig gefaßten Beschluß dieser Kollegien folgend, die Kandidatur abgelehnt.

Oberndorf, 12. Nov. Die Zahl der Wähler für die am 3 Dezember stattfindende Ortsvor­steherwahl beträgt 665, gegen 250 mehr als bei der letzten Wahl im Jahre 1899. In den letzten Wochen haben noch 117 Einwohner der Stadt das Wahlbücgerrecht neu erworben. Wie man hört, haben sich zehn Bewerber um die Stadtschultheißen­stelle gemeldet.

Oberndorf a. N.. 13. Nov. Um die hiesige Stadtschultheißenstelle haben sich folgende zehn Kandidaten beworben: Ratschreiber Ruck Schramberg, Ratschreiber Heckler-Schramberg, Schultheiß Zwick- Obernheim O/A. Spaichingen, Stadtkassier Gschwend- Heilbronn, Gaswerkoerwalter Hagenmaier-Rottweil, Sliftungsreoisor Münst-Rottenburg. Polizeikommissär. Möschenmoser-Gmünd. Oberamtssparkassenkontrolleur Göser-Heidenheim. Hauptkassier Mauz-Horb und Ratschreiber Löffelhardt-Schwenningen,

Tübingen, 12. Nov. Der aus Lustnau ge­bürtige Kaufmann Friedrich Rickert in Tübingen ist von der Anklage, ein ihm und seinem Schwager Weimer gehöriges Haus im August und im September, also zweimal, in Brand gesteckt zu haben, vom Schwurgericht freigesprochen worden. Die Un­wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs der beiden innerhalb 11 Tagen ausgebrochenen Brände wurde von den Sachverständigen nachgewiesen.

Böblingen, 13. Nov. In Ehningen im Gäu versuchte der ledige Steinbrecher Karl Theurer seine Geliebte, ein 26 Jahre altes Mädchen, namens Klein, zu erstechen und brachte sich hierauf selbst schwere Verletzungen bei. Die beiden wurden ins Krankenhaus gebracht. Der Grund der Tat soll in verschmähter Liebe zu suchen sein.

Vaihingen a. E.. 13. Nov. In den Diensten des Fabrikanten Kaltschmidt steht der Jagdaufseher Arnold in Oberriexingen, der den Wilderern schon lange unbequem geworden ist. Frau Fabrikant Kaltschmidt erhielt am 10. November einen Brief, worin sie und ihre Familie mit dem Tod bedroht wird, falls der Jagdaufseher nicht entlassen werde. Auch Arnold selbst hat schon vor längerer Zeit einen Drohbrief erhalten mit der Aufforderung, aus seinem Dienst auszuscheiden. Wie erst jetzt bekannt wird, wurden am vorigen Sonntag abend vier scharfe Schüsse in das beleuchtete Wohnzimmer Arnolds abgefeuert, wo dieser mit seiner Frau und einem 12 jährigen Kinde weilte. Die Schüsse gingen zum Glück fehl. Die Untersuchung richtet sich gegen mehrere der Wilderei verdächtige Burschen, hat aber bis jetzt noch nichts weiter zu Tage gefördert.

Lorch, 12. Novbr. Die Leiche des bei dem Brand in Plüderhausen in den Flammen um­gekommenen fünf Jahre alten Knaben des

Fabrikarbeiters Fritz ist bei den Asfräumungsarbeiten nicht gefunden worden, sodaß anzunehmen ist, daß der Körper vollständig verkohlt ist. Der 13 jährige Bruder des ums Leben gekommenen Knaben konnte erst nach mehreren Stunden dank der Bemühungen der Aerzte wieder ins Leben zurückgerufen werden.

Hall, 13. November. Schultheiß Kaiser in Rieden hat eine polizeiliche Strafverfügung gegen zwei Ortseinwohner diesen nicht eröffnet, sondern zwecks Unterbrechung der Verjährung selbst unter­schrieben. sowie die Unterschriften als richtig be­urkundet. Ec wurde deshalb zunächst vom Amt suspendiert und jetzt von der Strafkammer zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Von der An­klage der Strafentziehung wurde er freigesprochen.

Untertürkheim, 13. Noo. Die am Samstag auf ihrer weiten Reise von Straßburg nach Berlin, von dort über Königsberg nach Wien, schließlich über München nach Augsburg und dann mit ihrem Doppeldecker hier gelandeten Straßburger Flieger- offiziere Carganico und Friedberg unternahmen heule in der Mittagsstunde einen Probeflug, der sie u. a. auch über Stuttgart führte und überall großes Aufsehen erregte. Der Flug endete mit einer glatten Landung auf dem Wasen.

Freudenstadt. 12. Noo. (Hohes Alter.) Daß in der Fceudenstädter guten Luft die Menschen gesund bleiben und alt werden, beweist unter anderen durch ihr Alter ehrwürdigen Personen Frau Pfarrer Friederike Katharine Barth, die in diesen Tagen bei guter Gesundheit ihren 94. Geburtstag feiern durfte. Sie hat nach dem Tode ihres Mannes vor 60 Jahren ihren Wilwensitz hier genommen, wo auch ihre beiden Töchter im Alter von 75 und 71 Jahren leben.

Langenargen, 12. Nov. Auf der Lehens­burg oberhalb Langenargen wurden in der letzten Zeit unter Leitung von Professor Dr. Gößler aus Stuttgart umfangreiche Grabungen ausgesührt, die das Ergebnis hatten, daß die Reste einer kunstvoll angelegten Ringburg aus dem 6. Jahrhundert vor Christus bloßgelegt und weiterhin auch ein Römer­bad aufgedeckt wurde.

Friedrichshafen, 12. Nov. Die Probe­fahrten mit dem neuen Militärluftschiff „Z. 6" sind zufriedenstellend verlaufen. Das Luftschiff wird Ende dieser Woche von hier nach Gotha übergeführt werden. Die weiteren Uebungs- und Abnahmefahrten werden von dort aus unter Leitung von Hauptmann George statifinden.

Friedrichshafen, 13. Novbr. Einen neuen Weltrekord stellte der Pilot Schirrmacher auf, indem er mit 2 Passagieren 6 Stunden 16 Minuten über dem Bodensee flog und eine Höhe von 1100 Metern erreichte.

Stuttgart, 12. Nov. (Mo st ob st markt aus dem Nordbahnhof.) Laut marktamtlicher Zusammenstellung waren heute im ganzen 426 Wagen zum Verkauf ausgestellt. Neu zugeführt waren 34l Wagen. Nach auswärts wurden 134 Wagen verkauft. Kleinverkauf: 3.80—4.50 Markt­

lage: Infolge anhaltendem Regenwetter etwas ruhiger.

Slus StaSt, Bezirk uns Umgebung.

§. Conweiler, 13. Nov. (Schultheißen­wahl.) Gestern abend fand Bürgerversammlung statt. Von 256 Wahlberechtigten waren nur 107 anwesend, weshalb die Versammlung als ergebnislos zu betrachten ist.

Handwerkskammer Reutlingen. Beiden im September, vereinzelt auch im Oktober ds. Js. stattgefundenen Gesellenprüfungen haben aus dem Oberamtsbezirk Neuenbürg folgende Lehr­linge die Prüfung mit Erfolg abgelegt: Ludwig Wurster. Schneider aus Zainen. Gde. Maisen­bach; Karl Kull, Wagner aus Moosbronn.

Pforzheim, 12. Novbr. Die Goldarbeiter Ludw. Kluge und Emil Scholl von hier hatten sich vor Gericht zu verantworten, weil sie für weit über 8000 aus hiesigen Fabriken gestohlenes Edelmetall an verschiedene Goldschmiede billig ver­kauften und verwerteten. Bei einer Haussuchung fand man zudem bei Kluge für über 4000 Mk. Uhren- und Schmucksachen von einem Einbruch in Kiel. Er erhielt 2^/2 Jahre Zuchthaus, Scholl 2 Jahre 10 Monate Zuchthaus.

Pforzheim, 13. Nov. Der Vorfall am Sonn­tag nacht, als der 26jährige, ledige Goldarbeiter Herm. Alb. Dittler, Sohn eines hiesigen Fabri­kanten hier, in einem Hausgang bei einem Mädchen stand und von einem Wächter zur Rede gestellt würde, hat böse Folgen gehabt. Bekanntlich hat Dittler den Wächter Krauter mit dem Farren- schwanz geschlagen, worauf Krauter schoß. Die Schußwunde Dittlers in den Bauch schien erst un­gefährlich. Jetzt ist aber Dittler heute nacht im